2021
Kommen Sie ins Rettungsboot: In der Kirche sind Sie in Sicherheit
September 2021


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Kommen Sie ins Rettungsboot: In der Kirche sind Sie in Sicherheit

Seien wir nicht wie die Fahrgäste auf der Titanic, die nicht ins Rettungsboot steigen wollten, weil sie davon ausgingen, die Titanic könne gar nicht sinken!

Illustration eines Mannes, der die heiligen Schriften als Floß benutzt

Als die Titanic 1912 zu ihrer Jungfernfahrt aufbrach, hieß es, sie sei unsinkbar. Anders als alle anderen Schiffe damals war der Rumpf in voneinander getrennten Abteilungen konstruiert worden. Gab es irgendwo ein Loch, würde sich nur diese eine Abteilung mit Wasser füllen und das Schiff als Ganzes sollte sich daher über Wasser halten können. Als die Titanic jedoch im Nordatlantik mit einem Eisberg kollidierte, durchlöcherte dieser gleich viele Abteilungen. Das Schiff begann folglich zu sinken.

Der Kapitän forderte alle Fahrgäste auf, sich zu den Rettungsbooten zu begeben, doch viele Passagiere waren der Ansicht, dass keine echte Gefahr bestehe. Sie dachten, der Kapitän sei bloß übervorsichtig und würde bald ankündigen, dass das Problem gelöst sei und sie zurück in ihre Kajüten gehen könnten. Sie sahen keinen Grund, ein Schiff zu verlassen, das mit schönen Lichtern beleuchtet war und auf dem nach wie vor das Orchester spielte. Irgendwann kippte das vermeintlich unsinkbare Schiff gefährlich zur Seite und begann unterzugehen. Nun wollte jeder in ein Rettungsboot.

Doch da war es dann schon zu spät.1

2019 verkündeten einige: „Nichts kann die Weltwirtschaft aufhalten! Die Arbeitslosenquoten sind weltweit so niedrig wie noch nie.“ Dann kam ein Virus, das so klein ist, dass wir es nicht einmal sehen können, und änderte alles. Es wurden nicht nur Millionen Menschen krank, von denen viele starben, sondern viele verloren auch ihren Arbeitsplatz. Angst griff um sich. Wie die Titanic kippte die Welt, aber die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage befanden sich sicher und geborgen im Rettungsboot.

Dann trat etwas Interessantes ein: Viele hielten Ausschau nach dem Rettungsboot „Kirche“. Die Generalkonferenzen im April und Oktober 2020 wurden von mehr Menschen als je zuvor verfolgt – von Millionen mehr. Während der Pandemie erkannten viele Menschen, dass sie das brauchten, was das Rettungsboot zu bieten hatte: Gottesglauben, die Wertschätzung für organisierte Religion und den Glauben an Jesus Christus.

Gottesglaube

Vor kurzem ergab eine internationale Studie, dass sich mehr junge Menschen als je zuvor als Atheisten bezeichnen. Sie meinen, ein guter, ehrbarer und anständiger Mensch könne man auch ohne Gottesglauben sein.2 Das Problem dabei ist Folgendes: Gott hat uns wohl die Freiheit gegeben, an ihn zu glauben oder nicht, aber zu behaupten, das mache keinen Unterschied, ist verkehrt. Unser Gottesglaube wirkt sich darauf aus, wie wir uns und andere sehen und auch behandeln.

Studien zeigen, dass Gläubige in Krisenzeiten viel besser zurechtkommen als Menschen, die nicht an Gott glauben.3 Gläubige sind glücklicher und eher bereit, für wohltätige Zwecke zu spenden.4 Während der Pandemie suchten viele in einer Zeit enormer Isolation und Zerrüttung nach innerem Frieden und stellten die Frage nach dem Warum. Die Gläubigen bewahrten sich dabei eher ihre hoffnungsvolle und lebensbejahende Haltung.5

Brett G. Scharffs ist Rechtsprofessor an der Brigham-Young-Universität. Wenn seine Kollegen von anderen Universitäten merken, dass er ein tiefgläubiger Mensch ist, wird er manchmal gefragt: „Aber was, wenn Sie sich irren und Gott gar nicht existiert?“

Seine Antwort lautet stets: „Ich falle gern diesem Irrtum anheim, wenn das gleichzeitig aber auch bedeutet, dass ich davon ausgehen darf, dass jeder Mensch ein Kind Gott ist, erschaffen als sein Abbild und mit dem Potenzial, ein Wesen zu werden wie unser vollkommener und vollkommen liebevoller Gott – und ich sie daher auch so behandeln darf. Ich würde eher den Fehler begehen, einem Universum, das gleichgültig und ohne Sinn und Zweck ist, Bedeutung und Liebe zuzumessen, als andersherum. Und außerdem glaube ich nicht, dass ich mit meiner Annahme falsch liege.“6

Organisierte Religion

Gruppe von jungen Erwachsenen bei einer Aktivität

Viele Menschen glauben an Gott, jedoch nicht an eine Form der organisierten Religion. Sie sagen von sich: „Ich bin geistig gesinnt, aber nicht religiös.“ In der Regel erkennt so jemand Gottes Existenz an, will aber nicht, dass Gott irgendetwas von ihm verlangt, ihm Gebote gibt oder von ihm erwartet, dass er sich ändere.

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, dass die geistige Gesinnung – etwas zutiefst Persönliches – vielleicht alles wäre, was wir bräuchten, wenn wir allein auf einem Berggipfel lebten. Wir leben allerdings im Familienverband und sind Teil einer Gemeinschaft und der Gesellschaft. Deshalb brauchen wir die institutionalisierte Religion – um nämlich in der Gruppe die geistige Gesinnung zu üben.7

Es ist ziemlich einfach, allein auf einem Berggipfel zu sitzen und zu sagen: „Ich habe alle Menschen lieb.“ Aber sagen Sie das mal, wenn Sie in Eile sind und das Auto vor Ihnen im Schneckentempo dahinkriecht. Dann will man am liebsten hupen und den Fahrer anschreien. In diesem Moment brauchen wir die Normen und Maßstäbe kirchlicher Religiosität, um „Berggipfel-Ideale“ wie Liebe auch in einer konkreten Situation umzusetzen, wo einem nicht unbedingt nach liebevollem Umgang zumute ist. Die kirchliche Institution hilft dabei.

Manche Menschen sehen keine Notwendigkeit für religiöse Institutionen, fordern aber Institutionen wie Schulen, Städte, Geschäfte, Flughäfen oder Krankenhäuser. Sie sehen Vorteile darin, in die Institution Krankenhaus zu gehen, wo es bestimmte Regeln und Erwartungen gibt. Die gleichen Vorteile sehen wir in unserer Organisation Kirche.

Weil wir dieser organisierten Religion angehören, sind wir und unsere Lieben in allen Teilbereichen unseres Lebens gesegnet. Weil die Kirche eine Institution ist, können wir uns gemeinsam besser um andere kümmern, als wir es alleine je könnten. Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel hat aufgezählt, dass die Kirche während der Pandemie im Jahr 2020 an über 1000 humanitären Hilfsprojekten in mehr als 150 Ländern beteiligt war. Wir haben Millionen von Bedürftigen mit Lebensmitteln und anderen Bedarfsgütern versorgt. Niemand hätte das allein schaffen können, aber wir haben es gemeinsam geschafft – eben weil wir eine organisierte Religion haben.8

Glaube an Jesus Christus

Manche Menschen glauben an Gott und gehören einer Kirche an, aber sie haben keinen Glauben an Jesus Christus. Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel hat auf der Generalkonferenz der Kirche im Oktober 2020 berichtet, dass sich in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich mehr Menschen vom Christentum abwenden werden, als sich ihm anzuschließen.9

Es ist nichts Ungewohntes mehr, in den sozialen Medien Beiträge zu sehen, in denen Christus und die Christen verunglimpft werden. Wollen wir dem Erretter den Rücken kehren, weil es nicht mehr angesagt ist, ihm nachzufolgen? Wollen wir nicht länger für das Christentum eintreten, weil uns das zur Zielscheibe des Spotts macht? Wohl eher schon.

Einer Studie zufolge haben sich während der Corona-Pandemie im Sommer 2020 etwa zwölf Prozent der Familien, die nicht der Kirche Jesu Christi angehören, vermehrt der Religion zugewandt, wohingegen 62 Prozent der Familien, die der Kirche angehören, ihre Religionsausübung noch gesteigert haben.10 Diesen Familien ist bewusst, dass die vorherrschende Meinung nichts an der Wahrheit ändert. Jesus Christus ist der Erretter der Welt. Er steht im Rettungsboot am Steuer. Er hat gesagt: „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.“ (Matthäus 5:11.)

Anderen helfen, das Rettungsboot zu finden

Als ein paar Passagiere von der Titanic in die Rettungsboote steigen wollten, hielten die anderen sie für verrückt. Die ersten Rettungsboote fuhren sogar mit etwa zur Hälfte freien Sitzplätzen ab. Als die Titanic jedoch kippte, erkannten die Menschen den Wert der Rettungsboote. Wenn die Welt kippt, fangen manche an, mehr über Gott nachzudenken, erkennen den Wert organisierter Religion und vertiefen ihren Glauben an Jesus Christus.

Jetzt ist nicht die Zeit, um auf die Titanic zurückzukehren. Es ist an der Zeit, im Rettungsboot zu bleiben – und das ist die Kirche Jesu Christi – und anderen zu helfen, das zu finden, was ihnen fehlt.

Anmerkungen

  1. Siehe Susan Wels, Titanic: Legacy of the World’s Greatest Ocean Liner, 1997

  2. Siehe Christine Tamir et al., „The Global God Divide“, Pew Research Center, 20. Juli 2020, pewresearch.org

  3. Siehe Jacqueline Ruth Mickley et al., „God and the Search for Meaning among Hospice Caregivers“, Hospice Journal, 13. Jahrgang, Nr. 4, 1998, Seite 1–17

  4. Siehe Pew Research Center, „Religion’s Relationship to Happiness, Civic Engagement and Health Around the World“, 31. Januar 2019, pewforum.org; Arthur C. Brooks, „Religious Faith and Charitable Giving“, Policy Review, 1. Oktober 2003, hoover.org

  5. Siehe Mei-Chung Chang et al., „The Effect of Religion on Psychological Resilience in Healthcare Workers during the Coronavirus Disease 2019 Pandemic“, Frontiers in Psychology, 12. Jahrgang, März 2021, frontiersin.org

  6. Siehe Brett G. Scharffs, „Audacious Faith: Appreciating the Unique Power and Singular Appeal of LDS Doctrine“, Forumsrede an der Brigham-Young-Universität, 18. Oktober 2016, Seite 12, Anmerkung 19, speeches.byu.edu

  7. Siehe Jeffrey R. Holland, „Religion: Bound by Loving Ties“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 16. August 2016, Seite 2, speeches.byu.edu

  8. Siehe Gerrit W. Gong, „Tapfer im Zeugnis von Jesus“, S&I-Andacht für junge Erwachsene in aller Welt, 10. Januar 2021, www.churchofjesuschrist.org/study/broadcasts/miscellaneous-events/2020/01/12gong?lang=deu

  9. Siehe Neil L. Andersen, „Wir reden von Christus“, Liahona, November 2020, Seite 88

  10. Angaben von W. Justin Dyer, Präsentation für die Präsidentschaften der Jungen Männer und der Jungen Damen der Kirche, Januar 2021