2022
Bei richtungsweisenden Entscheidungen Gott siegen lassen
Januar 2022


Nur online: Junge Erwachsene

Bei richtungsweisenden Entscheidungen Gott siegen lassen

Da uns im Leben doch so viele Möglichkeiten offenstehen – wie können wir wissen, ob wir uns auf dem Weg befinden, mit dem der Vater im Himmel einverstanden ist?

Eine Frau blickt auf verschiedene Wege, Illustration

Warst du wegen einer Entscheidung schon jemals wie gelähmt? In solchen Augenblicken denkt man leicht: „Was, wenn ich die falsche Entscheidung treffe und das Werk, das der Vater im Himmel für mich auf Erden vorgesehen hat, dann nicht vollbringe?“

Wir hören oft, dass uns der Vater im Himmel auf unserem Lebensweg führen kann. Aber wie befolgen wir dann den Rat Präsident Russell M. Nelsons, uns „dafür [zu] entscheiden, Gott in unserem Leben siegen zu lassen“, uns „dafür [zu] entscheiden, Gott den größten Einfluss in unserem Leben zu gewähren“1 – und nehmen unser Leben trotzdem selber in die Hand und treffen eigene Entscheidungen? Schreibt uns der Vater im Himmel unseren Lebensweg vor? Legt er fest, was wir tun oder wie unser Alltag aussehen soll?

Obwohl Gott natürlich diesen großen Plan des Glücklichseins hat, der es uns ermöglicht, wieder zu ihm zurückzukehren und bei ihm zu wohnen, steuert er nicht alle Bereiche unseres Lebens. Er möchte, was Erwartungen und Ziele im Leben angeht, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen.

Dabei sollten wir allerdings diese Punkte nicht außer Acht lassen:

Entscheidungsfreiheit ist ein Geschenk

Da uns so viele mögliche Lebenswege offenstehen, kann Entscheidungsfreiheit beängstigend oder erdrückend wirken. Manchmal hatte ich solche Angst davor, mich „falsch“ zu entscheiden, dass ich regelrecht festsaß und unfähig war, weiterzukommen oder Fortschritt zu machen.

Aber in dem Maß, wie ich lernte, dem Vater im Himmel und mir selbst zu vertrauen, lernte ich auch schätzen, dass uns gewährt ist, für uns selbst zu handeln (siehe 2 Nephi 2:16).

Obwohl wir also Entscheidungsfreiheit haben, sollten wir uns bei einschneidenden Entscheidungen doch immer mit dem Vater im Himmel beraten und herausfinden, was sein Wille ist. Dann kann er uns nämlich gute Wege weisen. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Wir müssen darauf achten, dass wir die Hand des Herrn nicht übersehen, wenn er sie uns entgegenstreckt und uns beistehen will.“2 Doch wenn wir rechtschaffen leben, geht Gott davon aus, dass wir von unserer Entscheidungsfreiheit weise Gebrauch machen und auf dem Weg der Bündnisse unserem rechtschaffenen Streben nach Freude folgen.

Wir können uns dafür entscheiden, Gelegenheiten wahrzunehmen

Ich habe einen Freund, der sich aufgrund persönlicher Probleme gegen eine Mission entschieden hat. Jahre später war er jedes Mal verwirrt und verzagt, wenn er eine Zeile in seinem Patriarchalischen Segen las, in der davon die Rede war, dass er die Gelegenheit haben werde, auf Mission zu gehen. Es kam ihm so vor, als habe er etwas vermasselt, was Gott für ihn bereitgehalten hatte, und das verunsicherte und beschämte ihn in Hinblick auf seine Zukunft.

Doch als er sich gebeterfüllt mit der Situation auseinandersetzte, wurde ihm klar, dass das Schlüsselwort in seinem Patriarchalischen Segen Gelegenheit war. Der Vater im Himmel fordert uns liebevoll auf, ihm zu gehorchen und in jeder Lebenslage gute Gelegenheiten zu ergreifen.

Und wenn wir eine Gelegenheit versäumen? Oder wenn wir nicht all seine Aufforderungen annehmen?

Dank des Erretters eröffnen sich uns glücklicherweise immer wieder neue Gelegenheiten zum Dienen und zur persönlichen Entwicklung.

Der Vater im Himmel ist ein Gott der Vergebung und der Liebe. Der Prophet Jesaja hat dies so zum Ausdruck gebracht: „Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.“ (Jesaja 55:7.)

Ob solche neuerlichen Gelegenheiten nun darin bestehen, dass wir umkehren und auf den Weg der Bündnisse zurückkehren oder einfach eine Herzenswandlung erleben und Gott in unserem Leben abermals siegen lassen – jedenfalls ist es so, wie Elder Thierry K. Mutombo von den Siebzigern zum Ausdruck gebracht hat: „Wenn wir uns entschließen, Christus nachzufolgen, entschließen wir uns, uns zu ändern.“3

Mein Freund war vielleicht nicht auf Mission, aber er hat seinen Glauben an Christus vertieft und ist willens, sich einzubringen, wenn sich ihm eine Gelegenheit bietet oder er eine Berufung erhält. Zudem hat er Freude und Erfüllung darin gefunden, gute Entscheidungen zu treffen und sich von Gott führen zu lassen.

Wir sollten flexibel sein und nach Offenbarung streben

Ich glaube, viele von uns legen sich in der Jugend so etwas wie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Leben zurecht. Nehmen wir mich zum Beispiel: Mein Plan war, im Gesundheitswesen zu arbeiten, mit 21 zu heiraten, im Alter von 30 schon eine Handvoll Kinder zu haben und – während ich meine ach so vollkommenen Kinder im Evangelium großziehe – ein glückliches und unbeschwertes Leben zu führen.

(Bitte jetzt lachen.)

Und jetzt kommt das, wohin mich mein Lebensweg tatsächlich geführt hat, weil ich mir zutraue, gute Entscheidungen zu treffen, Gelegenheiten wahrnehme, Eingebungen befolge und Gott siegen lasse:

  • Ich bin Schriftstellerin. Beim Anblick von Blut und Nadeln wird mir übel.

  • Ich habe erst mit 27 geheiratet (und dann noch mitten in der Pandemie). Und ich habe jemanden geheiratet, den ich schon seit zehn Jahren kenne, obwohl ich in der Zwischenzeit auch mit anderen Leuten ausgegangen bin.

  • Ich habe eine schmerzhafte und chronische Erkrankung, die mir das Leben mitunter schwermacht. Diese Erkrankung hat bei mir auch zu Unfruchtbarkeit geführt, wodurch die Möglichkeit, je ein Kind zu bekommen, mit einem großen Fragezeichen versehen ist.

Doch dadurch, dass ich mich um Führung an den Vater im Himmel wende, habe ich Freude gefunden, auch wenn meine Lebensumstände sehr von meinen ursprünglichen Vorstellungen abweichen. Und ich glaube daran, dass letzten Endes eine vielversprechende Zukunft vor mir liegt.

Es ist gut, Hoffnungen und Erwartungen zu haben, die zu Wachstum und Erfüllung führen. Aber wenn man bei diesen Erwartungen anpassungsfähig und für Veränderungen offen ist, kann man in allen Lebensumständen Freude finden.

Das Leben läuft nicht immer genau so, wie wir uns das wünschen oder es erwarten, aber wir können den Glauben ausüben, dass der Vater im Himmel uns weiterhin auf gute Gelegenheiten und Freude hinweist. Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: „Alles Gute im Leben – jeder erdenkliche Segen von ewiger Tragweite – beginnt mit Glauben. Gott in unserem Leben siegen zu lassen, beginnt mit dem Glauben daran, dass er bereit ist, uns zu leiten.“4

Der Vater im Himmel wünscht sich, dass wir Freude haben

Da uns so viele mögliche Wege offenstehen, gibt es auf unserem Lebensweg ständig neue Wendungen. Was zählt, ist, dass wir daran denken, uns bei unseren Entscheidungen mit dem Vater im Himmel zu beraten, und dass wir auf dem Weg der Bündnisse bleiben. Wenn wir Gott siegen lassen, traut er uns immer mehr zu, dass wir eine erfüllende Richtung einschlagen, die uns zurück zu ihm führt, und dass wir unterwegs gute Entscheidungen treffen. Jesus Christus und er möchten, dass wir Freude haben, eigene Entscheidungen treffen, Fortschritt machen und uns dem widmen, was wir gerne tun (siehe 2 Nephi 2:25).

Und wenn Erwartungen nicht in Erfüllung gehen, können wir Gott siegen lassen, indem wir auf ihn vertrauen, unsere Bündnisse halten und im Glauben handeln. Dies führt dann stets zu mehr Erfüllung, mehr Glück und mehr Gelegenheiten, als wir jemals für möglich gehalten hätten.

So war es auch bei mir.

Anmerkungen

  1. Russell M. Nelson, „Lassen Sie Gott siegen“, Liahona, November 2020, Seite 93

  2. Jeffrey R. Holland, „The Will of the Father in All Things“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 17. Januar 1989, Seite 7, speeches.byu.edu

  3. Thierry K. Mutombo, „Dann seid ihr wirklich frei“, Liahona, Mai 2021, Seite 52

  4. Russell M. Nelson, „Christus ist auferstanden; Glaube an ihn versetzt Berge“, Liahona, Mai 2021, Seite 102