2022
Gut vorbereitet in den Ruhestand
Januar 2022


In Treue altern

Gut vorbereitet in den Ruhestand

Mit der richtigen Planung kann der Ruhestand eine Zeit der Freude, der Erfüllung und des Dienens sein.

older woman thinking about retirement needs

Illustrationen von Carolyn Vibbert

Wenn wir in den Ruhestand gehen und von den Zwängen der täglichen Erwerbstätigkeit befreit sind, kann uns dies ein Gefühl von Freiheit und mehr Zeit für Freizeitaktivitäten und das Beisammensein mit der Familie verschaffen. Darüber hinaus können wir uns mehr Zeit für Familiengeschichte, Tempelarbeit und andere Projekte nehmen, die uns Freude bereiten. Wenn wir jedoch ständig besorgt um die Finanzen sind, uns Sorgen machen, ob wir genügend zu tun haben, oder uns anderweitig nicht richtig vorbereitet haben, verursacht der Ruhestand vielleicht Stress und Beklemmungen.

Ganz gleich, ob Sie schon bereit für den Ruhestand sind oder er sich ungefragt anschleicht – ein Blick auf die Erfahrungen, die andere damit gemacht haben, kann Ihnen zu einem reibungsloseren Übergang verhelfen.

Wie steht es um Ihre Finanzen?

Julie (alle Namen geändert) war schlau. Mit Mitte 30 legte sie einen Sparplan an und zahlte eisern ein. „Wenn man mit seinen Kindern oder Enkeln über Geld spricht, sollte man sie darauf hinweisen, mit dem Sparen zu beginnen, solange sie noch jung sind“, meint sie. „Auf diese Weise kommt im Laufe der Zeit einiges zusammen, und die Zinsen tun ihr Übriges.“

Doch Julies oberste Regel lautet: „Immer zuerst den Zehnten zahlen!“ Im Laufe der Jahre, sagt sie, „hat der Herr mir die Schleusen des Himmels so oft geöffnet, dass ich es gar nicht zählen kann“ (siehe Maleachi 3:10). Sie zitiert Präsident Russell M. Nelson: „Ihre Investitionen in den Zehnten werden Ihnen eine kontinuierliche Dividende einbringen – im Diesseits wie im Jenseits.“1

Julie lebt in Kalifornien und hat eine Krankenversicherung, die für die Kosten der Krankheit ihres Mannes mit aufkam. Sie legte auch Geld für die Bestattungskosten auf die Seite. Nach seinem Tod arbeitete sie weiter, bis sie der Meinung war, genügend für ihren Bedarf gespart zu haben. Jetzt, da sie in den Ruhestand geht, wohnt sie im eigenen Haus und hat auch ein wenig Geld für eine Mission beiseitegelegt. Sie freut sich darauf, jedes ihrer Kinder zu besuchen und mit den Enkeln ins Theater und ins Museum zu gehen. „Ich bin nicht reich“, meint sie, „aber ich habe genug Geld, um mit meiner Familie etwas Schönes,Erinnernswertes zu unternehmen.“

Kommen Sie mit Ihren finanziellen Mitteln aus?

Auch wenn Sie vielleicht nicht so gut vorausgeplant haben, wie Sie es gerne getan hätten – es ist nie zu spät für einen solchen Plan. Er könnte allerdings eine Änderung des Lebensstils erforderlich machen.

Manch ein Rentner muss sich umstellen, wenn er merkt, dass er nicht mehr über das Einkommen verfügt, das er einst hatte. Renee wohnte beispielsweise in einer schönen Wohnung in Michigan. Doch als sie sich zur Ruhe setzte, reichten ihre Rente und der Zuschuss des Sozialamts nicht aus, um ihre Ausgaben zu decken. Die finanziellen Sorgen wurden zu einer solchen Bürde, dass ihre Kinder ihr vorschlugen, sie solle sich doch nach einer Sozialwohnung umsehen.

Inzwischen hat sie den geeigneten Altersruhesitz gefunden. „Ich habe keinen Stress mehr, denn das Geld reicht jetzt zum Leben“, sagt sie. „Ich mag meine neue Gemeinde und meine Nachbarn, und die neue Wohnung eignet sich perfekt für Familienfeiern.“

Wie viel können Sie bewältigen?

Jerry und Linda aus Colorado hatten jahrelang in einem riesigen Haus mit großem Garten und Swimmingpool gelebt. „Jedes Jahr verbrachten wir unglaublich viel Zeit damit, den Rasen zu mähen, Laub zu harken und den Pool zu warten“, erzählt Jerry. „Letztlich war uns jedoch wichtiger, Zeit mit unseren Kindern und Enkeln zu verbringen, und wir wollten auch auf Mission gehen.“

„Also sind wir umgezogen“, sagt Linda. „Das neue Haus erfordert viel weniger Pflege, und es gibt sogar eine Wohnung im Souterrain, die wir vermieten. So kommt zusätzliches Geld herein.“

Ismena aus Athen verkleinerte sich ebenfalls. Sie zog nach dem Tod ihres Mannes in das Altenteil ihres Hauses. Das Haupthaus übertrug sie ihrer Tochter Helena und deren Familie. „Die Familie meiner Tochter wächst noch. Für sie ist es sinnvoller, mehr Platz zu haben“, findet Ismena. „Auf meinen Wunsch hin ist meine Schwester Delphine bei mir eingezogen. Wir kümmern uns gerne um die Enkelkinder, wenn Helena und ihr Mann zur Arbeit fort sind. An vielen Abenden essen wir gemeinsam oder widmen uns alle zusammen dem Schriftstudium.“

Wie ist es um Fitness undGesundheitsvorsorge bestellt?

Sung aus Seoul glaubt, dass man lange lebt, wenn der Körper gesund ist. Er findet auch, dass er besser denken kann, wenn er sich regelmäßig Bewegung verschafft. Also hat er mit anderen aus der Nachbarschaft eine Gymnastikgruppe gegründet, die täglich zusammenkommt.

Viele Rentner haben gesundheitliche Probleme und können daher nicht wie Sung täglich Gymnastik treiben. Doch die meisten können sich zumindest bewegen, indem sie spazieren gehen, und etliche könnten sich auch gesünder ernähren.

Frieda wohnt in Hamburg und benötigt spezielle medizinische Versorgung, die ihre Angehörigen nicht leisten können. Deshalb lebt sie in einer Einrichtung, in der sie richtig behandelt werden kann. Sie hält zu ihren Kindern Kontakt und hat in ihrer Seniorenwohnanlage Anschluss, was sie sehr genießt.

Wofür wollen Sie Ihre Zeit verwenden?

older man making plans for retirement activities

Als Abasi aus Lagos in Nigeria in den Ruhestand ging, fühlte er sich einsam. Er war Lehrer gewesen, und ihm fehlte der Kontakt zu jungen Leuten. Auf der Suche nach einer Beschäftigung eröffnete er mit kommunaler Hilfe eine Privatschule. Jetzt ist er wieder von Jugendlichen umgeben. Das ist seine Welt!

David aus Utah hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihn schließlich mit 72 in den Ruhestand zwangen. Im Verlauf seiner Genesung war seine Frau Sheila weiterhin als FHV-Präsidentin der Gemeinde tätig. Als sie entlassen wurde, sprachen sie mit ihrem Bischof darüber, wie sich beide einbringen konnten. Der Bischof meinte, David sei doch ein erfahrener Sachbearbeiter in der Personalabteilung gewesen und Sheila sei Arbeitsberaterin. Angesichts dieses Erfahrungsschatzes schlug er vor, sie in einer Arbeitsberatungsstelle der Kirche einzusetzen.

Bald schon wurden sie auf Service-Mission berufen. „Wir finden das toll“, zeigt sich David begeistert. „Wir können beide das tun, wofür wir qualifiziert sind, und gehen das in unserem eigenen Tempo an.“

Viele Rentner finden eine Aufgabe als Service-Missionar, Senior-Missionar oder ehrenamtlicher Helfer im Gemeinwesen erfüllend. Möglicherweise verfügen Sie über besondere Fähigkeiten, wodurch Sie einen sinnvollen Beitrag leisten können, der anderen zugutekommt. Hierfür müssen Sie noch nicht einmal bis zur Rente warten. Fangen Sie doch heute schon damit an und erkundigen Sie sich in Ihrer Nachbarschaft nach Möglichkeiten, sich nützlich zu machen. Fragen Sie in Schulen, Gemeindezentren, Bibliotheken und so weiter nach. Sehen Sie dort, wo JustServe.org eingeführt ist, nach, ob etwas eingetragen ist, wobei Sie sich einbringen können. Wenn Sie dann in Rente gehen, haben Sie bereits ein Gefühl dafür, was Sie alles tun können.

Was ist das Beste, was man tun kann?

Wenn Ihr Ruhestand näherrückt, bereiten Sie sich am besten darauf vor, indem Sie sich geeignete Ziele setzen. Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat diesen Rat gegeben: „Wenn wir zwischen mehreren Entscheidungen abwägen, müssen wir bedenken, dass es nicht ausreicht, wenn etwas gut ist. Andere Entscheidungen sind besser und wieder andere sind am besten.“2

Vor dem Hintergrund dieses Ratschlags nachfolgend ein paar Anregungen, die Sie im Ruhestand vielleicht beherzigen möchten:

  • Stellen Sie den Erretter auch weiterhin in den Mittelpunkt Ihres Lebens.

  • Erfüllen Sie eine Mission – vielleicht sogar mehrere.

  • Legen Sie einen Schwerpunkt auf Familiengeschichte und Tempelarbeit.

  • Verbringen Sie Zeit mit Ihrer Familie.

  • Leisten Sie ehrenamtlich gemeinnützige Arbeit.

  • Legen Sie einen Gemüsegarten an. Verschenken Sie etwas von Ihrer Ernte.

  • Helfen Sie Ihren Enkeln oder anderen Schülern beim Lernen.

  • Nutzen Sie kostenlose Online-Lernangebote.

  • Lernen Sie etwas Neues oder suchen Sie sich ein neues Hobby.

  • Weiden Sie sich an den heiligen Schriften.

  • Machen Sie regelmäßig Übungen, um sich Ihre Gesundheit zu erhalten und Ihren Körper zu stärken.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „[Ich] bitte … Sie, Ihr Herz, Ihren Sinn und Ihre Seele zunehmend dem Vater im Himmel und seinem Sohn Jesus Christus zuzuwenden. Lassen Sie dies zu Ihrem neuen Normalzustand werden.“3 Mit der richtigen Planung können Sie sich auf den Ruhestand freuen und ihn als Neubeginn sehen. ◼

Anmerkungen

  1. Russell M. Nelson, „Neither Trust in the Arm of Flesh“, Rede bei der Abschlussfeier an der Brigham-Young-Universität, 23. April 2009, Seite 2, speeches.byu.edu

  2. Dallin H. Oaks, „Gut, besser, am besten“, Liahona, November 2007, Seite 105

  3. Russell M. Nelson, „Ein neuer Normalzu-stand“, Liahona, November 2020, Seite 118