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Gebote sind Segnungen
Wenn wir die Gebote wirklich verstehen, erkennen wir: Sie sind ein Beweis für die große Liebe, die der Vater im Himmel und Jesus Christus für uns empfinden.
Gegen Ende des Studiums arbeitete ich als Produzentin für die Radiosendung meiner Uni. Es machte Spaß, ich konnte mich kreativ einbringen – doch es gab auch viele Regeln. Laut Stellenbeschreibung ging es um das Verfassen von Beiträgen für Radiosendungen, das scheint ja recht selbsterklärend. Es gab aber noch ein ausführliches, mehrseitiges Dokument, das die Einzelheiten für meine Aufgabe festlegte. Darin gab es Regeln für den Schriftverkehr per E-Mail, zur Vorbereitung von Interviews, zum Schneiden von Audiodateien und vielem mehr, wovon ich noch nie gehört hatte.
Ich versuchte, mir alle Details einzuprägen, fühlte mich anfangs aber überfordert. Doch ich lernte dieses Regelwerk schätzen – denn es ließ mich zu einer besseren Produzentin werden. Es hielt mich nicht davon ab, meine Kreativität zu nutzen. Vielmehr halfen mir die Vorgaben, meine Ideen zu einem professionellen, abgerundeten Produkt zu machen. Diese Regeln waren von Leuten erstellt worden, die diesen Job viel besser kannten als ich.
Die Gebote sehe ich in einem ähnlichen Licht. Die beiden wichtigsten Gebote – Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben (siehe Matthäus 22:35-40) – sind Teil der allgemeinen Jobbeschreibung für uns Menschen auf der Erde. Die übrigen Gebote sind ausführlichere Anweisungen, wie man diese Ziele erfolgreich erreicht, die ein liebevoller Vater im Himmel umrissen hat, der unsere Aufgaben vollkommen kennt.
Gebote sind Segnungen
Wenn wir die Gebote wirklich verstehen, betrachten wir sie als Segnungen. Sie sind weitere Anweisungen, die der Vater im Himmel uns aus seiner vollkommenen Perspektive gibt, damit wir zu ihm nach Hause zurückkehren können. Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: „Da der Vater und der Sohn unendliche, vollkommene Liebe für uns empfinden und da sie wissen, dass wir nicht alles erkennen, was sie erkennen, haben sie uns Gesetze gegeben, die uns leiten und schützen.“ 1
Carole M. Stephens, ehemalige Erste Ratgeberin in der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, veranschaulichte dies mit der Geschichte von ihrer lebhaften dreijährigen Enkelin Chloe, die sich nicht im Kindersitz anschnallen lassen wollte. Obwohl Schwester Stephens der Kleinen gut zuredete, schnallte sich Chloe immer wieder ab und wollte nicht in ihrem Sitz bleiben.
Nachdem Schwester Stephens ihrer Enkelin erklärt hatte, dass dieser Gurt für ihre Sicherheit da war, rief die kleine Chloe schließlich fröhlich aus: „Oma, ich soll mich anschnallen, weil du mich lieb hast!“ 2 Chloe verstand, dass Regeln oft aus der Perspektive der Liebe heraus gegeben werden. So ist es auch mit Gottes Geboten.
Gebote geben Zeugnis für die große Liebe, die der Vater im Himmel und Jesus Christus für uns empfinden. Im Umkehrschluss bieten sie uns selbst die Gelegenheit, ihnen unsere Liebe und unseren Gehorsam zu zeigen. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Johannes 14:15) ist eine oft erwähnte Schriftstelle mit einer eindringlichen Aussage. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt, dass „das krönende Merkmal der Liebe immer die Treue ist“ 3 . Ich habe nur eine schwache Vorstellung davon, welche Liebe der Vater im Himmel und Jesus Christus empfinden, wenn wir uns bemühen, ihre Anweisungen zu befolgen und so zu leben, dass wir eines Tages in ihre Gegenwart zurückkehren können.
Eine weite Reise
Das bedeutet nicht, dass es leicht ist, Gottes Gebote zu befolgen. Selbst wenn wir Gottes Liebe und die Gründe hinter den Geboten verstehen, fällt es uns oft schwer, sie zu befolgen (siehe 2 Nephi 2:11; Mosia 3:19).
Als Mose die Zehn Gebote vom Berg Sinai herabbrachte, sagte er den Israeliten: „Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen.“ (Exodus 20:20.) Auf die Probe stellen bedeutet prüfen oder testen. Diese Gebote entspringen einer liebevollen Grundhaltung und sind ein wichtiger Bestandteil des Plans, wodurch der Vater im Himmel seine Kinder „prüfen und sehen [will], ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet“ (Abraham 3:25). Gebote geben uns die Gelegenheit, unsere Entscheidungsfreiheit bewusst zu nutzen, um, wie Präsident Nelson es zum Ausdruck gebracht hat, uns dafür zu „entscheiden, zu ihm zurückzukehren – vorbereitet, würdig, mit dem Endowment ausgestattet, gesiegelt und den Bündnissen treu, die [wir] im heiligen Tempel geschlossen haben“ 4 .
Wenn wir von dem Gefühl überwältigt werden, dass das eine Menge Arbeit ist, sollten wir daran denken, dass es die Welt ist, die unser Leben verkompliziert – nicht das Evangelium. Elder Gary E. Stevenson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:
„Es heißt, das Evangelium Jesu Christi sei einfach schön und schön einfach. Auf die Welt trifft dies nicht zu, sie ist kompliziert, verworren und voller Aufruhr und Konflikte. Wir werden gesegnet, wenn wir dafür Sorge tragen, dass die Verworrenheit, die uns überall in der Welt begegnet, keinen Einfluss darauf nimmt, auf welche Weise wir das Evangelium annehmen und praktizieren. …
Wir alle müssen uns bemühen, das Evangelium einfach zu halten.“ 5
Wenn uns die Herausforderungen des Lebens erdrücken, kann es hilfreich sein, an die Gebote in ihrer einfachsten Form zu denken: Gott lieben. Den Nächsten lieben. Sich selbst lieben. Alle anderen Gebote Gottes sind Erweiterungen dieser grundlegenden Gebote – und Erweiterungen seiner Liebe zu uns.