„Die Tempelverordnungen: Vorbereitung auf die Rückkehr in die Gegenwart Gottes“, Liahona, Juli 2022
Die Tempelverordnungen Vorbereitung auf die Rückkehr in die Gegenwart Gottes
Ich bitte Sie, in Ihrem Bestreben, zum Erretter zu kommen, unablässig mehr über die ewige Bedeutung der Bündnisse, der heiligen Handlungen und des Gottesdienstes im Tempel zu erfahren und diese auch wertzuschätzen
Gottes Werk und seine Herrlichkeit bestehen darin, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39) – uns also in die Lage zu versetzen, „in einer erhabeneren und heiligeren Weise“1 zu leben, sodass wir in seine Gegenwart zurückkehren können.
In seiner unendlichen und ewigen Barmherzigkeit fordert der Herr durch Propheten und Apostel seine Söhne und Töchter beständig auf, sich auf sein Kommen vorzubereiten und ein Zionsvolk zu werden – bereit, emporgehoben zu werden, ihm entgegen (siehe Alma 12:24; 34:32; Lehre und Bündnisse 45:45; 65:5; 88:96,97). Und bei dieser Vorbereitung ist es von jeher von zentraler Bedeutung, die Lehre von Jesus Christus kennenzulernen, Glauben an ihn auszuüben, umzukehren und heilige Bündnisse und heilige Handlungen zu empfangen.
Beispiele aus dem Alten Testament, wo Gott seine Kinder auffordert, sich darauf vorzubereiten, nach einem höheren Gesetz zu leben und die Bündnisse und errettenden heiligen Handlungen zu empfangen, sind für uns heute aufschlussreich.
Im Buch Exodus forderte Gott Israel auf, sein „besonderes Eigentum“ zu werden, sich zu heiligen und sich dadurch darauf vorzubereiten, ihm zu begegnen (siehe Exodus 19:4-6,10,11,17). Jehova gab Israel „Steintafeln …, die Weisung und das Gebot“ (Exodus 24:12), und das Volk schloss einen Bund mit Gott und versprach: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“ (Exodus 19:8, siehe auch 24:3.) Der Herr verhieß ihnen, sofern sie ihren Bündnissen treu blieben, würde er in ihrer Mitte wohnen (siehe Exodus 29:45,46). Als Israel jedoch „die Herrlichkeit des Herrn“(Exodus 24:16) auf dem Berg Sinai sah, fürchtete sich das Volk, blieb in der Ferne und lehnte sich schließlich gegen Gott auf (siehe Exodus 20:18-21; 32:1-6).
Ein zweites Beispiel im Alten Testament ist König Salomo, der dem Herrn ein Haus erbaute (siehe 1 Könige 6:11-13). Die Bundeslade und weitere heilige Gegenstände wurden in „das Allerheiligste“ gebracht (1 Könige 8:6) und „die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn“ (1 Könige 8:11). Salomo sprach ein Weihungsgebet und betete darum, dass auf das umkehrbereite und gebeterfüllte Israel zeitliche sowie geistige Segnungen ausgegossen würden. Der Herr vernahm ihr Flehen und verhieß Israel große Segnungen, sofern sie gehorsam blieben, doch Israel verließ den Herrn und wandte sich der Götzenverehrung zu (siehe 1 Könige 9 bis 11).
Auch andere Propheten im Alten Testament waren eifrig bemüht, Israel zu unterweisen und zu heiligen, „damit es das Angesicht Gottes sehen könnte; aber es verhärtete sein Herz und konnte seine Gegenwart nicht ertragen“ (Lehre und Bündnisse 84:23,24).
Immer wieder waren die Kinder Israel ungläubig, furchtsam oder nicht gewillt, sich zu ändern. Sie wünschten sich einen einfacheren Weg, setzten das Herz auf Weltliches oder lehnten sich bewusst gegen den Herrn und seine Propheten auf. Jedes Mal, wenn sich Israel von Gott abwandte und von seinen Bündnissen und Verordnungen abwich, entflammte „sein Zorn … gegen es“ (Lehre und Bündnisse 84:24) und es konnte die Fülle seiner Herrlichkeit nicht empfangen.
Der göttliche Zweck der Sammlung
Von den Bemühungen des Herrn, sein Volk zu sammeln und es durch die Tempelbündnisse und Tempelverordnungen zu segnen, wird auch im Neuen Testament und im Buch Mormon berichtet. Der Erretter klagte dort: „Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.“ (Matthäus 23:37; siehe auch 3 Nephi 10:4-6.)
Der Prophet Joseph Smith hat festgestellt: „Was war der Zweck bei der Sammlung … des Gottesvolkes zu irgendeiner Zeit? … Der Hauptzweck war der, dass dem Herrn ein Haus gebaut werden sollte, worin er seinem Volk die Verordnungen seines Hauses und die Herrlichkeiten seines Reiches offenbaren und den Menschen die Errettung darlegen konnte. … Sie sollten [sich] ja … in dem, was zum Reich Gottes gehört, … vervollkommnen – aber sie haben nicht gewollt.“2
Der Herr hat den Wunsch, seine Kinder in dieser Evangeliumszeit zu sammeln, und offenbart dazu, „was von vor der Grundlegung der Welt an verborgen gehalten wurde, … alles …, was dieses Haus betrifft, auch das dazugehörige Priestertum“ (Lehre und Bündnisse 124:41,42). Er fordert uns alle auf, uns darauf vorzubereiten, in seine Gegenwart zurückzukehren, und macht dies durch sein Sühnopfer möglich: „Siehe, es ist mein Wille, dass alle, die meinen Namen anrufen und mich gemäß meinem immerwährenden Evangelium anbeten, sich sammeln und an heiligen Stätten stehen.“ (Lehre und Bündnisse 101:22.)
Warum sind die Tempelverordnungen so wichtig?
Der Tempel ist die heiligste aller Stätten der Gottesverehrung. Alles, was in den Tempeln der Letzten Tage gelernt und getan wird, lenkt das Augenmerk auf den großen Plan des Glücklichseins des Vaters im Himmel, auf die Göttlichkeit Jesu Christi und auf seine Rolle als unser Erretter. Die Bündnisse, die wir im Tempel empfangen, und die heiligen Handlungen, die dort vollzogen werden, sind unerlässlich für die Heiligung unseres Herzens und letztlich für die Erhöhung der Söhne und Töchter Gottes.
„Und dieses größere Priestertum vollzieht das Evangelium und hat den Schlüssel der Geheimnisse des Reiches inne, nämlich den Schlüssel der Gotteserkenntnis.
Darum wird in seinen Verordnungen die Macht des Göttlichen kundgetan.
Und ohne seine Verordnungen und die Vollmacht des Priestertums wird die Macht des Göttlichen den Menschen im Fleische nicht kundgetan.“ (Lehre und Bündnisse 84:19-21.)
Heilige Handlungen, die man würdig empfängt und an die man stets denkt, öffnen die Kanäle des Himmels, durch die die Macht des Göttlichen in unser Leben fließen kann. Wenn wir die heiligen Handlungen des Priestertums empfangen und heilige Bündnisse eingehen und halten, sind wir wie mit einem Joch mit dem Erretter verbunden und fest an ihn gebunden (siehe Matthäus 11:28-30)3 und können mit Kraft gesegnet werden, die unsere eigene übersteigt, um die Versuchungen und Herausforderungen des Erdenlebens zu überwinden, während wir uns darauf vorbereiten, in Gottes Gegenwart zurückzukehren.
Die Segnungen der Bündnisse und Verordnungen des Tempels
Zwei wichtige Segnungen, die wir durch die Bündnisse und heiligen Handlungen des Tempels empfangen, sind zunehmende Freude und Macht.
Der Erlöser ist letztendlich die einzige Quelle dauerhafter Freude. Wahre Freude erlangt man, indem man Glauben an Jesus Christus ausübt, heilige Handlungen und Bündnisse würdig empfängt und treu in Ehren hält und indem man sich darum bemüht, sich durch und durch zum Erretter und zu seinen Absichten zu bekehren.
Alma lehrte seinen Sohn, dass uns größere Heiligkeit und Freude in dem Maße offenstehen, wie wir durch das Sühnopfer Jesu Christi gereinigt und geheiligt werden. Nur durch den Glauben an unseren Erlöser, durch Umkehr und das Halten der Bündnisse können wir das dauerhafte Glück empfangen, das wir uns alle wünschen.4
Bitte beachten Sie die Verheißung der Freude, die Präsident Russell M. Nelson ausgesprochen hat: „Wir laden alle Kinder Gottes auf beiden Seiten des Schleiers dazu ein, zu ihrem Erretter zu kommen, die Segnungen des heiligen Tempels zu empfangen, dauerhafte Freude zu haben und sich für das ewige Leben bereitzumachen.“5
In unserer Zeit, da die Mächte der Finsternis wüten und „den Frieden des Lebens bedrohn“6, steht einem jeden von uns durch die Bündnisse und heiligen Handlungen des Tempels eine schützende Macht zur Verfügung (siehe Lehre und Bündnisse 38:32; 43:16; 76:39-42; 105:11,12,33; 138:12-15). Nephi sah in einer Vision „die Macht des Lammes Gottes, dass sie auf … das Bundesvolk des Herrn [herabkam], … und sie waren mit Rechtschaffenheit und mit der Macht Gottes in großer Herrlichkeit ausgerüstet“ (1 Nephi 14:14).
Im Weihungsgebet für den Kirtland-Tempel flehte der Prophet Joseph Smith den Vater an, dass „deine Diener, wenn sie aus diesem Haus hinausgehen, mit deiner Macht ausgerüstet“ seien und „dass keine Verbindung der Schlechtigkeit … sich [erhebe] und dein Volk [überwältige], auf das in diesem Haus dein Name gelegt werden wird“ (Lehre und Bündnisse 109:22,26).
Jeder von uns sollte sich bemühen, mehr über die schützende Macht der Bündnisse und heiligen Handlungen im Haus des Herrn zu erfahren und sie besser zu verstehen, damit wir als Jünger „an heiligen Stätten stehen und … nicht wanken“ (Lehre und Bündnisse 45:32) und „am Tag des Unheils widerstehen [mögen]“ (Epheser 6:13).
Aufforderung und Zeugnis
Ich bitte Sie, in Ihrem Bestreben, zum Erretter zu kommen und die Segnungen zu erlangen, die uns durch sein Sühnopfer offenstehen, unablässig mehr über die ewige Bedeutung der Bündnisse, der heiligen Handlungen und des Gottesdienstes im Tempel zu erfahren und diese auch wertzuschätzen. Und ich bezeuge voller Freude, dass Gottvater und sein Sohn Jesus Christus leben und ihr größter Wunsch darin besteht, dass wir in ihre Gegenwart zurückkehren und an ihrer Herrlichkeit teilhaben (siehe Lehre und Bündnisse 97:16; 101:38).