Ermutigung zu Taten der Nächstenliebe und Aufruf zur Einigkeit
Friedrichsdorf (JW): In einer live für den deutschen Sprachraum übertragenen Andacht im Gemeindehaus in Friedrichsdorf im Taunus am Freitag, den 22. April 2022 dankte Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel den Mitgliedern für ihre Bereitschaft, Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen und angesichts der Leiden Unschuldiger im bewaffneten Konflikt im Osten Europas Not zu lindern. Er erinnere sich wie viele andere Menschen der älteren Generation im Moment an die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück, in der er als Kind zweimal mit seiner Familie auf der Flucht war.
„Wir leben in Zeiten der Ungewissheit, Gefahr und Not“, erklärte der Apostel. Und doch sei diese Zeit großer Herausforderungen auch eine Zeit großer Möglichkeiten, in der viele Menschen über den Sinn und die Werte ihres Lebens nachdächten und bereit seien, Änderungen vorzunehmen. Auch als Mitglieder seien wir aufgerufen, darüber nachzudenken, womit wir unsere Zeit verbringen und was uns im Leben wirklich wichtig ist. „Die Geborgenheit, die wir suchen, ist oft nicht in äußeren Umständen zu finden, sondern in einem inneren, geistigen Zustand“, sagte er und verwies auf König David, der in seiner Jugend ständig verfolgt wurde und um sein Leben fliehen musste.
Als wichtige Stärkung hob Elder Uchtdorf die Einigkeit in den Familien, Gemeinden und Pfählen hervor. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“, zitierte er den Apostel Paulus (Galater 6:2). Wenn wir alle auf Jesus Christus blicken und uns „um ihn herum sammeln“, könnten wir diese Einigkeit erreichen und rund um uns Zion aufbauen, wie es der Herr von uns erwarte. „Jesus Christus ist der große Einiger und Einbezieher“, erklärte Elder Uchtdorf. „Während seines irdischen Lebens überschritt er oft die Grenzen des Herkömmlichen, um diejenigen einzubeziehen, die sonst ausgeschlossen waren: Er lobte den Glauben einer heidnischen Frau und eines römischen Soldaten; er berührte Aussätzige; er aß mit Sündern und Zöllnern.“ In der Kirche Jesu Christi gebe es „keine Ausgestoßenen oder Fremden“, jeder sei willkommen, woher er auch sei. Aufgrund der Lehre und der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi sollten wir „die gastfreundlichsten und einigsten Menschen der Welt“ sein, nämlich „Brüder und Schwestern“, auch wenn wir vielfältige Meinungen und politische Einstellungen haben.
„Damit wir eines Herzens werden, damit unsere ‚Herzen in Einigkeit und gegenseitiger Liebe verbunden‘ werden, ist eine mächtige Herzenswandlung erforderlich“, zitierte Elder Uchtdorf das Buch Mormon (Mosia 18:8). „Aber das bedeutet nicht, dass ich mein Herz so wandle, dass es mit dem Ihren übereinstimmt. Es bedeutet auch nicht, dass Sie Ihr Herz so wandeln, dass es mit meinem übereinstimmt. Es bedeutet vielmehr, dass wir unsere Herzen so wandeln, dass sie mit dem Erretter übereinstimmen. Je näher wir ihm kommen, desto näher kommen wir einander.“ Auch das wöchentlich gereichte Abendmahl erinnere uns daran, dass wir uns „als Gruppe“ verpflichten, unsere Bündnisse zu halten. „Je mehr Einigkeit unter uns besteht, desto mehr können wir die Verbundenheit im Glauben an Jesus Christus verspüren“, erläuterte der Apostel.
Vor Elder Uchtdorf berichtete in der Versammlung Elder Michael Cziesla über das von ihm geleitete „Notfall-Komitee“ und die vielen freiwilligen Helfer, durch die rasch humanitäre Hilfe für Geflüchtete und Notleidende innerhalb der Ukraine organisiert werden konnte. Er zeigte sich berührt vom liebevollen Engagement vieler europäischer Mitglieder. Elder Erich W. Kopischke von der Gebietspräsidentschaft Europa ermutigte die Zuhörer dazu, weiterhin Notleidenden beizustehen. „Zeigen Sie Ihr Mitgefühl gegenüber den Menschen aus der Ukraine und lassen Sie Taten folgen“, so Elder Kopischke.
Apostel Uchtdorf wurde auf seiner Reise nach Deutschland, Polen und in die Schweiz, bei der er auch mit vielen Missionaren der Kirche und nahen Angehörigen zusammenkam, von seiner Frau Harriet begleitet. In Warschau trafen sie sich unter anderem mit ukrainischen Flüchtlingen und sprachen ihnen Trost und Mut zu.