„Eine Flut an Wasser und Segnungen“, Liahona, Oktober 2023
Gelebter Glaube
Eine Flut an Wasser und Segnungen
Eine Flut von Prüfungen mag unser Leben überschwemmen, aber wir bezeugen, dass wir durch unseren Glauben an die Macht Gottes Segnungen erhalten.
Wir beide waren Mitarbeiter auf Mission und kamen nach einem 45-minütigen Flug von der Insel Efate schließlich auf der Insel Tanna im Süden an. Wir hatten einen großen Stapel Taufunterlagen mit im Gepäck und nahmen den Pick-Up der Mission, um die acht Zweige auf der Insel zu besuchen. Als wir im August auf die Insel kamen, war die Zahl derer, die zur Taufe bereit waren, bereits auf 114 gestiegen.
Am 18. August 2022 besuchten wir den Zweig in Sideseawi. Es gab keine Möglichkeit, mit dem Zweigpräsidenten Kontakt aufzunehmen und ihm mitzuteilen, dass wir kommen wollten. Wir fuhren einfach hin und hofften, ihn anzutreffen.
In Tanna sind die Wege hauptsächlich unbefestigte Urwaldstraßen. Wir fuhren also mit unserem Pick-Up so weit den Berg hinauf, wie es eben möglich war. Dann ließen wir ihn stehen und gingen zu Fuß weiter. Es dauerte drei Stunden, bis wir das Dorf erreichten. Wir hatten nur Kokosnüsse zu essen, die am Wegesrand wuchsen.
Als wir das Dorf erreichten, war zwar nicht der Zweigpräsident, aber sein Ratgeber da. Wir sprachen mit ihm gerade über die Missionsarbeit, da setzte ein Regenguss ein. Wenn es in Sideseawi zu regnen beginnt, sucht man tunlichst Unterschlupf. Wir rannten also den Berg hinunter zu unserem Pick-Up.
Ohne Regen kann man in Tanna sicher fahren, aber wenn es regnet, wird es gefährlich. Wir erreichten unseren Pick-Up und fuhren auch sofort los, blieben aber beim Überqueren eines Flusses bald stecken.
Wir versuchten, den Wagen aus dem Bachbett hinauszuschieben, hatten aber keinen Erfolg. Also riefen wir den Distriktspräsidenten um Hilfe an. Hilfe kam, und wir versuchten erneut, den Wagen zu bewegen, aber der Regen wurde immer stärker. Mehrere Flussläufe oberhalb füllten sich mit Wasser und flossen zu uns herab.
„Steigt aus!“
Unsere Helfer konnten aus dem Flussbett klettern, wir aber hielten uns an den Sitzen des Pick-Ups fest, als der Fluss weiter anstieg. Wir wollten den Wagen nicht zurücklassen. Das Wasser stand auf der dem Ufer abgewandten Seite nun schon bis zu den Türgriffen.
Wir riefen unseren Missionspräsidenten Mark Messick an und erzählten ihm, was los war. „Das Wasser steigt immer weiter“, berichteten wir. Wir fragten, ob es in Ordnung wäre, unser Leben zu retten und den Wagen zu verlassen.
„Danke, dass Sie mich angerufen haben“, antwortete Präsident Messick. „Natürlich! Lassen Sie den Wagen stehen und bringen Sie sich sofort in Sicherheit!“
Wir waren nahe der Stelle, an der zwei Flüsse zusammenflossen. Der andere Fluss war bereits groß und reißend, aber der Fluss, in dem wir uns befanden, war noch klein – als ob er darauf wartete, dass wir ausstiegen. Aber dann geschah es!
Vom Ufer her hörten wir einen Schrei. Elder Nalin aus Tanna verstand die Warnung: „Wasser!“
Unser Wagen steckte seitwärts fest und die ansteigende Strömung drückte gegen die Tür auf Elder Toas Seite. Elder Nalin stieg zuerst aus. Elder Toa musste auf den Rücksitz klettern und durch die Tür auf der anderen Seite aussteigen. Er suchte schnell auf dem Rücksitz nach unseren Taufunterlagen und den heiligen Schriften, konnte sie aber nicht finden. Er dachte, Elder Nalin hätte sie bereits mitgenommen. Elder Toa war eben erst ausgestiegen, da riss der Fluss den Wagen mit.
Falls das Wasser die Unterlagen vernichtete, müssten wir in die bereits besuchten Gebiete zurückkehren und die Interviews wiederholen. Wir müssten außerdem zurück zum Missionsbüro in Efate fliegen, um weitere Taufunterlagen zu besorgen, und dann erst wieder nach Tanna zurückkehren.
Glaube an die Macht Gottes
Während wir zusahen, wie der Pick-Up weggeschwemmt wurde, erblickte Elder Toa plötzlich auf dem Rücksitz die heiligen Schriften und die Taufunterlagen. „Wie ist das möglich?“ Er fragte sich, wieso er sie denn vorher nicht gesehen habe.
Während wir noch im Fluss standen, riefen wir die Macht Gottes herab, auf dass er unsere heiligen Schriften und die Taufunterlagen beschützen möge. Wir glaubten daran, dass Gott sie gemäß seinem Willen retten könne.
Dann kletterten wir aus dem Flussbett, knieten nieder und beteten für den Pick-Up, unsere Taufunterlagen und die heiligen Schriften. Wir konnten den Wagen nicht mehr sehen, aber wir spürten, dass alles gut ausgehen werde.
Leute aus Sideseawi fanden den Pick-Up später am Tag und informierten den Distriktspräsidenten. Der Wagen war etwa 250 Meter flussabwärts getrieben worden. Alles darin war komplett durchnässt – bis auf unsere Taufunterlagen und die heiligen Schriften! Sie waren trocken und lagen oben auf einigen Broschüren, Heften und Handbüchern.
Wir trommelten ein paar Leute zusammen, die uns halfen, den Wagen aus dem Fluss zu ziehen. Der Pick-Up musste erst einmal richtig trocknen, wurde aber schnell repariert. Er hatte keine Dellen oder Kratzer.
Nach dem Sturm liefen wir meist zu Fuß zu den verschiedenen Zweigen auf Tanna. Wenn unsere Beine müde wurden, trug uns unser Herz weiter.
In den nächsten paar Tagen beendeten wir die Taufgespräche und tauften 114 Menschen, darunter auch viele Familien. In einem Zweig waren insgesamt 48 Menschen zur Taufe bereit. Wir begannen die Interviews morgens um 7 Uhr, und als wir fertig waren, ging die Sonne gerade unter.
Eine Flut von Prüfungen mag unser Leben überschwemmen, aber wir bezeugen, dass wir durch unseren Glauben an die Macht Gottes Segnungen erhalten. Nicht einmal die Flut von Tanna konnte gegen die Flut der Segnungen unseres himmlischen Vaters ankommen.