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Zu den Menschen jenseits des Schleiers eine Beziehung herstellen
Als ich zum zweiten Mal in den Tempel ging, erhielt ich die Bestätigung, dass die Worte des Propheten wahr sind
Zwei Jahre waren seit meinem ersten Tempelbesuch vergangen, und ich freute mich schon darauf, mit einer Gruppe junger Erwachsener abermals hinzufahren. Ich wollte im Tempel mich selbst stärken, neue Freundschaften schließen und den Vorzug genießen, heilige Handlungen durchzuführen.
Im Taufbereich des Tempels war ich allerdings ein wenig nervös und daher nicht so ganz bei der Sache. Es war ja erst das zweite Mal, dass ich im Tempel war, und ich befürchtete, ich könnte bei den Verordnungen etwas falsch machen. Doch dann erwähnte jemand aus der Tempelpräsidentschaft, der bei den Taufen behilflich war, uns gegenüber, die wir gerade warteten: Falls wir auch nur eine Sekunde lang über den Schleier hinwegsehen könnten, würden wir sehen, wie viele Menschen in der Geisterwelt darauf warten, dass ihnen geholfen wird.
Dieser Gedanke drang mir tief ins Herz, und plötzlich wurde mir klar, wie wichtig diese Verordnungen sind.
Freude an der Tempelarbeit
Als ich so über seine Worte nachdachte, kam mir eine Methode in den Sinn, die ich in einer Schauspielklasse gelernt hatte – dass sich nämlich der Darsteller in seine Rolle hineinversetzen müsse, um sie lebensnah verkörpern zu können. Und ich fragte mich, ob mir der Vater im Himmel wohl helfen könne, mich in die Lage derer zu versetzen, für die ich die Tempelverordnungen vollzog.
Wie fühlt es sich an, nach Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten des Wartens endlich die errettenden Verordnungen empfangen zu können, nach denen man sich so lange gesehnt hat?
Ich versuchte, mehr an die zu denken, für die ich die Arbeit verrichtete, und dabei schenkte mir der Heilige Geist sofort immense Freude. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich spürte, wie glücklich die Menschen waren, für die ich mich gerade hatte taufen lassen. Ich hatte das starke Gefühl, dass sie schon lange auf die errettenden Verordnungen gewartet hatten.
Ich hatte mich so sehr auf den Tempel gefreut, doch nun merkte ich, wie meine Sorgen und Empfindungen in den Hintergrund rückten und ich durch den Schleier die Freude derer verspüren konnte, für die ich mich taufen ließ – und zwar weil ich mich wirklich darauf konzentrierte, für jeden Einzelnen von ihnen ganz und gar als Stellvertreter zu fungieren.
Ich war sehr dankbar, dass ich den ganzen Tag im Tempel dienen und denen zur Seite stehen konnte, die meine Hilfe brauchten, um mich bereitzumachen, in die Gegenwart des Vaters zurückzukehren. Ich verstand nun besser die Offenbarung, die Gott dem Propheten Joseph Smith im Kirtland-Tempel gegeben hatte: „Alle, die gestorben sind, ohne von diesem Evangelium zu wissen, die es aber angenommen hätten, wenn sie hätten verweilen dürfen, werden Erben des celestialen Reiches Gottes sein.“ (Lehre und Bündnisse 137:7.)
Die Arbeit im Tempel verändert uns
Bevor die jungen Erwachsenen nach der Tempelfahrt wieder nach Hause zurückkehrten, kamen wir alle zusammen, gaben Zeugnis und berichteten von unseren Erlebnissen. Der Heilige Geist berührte das Herz eines jeden, und uns fiel auf, dass wir ganz anders waren als noch bei unserer Ankunft, weil wir uns nun so sehr auf die Tempelarbeit und auf Familienforschung konzentrierten.
Führen wir uns vor Augen, was unser Prophet, Präsident Russell M. Nelson, zum Ausdruck gebracht hat: „Dieses Werk wirkt sich nämlich nicht nur segensreich auf diejenigen aus, die bereits durch den Schleier gegangen sind, sondern ebenso auf die Lebenden. Es hat eine läuternde Wirkung auf alle, die sich daran beteiligen.“1
Als Ratgeber in der Ältestenkollegiumspräsidentschaft bin ich derzeit für Tempelarbeit und Familienforschung zuständig. Wir arbeiten auf das Ziel hin, in unserem Gebiet ein Haus des Herrn zu bekommen. Bei diesem Bestreben verspüre ich selber den läuternden Einfluss, von dem Präsident Nelson gesprochen hat.
Ich weiß, dass uns der Herr sehr segnet, wenn wir dieses Werk verrichten. Alle Verheißungen, die er uns durch seine Propheten und Apostel gemacht hat, werden sich erfüllen, sei es in diesem oder im künftigen Leben. Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt: „Gott wird uns stärken, helfen und aufrechterhalten [siehe Jesaja 41:10]; und er wird uns unseren tiefsten Kummer heiligen [siehe Gesangbuch, Nr. 56]. Wenn wir die Geschichte unserer Familie zusammentragen und für unsere Vorfahren in den Tempel gehen, erfüllt Gott viele dieser verheißenen Segnungen gleichzeitig auf beiden Seiten des Schleiers.“2
Ich gebe Zeugnis für die Kraft, die wir durch Tempelarbeit und Familienforschung erhalten. Durch diese Arbeit werden unser Glaube und unsere Grundlage im Evangelium Jesu Christi stärker. Wir können diejenigen sein, die den Menschen jenseits des Schleiers helfen. Und dabei verspüren wir gleichzeitig die Freude, die solch heilige Erlebnisse mit sich bringen.