„Pornografiekonsum“, Beratungshilfen, 2020
„Pornografiekonsum“, Beratungshilfen
Pornografiekonsum
Unter Pornografie ist alles zu verstehen, was den menschlichen Körper oder sexuelle Handlungen in einer Weise darstellt oder beschreibt, die sexuelle Gefühle weckt. Die Kirche hat stets betont, dass es Sünde ist, sich mit Pornografie abzugeben.
Die meisten Pornografiekonsumenten haben mehr oder weniger große Schwierigkeiten in ihren Beziehungen, sei es ihre Beziehung zu Gott, zu sich selbst oder zu anderen. Unter Umständen haben sie auch Schuld- und Schamgefühle. Ganz unabhängig davon, welches Ausmaß der Pornografiekonsum angenommen hat, ist es wichtig, den Betreffenden liebevoll zu behandeln und ihm zu danken, dass er Stärke bewiesen und sich jemandem anvertraut hat. Nur so kann man ihm helfen, mehr Selbstachtung zu entwickeln und sein Problem zu überwinden.
Wenn Sie jemandem beistehen, der gegen Pornografiekonsum ankämpft, bemühen Sie sich, ihn zu Christus zu führen. Raten Sie dem Betreffenden, herauszufinden, welche Faktoren Einfluss auf seinen Pornografiekonsum haben, und einen Plan zu entwickeln, sein Verhalten zu ändern.
Die Situation erfassen
Sich mit Pornografie abzugeben kann zwar süchtig machen, doch raten Sie den Mitgliedern, sich vor allem als Sohn oder Tochter Gottes zu sehen anstatt sich durch ihr Verhalten zu definieren. Überlegen Sie gebeterfüllt, wie Sie anhand von Fragen den Pornografiegebrauch des Betreffenden besser einschätzen und erkennen können, welche Art Hilfe er braucht. Hier einige Beispielfragen:
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Wie wirkt sich der Pornografiekonsum auf Ihr Leben aus?
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Wie oft sehen Sie sich pornografisches Material an?
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Was hat Ihnen bislang geholfen, dieses Problem zu überwinden?
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Inwiefern haben Sie Evangeliumsgrundsätze angewandt, um dieses Problem zu überwinden?
Wenn Sie Kenntnis davon bekommen, dass jemand Kinderpornografie ansieht, erwirbt oder verbreitet, wenden Sie sich an die entsprechenden Behörden. Ihrem Bischof steht beim Umgang mit diesem Problem auch eine Hotline zur Verfügung.
Dem Einzelnen helfen
Gibt sich jemand mit Pornografie ab, ist das oft mehr als nur eine sittliche Schwäche, und es gibt etliche Einflussfaktoren. Wenn der Betreffende besser versteht, welche Faktoren Einfluss auf seinen Pornografiekonsum haben, versetzt ihn das besser in die Lage, davon loszukommen.
Besprechen Sie mit dem Betreffenden Evangeliumsgrundsätze, die ihm helfen können, von der Pornografie loszukommen:
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Erläutern Sie die Rolle des Erretters und seine Fähigkeit, uns durch sein Sühnopfer zu helfen.
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Machen Sie dem Betreffenden deutlich, dass er ein Kind Gottes ist und individuelle Stärken, Talente und Fähigkeiten hat.
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Erläutern Sie den Grundsatz der Entscheidungsfreiheit und betonen Sie, dass es in seiner Verantwortung liegt, das Problem anzugehen.
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Erklären Sie dem Betreffenden, dass eine der zerstörerischen Auswirkungen von Pornografie darin besteht, andere Menschen oftmals nur als Objekte zur Befriedigung der eigenen Begierden zu sehen und nicht als das, was sie sind: Söhne oder Töchter Gottes.
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Besprechen Sie den Unterschied zwischen Schuld („Ich habe etwas Schlechtes getan“) und Scham („Ich bin ein schlechter Mensch“) und erläutern Sie dem Betreffenden, dass angemessene Schuldgefühle ihre Berechtigung haben, Schamgefühle hingegen nicht.
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Raten Sie ihm, sich darüber zu informieren, was gesunde Sexualität ausmacht, wie sie angemessen zum Ausdruck gebracht wird und welche Rolle dem Sexualtrieb innerhalb der von Gott vorgegebenen Grenzen zukommt.
Bestärken Sie den Betreffenden darin, einen Plan zu erstellen, der ihm helfen soll, von der Pornografie loszukommen.
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Fordern Sie ihn auf, sich dabei um Inspiration zu bemühen, damit der entwickelte Plan auch tatsächlich funktioniert.
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Regen Sie den Betreffenden an, seinem Zugang zu pornografischem Material selbst einen Riegel vorzuschieben. Er könnte beispielsweise Internetfilter installieren und einer Vertrauensperson erlauben, auf seine mobilen Geräte und Computer samt entsprechenden Passwörtern zuzugreifen und den Verlauf seines Browsers zu überprüfen.
Halten Sie den Betreffenden dazu an, herauszufinden, in welchen Situationen er am häufigsten zum Pornografiekonsum verleitet wird, und wie sie sich vermeiden lassen.
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Finden Sie heraus, wo, wann und unter welchen Umständen dies im Einzelnen der Fall ist. (Falls nötig, sollte der Zugriff auf diverse Medien wie Zeitschriften, Bücher, Fernsehen, Filme, Musik, das Internet und dergleichen und deren Nutzung eingeschränkt werden.)
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Arbeiten Sie heraus, welche Gefühle solchen Situationen zugrunde liegen (beispielsweise Langeweile, Einsamkeit, Ärger, Stress oder Müdigkeit).
Legen Sie dem Betreffenden nahe, das Problem mit dem Ehepartner, dem Vater oder der Mutter zu besprechen.
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Er soll sich auch konkret überlegen, wie er das Vertrauen zu denen wiederherstellen kann, die sich durch den Pornografiekonsum hintergangen fühlen.
Ermuntern Sie den Betreffenden, regelmäßig mit einer Person seines Vertrauens zusammenzukommen, um festzustellen, welche Fortschritte gemacht wurden.
Sie könnten für ihn auch eine Selbsthilfegruppe oder Initiative ausfindig machen, die auf der Grundlage gemeinsamer Werte das Ziel verfolgt, von der Pornografie loszukommen.
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Ermutigen Sie den Betreffenden, eine örtliche Selbsthilfegruppe – wo verfügbar – zur Überwindung seiner Abhängigkeit aufzusuchen (siehe auch die Seite „Genesungsprogramm für Suchtkranke“ auf ChurchofJesusChrist.org).
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Wenn es vor Ort keine solche Unterstützung gibt, gibt es vielleicht andere Möglichkeiten, zum Beispiel kommunale Angebote oder Online-Selbsthilfegruppen und -Initiativen.
Die Familie unterstützen
Der Pornografiekonsum hat negative Auswirkungen auf den Ehepartner und die Angehörigen. Unterstützen Sie den Ehepartner oder die Angehörigen des Betreffenden. Hören Sie aufmerksam zu, wenn sie von ihren Ängsten und Sorgen erzählen. Achten Sie darauf, Liebe und Mitgefühl zu zeigen, wie der Erretter es tun würde. Sorgen Sie außerdem dafür, dass der Ehepartner, den die Situation womöglich stark belastet, gut unterstützt wird. Weitere Informationen finden Sie unter Unterstützung für Ehepartner von Pornografiekonsumenten.
Helfen Sie dem Ehepartner oder dem Angehörigen herauszufinden, welche Auswirkungen die Situation auf ihn hat, und bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die erkannten Probleme anzugehen.
Erläutern Sie dem Angehörigen des Betreffenden, wie der Erretter helfen kann (siehe Alma 7:11 und Matthäus 11:28-30), und zwar unabhängig davon, ob der Betroffene aufhört, pornografisches Material anzusehen.
Ermuntern Sie den Angehörigen, sich einer von der Kirche eingerichteten Selbsthilfegruppe für Ehepartner und Angehörige oder einer ähnlich ausgerichteten Selbsthilfegruppe anzuschließen, sofern ein solches Angebot besteht. Auf der Seite „Genesungsprogramm für Suchtkranke“ unter ChurchofJesusChrist.org sind Termine von Selbsthilfegruppen aufgeführt.
Empfehlen Sie den Angehörigen auch das Material für Ehepartner und Angehörige unter „Hilfen für Ehepartner“ und „Hilfen für Eltern“ unter „Pornografie“ in der Rubrik „Hilfe fürs Leben“ im Archiv Kirchenliteratur; siehe auch „Addressing Pornography“ auf ChurchofJesusChrist.org (in englischer Sprache).
Helfer in Gemeinde und Pfahl hinzuziehen
Ziehen Sie in Erwägung, Führungsverantwortliche der Gemeinde oder andere vertrauenswürdige Mitglieder damit zu beauftragen, kontinuierlich Hilfe zu leisten. Bitten Sie den Betreffenden um Erlaubnis, ehe Sie seine Situation mit anderen besprechen.
Weisen Sie ihm jemanden, dem er vertraut, als Beistand zu; regen Sie an, dass beide regelmäßig zusammenkommen.
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Idealerweise soll es sich hierbei um jemanden handeln, bei dem sich der Betreffende geborgen fühlt und der sich entweder selbst gut mit der Problematik auskennt oder der selbst von der Pornografie losgekommen ist.
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Diese Aufgabe könnte ein betreuender Bruder oder eine betreuende Schwester übernehmen.
Gelegentlich kommt es vor, dass sich der Betreffende zwar eifrig bemüht, seine Abhängigkeit mit der tatkräftigen Hilfe anderer zu überwinden, aber dennoch seinen Pornografiekonsum fortsetzt.
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Dann ist es möglicherweise angebracht, ihn an einen Therapeuten zu verweisen, dessen Arbeit mit den Grundsätzen des Evangeliums vereinbar ist.
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Wo verfügbar, kann Sie der Familiendienst der Kirche unterstützen oder auf örtliche Hilfsangebote aufmerksam machen, zum Beispiel Therapieprogramme oder -zentren, kommunale Angebote, Selbsthilfegruppen oder auch öffentliche Einrichtungen.