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2. Grundsatz


„Schüttelt die Ketten ab, womit ihr gebunden seid“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen, 2018

„Schüttelt die Ketten ab, womit ihr gebunden seid“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen

ein Mann denkt nach

2. Grundsatz

Schüttelt die Ketten ab, womit ihr gebunden seid

„Erwacht …, legt die Waffenrüstung der Rechtschaffenheit an. Schüttelt die Ketten ab, womit ihr gebunden seid, und kommt hervor aus dem Dunkel, und erhebt euch aus dem Staub.“ (2 Nephi 1:23.)

Wir sind nicht schuld an den Entscheidungen unseres Angehörigen

Wenn wir versuchen, unsere schwierige Situation zu begreifen, ist es völlig normal, sich zu fragen, warum unser Angehöriger auf Abwege geraten ist. Wir glauben vielleicht, dass wir irgendwie dafür verantwortlich sind. Als Eltern fragen wir uns vielleicht, was wir hätten anders machen können. Als Ehepartner machen wir uns vielleicht Gedanken darüber, ob wir den Bedürfnissen unseres Mannes oder unserer Frau nicht gerecht geworden sind. Wir fragen uns beispielsweise, ob wir nicht gut genug sind und was wir noch hätten tun können. Wenn manches nicht so wird wie erwünscht, sind wir versucht, uns selbst die Schuld zu geben. Solche Gedanken können dazu führen, dass wir uns für die Entscheidungen eines anderen verantwortlich fühlen, was unverdiente Schuldgefühle und Verzweiflung nach sich zieht.

Ein entscheidendes Element im Plan des himmlischen Vaters ist der Grundsatz der Entscheidungsfreiheit: die Fähigkeit und der Vorzug, selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn wir uns mit diesem Grundsatz beschäftigen und ihn erfassen, bezeugt uns der Geist, dass nicht wir den Anlass für die schlechten Entscheidungen unseres Angehörigen gegeben haben. Elder Richard G. Scott hat gesagt: „Wenn Sie selbst frei von schweren Sünden sind, quälen Sie sich nicht unnötig mit den Folgen der Sünden anderer. Als Ehepartner, Elternteil oder nahestehender Mensch können Sie Mitleid mit demjenigen empfinden, der sich durch Sünde in der Galle der Bitternis befindet. Doch Sie dürfen sich nicht selbst für diese Handlungen verantwortlich fühlen.“ („Frei von schwerer Last“, Liahona, November 2002, Seite 88.) Unser Angehöriger ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich. Der eigentliche Grund für seine Entscheidungen mag zwar vielschichtig sein, doch wir haben diese nicht zu verantworten. Hier ist eine gute Gedächtnisstütze: „Wer Übles tut, der tut es sich selbst an; denn siehe, ihr seid frei.“ (Helaman 14:30; Hervorhebung hinzugefügt.) Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass unser Angehöriger schlechte Entscheidungen trifft. Zu seinem Genesungs- und Heilungsprozess gehört es auch, dass er Fehler macht, aber dann die volle Verantwortung für seine Entscheidungen trägt. Unser Erfolg und unser Glück dürfen nicht daran gemessen werden, wie andere Menschen ihre Entscheidungsfreiheit ausüben. Wir sind nur für unsere eigenen Entscheidungen und Taten verantwortlich.

  • Haben Sie sich bisher irgendwie für die schlechten Entscheidungen Ihres Angehörigen verantwortlich gefühlt? Wie hat es sich auf Sie ausgewirkt, falls dem so ist?

  • Wodurch ist Ihnen klar geworden, dass Sie für die Entscheidungen Ihres Angehörigen nicht verantwortlich sind?

Wir sind Kinder Gottes

Die Entscheidungen unseres Angehörigen können sich darauf auswirken, wie wir uns selbst und das Leben insgesamt sehen. Möglicherweise fangen wir an, uns selbst anhand unserer Erfahrungen mit den Entscheidungen unseres Angehörigen zu beurteilen, denn diese scheinen manchmal alles zu überlagern. Es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, wer wir sind und warum wir hier auf der Erde sind. Gott ist nicht nur unser Herrscher und Schöpfer, er ist auch unser himmlischer Vater. Alle Menschen sind buchstäblich Söhne und Töchter Gottes. Wir können auf die schlichte Wahrheit bauen, dass er unser Vater ist und wir seine Kinder sind. Wenn wir diese Beziehung verstehen, verleiht uns das Frieden und die Zuversicht, weiterzumachen – nicht aufgrund unserer eigenen Fähigkeiten, sondern dank der Güte und unvergleichlichen Macht Gottes und seines Sohnes, Jesus Christus. Ganz gleich, was in unserem Leben geschieht: Wir können uns darauf besinnen, dass seine Liebe zu uns ewig Bestand haben wird. Dadurch kommt unser Heilungsprozess in Gang. Wenn wir uns inmitten unserer Prüfungen dem Vater im Himmel zuwenden, können wir durch seine Liebe und die heilende Macht des Sühnopfers seines Sohnes Mut und Hoffnung schöpfen.

  • Inwiefern hilft Ihnen das Wissen, dass Sie ein Kind Gottes sind?

  • Wie wird Ihre Beziehung zu Gott beispielsweise dadurch gestärkt, dass Sie beten, in den heiligen Schriften studieren, nachsinnen, fasten und seine Gebote halten?

Wir sind frei, selbständig zu handeln

Vielleicht fühlen wir uns machtlos, weil wir nur wenig Einfluss darauf haben, wie unser Angehöriger sich entscheidet oder welche Konsequenzen sein Handeln nach sich zieht. Durch das Evangelium wissen wir, dass wir „frei [sind], um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels“ (2 Nephi 2:27). Wir können unsere Entscheidungsfreiheit dazu nutzen, unsere Situation zu verbessern und ungeachtet der Umstände richtige Entscheidungen zu treffen. Elder David A. Bednar hat dazu Folgendes gesagt: „Je mehr Sie und ich die helfende Macht des Sühnopfers verstehen und in Anspruch nehmen, desto mehr beten wir und bemühen uns um die Kraft, unsere Umstände zu ändern, anstatt darum zu beten, dass Gott die Umstände ändert. Wir sind aktiv und handeln, anstatt passiv auf uns einwirken zu lassen (siehe 2 Nephi 2:14).“ („Das Sühnopfer und unsere irdische Reise“, Liahona, April 2012, Seite 16.)

  • Wie wollen Sie Ihre Entscheidungsfreiheit nutzen, um zu handeln und Ihre Situation zu verbessern?

  • Inwiefern trifft der zweite Glaubensartikel auf Ihre Situation zu?

eine Frau trägt einen Jungen auf dem Rücken

Wenn wir uns inmitten unserer Prüfungen dem Vater im Himmel zuwenden, können wir durch seine Liebe und die heilende Macht des Sühnopfers seines Sohnes Mut und Hoffnung schöpfen.