„Achte auf dich selbst“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen, 2018
„Achte auf dich selbst“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen
5. Grundsatz
Achte auf dich selbst
„Achte auf dich selbst und auf die Lehre; halte daran fest! Wenn du das tust, rettest du dich und alle, die auf dich hören.“ (1 Timotheus 4:16)
Akzeptieren wir, dass wir unsere Lieben nicht beherrschen oder heilen können
Unser Angehöriger, der in einer Abhängigkeit gefangen ist, trifft oft falsche Entscheidungen, und muss infolgedessen möglicherweise sehr leiden. Es ist schwer, das mit ansehen zu müssen und nichts dagegen tun zu können. Wir haben vielleicht das Gefühl, dass sich erst etwas bessern wird, wenn wir einschreiten und die Sache in Ordnung bringen. Wir wollen den geliebten Menschen möglicherweise überreden, Argumente anführen, mit ihm verhandeln, ihn bestrafen, manipulieren oder beschämen, damit er sich nur ja in Richtung Genesung bewegt. Diese Vorstöße können eine Weile wirksam erscheinen, doch letztendlich reichen sie nicht aus. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Versuch, andere zu beherrschen, nur zu Spannungen, Angst und Verbitterung führt. Elder Richard G. Scott hat gesagt: „Versuchen Sie nicht, sich über die Entscheidungsfreiheit anderer hinwegzusetzen. Das würde selbst der Herr nicht tun. Erzwungener Gehorsam bringt keinen Segen.“ („To Help a Loved One in Need“, Ensign, Mai 1988, Seite 60.)
Es ist ganz natürlich, wenn wir uns wünschen, unser Angehöriger möge die heilende Macht Jesu Christi erfahren. Und so bemühen wir uns, ihm zu helfen, wo wir nur können. Wir müssen aber begreifen, dass wir ihn nicht erretten können. Wenn wir versuchen, ihn vor den Folgen seiner falschen Entscheidungen zu bewahren, maßen wir uns widerrechtlich die Rolle des Erretters und Erlösers an. Einiges, was wir seinetwegen versuchen und vorhaben, kann sogar dazu führen, dass er sich dem Erlöser erst recht nicht zuwendet. Damit der Herr ihn heilen kann, muss er selbst Glauben ausüben und die Gebote befolgen. Wir können ihm das nicht abnehmen. Der Heiland fragt: „Wollt ihr nicht jetzt zu mir zurückkommen und von euren Sünden umkehren und euch bekehren, damit ich euch heile?“ (3 Nephi 9:13.) Jeder muss sich selbst dafür entscheiden, zum Erretter zu kommen. Wenn jemand zu kämpfen hat, kann nur er sich dafür entscheiden, zu tun, was nötig ist, um Heilung zu finden.
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Wie können wir verhindern, dass der Wunsch, unseren Angehörigen zu unterstützen, in den Versuch umschlägt, sich über seine Entscheidungsfreiheit hinwegzusetzen?
Konzentrieren wir uns auf unsere Heilung
Ein Hauptantrieb dafür, Hilfe zu suchen, kann sein, dass man besser verstehen möchte, wie man dem anderen helfen kann. Wir glauben oder erwarten vielleicht, dass die Genesung des Betreffenden auch uns Heilung bringt. Wir gelangen an einen entscheidenden Wendepunkt, wenn uns klar wird, dass wir uns stattdessen auf unsere eigene Heilung konzentrieren müssen. Das bedeutet aber nicht, dass wir den uns nahestehenden Menschen nicht weiter unterstützen und uns seine Genesung nicht mehr wichtig ist. Vielmehr erkennen wir, dass unser eigener Friede und unsere eigene Heilung für uns an erster Stelle kommen. Die Entscheidungen eines Menschen, den wir liebhaben, müssen nicht dazu führen, dass wir selbst nicht zum Heiland kommen. Der Herr lädt uns ungeachtet unserer Umstände ein, zu ihm zu kommen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11:28-30.)
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Wie werden Sie sich darauf konzentrieren, selbst Frieden und Heilung zu finden?
Sorgen wir gut für uns selbst
Ein wichtiger Aspekt unserer Heilung besteht darin, dass wir uns Zeit nehmen, um ins Gleichgewicht zu kommen und uns um uns selbst zu kümmern. Wenn wir nicht achtgeben, kann es dazu kommen, dass die Entscheidungen des Angehörigen und alles, was damit verbunden ist, uns völlig aufzehren oder dazu führen, dass wir unser eigenes Wohlergehen vernachlässigen. Der Herr bittet uns, in allem maßvoll zu sein (siehe Alma 7:23) und nicht schneller zu laufen, als wir Kraft haben (siehe Mosia 4:27). Wir müssen darauf achten, dass unsere eigenen Bedürfnisse erfüllt werden. So können wir unseren Angehörigen und andere Menschen in unserem Umfeld besser unterstützen. Schwester Neill F. Marriott hat gesagt: „Wir bauen das Reich auf, wenn wir andere nähren. Das erste Kind Gottes, das wir im wiederhergestellten Evangelium aufrichten müssen, sind jedoch wir selbst.“ („Was sollen wir tun“, Liahona, Mai 2016, Seite 10.)
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Was werden Sie konkret tun, um in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht für sich selbst zu sorgen?
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Inwiefern können Sie Ihrem Angehörigen besser helfen, wenn Sie sich um sich selbst kümmern?
Zwanghaftes Verhalten verstehen
Wenn wir mehr darüber lernen, was es mit zwanghaftem Verhalten auf sich hat, können wir die Entscheidungen eines geliebten Menschen besser verstehen. Der Herr hat uns geraten: „Sucht Worte der Weisheit aus den besten Büchern; trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben.“ (LuB 88:118.) Es gibt viele gute Informationen darüber, was man tun kann, um sich selbst und dem betreffenden Angehörigen zu helfen. Eine Möglichkeit, Antworten zu finden, besteht darin, sich anzuhören, wie andere Angehörige von Suchtkranken mit der Situation umgehen. So fühlt man sich bestätigt und nicht so allein. Es gibt auch viel evangeliumsbezogenes Material, das ebenfalls nützlich sein kann, darunter die heiligen Schriften, Worte der Propheten und anderer Führer der Kirche, das Genesungsprogramm für Suchtkranke (addictionrecovery.ChurchOfJesusChrist.org), die Website „Pornografie überwinden“ (overcomingpornography.org/?lang=deu), Artikel auf ChurchOfJesusChrist.org, Vorlesungen im Rahmen der Bildungswoche der Brigham-Young-Universität und vieles mehr. Wenn man weiß, womit man bei zwanghaftem Verhalten rechnen muss, kann man sich und seinem Angehörigen besser helfen.
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