Moronis Füße
Seine Füße haben Moroni Rubio Geschwindigkeitsrekorde und die Aussicht auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen eingebracht. Doch er ist überzeugt, dass sie nie etwas Wichtigeres leisten werden, als ihn dann zu tragen, wenn er die Botschaft des Evangeliums verkündet.
Moroni Rubio war erst 16 Jahre alt, als er Platz Eins in der Rangliste der Läufer in Mexiko errang. Zuvor hatte er die Rekorde im 100- und 200-Meter-Lauf gebrochen. Im gleichen Jahr, 2002, gewann er die mittelamerikanischen Juniorenmeisterschaften im Hundertmeterlauf und wurde im Bundesstaat Yucatán zum Sportler des Jahres gewählt.
Bei all seinen Träumen geht es um seine Füße. Sie sollen ihn bis zu den Olympischen Sommerspielen tragen, die 2008 in Peking stattfinden. Doch selbst wenn sie ihn nicht dorthin tragen sollten, haben sie schon Großes geleistet.
Sie haben nämlich seinen seltenen Vornamen ins Rampenlicht gerückt und Moroni so manche Gelegenheit verschafft, über seinen Glauben zu sprechen. Aufgrund seiner Erfolge hatte er einige Fernsehauftritte, bei denen sein Name jedes Mal über den Bildschirm flimmerte.
„Mir werden oft Fragen zu meinem Namen gestellt“, erzählt Moroni, der Priester im Pfahl Lakín in Mérida in Mexiko ist. „So habe ich eine sehr gute Gelegenheit, über das Evangelium zu sprechen. Und wenn ich laufe, können die Mitglieder unter den Zuschauern an meinem Namen erkennen, dass ich einer von ihnen bin. Ich glaube, sie sind stolz darauf.“
Seine Trainer haben Moroni schon immer gesagt, er habe einen schönen Gang. Doch für Moroni hat das noch eine weitere Bedeutung, wenn er an Jesajas Worte in Bezug auf Missionare denkt: „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten.“ (Jesaja 52:7.)
Er bringt Opfer
Moroni hatte es nicht leicht, seinen jetzigen Stand zu erreichen. Läufer wie er haben auch einen Marathon-Terminplan. Moroni verlässt früh das Haus, um zur Schule zu gehen. Nach der Schule bleiben nur ein paar Minuten, um hastig eine Kleinigkeit zu essen, ehe es zum Training weitergeht. Wenn er dann gegen 20.00 Uhr nach Hause kommt, kann er gerade noch schnell zu Abend essen und die Hausaufgaben machen. Dann ist es schon Zeit, schlafen zu gehen. Es ist nicht nur auf der Tartanbahn eine Herausforderung, mit Moroni Schritt zu halten.
„Es ist ein Opfer“, sagt er. „Ich möchte oft etwas anderes tun, zum Beispiel mit meinen Freunden zusammen sein oder Gitarre spielen. Doch es bleibt einfach keine Zeit.“
Ein Läufer im Gleichgewicht
Die Schriftstelle, in der es heißt, dass der Mensch nicht schneller laufen soll, als er Kraft hat, hat für Moroni, der sich bemüht, Hausaufgaben, Kirche, Familie und Freunde in seinem Terminplan unterzubringen, mehrere Bedeutungen.
Wie viele jugendliche Mitglieder der Kirche muss Moroni darauf achten, dass er sich nicht überlastet oder überfordert. Aus seiner Erfahrung als Läufer weiß er, dass man sich Verletzungen zuziehen kann, wenn man sich überanstrengt. Wie König Benjamin seinem Volk gesagt hat: „Es ist nicht erforderlich, dass der Mensch schneller laufe, als er Kraft hat.“ (Mosia 4:27.)
Doch Moroni gebraucht diese Schriftstelle nicht als Ausrede, um unter seinen Möglichkeiten zu bleiben; vielmehr sieht er sie als Herausforderung, stärker zu werden. Als er mit 14 Jahren aktiver Hundertmeterläufer wurde, lag seine Bestzeit bei 11,9 Sekunden. Durch Wachstum und Training ist er stärker geworden und hat seine Zeit verbessert. Jetzt beträgt Moronis Bestzeit auf 100 Metern 10,46 Sekunden – der mexikanische Rekord in der Juniorenklasse.
„Das liegt daran“, sagt er, „dass ich beständig trainiere, jeden Tag, ohne Ausnahme. Ich weiß, dass ich Grenzen habe, doch die lassen sich verschieben. Auf der Laufbahn glaube ich manchmal, ich schaffe es nicht, aber wenn ich dann noch einmal das Letzte aus mir heraushole, werde ich allmählich besser. Das gehört einfach dazu.“
Oder – wie König Benjamin gesagt hat: „Und weiter, es ist ratsam, dass [der Mensch] eifrig sei, auf dass er dadurch den Preis gewinne.“ (Mosia 4:27.) Daran hält sich Moroni auch, wenn er nicht auf dem Sportplatz ist.
„Prüfungen, die mir einst unüberwindbar vorkamen, erscheinen in einem anderen Licht“, sagt Moroni. „Der Herr stellt uns nie vor Schwierigkeiten, die wir nicht überwinden können. Wir können sie meistern, auch wenn es zunächst nicht danach aussieht. Wir dürfen niemals aufgeben, dann entwickeln wir uns und werden besser. Letzten Endes lohnt sich das Opfer.“
Fans in der Familie
Moroni sagt, dass er in schwierigen Zeiten – sei es auf dem Sportplatz oder anderswo – den größten Rückhalt in seiner Familie findet. Er ist für ihre Unterstützung dankbar. Die Familie weiß es zu schätzen, dass er sich nicht für etwas Besseres hält, nur weil ihm so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Jeder in der Familie hat schließlich seine eigenen Talente.
Seine Schwester Joycy, 20 Jahre alt, war in der Schule immer Klassenbeste. Álvaro jun., 19, ist ein begabter Künstler und Sänger. Steven, 14, ist sehr sportlich und auch ein hervorragender Läufer. Und die zehnjährige Marianna „wird eine großartige Geschäftsfrau“ meint der Vater, Álvaro. „Auch wenn ein Kind nicht Landesmeister in einer Disziplin ist, kann es Zufriedenheit darin finden, sein Bestes gegeben zu haben.“
Moroni schaut sogar zu den anderen auf, sagt er, vor allem zu seinem älteren Bruder, Álvaro jun., der zurzeit in der Mexiko-Mission Puebla dient.
„Mir war immer klar, dass ich ohne Gottes Hilfe nichts bin. Er hat mir das Talent gegeben“, sagt Moroni. „Ich bete nur immer, dass er mir hilft. Ohne die Lehren des Evangeliums wäre mein Leben sehr viel schwieriger.“
Das Evangelium des Friedens folgt auf dem Fuße
Nachdem seine Füße durch das, was sie auf dem Sportplatz geleistet haben, Moroni bereits geholfen haben, das Evangelium zu verbreiten, hofft er nun, dass sie ihm dabei auch auf Mission helfen werden.
„Ich glaube, dass dem Herrn wichtig ist, was ich als Läufer leiste“, meint Moroni. „Doch wichtiger als das Laufen ist es, eine Mission zu erfüllen. Und dies ist eines meiner Ziele, wie auch immer meine Sportlerkarriere verlaufen mag.“
Aus Moroni, dem Läufer, wird dann also Moroni, der Missionar, die „Füße beschuht mit der Vorbereitung des Evangeliums des Friedens” (LuB 27:16).
Er wird dann seine Sportschuhe gegen Schuhe eintauschen, in denen er von Tür zu Tür gehen kann.