2004
Würdig für meinen Segen?
März 2004


Würdig für meinen Segen?

Ich hatte meinen Empfehlungsschein, doch etwas beunruhigte mich die ganze Zeit. War mir wirklich alles, was ich vor so langer Zeit falsch gemacht hatte, vergeben worden? Würde mein Bischof schlecht von mir denken?

Nachdem ich an einer Fireside mit unserem Pfahlpatriarchen teilgenommen hatte, wollte ich gerne meinen Patriarchalischen Segen empfangen.

Ich erfuhr, dass ich eine Unterredung mit meinem Bischof brauchte, um den Patriarchalischen Segen bekommen zu können. Ich rief den Führungssekretär an, und er setzte einen Termin nach den Aktivitäten der Jungen Männer und der Jungen Damen in der folgenden Woche an.

Es war fast niemand mehr in der Kirche, als ich den Flur entlang zum Büro des Bischofs ging. Ich klopfte an und er bat mich herein. Wir unterhielten uns über die Schule und dann fragte er, was er für mich tun könne. Er schien sich darüber zu freuen, dass ich den Patriarchalischen Segen bekommen wollte.

Wir sprachen darüber, was der Patriarchalische Segen ist, was es heißt, ihn zu empfangen, und ob ich der Meinung war, dass ich bereit dafür sei. Dann befragte er mich bezüglich meiner Würdigkeit. Er fragte, ob ich das Wort der Weisheit hielt, die Versammlungen der Kirche besuchte und ein Zeugnis vom Evangelium hätte. Ich fühlte mich gut, weil ich alle Fragen ehrlich und von ganzem Herzen mit „Ja“ beantworten konnte, auch wenn ich mich noch längst nicht für vollkommen hielt.

Dann stellte mir der Bischof eine letzte Frage: „Gibt es etwas in der Vergangenheit, was du mit deinen Priestertumsführern hättest bereinigen sollen, aber nicht getan hast?“

Ich antwortete mit „Nein“, nahm meinen Empfehlungsschein entgegen und ging – bereit, einen Termin mit dem Patriarchen auszumachen. Als ich den dunklen Flur entlangging, merkte ich, dass mich die letzte Frage bedrückte. Gab es etwas in der Vergangenheit?

Ich musste daran denken, dass ich vor einigen Jahren ein paar Mal eine Freundin besucht hatte. Bei einigen Spielen, die wir dort gespielt hatten, hatte ich mich nicht wohl gefühlt. So etwas war mir danach nie wieder passiert. Dennoch hatte ich mich oft gefragt, ob diese kleinen, harmlosen Übertretungen etwas waren, worüber ich mit dem Bischof sprechen musste oder nicht. Weil ich ja nichts wirklich Schlimmes getan hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich es einfach vergessen würde. Doch dem war offenbar nicht so.

Ich würde nur einmal im Leben einen Patriarchalischen Segen bekommen und wollte, dass er durch nichts überschattet würde. Also machte ich kehrt und ging mit einem Kloß im Hals zurück zum Büro des Bischofs. Ich wollte nicht, dass er mich auslachte oder meine Bedenken auf die leichte Schulter nahm. Ich zwang mich, erneut an seine Tür zu klopfen.

Es war unschwer zu erkennen, dass er überrascht war, mich wiederzusehen. Die Geschichte sprudelte aus mir heraus – ich sprach viel zu schnell und nicht gerade deutlich. Er lachte nicht und schob meine Bedenken auch nicht beiseite. Vielmehr hörte er mir aufmerksam zu, stellte mir einige Fragen über damals und heute und wollte dann mehr darüber wissen, inwiefern ich mit dem Herrn ins Reine gekommen war. Dann sagte er: „Ich denke, du kannst deinen Segen empfangen und brauchst dir diesbezüglich keine Sorgen mehr zu machen.“

Als ich sein Büro zum zweiten Mal verließ, fühlte ich mich rein und war glücklich. Mir war, als ob ich schwebte, als ich den Flur hinunterhüpfte. Ich wusste, dass ich rein war. Mein Priestertumsführer hatte mich von einem unbehaglichen Gefühl befreit, das ich über Jahre mit mir herumgeschleppt hatte.

Dieses Gefühl der Reinheit hatte ich auch an dem Abend, als ich zum Patriarchen ging und meinen Segen empfing. Ich begann zu weinen, als er die ersten Worte sprach: „Der Herr freut sich darüber, dass du dich dafür entschieden hast, seine Gebote zu halten, um ihm auf diese Weise deine Liebe zu zeigen.“ Ich spürte, dass der Herr wahrhaftig zu mir sprach und dass er mit meinem Leben, so unvollkommen es auch war, zufrieden war.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich immer zu meinen Priestertumsführern gehen kann, wenn ich zu meiner Würdigkeit eine Frage habe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sie nur helfen wollen. Sie denken nicht schlecht von mir, nur weil ich noch unvollkommen bin, und sie halten es nicht für Zeitverschwendung, über meine Anliegen zu sprechen, seien sie groß oder klein. Sie sind fast genauso glücklich wie wir selbst, wenn wir die wunderbare Freude verspüren, die uns ergreift, wenn wir Vergebung erlangen.

Rachel Murdock gehört zur Gemeinde Janesville im Pfahl Madison in Wisconsin.