2010
Gefangen in einer Cumbuca
März 2010


Gefangen in einer Cumbuca

Lass dich nicht wie ein Affe fangen. Du kannst loslassen.

Elder Marcos A. Aidukaitis

In Brasilien benutzen Einheimische eine Affenfalle namens Cumbuca. Sie höhlen einen Kürbis aus und machen die Öffnung gerade so groß, dass ein Affe seine Hand hindurchquetschen kann. Dann legen sie den Kürbis auf den Boden, und in den Kürbis legen sie etwas, was den Affen anlockt, meist ein Stück Obst, etwa eine Banane. Der törichte Affe packt die Banane, doch mit der geschlossenen Faust kommt er nicht mehr durch die Öffnung. Da er die Banane aber nicht loslassen will, sitzt er in der Falle.

Der Satan stellt solche Fallen für uns auf. Wir müssen aber nicht so töricht sein wie ein Affe. Wir können loslassen. Der Satan versucht, seine Fallen interessant zu gestalten, ja, sogar schön. Aber am Ende sind sie es nicht; sie sind hässlich, und die Folgen sind schrecklich. Unser ewiges Leben steht auf dem Spiel, also müssen wir klüger sein als der Affe. Wir müssen die Fallen möglichst vermeiden, und falls wir einmal etwas gepackt haben, was wir nicht hätten nehmen sollen, dann müssen wir loslassen.

Geht kein Risiko ein

Als ich sechzehn war, fuhr ich an einem Abend mit drei Freunden von einer Aktivität nach Hause. Ich erinnere mich gut daran. Wir gehörten alle dem Priesterkollegium an und waren gern zusammen. Wir parkten das Auto vor dem Haus meiner Familie und redeten noch darüber, dass wir an diesem Abend in der Kirche viel Spaß gehabt hatten. Da machte einer meiner Freunde einen Vorschlag.

In der Nähe war ein Klub, der bei den Jugendlichen sehr beliebt war. Dort wurde freitags und samstags getanzt. Er schlug vor: „Gehn wird doch mal dorthin zum Tanzen.“ Er meinte, wir könnten die Gelegenheit sogar dazu nutzen, den Jugendlichen dort das Evangelium nahezubringen. Die anderen drei, auch ich, versuchten ihn zu überzeugen, dass das keine so gute Idee war. Dort galten nicht die Maßstäbe der Kirche. Es wurde geraucht und getrunken. Die Leute kleideten sich nicht anständig. Dort wurde größtenteils laute, harte Musik gespielt, die oft einen zweideutigen Text hatte.

Er war ein guter Freund, sehr aktiv in der Kirche. Aber er bestand darauf, dass wir hingehen. „Es ist doch in Ordnung“, meinte er, „solange wir uns an nichts Schlechtem beteiligen.“ Wir drei versuchten ihn davon abzubringen, aber es gelang uns nicht. Schließlich sagte er: „Dann gehe ich eben allein. Ich werde euch zeigen, dass daran nichts verkehrt ist. Und ihr verpasst einen großen Spaß.“ Er war fest entschlossen, seine Hand in eine Cumbuca zu stecken.

Am Freitag ging er in den Klub zum Tanzen. Am nächsten Tag, am Samstag, kam er zu einer Aktivität in der Kirche und prahlte damit, wie viel Spaß er gehabt hatte. Er lud uns ein, nächste Woche mitzukommen. Wir gingen nie mit, aber er ging schließlich regelmäßig dorthin, nach einiger Zeit auch am Samstagabend. Dann kam er am Sonntag zu spät in die Kirche, weil er so lange aufgeblieben und deshalb müde war. Schließlich kam er ab und zu gar nicht in die Kirche.

Mein Freund wollte nicht loslassen

Bald kam er nur noch selten in die Kirche. Er ging nicht auf Mission. Vor ein paar Jahren rief ich ihn an. Er lebte in einer anderen Stadt, weit von mir entfernt. Als wir über die Kirche sprachen, war er sehr kühl. Er war nicht mehr der, den ich gekannt hatte.

Ich denke an den Moment zurück, als wir zu viert im Auto saßen. Die anderen drei blieben in der Kirche aktiv, heirateten im Tempel und hatten führende Berufungen in der Kirche inne. Aber dieser eine Freund fiel vom Glauben ab, heiratete außerhalb der Kirche und hat heute nichts mehr mit der Kirche zu tun. Seine Kinder wissen nichts von den Segnungen des Evangeliums. Er kann noch umkehren, und ich hoffe, dass er es tun wird, aber er verliert kostbare Zeit und Gelegenheiten.

An diesem Abend im Auto standen wir vier an einer Weggabelung. Ich wusste damals nicht, wie wichtig diese Entscheidung war. Wir wussten nur, dass es nicht gut war, dorthin zu gehen, wo er hingehen wollte. Ich weiß noch, dass er sagte: „Wir werden hingehen und durch unser gutes Beispiel einige dieser Jugendlichen bekehren.“ Aber er wurde getäuscht, und am Ende war er derjenige, der zu einem anderen Weg bekehrt wurde. Wenn ich zurückblicke, erkenne ich, dass etwas scheinbar Unbedeutendes über die Jahre großen Einfluss haben kann. Ich bin sehr froh, dass ich das Rechte gewählt habe.

Wo wir stehen sollen

In Lehre und Bündnisse 87:8 lesen wir den Rat: „Steht an heiligen Stätten.“ Wir sollen dort stehen, wo der Herr uns haben will. Wir müssen heute beschließen, dass wir unsere Grundsätze für nichts aufs Spiel setzen. Wir lassen nicht zu, dass der Satan uns täuscht. Wir lassen uns nicht fangen.

In der Bibel lesen wir von David, der als junger Schafhirte ein Herz hatte, wie Gott es sich wünschte (siehe 1 Samuel 13:14; 16:7). Als jüngster von acht Söhnen wurde er von Samuel dazu gesalbt, König von Israel zu werden, „und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an“ (1 Samuel 16:13). Er bekämpfte und besiegte Goliat im Namen des Herrn (siehe 1 Samuel 17:45-51). Selbst als Flüchtling war er gesegnet, wurde vom Herrn geführt und als der Gesalbte des Herrn anerkannt, und schließlich wurde er ein mächtiger König von Israel (siehe 1 Samuel 19 bis 26; 2 Samuel 5:3,10).

Doch dann kam der Moment, als David nicht an einer heiligen Stätte stand. Vielmehr stand er auf dem Dach und sah einer schönen Frau beim Baden zu. Obwohl sie die Frau eines anderen Mannes war, fühlte er sich zu ihr hingezogen und ließ seine schlechten Gedanken nicht los. Sie begingen Ehebruch, und als sie schwanger wurde, sorgte er dafür, dass ihr Mann ums Leben kam (siehe 2 Samuel 11:2-17). Anstatt die Versuchung loszulassen, gab David der Versuchung nach. Für den Rest seines Lebens bereute er seine Tat.

Kleine Entscheidungen, große Folgen

Woher wisst ihr also, wo ihr stehen und was ihr tun sollt? Eine Quelle dafür ist die Broschüre Für eine starke Jugend. Macht euch mit dieser Broschüre vertraut. Darin wird ganz klar ausgesagt, was gut ist im Hinblick auf Kleidung und Musik, was für eine Ausdrucksweise ihr verwenden und was für Freunde ihr euch suchen sollt und vieles mehr. Ihr müsst mit diesen Maßstäben vertraut sein, und ihr müsst euch heute entschließen, sie zu befolgen und nicht davon abzuweichen. Das könnt ihr nicht erst dann entscheiden, wenn die Versuchung da ist.

Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat gesagt: „Für das Positive, was man erreichen will, muss man sich nur einmal entscheiden – beispielsweise auf Mission zu gehen und würdig zu leben, damit man im Tempel heiraten kann –, dann fallen einem alle anderen Entscheidungen, die mit diesem Ziel zu tun haben, leicht. Andernfalls ist jede Überlegung riskant, und jede Ausflucht kann zu einem Fehler führen. Es gibt eben manches, was ein Heiliger der Letzten Tage tut, und anderes, was er nicht tut. Je früher ihr euch entscheidet, das zu tun, was richtig ist, desto besser für euch!“1

Meine lieben jungen Freunde, seid klüger als ein Affe! Ergreift nicht etwas, was verlockend erscheint, um es dann nicht mehr loszulassen. Steht dort, wo der Herr euch haben möchte, und tut, was der Herr von euch möchte, dann seid ihr nie in einer Cumbuca gefangen.

Anmerkung

  1. „President Kimball Speaks Out on Planning Your Life“, New Era, September 1981

Illustration von Brian Call

Rechts: Foto von Matthew Reier