2010
Sei den Gläubigen ein Vorbild
November 2010


Sei den Gläubigen ein Vorbild

Ob wir Vollzeitmissionare sind oder Mitglieder, wir alle sollten denen, die an Jesus Christus glauben, ein gutes Vorbild sein.

Elder Russell M. Nelson

Meine lieben Brüder, an diesem Abend sind wir an vielen Orten in der ganzen Welt versammelt. Unter uns sind wunderbare Vollzeitmissionare. Ich möchte alle Vollzeitmissionare bitten, aufzustehen. Liebe Missionare und Missionspräsidentschaften, wo auch immer Sie sich befinden, bitte stehen Sie auf. Wir sind für jeden Einzelnen von Ihnen dankbar! Wir danken Ihnen! Wir haben Sie lieb! Bitte nehmen Sie wieder Platz.

Von Zeit zu Zeit müssen wir uns ins Gedächtnis rufen, warum wir Missionare haben. Der Grund ist, dass der Herr uns dieses Gebot gegeben hat:

„Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,

und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“1

Dieses Gebot ist eines von vielen, die erneuert wurden, weil das Evangelium Jesu Christi in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist. Heute dienen Missionare ebenso wie zur Zeit des Neuen Testaments. In der Apostelgeschichte wird die damalige Missionsarbeit der Apostel und anderer Jünger im Anschluss an das irdische Wirken des Herrn geschildert. Dort lesen wir von der bemerkenswerten Bekehrung und Taufe des Saulus von Tarsus,2 der zuvor „mit Drohungen und Mord gegen die Jünger des Herrn [gewütet]“3 und die Mitglieder der jungen Kirche verfolgt hatte. Trotz dieser Vorgeschichte wurde aus Saulus der bekehrte Paulus, einer der größten Missionare des Herrn. Die letzten 15 Kapitel der Apostelgeschichte berichten über die Missionsarbeit des Paulus und seiner Mitarbeiter.

In einem Brief an einen seiner verlässlichsten Mitarbeiter schrieb Paulus dem jungen Timotheus: „Niemand soll dich wegen deiner Jugend gering schätzen. Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.“4 Dieser Rat gilt für uns heute genauso, wie er damals gegolten hat. Er trifft auf die Vollzeitmissionare zu, ebenso auf jedes Mitglied der Kirche. Ob wir Vollzeitmissionare sind oder Mitglieder, wir alle sollten denen, die an Jesus Christus glauben, ein gutes Vorbild sein.

Vollzeitmissionare

Über 52.000 Vollzeitmissionare dienen in 340 Missionen in aller Welt. Sie glauben an den Herrn und dienen ihm hingebungsvoll. Ihr Ziel ist es, andere einzuladen, „zu Christus zu kommen, indem Sie ihnen helfen, das wiederhergestellte Evangelium … anzunehmen“. Dazu müssen „die Betreffenden Glauben an Jesus Christus und sein Sühnopfer üben, umkehren, sich taufen lassen, die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und bis ans Ende ausharren“.5

Wie Timotheus sind die meisten Vollzeitmissionare junge Männer. Einige sind Schwestern, einige ältere Missionare. Sie liegen uns alle am Herzen! Missionare dienen, um das Leben der Kinder Gottes zum Besseren zu wenden. Der Vater im Himmel liebt ein jedes seiner Kinder. Er ist schließlich ihr Vater. Er möchte sie mit seiner größten Gabe segnen, dem ewigen Leben.6 Das sagen einem die Missionare, wo auch immer sie dienen. Sie helfen den Menschen, Glauben an den Herrn zu entwickeln, umzukehren, sich taufen zu lassen, den Heiligen Geist zu empfangen, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen und treu bis ans Ende auszuharren. Gottes Werk und Herrlichkeit, nämlich „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“7, ist auch das heilige Werk und die Herrlichkeit eines jeden Missionars.

Wir brauchen mehr Missionare – mehr würdige Missionare. Während der Herr auf Erden wirkte, erklärte er seinen Jüngern: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“8

In der heutigen Vormittagsversammlung der Generalkonferenz hat unser geschätzter Präsident, Thomas S. Monson, in bewegenden Worten einen jeden jungen Mann in dieser Kirche dazu aufgefordert, sich für den Missionsdienst bereit zu machen. Ich hoffe, dass seine Botschaft in jeder Familie dieser Kirche in vollem Umfang beherzigt wird.

Dem klugen Rat von Präsident Monson füge ich mein Zeugnis hinzu. Ich habe in meiner Familie beobachten können, welche Segnungen jeder Missionar bekommt. Bisher beträgt die Anzahl unserer auf Vollzeitmission berufenen Kinder, Enkel und ihrer Ehepartner 49, und diese Zahl wird noch weiter steigen. In jedem einzelnen Fall habe ich gesehen, wie der Missionar oder die Missionarin an Weisheit, Urteilsvermögen und Glaubensstärke hinzugewonnen hat. Sie haben sich, wie viele Generationen vor ihnen, in den Dienst Gottes begeben, um ihm mit „ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft“9 zu dienen. Der Missionsdienst hat dazu beigetragen, ihre göttliche Bestimmung vorzuzeichnen.

Mitglieder als Missionare

Der Rat des Paulus, den Gläubigen ein Vorbild zu sein, gilt auch für die Mitglieder. Die meisten waren nie und werden vielleicht nie ein Vollzeitmissionar. Aber alle können als Mitglieder Missionar sein. Diese Aussage erinnert mich an eine lustige Begebenheit, die mir berichtet wurde. Auf dem großen Spielfeld einer Missionarsschule war ein Schild aufgestellt. Darauf stand: „Nur für Missionare!“ Leute, die das Spielfeld auch benutzen wollten, stellten ein eigenes Schild auf. Auf ihrem Schild stand: „Jedes Mitglied ein Missionar!“

Jedes Mitglied kann den Gläubigen ein Vorbild sein. Brüder, wenn Sie Jesus Christus nachfolgen, kann jeder von Ihnen in Übereinstimmung mit seinen Lehren leben. Sie können ein lauteres Herz und reine Hände haben, Sie können das Abbild Gottes Ihrem Gesichtsausdruck aufgeprägt haben.10 Ihre guten Werke werden für andere nicht zu übersehen sein.11 Das Licht des Herrn kann aus Ihren Augen leuchten.12 Mit diesem Strahlen sollten Sie sich auf Fragen gefasst machen. Der Apostel Petrus mahnt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“13

Lassen Sie Ihre Antwort herzlich und freudig ausfallen. Und schneiden Sie die Antwort auf den Einzelnen zu. Vergessen Sie nicht, dass auch er ein Kind Gottes ist – eines Gottes, der sich von Herzen wünscht, dass dieser Mensch sich bereit macht für das ewige Leben und somit eines Tages zu ihm zurückkehrt. Vielleicht sind gerade Sie derjenige, der ihm die Tür zur Erlösung öffnet und es ihm ermöglicht, die Lehre Christi zu verstehen.14

Seien Sie nach Ihrer ersten Antwort bereit, auch den nächsten Schritt zu gehen. Sie können Ihren Freund einladen, mit Ihnen in die Kirche zu kommen. Viele unserer Freunde wissen nicht, dass sie in unseren Gemeindehäusern willkommen sind. „Kommt und seht“ lautete die Einladung des Erlösers an diejenigen, die mehr über ihn erfahren wollten.15 Die Einladung, mit Ihnen am Sonntag eine Versammlung zu besuchen oder an einer geselligen Veranstaltung oder einem Dienstprojekt teilzunehmen, trägt dazu bei, dass irrige Vorstellungen sich zerstreuen und Besucher sich bei uns wohler fühlen.

Gehen Sie als Mitglied der Kirche auf diejenigen zu, die Sie nicht kennen, und begrüßen Sie sie herzlich. Reichen Sie an jedem Sonntag mindestens einem Menschen die Hand, den Sie noch nicht kennen. Bemühen Sie sich täglich darum, Ihren Bekanntenkreis zu vergrößern.

Sie können einen Bekannten bitten, das Buch Mormon zu lesen. Erklären Sie, dass es weder ein Roman noch ein Geschichtsbuch ist. Es ist ein weiterer Zeuge für Jesus Christus. Sein eigentlicher Zweck besteht darin, „die Juden und die Andern [davon zu überzeugen], dass Jesus der Christus ist, der Ewige Gott, der sich allen Nationen kundtut“.16 Diesem Buch wohnt eine Macht inne, die einem ins Herz dringen und das Leben desjenigen, der aufrichtig nach Wahrheit sucht, auf eine höhere Ebene bringen kann. Bitten Sie Ihren Bekannten, das Buch gebeterfüllt zu lesen.

Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, „das Buch Mormon sei das richtigste aller Bücher auf Erden und der Schlussstein unserer Religion, und wenn man sich an dessen Weisungen halte, werde man dadurch näher zu Gott kommen als durch jedes andere Buch“.17 Im Buch Mormon wird das Sühnopfer Jesu Christi erklärt, und es ist das Mittel, mit dem Gott seine Verheißung aus alter Zeit erfüllt, das zerstreute Israel in den Letzten Tagen zu sammeln.18

Vor vielen Jahren fragten mich zwei Kollegen – eine Krankenschwester und ihr Mann, der Arzt war –, warum ich mein Leben so führte, wie ich es tat. Ich erwiderte: „Weil ich weiß, dass das Buch Mormon wahr ist.“ Ich lieh ihnen mein Exemplar aus und bat sie, es zu lesen. Nach einer Woche gaben sie es mir mit einem höflichen „Vielen Dank“ zurück.

Ich erwiderte: „Was meinen Sie mit ,Vielen Dank‘? Das ist eine völlig ungenügende Äußerung für jemanden, der das Buch gelesen hat. Sie haben es gar nicht gelesen, oder? Bitte nehmen Sie es zurück und lesen Sie es, erst dann möchte ich es wiederhaben.“

Sie gaben zu, es nur durchgeblättert zu haben, und gingen auf meine Bitte ein. Als sie zurückkamen, erklärten sie unter Tränen: „Wir haben das Buch Mormon gelesen. Wir wissen, dass es wahr ist! Wir möchten mehr erfahren.“ Sie erfuhren mehr, und ich hatte die Ehre, die beiden zu taufen.

Eine weitere Möglichkeit, anderen das Evangelium näherzubringen, besteht darin, Bekannte zu sich nach Hause einzuladen, um die Vollzeitmissionare zu treffen. Die Vollzeitmissionare sind dazu berufen und darauf vorbereitet, das Evangelium zu erläutern. Ihre Bekannten können bei Ihnen zu Hause in angenehmer Umgebung und unter anhaltendem Zuspruch Ihrerseits die Reise zu ihrer Erlösung und Erhöhung beginnen. Der Herr hat gesagt: „Ihr seid berufen, die Sammlung meiner Auserwählten zuwege zu bringen; denn meine Auserwählten vernehmen meine Stimme und verhärten nicht ihr Herz.“19

Aus den heiligen Schriften wissen wir, dass es „noch immer viele auf Erden [gibt,] denen die Wahrheit nur deshalb vorenthalten ist, weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist“.20 Liegt darin nicht Ihre Chance? Sie können der Jünger sein, der diesen Menschen die Wahrheit bringt!

Heute, im Zeitalter des Internets, gibt es viele neue und spannende Wege, wie Sie missionarisch tätig werden können. Sie können Bekannten und Nachbarn empfehlen, sich die neue Internetseite mormon.org anzusehen. Wenn Sie Blogs führen und in sozialen Netzwerken vertreten sind, können Sie Ihre Seiten mit mormon.org verlinken und dort ein eigenes Profil anlegen. In jedem Profil wird dem Glauben Ausdruck verliehen, eine Erfahrung geschildert oder Zeugnis gegeben. Da dies ein neues Angebot ist, sind die meisten Profile in englischer Sprache. Profile in anderen Sprachen werden folgen.

Diese Profile können viel Gutes bewirken. Vor zwei Monaten sah ein junger Mann namens Zac – er ist im ersten Studienjahr – in Baton Rouge, Louisiana, einen Fernsehwerbespot für mormon.org. Er rief die Internetseite auf und war von den Profilen der Mitglieder fasziniert. Er fand einen Link, unter dem er erfuhr, wo er in die Kirche gehen konnte. Am nächsten Sonntag kam er mit weißem Hemd und Krawatte in die Kirche, wurde mit Mitgliedern der Gemeinde bekannt gemacht und genoss die ganzen drei Stunden mit Versammlungen. Er wurde von einem Mitglied zum Abendessen nach Hause eingeladen, worauf seine erste Missionarslektion folgte. In weniger als zwei Wochen war er getauft und als Mitglied der Kirche bestätigt.21 Willkommen, Zac! (Er hört jetzt zu.)

Jeder, der Jesus Christus beispielhaft nachfolgt, kann als Mitglied missionarischen Erfolg haben. Mitglieder und Vollzeitmissionare können Hand in Hand arbeiten, um lieben Freunden und Bekannten die Segnungen des Evangeliums zu bringen. Viele von ihnen gehören zu Israel, das jetzt, wie verheißen, gesammelt wird. All dies gehört zur Vorbereitung auf das Zweite Kommen des Herrn.22 Er möchte, dass jeder von uns den Gläubigen wirklich ein Vorbild ist.

Ich weiß, dass Gott lebt. Jesus ist der Messias. Dies ist seine Kirche. Das Buch Mormon ist wahr. Joseph Smith hat es übersetzt und ist der Prophet dieser letzten Evangeliumszeit. Präsident Thomas S. Monson ist heute der Prophet Gottes. Das bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.