2010
Der Glaube – Sie haben die Wahl
November 2010


Der Glaube – Sie haben die Wahl

Entscheiden Sie sich für den Glauben, nicht für Zweifel, für den Glauben, nicht für Furcht, für den Glauben, nicht für das Unbekannte, und für den Glauben, nicht für Pessimismus.

Bishop Richard C. Edgley

Wir leben in einem der großartigsten Zeitalter, die es je gegeben hat – in einer Zeit, auf die sich frühere Propheten freuten, über die sie prophezeiten und nach der sie sich, glaube ich, auch sehnten. Trotz all der himmlischen Segnungen, die uns gewährt werden, ist der Satan jedoch sehr lebendig und unvermindert aktiv, und wir alle werden ständig mit widersprüchlichen Aussagen bombardiert. Der Engel Moroni warnte den jungen Propheten Joseph Smith, dass sein Name auf der ganzen Welt für gut und böse gelten werde (siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:33). Niemals zuvor wurde eine Prophezeiung so offenkundig erfüllt. Der Prophet gab sein Leben für sein Zeugnis. Die Angriffe gegen die Kirche halten unvermindert an und wenden sich sogar gegen den Erretter selbst. Dass es den Erlöser wirklich gibt, dass er für uns gesühnt hat und sein Sühnopfer sich auf uns alle auswirkt, wird in Frage gestellt und oft als Legende oder als unbegründete Hoffnung schwacher, ungebildeter Geister zurückgewiesen. Außerdem wird nach wie vor in Frage gestellt, dass die Wiederherstellung des Evangeliums in diesen, den Letzten Tagen tatsächlich stattgefunden hat. Das ständige Bombardement durch solche Aussagen kann Verwirrung, Zweifel und Pessimismus hervorrufen, da die grundlegenden Wahrheiten, an die wir glauben, unser Glaube an Gott und unsere Hoffnung auf die Zukunft angegriffen werden.

Auch wenn es in unserer Welt tatsächlich so zugehen mag, haben immer noch wir es in der Hand, wie wir darauf reagieren. Wenn unsere heilige Lehre und unsere Glaubensgrundsätze in Frage gestellt werden, so liegt darin für uns eine Chance, auf höchst persönliche und innige Weise mit Gott vertraut zu werden. Wir bekommen Gelegenheit, uns zu entscheiden.

Wegen der Konflikte und Herausforderungen, denen wir in der heutigen Welt ausgesetzt sind, möchte ich Ihnen eine Entscheidung besonders nahelegen – eine für Frieden und Geborgenheit, eine, die sich für jeden von uns eignet. Entscheiden wir uns für den Glauben. Bedenken Sie, dass einem der Glaube nicht geschenkt wird – ohne nachzudenken, Wünsche zu haben oder sich anzustrengen. Er stellt sich nicht ein wie der Tau, der vom Himmel fällt. Der Erlöser hat gesagt: „Kommt alle zu mir“ (Matthäus 11:28) und auch: „Klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Matthäus 7:7.) Diese Worte – kommen, anklopfen – beschreiben eine Handlung – und eine Entscheidung. Deshalb sage ich: Entscheiden Sie sich für den Glauben. Entscheiden Sie sich für den Glauben, nicht für Zweifel, für den Glauben, nicht für Furcht, für den Glauben, nicht für das Unbekannte, und für den Glauben, nicht für Pessimismus.

Almas klassische Abhandlung über den Glauben in Kapitel 32 des Buches Alma im Buch Mormon reiht Entscheidungen aneinander, die die Entwicklung und Bewahrung unseres Glaubens sicherstellen. Alma gab uns eine Richtlinie als Entscheidungshilfe. Er benutzte Worte, die für Handlungen stehen, denen eine Entscheidung vorausgeht. Er benutzte die Worte wecken, aufrütteln, den Versuch machen, ausüben, den Wunsch haben, wirken und pflanzen. Dann erklärte Alma: Wenn wir diese Entscheidungen treffen und das Samenkorn nicht durch Unglauben ausstoßen, „wird es anfangen, in [unserer] Brust zu schwellen“ (Alma 32:28).

Ja, der Glaube ist eine Entscheidung, und man muss sich um ihn bemühen und ihn entwickeln. Daher sind wir für unseren Glauben selbst verantwortlich. Wir sind auch dafür verantwortlich, wenn es uns an Glauben mangelt. Sie haben die Wahl.

Es gibt vieles, was ich nicht weiß. Ich weiß nicht im Einzelnen, wie Materie zu der wunderbaren Welt geformt wurde, in der wir leben. Ich erfasse nicht gänzlich, wie das Sühnopfer des Heilands wirkt, auf welche Weise es alle umkehrwilligen Menschen reinigen kann oder wie der Erlöser „die Schmerzen aller Menschen“ erleiden konnte (siehe LuB 18:11). Ich weiß nicht, wo die Stadt Zarahemla lag, die im Buch Mormon erwähnt wird. Ich weiß nicht, warum meine Glaubensansichten manchmal zu dem im Widerspruch stehen, was Wissenschaft und Welt als wahr hinstellen. Vielleicht geht es hierbei um das, was unser Vater im Himmel als „die Geheimnisse des Himmelreichs“ (LuB 107:19) bezeichnete, die zu einem späteren Zeitpunkt offenbart werden.

Obwohl ich nicht alles weiß, weiß ich aber doch das Wichtigste. Ich kenne die klaren und einfachen Evangeliumswahrheiten, die zu Erlösung und Erhöhung führen. Ich weiß, dass der Erretter den Schmerz aller Menschen erlitt und dass alle Umkehrwilligen von Sünde rein gemacht werden können. Und das, was ich nicht weiß oder nicht völlig verstehe, überbrücke ich mithilfe der meinem Glauben innewohnenden Macht und gehe vorwärts und erfreue mich an den Verheißungen und Segnungen des Evangeliums. Und dann führt uns unser Glaube, wie Alma sagt, zu einem vollkommenen Wissen (siehe Alma 32:34). Wenn wir uns ins Unbekannte hinauswagen, gerüstet allein mit Hoffnung und Verlangen, beweisen wir unseren Glauben und unsere Hingabe an den Herrn.

Halten wir uns daher an Almas Rezept und entscheiden wir uns. Entscheiden wir uns für den Glauben.

  • Wenn Sie durch Verwirrung und Hoffnungslosigkeit niedergedrückt werden, entscheiden Sie sich dafür, Ihre Geisteskraft zu wecken und aufzurütteln (siehe Alma 32:27). Wenn wir uns dem Herrn demütig mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist nahen, beschreiten wir den Pfad zur Wahrheit und den Weg des Herrn zu Licht, Erkenntnis und Frieden.

  • Wenn Ihr Zeugnis unreif, ungeprüft und unsicher ist, entscheiden Sie sich dafür, „zu einem kleinen Teil Glauben [auszuüben]“ und „mit [seinen Worten] einen Versuch zu machen“ (Alma 32:27). Der Erretter erklärte: „Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.“ (Johannes 7:17.)

  • Wenn Logik, Vernunft oder der eigene Verstand mit heiligen Worten und Lehren in Konflikt geraten oder gegensätzliche Aussagen Ihren Glauben mit feurigen Geschossen angreifen, wie es der Apostel Paulus beschrieb (siehe Epheser 6:16), entscheiden Sie sich dafür, den Samen nicht durch Unglauben aus Ihrem Herzen auszustoßen. Vergessen Sie nicht: Wir erhalten erst ein Zeugnis, nachdem unser Glaube geprüft ist (siehe Ether 12:6).

  • Wenn Ihr Glaube geprüft und gereift ist, entscheiden Sie sich dafür, ihn mit großer Sorgfalt zu nähren (siehe Alma 32:37). Auch ein starker Glaube kann unter Angriffen aus verschiedensten Richtungen brüchig werden. Er benötigt konstant Nahrung durch beständiges Schriftstudium, Beten und die Umsetzung von Gottes Wort.

Als die Jünger Jesus fragten, warum sie keinen Teufel austreiben konnten, wie sie das den Heiland hatten tun sehen, antwortete ihnen Jesus: „Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken.“ (Matthäus 17:20.) Ich habe nie miterlebt, wie ein echter Berg versetzt wurde. Aber ich habe gesehen, wie aufgrund von Glauben ein Berg aus Zweifeln und Verzweiflung durch Hoffnung und Optimismus ersetzt wurde. Ich selbst bin Zeuge dafür, wie aufgrund von Glauben ein Berg aus Sünde durch Umkehr und Vergebung ersetzt wurde. Ich selbst bin Zeuge dafür, wie aufgrund von Glauben ein Berg aus Schmerz durch Frieden, Hoffnung und Dankbarkeit ersetzt wurde. Ja, ich habe gesehen, wie Berge versetzt wurden.

  • Aufgrund meines Glaubens habe ich die Macht des Priestertums, das ich trage, ins Werk gesetzt und habe von der Frucht des Evangeliums gekostet und die errettenden heiligen Handlungen angenommen.

  • Aufgrund meines Glaubens bewältige ich die Kämpfe und Schwierigkeiten des Lebens in Frieden und Sicherheit.

  • Aufgrund meines Glaubens bin ich in der Lage, Fragen und selbst Zweifel in Zuversicht und Erkenntnis umzumünzen.

  • Aufgrund meines Glaubens begegne ich dem Unbekannten, Unsichtbaren und Unerklärten mit bedingungslosem Vertrauen.

  • Und aufgrund meines Glaubens erkenne ich in Frieden und Dankbarkeit, dass die scheinbar schlimmsten Zeiten eigentlich die besten sind.

Wenn wir uns für den Glauben entscheiden und ihn bis zu einem vollkommenen Wissen nähren, dann erst gebrauchen wir die Worte „ich bezeuge“ oder „ich weiß“. Ich habe diesen Samen in mein eigenes Herz gepflanzt und mich mein ganzes Leben lang bemüht, diesen Samen zu nähren, bis er zu einem vollkommenen Wissen heranreift. Und heute bezeuge ich von diesem Pult aus, dass Jesus der Messias ist, der Erlöser der Welt. Ich bezeuge auch, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes und das lebendige Werkzeug in der Hand des Herrn war, das vollständige und wahre Evangelium Jesu Christi wieder auf die Erde zurückzubringen. Ich bezeuge, dass Thomas S. Monson unser heutiger Prophet des Herrn ist. Und ob wir uns für den Glauben entscheiden, liegt bei uns. Entscheiden wir uns für den Glauben. Im Namen Jesu Christi. Amen.