2010
Wir wollen Gott vertrauen und dann hingehen und tun, was er uns aufträgt
November 2010


Wir wollen Gott vertrauen und dann hingehen und tun, was er uns aufträgt

Sie zeigen Ihr Vertrauen in Gott, wenn Sie in der Absicht zuhören, zu lernen und umzukehren, und dann hingehen und tun, was auch immer er Ihnen aufträgt.

President Henry B. Eyring

Meine lieben Brüder und Schwestern, es ist mir eine Ehre, an diesem Sabbattag zu Ihnen zu sprechen. Der Auftrag, zu Millionen Heiligen der Letzten Tage und zu unseren Freunden in aller Welt zu sprechen, stimmt mich demütig. In Vorbereitung auf diese heilige Aufgabe habe ich gebetet und nachgedacht, um zu erfahren, was Sie brauchen und welche Botschaft der Herr mir für Sie aufträgt.

Ihre Bedürfnisse sind vielfältig und unterschiedlich. Jeder von Ihnen ist ein einzigartiges Kind Gottes. Gott kennt Sie persönlich. Er sendet Botschaften, die Mut machen, die der Korrektur dienen, Ihnen die Richtung weisen und auf Sie und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Weil ich Gottes Willen erfahren wollte, was ich zu dieser Konferenz beitragen soll, las ich die Botschaften seiner Diener in den heiligen Schriften und von vergangenen Konferenzen. Ich erhielt eine Antwort auf mein Gebet, als ich im Buch Mormon die Worte Almas las, der ein großer Diener des Herrn war:

„O dass ich ein Engel wäre und mein Herzenswunsch wahr würde, dass ich hinausgehen und mit der Posaune Gottes sprechen könnte, mit einer Stimme, die die Erde erschüttert, und jedes Volk zur Umkehr rufen könnte!

Ja, ich würde einer jeden Seele wie mit Donnerstimme Umkehr und den Plan der Erlösung verkünden, dass sie umkehren und zu unserem Gott kommen sollen, damit es auf dem Antlitz der ganzen Erde kein Leid mehr gebe.

Aber siehe, ich bin ein Mensch und versündige mich mit meinem Wunsch; denn ich sollte mit dem zufrieden sein, was der Herr mir zugeteilt hat.“1

In Almas Gedanken fand ich dann die Weisung, um die ich gebetet hatte: „Denn siehe, der Herr gewährt allen Nationen von ihrer eigenen Nation und Sprache, sein Wort zu lehren, ja, in Weisheit, alles das, was er für richtig hält, dass sie haben sollen; darum sehen wir, dass der Herr mit Weisheit Rat gibt gemäß dem, was recht und wahr ist.“2

Als ich diese Botschaft eines Dieners Gottes las, wurde mir mein Auftrag für heute klar. Gott sendet seinen Kindern Botschaften und bevollmächtigte Boten. Ich soll so viel Vertrauen in Gott und seine Diener aufbauen, dass wir hingehen und seinen Rat befolgen. Er möchte das, weil er uns liebt. Er möchte, dass wir glücklich sind. Und er weiß, dass uns ein Mangel an Vertrauen in ihn traurig macht.

Dieser Mangel an Vertrauen hat den Kindern des Vaters im Himmel bereits vor der Erschaffung der Welt Leid gebracht. Wir wissen aus den Offenbarungen Gottes an den Propheten Joseph Smith, dass viele unserer Brüder und Schwestern in der vorirdischen Welt den Plan für unser irdisches Leben verwarfen, den der Vater im Himmel und sein ältester Sohn Jehova vorgelegt hatten.3

Uns sind nicht alle Gründe bekannt, warum Luzifer, der diesen Aufstand anzettelte, so erschreckend erfolgreich war. Doch ein Grund ist ganz klar: Diejenigen, die den Vorzug, auf die Erde zu kommen, verwirkten, hatten nicht genügend Vertrauen in Gott, um sich ewiges Leid zu ersparen.

Dieses traurige Verhaltensmuster, ein Mangel an Vertrauen in Gott, setzt sich seit der Schöpfung fort. Wenn ich nun Beispiele aus dem Leben von Kindern Gottes anführe, lasse ich Vorsicht walten, da ich nicht alle Gründe dafür kenne, dass sie nicht genügend Glauben hatten, um ihm zu vertrauen. Viele von Ihnen haben sich mit diesen kritischen Momenten schon befasst.

Jona beispielsweise verwarf nicht nur die Botschaft des Herrn, er solle nach Ninive gehen, sondern ging auch noch in die entgegengesetzte Richtung. Naaman schaffte es nicht, der Anweisung des Propheten des Herrn zu vertrauen, sich in einem Fluss zu waschen, damit der Herr ihn von seinem Aussatz heilen könne. Er meinte, dieser einfache Auftrag sei unter seiner Würde.

Der Erlöser forderte Petrus auf, das sichere Boot zu verlassen und über das Wasser zu ihm zu kommen. Wir fühlen mit ihm und erkennen, wie dringend wir selbst größeres Vertrauen in Gott brauchen, wenn wir die Schilderung hören:

„In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See.

Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.

Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.

Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu.

Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!

Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“4

Wir können Mut aus der Tatsache schöpfen, dass Petrus noch genügend Vertrauen in den Herrn entwickelte, um ihm bis zu seinem Märtyrertod treu zu dienen.

Der junge Nephi im Buch Mormon erweckt in uns den Wunsch, Vertrauen in den Herrn zu entwickeln und seine Gebote zu halten, wie schwer sie uns auch erscheinen mögen. Nephi stand Gefahr, vielleicht sogar der Tod bevor, als er diese vertrauensvollen Worte sprach, die wir stets im Herzen fühlen können und müssen: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.“5

Dieses Vertrauen rührt daher, dass man Gott kennt. Mehr als alle anderen Menschen auf der Welt haben wir durch die herrlichen Ereignisse der Wiederherstellung des Evangeliums den Frieden empfunden, den der Herr seinem Volk mit diesen Worten anbietet: „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin.“6 Ich bin zutiefst dankbar für alles, was Gott über sich selbst offenbart hat, damit wir ihm vertrauen.

Für mich begann dies 1820 mit einem Jungen in einem Wäldchen auf einer Farm im Bundesstaat New York. Der Junge, Joseph Smith Jr., ging unter den Bäumen hindurch zu einer abgeschiedenen Stelle. Er kniete nieder, um zu beten, und vertraute völlig darauf, dass Gott ihm Antwort geben würde auf seine drängende Frage, was er tun solle, um durch das Sühnopfer Jesu Christi gereinigt und errettet zu werden.7

Jedes Mal, wenn ich seinen Bericht lese, wächst mein Vertrauen in Gott und seine Diener:

„Ich [sah] gerade über meinem Haupt, heller als das Licht der Sonne, eine Säule aus Licht, die allmählich herabkam, bis sie auf mich fiel.

Kaum war sie erschienen, da fand ich mich auch schon von dem Feind befreit, der mich gebunden gehalten hatte. Als das Licht auf mir ruhte, sah ich zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“8

Der Vater offenbarte uns, dass er lebt, dass Jesus Christus sein geliebter Sohn ist und dass er uns so sehr liebt, dass er diesen Sohn sandte, um uns, seine Kinder, zu retten. Und weil ich ein Zeugnis davon habe, dass er einen ungebildeten Jungen als Apostel und Propheten berief, vertraue ich heute seinen Aposteln und Propheten und denen, die sie berufen, Gott zu dienen.

Dieses Vertrauen ist mir und meiner Familie immer ein Segen gewesen. Vor Jahren hörte ich Präsident Ezra Taft Benson bei einer Konferenz wie dieser sprechen. Er riet uns, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Schulden abzuzahlen und dann schuldenfrei zu bleiben. Er erwähnte auch Hypotheken auf Immobilien. Er sagte, es sei vielleicht nicht zu machen, aber doch sicher am besten, wenn man sämtliche Hypotheken tilgt.9

Ich wandte mich nach der Versammlung an meine Frau und fragte: „Meinst du, wir können das irgendwie schaffen?“ Auf den ersten Blick war das nicht möglich. Am Abend aber fiel mir ein Grundstück wieder ein, das wir in einem anderen Bundesstaat erworben hatten. Jahrelang hatten wir versucht, es zu verkaufen, doch ohne Erfolg.

Da wir aber auf Gott und ein paar Worte mitten in einer Botschaft eines seiner Diener vertrauten, riefen wir am Montagmorgen den Mann in San Francisco an, der unser Grundstück zum Verkauf anbot. Ich hatte ihn ein paar Wochen zuvor schon einmal angerufen. Da hatte er gesagt: „Schon seit Jahren hat sich niemand mehr für Ihr Grundstück interessiert.“

Aber am Montag nach der Konferenz erhielt ich von ihm eine Antwort, die bis heute mein Vertrauen in Gott und seine Diener stärkt.

Der Mann sagte: „Ihr Anruf überrascht mich. Heute kam ein Mann herein und erkundigte sich, ob Ihr Grundstück zu verkaufen sei.“ Verblüfft fragte ich: „Wie viel hat er dafür geboten?“ Der Betrag war um ein paar Dollar höher als unsere Hypothek.

Man könnte sagen, das sei nur Zufall. Aber unsere Hypothek war abbezahlt. Unsere Familie achtet heute nach wie vor aufmerksam auf jedes Wort in der Botschaft eines Propheten, die Gott uns vielleicht sendet, um uns zu sagen, was wir tun sollen, damit wir die Sicherheit und den Frieden finden, die er sich für uns wünscht.

Solches Vertrauen in Gott kann einer Stadt ebenso Segen bringen wie einer Familie. Ich wuchs in einer Kleinstadt in New Jersey auf. Unser Zweig hatte weniger als zwanzig Mitglieder, die regelmäßig in die Kirche kamen.

Darunter war auch eine ältere Frau, eine sehr demütige Bekehrte. Sie war eine Einwanderin, die mit starkem norwegischen Akzent sprach. Sie gehörte als Einzige in ihrer Familie der Kirche an und war auch in dem Ort, wo sie lebte, das einzige Mitglied der Kirche.

Durch meinen Vater, der Zweigpräsident war, berief der Herr sie als FHV-Leiterin des Zweiges. Sie hatte kein Handbuch, in dem stand, was sie tun sollte. Kein anderes Mitglied der Kirche wohnte in ihrer Nähe. Sie wusste nur, dass der Herr sich um die Bedürftigen sorgt, und sie kannte das kurze Motto der Frauenhilfsvereinigung: „Die Liebe hört niemals auf.“

Damals steckten wir mitten in der Weltwirtschaftskrise. Tausende waren arbeitslos und obdachlos. Da sie sicher war, dass sie im Auftrag des Herrn handelte, bat sie ihre Nachbarn um alte Kleidung. Sie wusch die Kleidung, bügelte sie und legte sie in Pappkartons auf die Veranda hinterm Haus. Wenn Leute, die kein Geld hatten, Kleidung brauchten und ihre Nachbarn um Hilfe baten, bekamen sie zur Antwort: „Gehen Sie die Straße hinunter. In dem Haus da wohnt eine Mormonin. Die gibt Ihnen schon, was Sie brauchen.“

Der Herr regierte die Stadt nicht, aber er veränderte einen Teil davon positiv. Er berief eine einsame kleine Frau, die ihm genug vertraute, dass sie wissen wollte, was er ihr auftrug, und dies dann auch in die Tat umsetzte. Wegen ihres Vertrauens in den Herrn konnte sie in dieser Stadt hunderten bedürftigen Kindern des Vaters im Himmel helfen.

Dasselbe Vertrauen in Gott kann ein Segen für eine ganze Nation sein. Ich habe erkannt, dass wir darauf vertrauen können, dass Gott Almas Verheißung erfüllt: „Siehe, der Herr gewährt allen Nationen von ihrer eigenen Nation und Sprache, sein Wort zu lehren, ja, in Weisheit, alles das, was er für richtig hält, dass sie haben sollen.“10

Gott regiert die Nationen nicht, aber er achtet auf sie. Er kann Menschen, die das Beste für das Volk wollen und auf den Herrn vertrauen, in einflussreiche Positionen bringen und tut es auch.11

Das habe ich bei meinen Reisen durch die Welt erlebt. In einer Stadt mit über zehn Millionen Einwohnern sprach ich zu den Heiligen der Letzten Tage, die zu Tausenden zu einer Konferenz versammelt waren, die in einem großen Sportstadion abgehalten wurde.

Vor Beginn der Versammlung bemerkte ich einen gut aussehenden jungen Mann in der ersten Reihe. Bei ihm saßen noch andere, die wie er besser gekleidet waren als die meisten anderen. Ich fragte die Generalautorität, die in meiner Nähe saß, wer die Männer waren. Der Bruder flüsterte mir zu, es seien der Bürgermeister der Stadt und dessen Mitarbeiter.

Als ich nach der Versammlung zu meinem Auto ging, war ich überrascht, dass der Bürgermeister samt seinen Mitarbeitern auf mich wartete, um mich zu begrüßen. Er kam auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und sagte: „Danke, dass Sie unsere Stadt und unser Land besuchen. Wir sind dankbar für alles, was Sie tun, um Ihre Mitglieder aufzubauen. Mit solchen Menschen und solchen Familien können wir die Harmonie und den Wohlstand erreichen, die wir uns für unsere Bürger wünschen.“

In diesem Moment erkannte ich, dass er zu denjenigen zählte, die ehrlichen Herzens sind und denen Gott unter seinen Kindern Macht verliehen hat. Wir sind eine winzige Minderheit unter den Bewohnern dieser großen Stadt und dieses großen Landes. Der Bürgermeister wusste kaum etwas über unsere Lehre und kannte nur einige wenige Mitglieder. Doch Gott hatte ihm die Botschaft gesandt, dass die Heiligen der Letzten Tage, die den Bund geschlossen haben, Gott und seinen bevollmächtigten Dienern zu vertrauen, seinem Volk ein Licht sein würden.

Ich kenne die Diener Gottes, die bei dieser Konferenz zu Ihnen sprechen werden. Sie sind von Gott berufen, seinen Kindern Botschaften zu übermitteln. Über sie hat der Herr gesagt: „Was ich, der Herr, gesagt habe, das habe ich gesagt, und ich entschuldige mich nicht; und mögen auch die Himmel und die Erde vergehen, mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“12

Sie zeigen Ihr Vertrauen in Gott, wenn Sie in der Absicht zuhören, zu lernen und umzukehren, und dann hingehen und tun, was auch immer er Ihnen aufträgt. Wenn Sie Gott genügend vertrauen, um in jeder Predigt, jedem Lied und jedem Gebet bei dieser Konferenz auf seine Botschaft zu achten, werden Sie sie finden. Wenn Sie dann hingehen und tun, was er Ihnen aufträgt, wird Ihre Fähigkeit, ihm zu vertrauen, noch größer, und mit der Zeit werden Sie mit großer Dankbarkeit feststellen, dass er nun Ihnen vertraut.

Ich bezeuge, dass Gott heute durch seine erwählten Diener in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage spricht. Thomas S. Monson ist Gottes Prophet. Unser Vater im Himmel und sein Sohn Jesus Christus leben und sie lieben uns. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.