2013
Dem Ruf nach mehr Missionaren folgen: Wie man zuhause und in der Kirche eine missionsorientierte Denkweise fördert
April 2013


Dem Ruf nach mehr Missionaren folgen: Wie man zuhause und in der Kirche eine missionsorientierte Denkweise fördert

Victor Nogales, Bischof der Gemeinde Parque Chacabuco im Pfahl Congreso in Buenos Aires in Argentinien, sitzt vor einer Pinnwand mit den Fotos der 37 Jungen Männer und Jungen Damen seiner Gemeinde. Geht einer der jungen Leute auf Mission, bringt er eine Notiz am jeweiligen Foto an.

„Meine Jugendlichen freuen sich immer sehr, wenn sie in mein Büro kommen und die Fotos und Notizen sehen“, verrät er. „Es motiviert sie, sich selbst auf eine Mission vorzubereiten.“

Diese Gemeinde in Buenos Aires ist ein gutes Beispiel dafür, wie Missionsarbeit gelebt werden kann. Im ersten Halbjahr 2012 haben 19 Jugendliche – 14 davon sind nicht in der Kirche aufgewachsen – ihren Heimatort verlassen und dienen nun in insgesamt acht verschiedenen Ländern als Vollzeitmissionar. Über 80 Prozent der in Frage kommenden Jugendlichen haben sich bereiterklärt, auf Mission zu gehen.

In den vergangenen Jahren haben die Führer der Kirche mehrfach dazu aufgerufen, dass mehr junge Leute auf Mission gehen.

Kurz nachdem die Kirche die Anleitung Verkündet mein Evangelium! für den Missionsdienst herausgegeben hat, hat Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel anlässlich der Frühjahrs-Generalkonferenz 2005 den Familien und Führungsbeamten geraten, den Missionsgedanken zu fördern und mehr junge Männer und Frauen auf eine erfolgreiche Mission vorzubereiten, indem sie ihnen bewusst machen, wer sie sind, und ihnen die Lehre erläutern (siehe „Einen mehr“, Liahona, Mai 2005, Seite 69).

Als Präsident Thomas S. Monson bei der letzten Herbst-Generalkonferenz ankündigte, dass das Mindestalter für Missionare gesenkt werde, war dies ein weiterer Hinweis darauf, dass der Herr sein Werk beschleunigt.

In der heutigen Zeit nehmen sich viele Familien und Führer der Kirche diese Worte zu Herzen und legen in ihrem Umfeld den Grundstein für eine missionsorientierte Denkweise.

Den Jugendlichen soll klarwerden, wer sie sind

Auf die Frage, wie es ihm möglich gewesen sei, so viele seiner Jugendlichen dazu zu bringen, auf Mission zu gehen, entgegnete Bischof Nogales: „Als ich als Bischof berufen wurde, galt meine erste Sorge den Jugendlichen meiner Gemeinde, und ich machte den anderen Führungsbeamten deutlich, dass wir Teil ihres Lebens sein müssen.“

Beispielsweise erhalten alle Missionare der Gemeinde Chacabuco schon vor ihrer Mission eine Berufung. Oftmals werden Neubekehrte oder weniger Aktive auch als Lehrkraft eingesetzt. Dadurch fällt es ihnen später leichter, das Evangelium zu lehren.

Bischof Nogales bereitet die Jugendlichen auch dadurch geistig auf ihre Mission vor, dass er Gelegenheiten schafft, mit den Vollzeitmissionaren der Gemeinde zusammenzuarbeiten.

Seitdem sich die Führer der Kirche und die Mitglieder mit den Jugendlichen der Gemeinde so ernsthaft auseinandersetzen, erleben sie mit, wie die missionarische Gesinnung zunimmt – ein schöner Lohn!

Ein Familie, in der die Missionsarbeit eine tragende Rolle spielt

Garth und Eloise Andrus aus Draper in Utah können aus eigener Erfahrung sagen, dass die Missionsarbeit in ihrer Familie eine große Rolle spielt. Siebzehn Enkel waren bisher auf Mission, und sie selbst haben bereits sechsmal eine Mission erfüllt.

Den Missionsgedanken in der eigenen Familie zu etablieren sei etwas, womit man beginnen müsse, wenn die Kinder noch klein seien, sagt Bruder Andrus.

Schwester Andrus stimmt zu. „Stillschweigende Erwartungen führen nicht dazu, dass jemand auf Mission geht. Man spricht ganz offen mit seinen Kindern und Enkeln darüber, wann sie auf Mission gehen, und nicht, ob sie gehen“, meint sie.

Ebenso wichtig ist es, den Jugendlichen zu zeigen, wer sie sind, indem man als Missionar mit gutem Beispiel vorangeht. Das Ehepaar Andrus ist 1980 – ihr jüngster Sohn hatte zu dem Zeitpunkt gerade seine Mission angetreten – zum ersten Mal auf Mission berufen worden.

Einer ihrer Enkel schrieb ihnen einen Brief, nachdem er von ihnen ein Geschenk erhalten hatte, das ihm helfen sollte, sich auf die Mission vorzubereiten. Er bedankte sich, berichtet Schwester Andrus, sagte aber vor allem: „Ich danke euch noch viel mehr für das gute Beispiel, das ihr gesetzt habt.“

Die Lehre erläutern

„Unsere Jugendlichen erwarten mit Recht, dass ihre Eltern und die Führer und Lehrer in der Kirche dafür sorgen, dass sie das Evangelium Jesu Christi kennenlernen und es verstehen“, sagt Elder Ballard. „Der Heilige Geist bestätigt ihnen sodann im Herzen die Wahrheit und entfacht das Licht Christi in ihrer Seele. Und dann haben Sie einen weiteren richtig vorbereiteten Missionar.“ (Siehe M. Russell Ballard, „Einen mehr“, Seite 71.)

Seitdem die Familien und Führungsbeamten ihren Jugendlichen das Evangelium mit Nachdruck näherbringen, erlebt auch der in einem ländlichen Gebiet gelegene und knapp 10.000 Kilometer von Buenos Aires entfernte Zweig Horseshoe Bend bei Boise in Idaho mit, wie die Bereitschaft, auf Mission zu gehen, erheblich zunimmt.

Die kleine Gemeinde hat zwar nur 75 Mitglieder, neun junge Leute erfüllen jedoch derzeit eine Mission.

Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, warum man auf Mission gehen soll und welcher Nutzen einem daraus erwächst: „Alle Missionare … sind einzig und allein in der Hoffnung unterwegs, das Leben anderer zum Besseren zu wenden“, sagte er. „Die Entscheidung, auf Mission zu gehen, beeinflusst die geistige Bestimmung des Missionars, seines Ehepartners und ihrer gemeinsamen Nachkommen in künftigen Generationen. Der Wunsch, auf Mission zu gehen, ergibt sich ganz natürlich, wenn man sich bekehrt, würdig ist und sich vorbereitet.“ („Fragen Sie die Missionare! Sie können Ihnen helfen!“, Liahona, November 2012, Seite 18.)

Martin Walker, Präsident des Pfahls Emmett in Idaho, ist derselben Ansicht. „Wenn ein junger Mensch auf Mission geht, wirkt sich das auf Generationen aus“, meint er. „Bei uns im Pfahl lassen wir nichts unversucht, um die jungen Leute auf eine Mission vorzubereiten.“

Zu dieser Vorbereitung gehört auch, den Jugendlichen die Lehre zu vermitteln. Der Zweig Horseshoe Bend bietet den Jugendlichen an, einmal pro Woche an einem Vorbereitungskurs für zukünftige Missionare teilzunehmen, der von einem ehemaligen Missionspräsidenten gestaltet wird. Dieser Unterricht ergänzt den monatlich auf Pfahlebene stattfindenden Vorbereitungskurs für Jugendliche und das jährlich stattfindende Pfahl-AP-Lager.

Das Ehepaar Andrus hat insgesamt sechs Kinder. LaRene Adam, eine Tochter der beiden, hat mit ihrem Ehemann Jim von 2007 bis 2009 eine Mission in der Dänemark-Mission Kopenhagen erfüllt. Sie gibt Zeugnis davon, wie wichtig es ist, den Kindern das Evangelium zuhause zu erklären.

„Will man den Kindern zu einem Zeugnis von der Missionsarbeit verhelfen, ist es sicherlich mit am hilfreichsten, wenn man den Familienabend durchführt und sich als Familie mit den heiligen Schriften befasst“, erklärt sie. „Man gibt ihnen eine starke Grundlage dadurch, dass sie sich mit dem Evangelium auseinandersetzen und Erkenntnis gewinnen. Sie sind dann viel besser vorbereitet und wissen weit mehr über das Evangelium.“

Bischof Victor Nogales vor der Pinnwand, die alle Jugendlichen seiner Gemeinde zeigt, einschließlich derer, die sich gerade auf Mission befinden.

Abdruck der Fotos mit freundlicher Genehmigung von Paul L. Garvin