2013
Wer ist ein wahrer Freund?
April 2013


Für eine starke Jugend

Wer ist ein wahrer Freund?

Elaine S. Dalton

Die Definition des Wortes „Freund“ hat in unserer vielfach vernetzten Welt eine neue Bedeutung angenommen. Heute meint einer vielleicht, er habe viele „Freunde“. Es stimmt: Es ist schön, informiert zu sein und auf dem Laufenden zu bleiben, was sich bei unseren Bekannten und bei unseren jetzigen und früheren Freunden so alles ereignet, sogar bei Menschen, denen wir nie begegnet sind, die wir aber „Freunde“ nennen.

In den sozialen Netzwerken beschreibt der Begriff „Freund“ meist einen Kontakt und keine Beziehung. Ihr könnt euren „Freunden“ eine Nachricht senden, aber das ist nicht das Gleiche wie eine persönliche Beziehung.

Manchmal sind wir vor allem damit beschäftigt, Freunde zu haben. Vielleicht sollten wir uns mehr darauf konzentrieren, ein Freund zu sein.

Es gibt viele Definitionen dazu, was es heißt, ein Freund zu sein. Ich werde nie vergessen, was Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel einmal darüber gesagt hat, was es bedeutet, ein Freund zu sein, und welch großen Einfluss Freunde auf uns haben. Seine Definition hatte einen bleibenden Einfluss auf mich. Er sagte: „Freunde sind Menschen, die es uns leichter machen, nach dem Evangelium Jesu Christi zu leben.“1 In diesem Sinne zeichnet sich wahre Freundschaft dadurch aus, dass man vor allem das Wohl des anderen im Sinn hat. Es bedeutet, den anderen an die erste Stelle zu setzen. Es bedeutet, in allem Verhalten völlig ehrlich, treu und keusch zu sein. Die wahre Bedeutung von Freundschaft kommt auch in Begriffen wie sich einbringen oder sich verpflichten zum Ausdruck.

Als meine Tochter Emi fünfzehn war, legte sie für sich fest, was für Freunde sie sich suchen wollte. Eines Morgens sah ich ihr Buch Mormon offen daliegen. Sie hatte in Alma 48 die Verse markiert, die Hauptmann Moroni beschreiben: „Moroni war ein starker und ein mächtiger Mann; er war ein Mann von vollkommenem Verständnis … Ja, und er war ein Mann, der im Glauben an Christus fest war.“ (Alma 48:11,13.) Daneben hatte sie geschrieben: „Ich möchte nur mit jemandem ausgehen und nur jemanden heiraten, der so ist wie Moroni.“ Als ich Emi beobachtete und auch die Jungen, mit denen sie Umgang hatte und später auch ausging, als sie 16 war, konnte ich sehen, dass sie diese Eigenschaften selbst anstrebte und die Jungen darin bestärkte, ihrer Identität als Sohn Gottes, Priestertumsträger und zukünftiger Vater und Priestertumsführer gerecht zu werden.

Wahre Freunde beeinflussen Menschen, mit denen sie Umgang pflegen, und bewegen sie dazu, sich „ein wenig höher aufzurichten und ein wenig besser zu werden“2. Ihr könnt einander, vor allem den jungen Männern, helfen, sich auf eine Mission vorzubereiten und sie ehrenhaft zu erfüllen. Ihr könnt einander helfen, sittlich rein zu bleiben. Euer guter Einfluss und eure Freundschaft können von ewiger Bedeutung sein – nicht nur für die Menschen in eurem Umfeld, sondern auch für zukünftige Generationen.

Jesus Christus bezeichnete seine Jünger als seine Freunde. Er sagte:

„Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.

Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.

Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ (Johannes 15:12-15; Hervorhebung hinzugefügt.)

Wenn ihr das Evangelium Jesu Christi lebt und weitergebt, zieht ihr Menschen an, die eure Freunde sein wollen – nicht nur ein Kontakt in einem sozialen Netzwerk, sondern ein Freund, wie es uns der Erlöser in Wort und Tat vorgelebt hat. Wenn ihr euch bemüht, anderen ein Freund zu sein und euer Licht leuchten zu lassen, habt ihr einen positiven Einfluss auf viele Menschen, denen ihr begegnet. Ich weiß, dass ihr glücklich sein werdet, wenn ihr euch darauf konzentriert, anderen ein Freund zu sein, wie es die Propheten beschrieben haben und wie es Beispiele aus den heiligen Schriften belegen. Ihr werdet die Welt zum Guten beeinflussen und eines Tages, wie es in den Schriften verheißen ist, wahre Freundschaft so erleben: „Die gleiche gesellschaftliche Beziehung, die unter uns hier vorhanden ist, wird auch dort unter uns vorhanden sein, nur wird sie mit ewiger Herrlichkeit verbunden sein.“ (LuB 130:2.)

Fotos © iStockphoto.com/Fonikum und von Les Nilsson

Anmerkungen

  1. Robert D. Hales, „This Is the Way; and There Is None Other Way“, zitiert in Brigham Young University Speeches of the Year, 1981/1982, Seite 67

  2. Gordon B. Hinckley, „Das Streben nach Auszeichnung“, Der Stern, September 1999, Seite 8