2013
Fest an heiligen Stätten stehen
Mai 2013


Fest an heiligen Stätten stehen

Wenn wir gehorsam und fest zur Lehre unseres Gottes stehen, stehen wir an heiligen Stätten, denn seine Lehre ist heilig und ändert sich nicht.

Elder Robert D. Hales

Brüder, es ist mir eine Ehre, mit den Trägern des königlichen Priestertums Gottes zusammen zu sein. Wir leben in den Letzten Tagen, in „schweren Zeiten“1. Als Priestertumsträger ist es unsere Pflicht, festzustehen und mit einem Schild des Glaubens die feurigen Pfeile des Widersachers abzuwehren. Wir sind der Welt Vorbild und schützen die unveräußerlichen gottgegebenen Rechte und Freiheiten. Wir verteidigen unser Zuhause und unsere Familie.

Als ich in der neunten Klasse war, kehrte ich von meinem ersten Auswärtsspiel mit der Baseballmannschaft meiner Schule zurück. Mein Vater stellte fest, dass ich auf der langen Rückfahrt mit dem Bus Ausdrücke und Verhaltensweisen mitbekommen hatte, die mit den Maßstäben des Evangeliums nicht vereinbar waren. Er war Kunstmaler, und so setzte er sich hin und zeichnete einen Ritter – einen Krieger, der Schlösser und Königreiche verteidigen konnte.

Als er zeichnete und mir aus den heiligen Schriften vorlas, erfuhr ich, wie ich ein treuer Priestertumsträger sein und das Reich Gottes schützen und verteidigen konnte. Die Worte des Apostels Paulus waren meine Richtschnur:

„Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt.

Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an

und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen.

Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen.

Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.“2

Brüder, wenn wir im Priestertum treu sind, wird uns diese Rüstung von Gott geschenkt. Wir brauchen diese Rüstung!

Junge Männer, eure Väter und Großväter haben nie vor den Versuchungen gestanden, denen ihr heute auf regelmäßiger Basis ausgesetzt seid. Ihr lebt in den Letzten Tagen. Wenn euer Vater in Schwierigkeiten geraten wollte, musste er danach suchen gehen. Das ist heute nicht mehr der Fall! Heute findet die Versuchung euch! Denkt bitte daran! Der Satan möchte euch haben, und „die Sünde [liegt] vor der Tür“3. Wie werdet ihr seiner aggressiven Taktik widerstehen? Legt die Waffenrüstung Gottes an.

Ich möchte dazu ein weiteres Erlebnis erzählen:

Im Januar 1982 sprach ich bei einer Andacht auf dem Campus der BYU in Provo. Ich bat die Studenten, sich vorzustellen, die Kirche sei genau hier auf der einen Seite des Podiums und die Welt nur wenige Zentimeter entfernt auf der anderen Seite. Dies stellte die „minimale Entfernung zwischen der Welt und den Maßstäben der Kirche“ zu der Zeit dar, als ich selbst Student war. Als ich nun 30 Jahre später vor diesen Studenten stand, hob ich die Hände genau in dieser Weise und erklärte: „Die Welt ist weit in die Irre gegangen. [Sie hat sich wegbewegt und ist nirgends zu sehen.] Sie ist fort, hinaus aus diesem [Gebäude und zerstreut in alle Welt]. … Wir, unsere Kinder und unsere Enkel müssen daran denken, dass die Kirche [genau hier] an Ort und Stelle bleibt, die Welt [aber] wird sich weiterbewegen – die Kluft [wird] immer größer. … Seien Sie daher sehr vorsichtig. Wenn Sie Ihr Handeln und die Maßstäbe der Kirche danach beurteilen, wo die Welt ist und wohin sie sich bewegt, werden Sie feststellen, dass Sie nicht dort sind, wo Sie sein sollten.“4

Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, wie weit und wie schnell sich die Welt von Gott, von feststehender Lehre, von den Grundsätzen und von den Geboten entfernen würde, sodass man es kaum zu begreifen vermag. Und doch haben sich die Maßstäbe Christi und die Maßstäbe seiner Kirche nicht geändert. Christus selbst hat gesagt: „Die Wahrheit verbleibt für immer und immer.“5 Wenn wir das verstehen und akzeptieren, sind wir darauf vorbereitet, uns gesellschaftlichem Druck, Spott und sogar Diskriminierung zu stellen, die von der Welt und von einigen, die sich als unsere Freunde bezeichnen, ausgehen.

Die meisten von uns kennen jemanden, der sagen würde: „Wenn du mein Freund sein willst, musst du meine Werte akzeptieren.“ Ein wahrer Freund jedoch fordert uns nicht auf, zwischen dem Evangelium und seiner Freundschaft wählen zu müssen. Um mit Paulus zu sprechen: „Wende dich von diesen Menschen ab.“6 Ein wahrer Freund stärkt uns, damit wir auf dem engen und schmalen Pfad bleiben können.

Wenn wir auf dem Weg des Evangeliums mit seinen Bündnissen, Geboten und Verordnungen bleiben, sind wir behütet und vorbereitet, das Werk Gottes in dieser Welt zu verrichten. Wenn wir das Wort der Weisheit befolgen, wird unsere Entscheidungsfreiheit geschützt, weil wir nicht von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Tabak abhängig sind. Wenn wir den Zehnten zahlen, die heiligen Schriften studieren, uns taufen und konfirmieren lassen, so leben, dass der Heilige Geist immer bei uns sein kann, würdig vom Abendmahl nehmen, das Gesetz der Keuschheit halten, uns auf das Melchisedekische Priestertum vorbereiten und es empfangen und heilige Bündnisse im Tempel eingehen, sind wir vorbereitet zu dienen.

Im Tempel werden wir darauf vorbereitet, das Gesetz der Weihung zu leben, und versprechen es. Fähige junge Männer leben bereits nach diesem Gesetz, wenn sie auf Mission gehen – sie geben den Zehnten ihrer ersten Lebensjahre im Vollzeitdienst für den Herrn. Dieses Opfer stärkt sie so, dass sie zum höchsten Bund weitergehen, den man im Leben schließen kann – für viele besteht dieser darin, sich im Tempel siegeln zu lassen und eine ewige Familie zu gründen.

Wenn wir auf dem engen und schmalen Pfad vorwärtsstreben, bauen wir Schritt für Schritt geistige Kraft auf, und zwar dahingehend, dass wir unsere Entscheidungsfreiheit nutzen und selbständig handeln. Für die Jungen und Mädchen wird dieses Wachstum noch unterstützt, wenn sie anhand des neuen Online-Lehrmaterials aus der Reihe Komm und folge mir nach! die Lehre verinnerlichen und Zeugnis geben.

Nutzt außerdem die Entscheidungsfreiheit, um euch persönlich weiterzuentwickeln. Wenn ihr eure Gaben und Talente entdeckt, denkt daran, dass eure Eltern und Jugendführer euch zwar helfen können, ihr euch jedoch vom Geist führen lassen müsst. Entscheidet und handelt für euch selbst. Seid aus euch selbst heraus motiviert. Stellt einen Plan für euer Leben auf und denkt dabei auch an die Schule und eine Berufsausbildung. Findet heraus, welche Interessen und Fähigkeiten ihr habt. Arbeitet und werdet eigenständig. Setzt euch Ziele, überwindet Fehler, sammelt Erfahrungen und bringt zu Ende, was ihr angefangen habt.

Nehmt natürlich auch an Unternehmungen der Familie, des Kollegiums und eurer Klasse und an den gemeinsamen Jugendaktivitäten teil. Habt zusammen Spaß, der euch guttut. Dank solcher Erfahrungen lernt ihr, die geistigen Gaben des anderen und das ewige, einander ergänzende Wesen der Söhne und Töchter Gottes zu achten und zu schätzen.

Habt vor allem Glauben an den Heiland! Habt keine Angst! Wenn wir das Evangelium eifrig leben, werden wir stark im Herrn. Mit seiner Kraft können wir den Antichristen zurückweisen, der uns weismachen will: „Iss, trink und sei lustig“, denn Gott „wird es rechtfertigen, wenn man kleine Sünden begeht; … da ist nichts Arges dabei …, denn morgen sterben wir.“7 Mit der Kraft des Herrn können wir uns gegen jedes Denkmodell und jedes Glaubensbekenntnis stellen, das den Erretter leugnet und dem großen, ewigen Plan des Glücklichseins für alle Kinder Gottes zuwiderläuft.

Wir sind nicht befugt, die Bedingungen dieses ewigen Plans auszuhandeln. Denken wir an Nehemia, der den Auftrag hatte, eine Mauer zum Schutz Jerusalems zu bauen. Einige wollten, dass er herunterkam und seine Position gefährdete, aber Nehemia weigerte sich. Er zeigte keine Intoleranz, sondern erklärte einfach: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“8

Manchmal werden wir zum Blitzableiter und müssen den Kopf dafür hinhalten, dass wir an den Maßstäben Gottes festhalten und sein Werk verrichten. Ich bezeuge, dass wir keine Angst haben brauchen, wenn wir fest in seiner Lehre verankert sind. Wir mögen missverstanden werden, Kritik ernten und sogar falsch beschuldigt werden, aber wir sind nie allein. Unser Heiland wurde „verachtet und von den Menschen gemieden“9. Es ist unser heiliger Vorzug, zu ihm zu stehen!

Ironischerweise bedeutet standhaft sein manchmal, dass man die Welt meidet und sogar vor ihr flieht. Der Erlöser rief aus: „Weg mit dir, Satan!“10 Josef aus Ägypten floh vor den Versuchungen, denen Potifars Frau11 ihn aussetzte, und Lehi kehrte Jerusalem den Rücken und führte seine Familie in die Wildnis.12

Wir können uns sicher sein, dass alle Propheten vor uns zu ihrer Zeit festen Halt hatten:

Nephi vollbrachte das wundersame Werk des Herrn trotz der Schläge des Satans und der Verfolgungen durch Laman und Lemuel, seine Brüder.13

Abinadi legte trotz Misstrauen, Hohn und dem sicheren Tod Zeugnis von Christus ab.14

Die 2000 jungen Krieger verteidigten ihre Familien gegen diejenigen, die die Werte des Evangeliums verachteten.15

Moroni erhob das Banner der Freiheit, um die Familien seines Volkes und die Religionsfreiheit zu bewahren.16

Samuel stand auf einer Mauer und prophezeite vom Kommen Christi, während ihm Steine und Pfeile um die Ohren flogen.17

Der Prophet Joseph Smith stellte das Evangelium des Heilands wieder her und besiegelte sein Zeugnis mit seinem Blut.18

Und die Mormonenpioniere blieben trotz vernichtenden Widerstands und großer Not standhaft, folgten ihrem Propheten in einem großen Treck und besiedelten den Westen.

Diese großen Diener und Heiligen Gottes konnten feststehen, weil sie zum Erlöser standen. Denken wir nur daran, wie der Erretter feststand:

Als Junge widmete sich Jesus gewissenhaft dem Werk seines Vaters und predigte den Gelehrten im Tempel das Evangelium.19 Während seines ganzen irdischen Wirkens führte er die Arbeit des Priestertums aus – er lehrte, er heilte, er diente, er segnete und zog andere empor. Wenn es notwendig war, stellte er sich kühn gegen das Böse und reinigte sogar den Tempel.20 Er stand auch für die Wahrheit ein – ob nun mit Worten oder durch würdevolles Schweigen. Als die obersten Priester ihn vor Kajaphas beschuldigten, weigerte sich Jesus weise und mutig, Unwahrheit etwas entgegenzusetzen, und schwieg.21

Im Garten Getsemani schreckte unser Erretter und Erlöser nicht davor zurück, den bitteren Kelch des Sühnopfers zu trinken.22 Und am Kreuz litt er erneut, um den Willen seines Vaters zu tun, bis er zum Schluss sagen konnte: „Es ist vollbracht.“23 Er hatte bis ans Ende ausgeharrt. Weil der Erlöser vollkommenen Gehorsam zeigte und standhaft war, verkündete der Vater im Himmel: „Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe.“24

Meine lieben jungen und älteren Brüder im Priestertum, verherrlichen wir doch den Namen Gottes, indem wir fest zu unserem Erlöser, Jesus Christus, stehen. Ich gebe Ihnen mein besonderes Zeugnis, dass er lebt und dass wir „durch eine heilige Berufung berufen“25 sind, in seinem Werk mitzuwirken. „Darum steht an heiligen Stätten und wankt nicht.“26 Wenn wir gehorsam und fest zur Lehre unseres Gottes stehen, stehen wir an heiligen Stätten, denn seine Lehre ist heilig und ändert sich in den gesellschaftlichen und politischen Stürmen unserer Zeit nicht. Wie einst der Apostel Paulus verkünde auch ich: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig [und] seid stark!“27 Darum bete ich inständig im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.