Der Weg und die Weise des Herrn
Der Weg und die Weise des Herrn besteht darin, dass wir auf die Worte derer, die uns führen, hören, richtige Grundsätze begreifen und uns selbst regieren.
Siebziger
Ich diene als Siebziger. Die Siebziger sind als Boten berufen – dazu, das Wort des Herrn weiterzugeben, wie wir es von den Aposteln und Propheten und vom Heiligen Geist empfangen, und dazu, besondere Zeugen des Namens Christi zu sein, während wir das Evangelium in der ganzen Welt predigen und die Kirche aufbauen und ihre Angelegenheiten regeln (siehe LuB 107:25,34).
Ein Junge vom Land
Ich bin auf einer Farm in der Nähe von Burley in Idaho aufgewachsen – bin also ein echter Bauernjunge aus Idaho! Als solcher habe ich Folgendes gelernt:
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Man muss arbeiten – wer nichts anpflanzt, der erntet nichts.
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Man muss klug arbeiten – wer bewässert und düngt, der erntet mehr.
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Auf den Zeitpunkt kommt es an – wenn man nicht zur richtigen Zeit anpflanzt, kann ein früher Frost die Ernte zerstören.
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Man muss tun, was nötig ist, ganz gleich, ob es Spaß macht, ob man es gerne tut und es angenehm ist oder nicht; die Kuh wird gemolken, wenn sie gemolken werden muss, nicht, wenn man Lust dazu hat.
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Man muss auf den Punkt kommen – wer mit Vieh und Maschinen arbeitet, hat keine Zeit, drumherumzureden oder darauf zu achten, politisch korrekt zu sein. (Was das betrifft, habe ich bei meinen Aufgaben in der Kirche überall in der Welt öfters gefragt: „Soll ich es Ihnen direkt sagen oder durch die Blume?“ In der Regel haben die Heiligen klare Worte vorgezogen! So werde ich es auch heute halten.)
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Schließlich habe ich als Bauernjunge in Idaho gelernt, mich an das Grundsätzliche zu halten.
Nichts ist für uns und unsere Lehre grundsätzlicher als die Wahrheiten des ersten Glaubensartikels: „Wir glauben an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.“ (1. Glaubensartikel.)
Dazu gehört, dass er unser Vater im Himmel ist, der uns kennt und liebt und möchte, dass wir wieder zu ihm zurückkehren. Jesus ist unser Erretter und Erlöser, der durch das Sühnopfer dafür gesorgt hat, dass wir den Tod überwinden und wieder leben werden, und der es uns ermöglicht hat, erhöht zu werden und ewiges Leben zu haben. Der Heilige Geist ist unser Tröster, Offenbarer, Lehrer, Zeuge und Führer.
Bedenken Sie nur, Brüder und Schwestern: Wir sind geistig keine Waisenkinder! Wir sind nicht allein.
Welche Vorteile hat es, dass man Eltern hat, also kein Waisenkind ist? Wir können von ihnen lernen, von ihrer Erfahrung profitieren, verborgenen Gefahren ausweichen, vor denen sie uns warnen, und dank ihrer Weitsicht besser verstehen. Wir müssen uns nicht verloren, verwirrt, getäuscht oder weniger erfolgreich fühlen. Dies gilt besonders im Falle unseres Vaters im Himmel, der uns nicht nur einen Weg gelehrt und gezeigt hat, sondern den Weg.
Gott kennt den Weg
In der Tat kennt Gott den Weg. Er weiß, auf welche Weise man lebt1, liebt2, hilft3, betet4, redet5, mit anderen umgeht6, führt7, heiratet8, Kinder erzieht9, lernt10, die Wahrheit erkennt11, das Evangelium verbreitet12, klug entscheidet, was man zu sich nimmt13, und so weiter.
Wie in den heiligen Schriften findet man auch in den Veröffentlichungen Treu in dem Glauben, Für eine starke Jugend und in anderen Aussagen der lebenden Apostel und Propheten hervorragende Leitlinien dafür, wie man den Weg und die Weise des Herrn findet.
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Beispielsweise sagt der Herr uns in den Schriften:
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.
So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.“ (Jesaja 55:8,9.)
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Eines der Übel dieser Letzten Tage ist, dass „jedermann auf seinem eigenen Weg [wandelt]“ (LuB 1:16). In den Sprichwörtern werden wir gewarnt: „Halte dich nicht selbst für weise“ und „bau nicht auf eigene Klugheit“ (Sprichwörter 3:5-7).
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Uns wird gesagt, wenn wir etwas auf die Weise des Herrn tun, ist er verpflichtet, uns zu segnen, und wir haben Anspruch auf seine Verheißungen; tun wir es nicht auf seine Weise, haben wir keine Verheißung (siehe LuB 82:10).
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Der Herr verglich seine Weise mit der unseren, als er den Propheten Samuel schulte, der ausgesandt war, einen neuen König zu suchen: „Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“ (1 Samuel 16:7.)
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Auch dem allseits gutgeheißenen Wunsch, sich der Armen und Bedürftigen anzunehmen, stimmt der Herr zu, warnt jedoch: „Aber es muss auf meine eigene Weise geschehen.“ (LuB 104:16.) Andernfalls kann es sein, dass wir ihnen mit unseren Bemühungen eher schaden. Der Herr hat uns aufgetragen, die Eigenständigkeit zu fördern. Auch wenn wir imstande sind zu helfen, sollten wir jemandem nicht das geben oder ihn mit dem versorgen, was er selbst besorgen kann und soll. Überall wird es versucht; die Welt verfällt dem Übel, auf Kosten anderer zu leben. Gott weiß es wahrlich am besten.
Denken wir an weitere Beispiele. Der Herr weiß, auf welche Weise man Missionsarbeit macht. Sie ist in den heiligen Schriften und in der Anleitung Verkündet mein Evangelium! festgeschrieben und wird so umgesetzt, wie der Geist es eingibt.
Der Herr hat seine Weise – die rechte Weise – zu lieben. Wer von der Welt ist, sagt, es komme nur darauf an, dass zwei Menschen einander lieben. Unser Vater im Himmel erklärt uns, dass das wichtig ist; aber er erklärt uns auch, dass es eine statthafte Weise und einen erlaubten Zeitpunkt gibt, diese Liebe auszudrücken.
Sich selbst regieren
Joseph Smith wurde von seiner Jugend an beigebracht, was die Weise des Herrn ist. Als er gefragt wurde, wie er die Kirche führe, erklärte er, dass er die richtigen Grundsätze lehre und die Mitglieder sich dann selbst regierten.14 Brüder und Schwestern, die lebenden Propheten und Apostel lehren nach wie vor die richtigen Grundsätze. Die Frage ist: „Nutzen wir diese Grundsätze, um uns selbst zu regieren?“
Ein Punkt, auf den wir schon oft hingewiesen wurden, ist, dass wir dort erblühen sollen, wo man uns hingesetzt hat. Dennoch sind wir mitunter versucht, in eine andere Gegend umzuziehen, weil wir meinen, dass unsere Kinder dort mehr Freunde und damit bessere Programme für Jugendliche hätten.
Brüder und Schwestern, glauben wir wirklich, dass die Errettung unserer Kinder davon abhängt, in welcher Nachbarschaft wir wohnen? Die Apostel und Propheten haben oft erklärt, dass das, was zu Hause geschieht, viel wichtiger ist als das, was den Kindern draußen begegnet. Wie wir unsere Kinder erziehen ist wichtiger, als wo wir sie erziehen.
Sicherlich gibt es andere Faktoren, die sich auf unsere Entscheidung auswirken, wo wir wohnen, und glücklicherweise führt der Herr uns, wenn wir uns um eine Bestätigung von ihm bemühen.
Eine weitere Frage ist: „Wo werden wir gebraucht?“ Ich habe 16 Jahre lang der Präsidentschaft des Pfahles Houston Nord in Texas angehört. In diesen Jahren ist so manch einer in unser Gebiet gezogen. Wir erhielten des Öfteren einen Anruf, in dem jemand seinen Zuzug ankündigte und fragte, welche Gemeinde die beste sei. Nur einmal in 16 Jahren fragte mich jemand: „Welche Gemeinde braucht eine gute Familie? Wo können wir helfen?“
In den Anfangsjahren der Kirche wurden einzelne Mitglieder von Präsident Brigham Young und anderen berufen, an einen bestimmten Ort zu ziehen und dort die Kirche aufzubauen. Der Witz ist, dass wir auch heute noch überall treue Mitglieder haben, die überall hinziehen würden, wenn der Prophet sie darum bäte. Erwarten wir wirklich, dass Präsident Monson jedem Einzelnen der über 14 Millionen von uns sagt, wo unsere Familie gebraucht wird? Der Weg und die Weise des Herrn besteht darin, dass wir auf die Worte derer, die uns führen, hören, richtige Grundsätze begreifen und uns selbst regieren.
Besonders wichtig
Wenn man bedenkt, was heute in der Kirche geschieht, und wie der Herr sein Werk in jeder Hinsicht beschleunigt, ist es sogar noch wichtiger, dass wir alles, was wir tun, auf seine Weise tun!
Vor allem im Erlösungswerk lernen wir, dass Gott, „indem [er] seinen Sohn gab, … einen noch vortrefflichereren Weg bereitet“ hat (Ether 12:11). Die Lehre Christi „ist der Weg; und es ist kein anderer Weg noch Name unter dem Himmel gegeben, wodurch der Mensch im Reich Gottes errettet werden kann“ (2 Nephi 31:21).
Zum Abschluss
Weil wir heute in der Welt so viele sehen, die der Verwirrung anheimgefallen sind oder – schlimmer noch – auf verbotenen Pfaden wandeln und unnötigerweise unter den Folgen schlechter Entscheidungen leiden, möchte ich wie Alma ausrufen:
„O dass ich ein Engel wäre und mein Herzenswunsch wahr würde, dass ich hinausgehen und mit der Posaune Gottes sprechen könnte, mit einer Stimme, die die Erde erschüttert, und jedes Volk zur Umkehr rufen könnte!
Ja, ich würde einer jeden Seele … den Plan der Erlösung verkünden, dass sie umkehren und zu unserem Gott [und seiner Weise] kommen sollen, damit es auf dem Antlitz der ganzen Erde kein Leid mehr gebe.“ (Alma 29:1,2.)
Ich bezeuge abermals, dass der Herr den Weg kennt! Unser Vater im Himmel kennt uns, liebt uns und möchte helfen. Er weiß am besten, wie man hilft. Wir sind geistig keine Waisenkinder!
Unser Erretter Jesus Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14:6; siehe auch Alma 38:9). Sein Weg beruht auf ewiger Wahrheit und führt uns zu „Frieden in dieser Welt und ewige[m] Leben in der künftigen Welt“ (LuB 59:23). Dies bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.