2019
Wie wir göttliche Führung empfangen und erkennen
September 2019


Wie wir göttliche Führung empfangen und erkennen

Gott ist bereit, uns Führung zu geben, doch wir müssen willens und bereit sein, sie zu empfangen

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Für uns neue Missionare war in der Missionarsschule in Brasilien ein Tag vorgesehen, an dem wir mit unserem Mitarbeiter in den Straßen von São Paulo Leute ansprechen und einladen sollten, sich mit den Missionaren zu treffen, um mehr über das Evangelium zu erfahren. Nach einigen Stunden kehrten wir in die Missionarsschule zurück, wo wir eine Zeugnisversammlung abhielten.

Viele berichteten, dass sie Eingebungen erhalten hatten, in eine bestimmte Straße zu gehen oder jemand Bestimmtes anzusprechen. Diese Erfahrungen fand ich wirklich erstaunlich. Da ich aber keine solche Erfahrung gemacht hatte, meinte ich, als Missionar möglicherweise nicht gut genug oder nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

Etwas niedergeschlagen bat ich die Führerschaft der Missionarsschule um Rat. Man erklärte mir, dass Gott uns durch den Heiligen Geist Weisung geben möchte. Ich würde zwar möglicherweise nicht genau das Gleiche erleben wie andere, aber ich müsse mich auf jeden Fall für die Führung des Heiligen Geistes bereitmachen. Genau wie ein Radio, das auf einen bestimmten Sender eingestellt wird, oder ein Smartphone, das mit dem Internet verbunden sein muss, müssen wir entsprechend eingestellt und verbunden sein, um das zu empfangen, was der Heilige Geist uns mitteilt.

Geistiges Überleben

Präsident Russell M. Nelson hat uns gewarnt: „Es wird in künftigen Tagen nicht möglich sein, ohne den führenden, leitenden, tröstenden und steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben.“1

Er hat uns inständig gebeten, „über [unsere] jetzige geistige Fähigkeit, persönliche Offenbarung zu empfangen, hinauszuwachsen, denn der Herr hat verheißen: ‚Wenn du bittest, wirst du Offenbarung um Offenbarung, Erkenntnis um Erkenntnis empfangen, damit du die Geheimnisse und das Friedfertige erkennen mögest – das, was Freude bringt, das, was ewiges Leben bringt.‘ [Lehre und Bündnisse 42:61.]“2

Der Herr erwartet von uns, dass wir auf unserer Reise durchs Erdenleben „vieles aus … eigene[m], freie[m] Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen“ (Lehre und Bündnisse 58:27). Manches können wir jedoch nur mit der Hilfe des Himmels zuwege bringen. Der Heilige Geist offenbart uns, was wir tun müssen, um auf dem Weg, der zu Glück in diesem Leben und zum ewigen Leben führt, zu bleiben und auch voranzukommen. „Denn siehe, abermals sage ich euch, wenn ihr auf dem Weg eintretet und den Heiligen Geist empfangt, wird er euch alles zeigen, was ihr tun sollt.“ (2 Nephi 32:5.)

Das vom Herrn offenbarte Muster

In den heiligen Schriften wird erklärt, wie der Herr uns persönliche Offenbarung gibt: „Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der über dich kommen wird und der in deinem Herzen wohnen wird.“ (Lehre und Bündnisse 8:2.)

Der Herr sagt uns auch: „Setze dein Vertrauen in jenen Geist, der dazu führt, Gutes zu tun.“ (Lehre und Bündnisse 11:12.) Dass der Geist uns dazu führt, Gutes zu tun, geschieht mitunter durch Gedanken, Ideen, eine Gedankenfolge, den Eindruck, etwas zu lassen oder mit etwas zu beginnen, Einblicke oder Erkenntnisse, die Entfaltung von etwas, was wir aus eigenem Vermögen nicht gelernt hätten, die Erinnerung an etwas längst Vergessenes und mehr.3

Aus Galater 5:22,23 erfahren wir, dass sich der Heilige Geist oft durch Einstellungen und Gefühle wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit mitteilt. Hilfe, die man vom Heiligen Geist empfängt, kommt oft als Weisung, die konkret auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Denken Sie aber daran, dass diese Führung uns einlädt und lockt, Gutes zu tun (siehe Moroni 7:13) und immer in Einklang mit den Lehren der lebenden Propheten und der heiligen Schriften steht.

Empfangen und erkennen

Vielleicht ist es eine der größten Herausforderungen des Erdenlebens, dass man erkennt, wie man Eingebungen und die Führung des Heiligen Geistes empfängt, erkennt und danach handelt. Diese Lektionen können uns helfen.

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Lektion 1: Der Herr ist bereit, uns persönliche Offenbarung zu geben, doch wir müssen bereit sein, sie zu empfangen

Präsident Nelson hat gesagt: „Etwas hat mir der Geist immer wieder zu verstehen gegeben, seit ich meine neue Berufung als Präsident der Kirche innehabe, nämlich wie bereitwillig der Herr seine Absicht und seinen Willen offenbart. Das Vorrecht, Offenbarung zu empfangen, ist eines der größten Geschenke Gottes für seine Kinder.“4

In der Missionarsschule habe ich gelernt, dass ich bereit sein musste, das zu empfangen, was der Herr mir zu seiner Zeit und auf seine Weise „senden“ wollte. Ich habe erkannt, dass wir durch Empfangsstörungen dermaßen abgelenkt werden können, dass wir nicht imstande sind, zu erkennen, wenn der Herr zu uns spricht, oder der Botschaft, die er uns mitteilen möchte, aufmerksam zuzuhören.

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Wenn wir den Heiligen Geist bei uns haben und ihn einladen möchten und lernen, wie man einfachen Eingebungen umgehend folgt, können wir auch die störenden Geräusche der Welt ausblenden und uns deutlich auf die Eingebungen des Heiligen Geistes einstellen.“5

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Lektion 2: Wir müssen die Sprache des Heiligen Geistes erforschen und lernen

Elder Ronald A. Rasband vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Geist [spricht] sehr oft durch ein Gefühl. Man spürt es in Form von Worten, die man kennt, die einem einleuchten, die einen ermuntern. …

Man spürt einen sanften Impuls, zu handeln, etwas zu tun, etwas zu sagen, in einer bestimmten Weise zu reagieren.“6

Zu lernen, Offenbarung vom Heiligen Geist zu empfangen, lässt sich mit dem Erlernen einer Sprache vergleichen. Anfangs versteht man nur wenig oder gar nichts. Wenn man sich weiter anstrengt, erfasst man einzelne Wörter, dann Sätze und schließlich ganze Gedanken. Mit der Zeit stellt man fest, dass man versteht, was gesagt wird. Um die Sprache des Geistes zu erlernen, muss man:

  • den Wunsch haben, zu lernen

  • in den heiligen Schriften und den Worten der lebenden Propheten erforschen, wie man Offenbarung empfängt

  • aufmerksam auf geistige Eingebungen achten

  • Gott um Führung durch den Heiligen Geist bitten

  • bereit sein, die empfangene Weisung anzunehmen; man darf sie nicht ignorieren oder auf die leichte Schulter nehmen

  • den Eingebungen folgen

  • sich aufrichtig um weitere Weisung bemühen

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Lektion 3: Der Vater im Himmel gibt uns auf seine Art und zu seiner Zeit Offenbarungen

Diese Lektion ist mit drei Grundsätzen verbunden:

  1. Gott kann und wird uns zeigen, wie wir uns weiterentwickeln können. Das Werk des himmlischen Vaters besteht darin, uns zu helfen, dass wir ewiges Leben erlangen (siehe Mose 1:39). „[Ihm] geht es jedoch nicht nur darum, uns beizustehen und zu trösten, sondern noch viel mehr um den Fortschritt, der uns emporführt“7, sagte Präsident Henry B. Eyring, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft.

    Das heißt, dass es dem Vater im Himmel wichtig ist, welche Schritte wir hier auf Erden machen. Er weiß, welche Entscheidungen wir treffen und was wir unternehmen müssen, damit wir „Söhne [und Töchter] Gottes werde[n]“ (Moroni 7:48). „Mehr, als Sie sich jemals vorstellen können, möchte er, dass Sie Ihre Bestimmung erfüllen und in allen Ehren zu ihm zurückkehren“,8 hat Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel gesagt.

  2. Mitunter verstehen wir den Grund für bestimmte Anweisungen vom Himmel nicht. Hin und wieder schickt Gott uns Anweisungen, die wir nicht erwarten. Ich erinnere mich, dass ich in einer Abendmahlsversammlung saß, als mir eine Eingebung klar und deutlich in den Sinn kam. Die Anweisung war keine Stimme und kein Flüstern, sondern ein deutlicher Gedanke, dass ich etwas Bestimmtes tun solle. Ich hatte nicht erwartet, in der Abendmahlsversammlung eine solche Weisung zu erhalten.

    Ich erzählte meiner Frau von der gerade empfangenen Eingebung. Sie signalisierte mir, ich solle der Eingebung folgen, auch wenn wir den Grund dafür nicht verstanden.

    Als wir dann dieser Weisung folgten, empfingen wir im Laufe der Zeit mehrere Zeugnisse, dass die Führung, die wir empfangen hatten, uns mehr Frieden brachte und dafür sorgte, dass wir auf dem Weg blieben, der uns zu weiterem Fortschritt führte.

  3. Wir müssen bereit sein, Gottes Willen zu tun. In seiner Vollkommenheit und Weisheit weiß Gott, was für uns am besten ist. Sein Wille, der ja auf seiner göttlichen Perspektive beruht, weist uns einen besseren Weg. Doch werden wir dadurch oft herausgefordert. Wie bei allem ist der Herr Jesus Christus uns auch hier ein vollkommenes Vorbild. Er machte den Willen des Vaters zu seinem Willen. Als der Erretter für unsere Sünden litt, betete er: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Matthäus 26:39.)

    Auch wir müssen bereit sein, Gottes Willen über unsere Wünsche zu stellen. Wenn wir seinen Willen annehmen und ihm folgen, machen wir uns bereit, weitere Führung zu erhalten. Elder Bednar hat gesagt: „Wenn wir unsere Bündnisse in Ehren halten, die Gebote befolgen und uns noch konsequenter darum bemühen, Gutes zu tun und uns zu verbessern, können wir sicher sein, dass Gott unsere Schritte lenken wird.“9

Wie man Hilfe vom Himmel empfängt

Unser ewiger Fortschritt hängt davon ab, dass wir persönlich Führung durch den Heiligen Geist empfangen. Möge ein jeder von uns fest entschlossen sein, Präsident Nelsons Rat zu folgen und sich um Offenbarung zu bemühen. Wenn wir daran glauben und darauf vertrauen, dass Gott uns durch den Heiligen Geist führen möchte, und wenn wir unser Leben aufrichtig darauf ausrichten, dass wir Hilfe vom Himmel erstreben, erhalten wir die benötigte Führung.

Anmerkungen

  1. Russell M. Nelson, „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“, Liahona, Mai 2018, Seite 96

  2. Russell M. Nelson, „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“, Seite 95

  3. Siehe David A. Bednar, „Der Geist der Offenbarung“, Liahona, Mai 2011, Seite 87–90

  4. Russell M. Nelson, „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“, Seite 94

  5. David A. Bednar, „Receiving, Recognizing, and Responding to the Promptings of the Holy Ghost“ (Andacht am Ricks College, 31. August 1999)

  6. Ronald A. Rasband, „Wenn der Heilge Geist dich führt“, Liahona, Mai 2017, Seite 94

  7. Henry B. Eyring, „Meinen Frieden hinterlasse ich euch“, Liahona, Mai 2017, Seite 17

  8. Dieter F. Uchtdorf, „Mit Freude das Evangelium leben“, Liahona, November 2014, Seite 123

  9. David A. Bednar, „Der Geist der Offenbarung“, Seite 90

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