Der Rasierfehler

Elder Allen D. Haynie

von den Siebzigern

„Wir glauben, dass es recht ist, ehrlich zu sein.“ (13. Glaubensartikel)

Als ich ungefähr neun Jahre alt war, wollte ich mir einen Schnurrbart wachsen lassen. Ich dachte, mir würde ein Bart wachsen, wenn ich mir jeden Tag das Gesicht rasiere. Mehrere Tage lang benutzte ich den Rasierer meines Vaters und rasierte mich. Eines Tages sah mein Vater, dass ich mich rasierte. Er sagte, ich solle es nicht tun, weil ich mich sonst schneiden könnte.

Leider muss ich sagen, dass ich meinem Vater nicht gehorcht habe. Am folgenden Tag rasierte ich mich wieder. Dabei rutschte der Rasierer durch meine seifigen Finger. Er machte einen tiefen Schnitt über meiner Lippe. Ich hatte ganz schön Angst, als ich ein Pflaster darauf klebte. Aber noch mehr Angst hatte ich vor dem, was mein Vater wohl sagen würde.

Als er an jenem Abend nach Hause kam und sah, dass ich mich geschnitten hatte, war er überrascht und besorgt. Er fragte mich, wie das passiert war.

„Na ja“, antwortete ich, „ich bin den Fußweg entlang gerannt und aufs Gesicht gefallen.“

Ich hatte gelogen! Zuerst war ich ungehorsam, und dann hatte ich auch noch gelogen! In jener Nacht konnte ich nicht schlafen. Es war spät, aber ich musste Papa die Wahrheit sagen. Ich fand ihn im Wohnzimmer.

„Papa, ich habe dich angelogen“, sagte ich. „Ich bin nicht hingefallen. Ich habe mich mit dem Rasierer geschnitten. Es tut mir leid.“

Papa sagte einen Augenblick lang nichts. Dann entgegnete er sanft: „Du hast nicht auf mich gehört, mein Sohn. Das ist nicht gut. Aber ich freue mich, dass du dich entschieden hast, die Wahrheit zu sagen.“

Diese Lektion – und die bleibende Narbe – habe ich nie wieder vergessen. Gib immer ein gutes Beispiel, wenn es um Ehrlichkeit und Wahrheit geht, ob gegenüber deinem Vater im Himmel oder deinen Freunden und deiner Familie.