Bonstetter Adventsfenster
Bonstetten (MN): „Das Volk, das in der Finsternis geht, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf. … Du schenktest … große Freude. Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (Jesaja 9:1,2,5.)
Zum sechsten Mal erstrahlten in der Adventszeit die beleuchteten Lichtfenster in Bonstetten und verkündeten die Ankunft des verheißenen Messias.
Bei der Bevölkerung der umliegenden Dörfer ernten sie starken Zuspruch. Man freut sich am dekorativen Vorweihnachtselement.
Seit vier Jahren sind die HLT-Lichtfenster offizieller Bestandteil der Bonstetter Adventsfenster, einer „Neubelebunggsaktion‟ der reformierten Kirche.
Sämtliche Haushalte/Betriebe/Kirchen in Bonstetten dürfen mitwirken, indem sie eines der 24 Adventsfenster mitgestalten. Mittlerweile ist das Echo so großartig, dass fast täglich zwei neue Fenster geöffnet werden.
Wer aber ist die Frau, die hinter dem ganzen Arbeitsaufwand steht und Jahr für Jahr Zeit investiert, die HLT-Lichtfenster auf- und abzubauen? Dolores Gysin-Lier (64) schildert ihre Motive, sich seit Beginn mit großem Engagement für dieses Bravourstück einzusetzen.
Dolores, was bewog dich, bei dieser Aktion mitzumachen?
Meine Tochter Olivia (28) wurde 2015 von Bischof Christian Gräub angefragt, ob sie die Kirchenfensterfront weihnachtlich dekorieren könnte.
Sie fragte mich, ob ich mitmache. Ich liebe solche Herausforderungen und sagte „Ja“. Jedoch nach einem Monat verabschiedete sich Olivia. Sie flog für ein Hilfsprojekt nach Nepal.
Dennoch unterstützest du das Vorhaben?
Wenn Christian um Hilfe bittet, kann ich schlecht „Nein“ sagen. Für mich ist er ein wahrer Gottesdiener, der helfende Hände braucht. Außerdem kenne ich ihn schon von Kindesbeinen an.
Welchen Aufwand gab es bei der Erstgestaltung?
Der Auftrag lautete: weihnachtliche, wiederverwendbare Fensterdekorationen herstellen.
Für Olivia und mich war klar, was Weihnachten bedeutet: Maria, Josef, das Christuskind, Esel und Ochse, Hirten mit Schafen, Könige mit Geschenken, Sternenhimmel sowie Engel, die eine frohe Botschaft verkündeten, wie es einst in Betlehem geschah und im Lukasevangelium beschrieben ist.
Ich musste eine Technik herausfinden, derartige Bilder, die ich mir mit vielen bunten Glasscheiben vorstellte, auf die Fenster zu bringen. Nach einigen Versuchen klappte es.
War das nicht eine Riesenarbeit?
Ja, die Bilder sind zeitaufwendig. Ich hatte alles vorgezeichnet und die Helfer mussten die Bilder mit Seidenpapier mosaikartig bekleben.
Gleichwohl wurden 2/3 der Bilder von mir hergestellt. Deshalb arbeitete ich während sieben Wochen täglich einige Stunden im Gemeindehaus.
Welcher Aufwand entsteht jährlich, um die Lichtfenster wiederherzustellen?
Nach drei Jahren entstanden Reparaturen, die eine Woche beanspruchten. Einige Seidenpapierfarben waren nicht lichtecht und mussten teilweise ersetzt oder übermalt werden. Die Grossfenster arrangieren die Missionare. Bei den anderen helfen Familienmitglieder. Sowas dauert mehrere Stunden.
Enorm bedeutungsvoll ist das Entfernen am 7. Januar. Es muss sorgfältig getan werden, deshalb mache ich das oft selbst. Übers Jahr werden die Bilder im Gemeindehausestrich gelagert. 2016 wurden die Eingangsfenster ergänzt: Schafhirten mit ihrer Herde, die eine Engelsbotschaft erhalten, gestalten nun diese Großfront.
Was erhoffst du dir von den Fenstern?
Ich weiß nicht, ob ich ohne diese Fenster noch leben würde. Ende November 2015 wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Ich war gefasst, gerade sechzig, und hatte ein wunderschönes Leben. Alles, was noch käme, wäre Zugabe. Ich wollte im folgenden Jahr auf den Eingangsseiten des Kirchengebäudes die Fenster noch erweitern. Wenn diese Seiten auch verschönert sind, nimmt es der vorbeifahrende Autofahrer deutlicher wahr.
Da sich mein Leben offensichtlich dem Ende zuneigte, arbeitete ich oft intensiv – 13 Stunden am Stück –, bis eines Nachts um 23 Uhr Christian mit seiner Frau dastand und fragte, was um Himmelswillen ich noch in der Kirche tue.
Ich offenbarte ihm meine Situation. Bestürzt nahm er mich in den Arm und sagte: „Du wirst nicht sterben! Deine Zeit ist noch lange nicht gekommen!“
Und so ist es!
Diese Fenster bezeugen, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage christlich ist. Die zwei Engel auf den Lichtfenstern gleichen dem Engel Moroni, der von den Tempelspitzen diese frohe Botschaft in die Welt hinausposaunt: Jesus Christus existiert. Wir folgen ihm, denn er ist der einzige Weg.