2023
„Ich möchte abgeholt werden“
Februar 2023


Bekehrungsgeschichte

„Ich möchte abgeholt werden“

Rosenheim (AM): Ich bin als Säugling in der evangelischen Kirche getauft und mit 14 Jahren konfirmiert worden. Danach hat mich die Kirche bis auf einige wenige Anstandsbesuche nicht mehr gesehen. Unser Pfarrer konnte uns keinen wirklichen Glauben vermitteln.

Auf meine Frage kurz vor der Konfirmation, warum wir die Gebote nicht lernen (mein Vater hatte mich danach gefragt), sagte er: „Die müsst ihr nicht lernen, es reicht, wenn ihr danach lebt“, worauf ich ihn fragte, wie ich denn danach leben kann, wenn ich sie doch gar nicht kenne. Nun mussten wir sie lernen.

Erst viele Jahre später habe ich erkannt, wozu die Taufe da ist, und so habe ich den Nutzen der Taufe als Kleinkind sehr bezweifelt und bin zu dem Ergebnis gelangt, dass Gott und Kirche zweierlei sind. Ich bin froh, dass ich nicht bei dieser Meinung stehen geblieben bin, denn der Herr hat mir gezeigt, dass Kirche und Gott wohl doch zusammengehören, nur eben die richtige muss es sein.

1991 hörte ich zum ersten Mal von einem Nahtoderlebnis und ich dachte mir, so muss es also doch wirklich einen Gott geben. Ich begann, Bücher darüber zu lesen, und entwickelte einen starken Glauben und einen starken Wunsch: „Es sollte mich mal jemand zur Kirche einladen, aber derjenige sollte mich auch abholen.“ Heute weiß ich, dass der Geist mir diesen Wunsch eingegeben hat.

Ich hatte eine Kundin, von der ich wusste, dass sie in der evangelischen Kirche sehr aktiv war. Zu ihr sagte ich, dass ich auch gerne einmal in die Kirche gehen würde, worauf sie sagte, ja, dann kommen Sie doch hin, was zwar eine logische Schlussfolgerung war, aber nicht meinem Wusch entsprach. Ich wollte abgeholt werden und bin dann eben nicht hingegangen. Ich wohnte in einer Kleinstadt in einer Häusersiedlung, die evangelische Kirche aber befand sich direkt auf dem Marktplatz, da wäre keiner auf die Idee gekommen, mich abzuholen. Aber darüber habe ich mir seltsamerweise keine Gedanken gemacht. Ich hielt daran fest, dass ich abgeholt werden möchte.

Zu der Zeit, also einige Jahre später, als ich die Kirche kennenlernen sollte, arbeitete ich als Dozentin an der Kosmetikfachschule der Handwerkskammer in Frankfurt/Oder. Hier wurde eine Klasse unterrichtet, die aus arbeitslosen jungen Frauen bestand, die eine zweijährige Ausbildung zur Kosmetikerin machten. Es war ein gutes Arbeiten, denn sie waren hochmotiviert und diszipliniert. Eine Schülerin, Daniela Heitbreder, war Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Meinem Reden konnte sie entnehmen, dass ich eine gläubige Christin war, und so hatte sie eines Tages nach innerem Ringen den Mut, mich zu fragen, ob ich gerne zu einer besonderen Veranstaltung ihrer Kirche nach Berlin mitkommen möchte, sie würden mich auch abholen. Da war sie, die lang ersehnte Einladung zur Kirche! Ich habe nicht gefragt, was es für eine Kirche ist, die erwartete Einladung war da. Ich habe ganz erfreut zugesagt und so sind wir gut 80 Kilometer mit dem Auto zur Pfahlkonferenz nach Berlin gefahren. Von dieser Veranstaltung war ich tief berührt und sehr beeindruckt. Der Geist wirkte so stark auf mich ein, dass ich fortan das Bedürfnis verspürte, in diese Kirche zu gehen. Die Missionare, Elder Kirk Cambers und sein Mitarbeiter, wurden mir gleich noch auf dieser Veranstaltung vorgestellt und ein Termin wurde vereinbart.

Seit diesem ersten Kontakt mit der Kirche bin ich regelmäßig jeden Sonntag zur Kirche gefahren, wobei es sich nicht um ein Kirchengebäude handelte. Die Versammlungen fanden in einer Vierzimmerwohnung statt, weil dieser Zweig erst vor wenigen Jahren gegründet worden war und an die 15, 20 Mitglieder umfasste, Kinder und Missionare inklusive. Aber darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, ich habe nur das Geistige gesehen.

Ich wusste irgendwann ganz sicher, dass dies die Kirche des Herrn ist. Auch an ein Leben nach dem Tod habe ich geglaubt, ich hatte ja genügend Nahtoderlebnisse gelesen und so waren die vielen Tempel ein starkes Zeugnis für die Wahrheit dieser Kirche. Nach drei Monaten habe ich mich dann am 26. Juni 1999 in einem See taufen lassen. Es war wunderschönes Wetter.

Leider bin ich nach wie vor das einzige Mitglied meiner Familie in dieser Kirche, aber auf der anderen Seite des Schleiers ist für alle Vorfahren und Verwandte, die ich finden konnte – und das sind sehr viele – von Stellvertretern die Tempelarbeit erledigt worden. Heute weiß ich, dass der Herr in jeder Familie jemanden braucht, der im Tempel die heiligen Handlungen für die verstorbenen Vorfahren und Verwandten erledigt. Mir ist diese Arbeit ein Bedürfnis geworden. Ich bin sehr gerne im Tempel. Ich bin bis heute glücklich und dankbar, dass der Herr mich zu seiner Kirche geführt hat.