Liahona
Der Friede in meinem Inneren war das Wunder
Oktober 2024


„Der Friede in meinem Inneren war das Wunder“, Liahona, Oktober 2024

Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Der Friede in meinem Inneren war das Wunder

Nach dieser Diagnose blickten wir auf den Herrn, um seine Segnungen erkennen zu können.

Bild
ein Mann gibt seiner Frau einen Kuss auf den Kopf, während sie am Schreibtisch arbeitet

Illustration von Michael J. Bingham

Als mein Mann David und ich erfuhren, dass wir keine Kinder bekommen können, vergoss ich Tränen. Nach einer Routineuntersuchung und einer Mammografie im Jahr 2016 musste ich zu einem Folgetermin bei meiner Ärztin. Was sie zunächst für ein kleines Problem gehalten hatte, stellte sich nach weiteren Untersuchungen als ein großes heraus: Krebs.

Das war ein Schock, und mein Mann und ich machten so manchen schlimmen Tag durch. Wir wussten nicht, wie sich die Krankheit entwickeln würde. Ich bat den Vater im Himmel: „Wenn das mein Ende ist, dann kümmere dich bitte um David.“

Tagsüber war ich emotional stabil, aber wenn es Nacht wurde und alles ruhig war, kamen mir die Tränen. Doch in solchen Momenten spürte ich durch den Heiligen Geist, dass alles in Ordnung kommen werde – nicht unbedingt weil ich überlebe, sondern weil der Vater im Himmel da ist. Während meiner Behandlung bemühten wir uns, einfach immer einen Schritt nach dem anderen zu machen.

Bestimmte Kirchenlieder und Schriftstellen gewannen an Bedeutung. Lehre und Bündnisse 122:8 hat mich sehr beeindruckt: „Des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren. Bist du größer als er?“

Nein, gewiss nicht, wurde mir klar. Ich bin nicht größer als er. Wenn Unfruchtbarkeit und Krebs mich dazu befähigen würden, den Erretter und sein Sühnopfer mehr schätzen zu lernen, dann war ich dazu bereit.

Wir blickten stets auf den Herrn und konnten so unsere Segnungen erkennen. Dazu zählte unter anderem ein wunderbares Netzwerk von Menschen, die uns unterstützten. Meine FHV-Präsidentin war großartig. Kollegen von der Schule, an der ich unterrichtete, organisierten für mich einen Sponsorenlauf. Eine Kollegin, die mir zeigen wollte, dass ich ihr am Herzen liege, schenkte mir einen rosa Stift. In solchen Momenten erwidert man: „Du bist heute mein Engel. Du bist mein Beweis dafür, dass Gott weiß, wie sehr ich eine Umarmung oder einen rosa Stift brauche.“

Andere Menschen beobachten uns Mitglieder der Kirche. Sie wollen wissen, wie wir es schaffen, Schwierigkeiten durchzumachen und trotzdem noch lächeln zu können.

Oft wurden wir gefragt: „Wieso seid ihr nicht fix und fertig?“ Wir erklärten dann, dass der Friede, den wir empfanden, unserem Glauben und unserer Überzeugung, unserer Liebe zum Vater im Himmel und unserem Vertrauen in seinen Willen für uns entsprang. Anderen von unserem Glauben zu erzählen, hat unseren Glauben gestärkt.

Der Friede kam nicht sofort nach der Diagnose, aber er kam. Der Friede in meinem Inneren war das Wunder.

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