„Verpasst du das Wunder des Evangeliums?“, Liahona, Oktober 2024
Junge Erwachsene
Verpasst du das Wunder des Evangeliums?
Ich wandte mich von der Kirche ab und war mir nicht bewusst, was ich verpasste.
Hast du schon einmal etwas für selbstverständlich genommen, ohne zu bemerken, welchen Nutzen du davon hattest – bis es nicht mehr da war?
Mir ist es einmal so gegangen – mit dem Evangelium Jesu Christi.
Ich wuchs in der Mongolei auf und meine Familie und ich gehörten der Kirche an. Doch mit der Zeit gingen meine Eltern immer seltener hin. Langsam begann das Evangelium auch mir gleichgültig zu werden.
Was ich gelernt hatte, nahm ich im Grunde nie ernst, und schließlich ging ich überhaupt nicht mehr in die Kirche. Ich dachte, das Evangelium würde mir nicht fehlen – schließlich schien es in meinem Leben ohnehin nie wirklich etwas bewirkt zu haben.
Das Licht erkennen
Als ich aus den Teenagerjahren heraus war, traf meine ältere Schwester zufällig auf Missionare. Sie sprachen sie an und baten sie, ihnen etwas ins Mongolische zu übersetzen. Sie unterhielten sich kurz, doch erst als meine Schwester wieder zuhause war, wurde ihr klar, mit wem sie da gesprochen hatte.
Am darauffolgenden Sonntag wollte meine Schwester zur Kirche gehen und fragte mich, ob ich mitkomme.
Anfangs hatte ich nicht die geringste Lust. Ich dachte, ich käme sehr gut ohne die Kirche zurecht! Aber sie überredete mich, sie wenigstens einmal zu begleiten.
Als ich zum ersten Mal seit Jahren wieder zur Abendmahlsversammlung ging, machte mich das nicht sehr glücklich. Doch als ich mich umsah, entdeckte ich einige alte Bekannte aus meiner Kindheit. Sie alle strahlten ein Licht aus, das fast greifbar zu sein schien. Als ich sie ansah, erinnerte ich mich an kleine Erlebnisse – fast schon so etwas wie geistige Erfahrungen –, die ich als Kind in der Kirche gehabt hatte.
So viele Wahrheiten, die ich nicht beachtet hatte, kamen mir in den Sinn. Ich fühlte mich plötzlich leer und traurig. „Ich bin nicht wie sie“, dachte ich. „Warum habe ich das alles aufgegeben?“
Mir wurde klar, dass ich mich in den letzten Jahren verändert hatte. In meinem Leben herrschte eine Dunkelheit, die ich bisher nicht beachtet hatte. Aber als ich in der Kapelle saß, hörte ich eine ruhige Stimme in meinem Kopf, die zu sagen schien: „Du kannst auch leuchten. Es ist nicht zu spät.“
Ich dachte an das Gleichnis vom verlorenen Schaf – das eine Schaf, das der Erretter zur Herde zurückbrachte (siehe Lukas 15:4-7).
Dieses Schaf war ich! Und der Erretter ging mir fürsorgend nach, weil er mich genauso liebte wie seine anderen Schafe.
Er wollte mich zurückhaben.
Große Dankbarkeit für meinen Erretter erfüllte mich. Als ich zum ersten Mal seit Jahren den Geist wieder spürte, fasste ich den Entschluss, mich wieder in der Kirche zu engagieren – und sie dieses Mal ernst zu nehmen.
Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat Zeugnis dafür gegeben, „dass die Macht unseres Erretters und Erlösers in Ihr Leben einziehen und es wandeln wird, sobald Sie beschließen, zurückzukehren und auf seinem Weg zu gehen [siehe Alma 34:31]“.
Diese Wahrheit konnte ich nun spüren und wusste daher, dass sich mein Leben ändern wird, wenn ich mich dem Evangelium wirklich mit ganzem Herzen widme.
Schau nicht über Jesus Christus hinaus
Als ich begann, nach dem Evangelium zu leben, fand ich wieder Sinn im Leben. Endlich glaubte ich, dass der Vater im Himmel jedes seiner Kinder liebt und dass das Evangelium Jesu Christi der Schlüssel zur Rückkehr in unsere himmlische Heimat ist.
Diese Erkenntnis bedeutet mir jetzt sehr viel.
Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:
„[So] können wir ebenfalls dazu neigen, über das Ziel hinauszuschauen. Vor dieser Neigung müssen wir uns hüten, damit wir Jesus Christus und die vielen Segnungen, die er uns anbietet, nicht übersehen. Wir brauchen ihn. …
Er ist unser Ziel. Wenn wir uns fälschlicherweise einbilden, etwas zu brauchen, was über das hinausgeht, was er uns anbietet, verweigern oder schmälern wir den Wirkungsbereich und die Macht, die er in unserem Leben haben kann.“
Ich hatte über das hinausgeschaut, was Jesus Christus mir schenkt. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, auf die Freude zu verzichten, die ich dank ihm empfinde.
Wenn du dich nicht würdig fühlst oder mit unbeantworteten Fragen zu ringen hast oder glaubst, es würde dich überfordern, ein Jünger Christi zu sein, dann sieh dir die Wunder an, die unser Erretter uns anbietet. Ich weiß, dass der Vater im Himmel sich deiner bewusst ist. Er wird dir helfen, an deinem Glauben festzuhalten, wenn du dich ihm zuwendest.
Verzichte nicht zugunsten von etwas weniger Wertvollem auf das größte Geschenk und Wunder des Erretters. Du bist ihm unendlich wichtig.
Ich habe persönlich erlebt, wie sehr das Evangelium Jesu Christi das Leben derer, die ihm nachfolgen, bereichert.
Auch mein Leben bereichert es immer weiter.
Die Verfasserin lebt in Ulan-Bator in der Mongolei.