2024
Lebt so, wie es euer verbürgtes Recht ist
November 2024


11:46

Lebt so, wie es euer verbürgtes Recht ist

Macht euch damit vertraut, wie die heiligen Handlungen des Priestertums und eure Bündnisversprechen es möglich machen, dass die Macht Gottes euch vermehrt zufließt

Vor kurzem hat mein Mann Greg eine Diagnose erhalten, die einen größeren operativen Eingriff und eine monatelange Chemotherapie bedeutete. Wie viele von Ihnen, die eine ähnliche Situation erlebt haben, beteten auch wir sofort um himmlische Hilfe und die Macht Gottes. Am Sonntag nach Gregs Operation wurde uns das Abendmahl in unser Krankenhauszimmer gebracht.

Bei diesem Anlass war ich die Einzige, die vom Abendmahl nahm. Ein Stückchen Brot. Einen Becher Wasser. In der Kirche konzentriere ich mich oft darauf, wie uns das Abendmahl zugänglich gemacht wird – das Vorbereiten, Segnen und Austeilen. Aber an diesem Nachmittag sann ich über die Macht Gottes nach, die mir durch die heilige Handlung selbst und durch das Bündnisversprechen, das ich gab, als ich das Stück Brot und den Becher mit Wasser nahm, zufließen konnte. Ich brauchte diese Macht aus dem Himmel. Inmitten großen Kummers, der Erschöpfung und der Unsicherheit machte ich mir Gedanken über diese Gabe, die es mir ermöglichte, von Gott die Kraft zu erhalten, die ich so dringend brauchte. Da ich vom Abendmahl nahm, würde der Geist des Herrn vermehrt bei mir sein, was es mir ermöglichte, mich auf die Macht Gottes zu stützen, die sowohl den Dienst von Engeln umfasst als auch die Kraft des Erretters, die uns befähigt, mit allem fertigzuwerden.

Wohl nie zuvor hatte ich so klar erkannt, dass es nicht nur darauf ankommt, wer bei der heiligen Handlung amtiert – auch das, was die heilige Handlung und unser Bündnisversprechen freisetzen, verdient unsere Aufmerksamkeit. Die heiligen Handlungen des Priestertums und unser Bündnisversprechen ermöglichen es Gott, uns zu heiligen und dann Wunder in unserem Leben zu wirken. Aber wie geschieht das?

Erstens: Damit sich durch eine heilige Handlung die Macht Gottes in unserem Leben kundtut, muss sie mit Vollmacht – erteilt vom Sohn Gottes – vollzogen werden. Wie eine heilige Handlung uns zugänglich gemacht wird, ist wichtig. Der Vater hat Jesus Christus die Schlüssel und die Vollmacht anvertraut, zu beaufsichtigen, wie seine Priestertumsverordnungen uns zugänglich gemacht werden. Unter seiner Führung und innerhalb der Ordnung seines Priestertums werden die Söhne Gottes dazu ordiniert, anstelle des Sohnes Gottes zu amtieren.

Zweitens: Wir geben nicht nur Bündnisversprechen – wir müssen sie auch einhalten. Bei vielen heiligen Handlungen des Evangeliums schließen wir heilige Bündnisse mit Gott; er verheißt, uns zu segnen, wenn wir diese Bündnisse halten. Ist uns bewusst, dass die Kombination aus heiligen Handlungen des Priestertums und dem Einhalten von Bündnisversprechen es uns ermöglicht, uns auf die Macht Gottes zu stützen?

An jenem Nachmittag fragte ich mich, ob ich, eine Tochter im Bundesvolk Gottes, wirklich verstehe, wie ich durch heilige Handlungen des Priestertums Zugang zur Gabe der Macht Gottes erhalten kann und ob mir wirklich bewusst ist, wie die Macht Gottes in mir wirkt.

2019 hat der Prophet uns, die Frauen in der Kirche, zu etwas aufgefordert und uns erklärt, wie wir die Macht des Erretters in unser Leben bringen können. Präsident Russell M. Nelson hat uns aufgefordert, Lehre und Bündnisse 25 zu studieren, eine Offenbarung, die Emma Smith in Harmony in Pennsylvania gegeben wurde. Ich bin dieser Aufforderung gefolgt, und es hat mein Leben verändert.

Letzten Monat hatte ich unerwartet die Gelegenheit, Harmony zu besuchen. An diesem Ort, im Schatten von Ahornbäumen, wurde das Priestertum wiederhergestellt und Joseph Smith und Oliver Cowdery übertragen. Unweit dieser Bäume befindet sich die Eingangstür von Josephs und Emmas Haus. Gegenüber dem Kamin in diesem Haus ist ein Fenster. Ich stand an diesem Fenster und fragte mich, was Emma wohl gedacht haben mochte, als sie über die Bäume hinweg blickte.

Im Juli 1830 war Emma 26 Jahre alt; sie war noch so jung. Sie war seit dreieinhalb Jahren verheiratet. Sie hatte ein Kind verloren, einen Jungen – ihr erstes Kind. Sein kleines Grab befindet sich ganz in der Nähe des Hauses. Als ich an diesem Fenster stand, fiel es mir nicht schwer, mir vorzustellen, was ihr durch den Kopf gegangen sein mag. Gewiss machte sie sich Sorgen um ihre Finanzen, wegen der zunehmenden Verfolgung, die ihre Sicherheit bedrohte, und um ihre Zukunft. Und doch war sie ganz vom Werk Gottes umgeben. Machte sie sich auch Gedanken über ihre Rolle in seinem Plan, ihre Aufgabe in seinem Reich und darüber, was für ein Potenzial sie in seinen Augen hatte?

Das kann ich mir jedenfalls gut vorstellen.

Nicht weit entfernt, auf der anderen Seite des Weges, war die Gabe der Priestertumsvollmacht und -schlüssel Gottes auf die Erde zurückgebracht worden. Es war eine Zeit, in der Emma wirklich Macht aus dem Himmel brauchte. Ich kann mir vorstellen, dass Emma inmitten ihres großen Kummers, der Erschöpfung und der Unsicherheit über die Gabe des Priestertums Gottes nachdachte, die ja die von ihm ausgehende Macht freisetzen konnte, die sie so dringend brauchte.

Aber Emma stand nicht nur am Fenster und hing ihren Gedanken nach.

Zu der Zeit, als der Prophet Joseph in Bezug auf Schlüssel, Ämter und heilige Handlungen unterwiesen wurde und darüber, wie man durch das Priestertum dient, gab der Herr selbst, durch seinen Propheten, eine Offenbarung an Emma. Emma erhielt diese Offenbarung nicht als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo, nein, sie erhielt sie in Harmony, als sie 26 Jahre alt war. Durch Offenbarung erfuhr Emma etwas über die innere Heiligung und die Bündnisbeziehung, durch die jene heiligen Handlungen des Priestertums in ihrem Leben eine größere Wirkung entfalten konnten.

Zuerst erinnerte der Herr Emma an ihre Rolle in seinem Plan. Er sprach darüber, wer sie war und zu wem sie gehörte – eine Tochter in seinem Reich. Sie wurde aufgefordert, „auf den Pfaden der Tugend“ zu wandeln. Dieser Weg sollte heilige Handlungen umfassen, die die Macht Gottes freisetzen sollten, sofern Emma an ihren Bündnissen festhielt.

Zweitens gab der Herr Emma in dieser Zeit tiefer Trauer eine Aufgabe. Emma erlebte die Wiederherstellung nicht bloß aus nächster Nähe mit; sie war eine wichtige Mitwirkende in dem Werk, das vonstattenging. Sie wurde eingesetzt, „Schriften zu erläutern und die Kirche zu ermahnen“. Ihre Zeit sollte „darauf verwendet werden, zu schreiben und viel zu lernen“. Emma wurde die heilige Aufgabe übertragen, die Heiligen darauf vorzubereiten, Gott zu verehren; deren Lieder für den Herrn sollten als Gebete angenommen und „mit einer Segnung auf ihr Haupt beantwortet werden“.

Abschließend umriss der Herr einen Vorgang der inneren Heiligung, der Emma auf die Erhöhung vorbereiten sollte. Der Herr erklärte ihr: „Wenn du das nicht tust, kannst du, wo ich bin, nicht hinkommen.“

Wenn wir Abschnitt 25 aufmerksam lesen, entdecken wir, dass darin eine wichtige Entwicklung aufgezeigt wird. Emma wird zuerst als Tochter im Reich und dann als „auserwählte Frau“ bezeichnet und soll schließlich eine Königin werden. Durch die heiligen Handlungen des Aaronischen und des Melchisedekischen Priestertums sowie das Einhalten ihrer Bündnisversprechen würde Emma vermehrt den Heiligen Geist und Engel bei sich haben, was sie mit der Macht ausstattete, sich stets von Gott führen zu lassen. Durch seine göttliche Macht würde Gott ihr Herz heilen, ihre Fähigkeiten erweitern und sie zu der Version ihrer selbst wandeln, von der er wusste, dass sie in ihr steckte. Und durch die heiligen Handlungen des Melchisedekischen Priestertums würde „die Macht des Göttlichen [in ihrem Leben] kundgetan“ werden und der Herr würde den Schleier teilen, sodass sie von ihm Erkenntnis empfangen könne. So verhält es sich, wenn die Macht Gottes in uns wirkt.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt:

Alles, was sich in [Harmony] zugetragen hat, hat tiefgreifende Auswirkungen auf Ihr Leben. Die Wiederherstellung des Priestertums wie auch der Rat des Herrn an Emma können einer jeden Schwester den Weg weisen und ihr ein Segen sein. …

Wenn Sie in Ihrem Leben Zugang zur Macht Gottes haben wollen, erfordert das von Ihnen dasselbe, was der Herr damals Emma und auch einer jeden von Ihnen aufgetragen hat.“

Auf beiden Seiten des Fensters in Harmony trug sich Wichtiges zu, darunter die Offenbarung an die erwählte Frau, die der Herr berufen hatte – eine Offenbarung, durch die Emma Smith, Gottes Tochter, gestärkt, ermutigt und unterwiesen wurde.

Als unsere Enkelin Isabelle einen Namen und einen Segen erhielt, segnete ihr Vater sie damit, dass sie das Priestertum verstehen würde, dass sie in diesen großen Segen für ihr Leben immer mehr hineinwachsen würde, sie immer mehr darüber lernen würde und dass ihr Glaube an das Priestertum mit zunehmender Erkenntnis wachsen würde.

Es kommt nicht oft vor, dass einem kleinen Mädchen in einem Segen gesagt wird, es werde das Priestertum verstehen und lernen, wie die Priestertumsverordnungen und die Bündnisversprechen ihm helfen werden, Zugang zur Macht Gottes zu erhalten. Aber mir kam Emma in den Sinn und ich dachte bei mir: Warum nicht? Diese jetzt noch so kleine Tochter hat das Potenzial, einmal eine erwählte Frau im Reich Gottes und schließlich eine Königin zu werden. Durch Gottes Priestertumsverordnungen und das Halten ihrer Bündnisversprechen wird die Macht Gottes in ihr und durch sie wirken, um ihr zu helfen, mit allem fertigzuwerden, was das Leben ihr beschert, und die Frau zu werden, von der Gott weiß, dass sie in ihr steckt. Mir liegt viel daran, dass jedes Mädchen in seinem Reich dies versteht.

„Lebt [so], wie es euer verbürgtes Recht ist.“

Macht euch damit vertraut, wie die heiligen Handlungen des Priestertums und eure Bündnisversprechen es möglich machen, dass die Macht Gottes euch vermehrt zufließt, in und durch euch wirkt und euch befähigt und bereitmacht, eure Bestimmung und euer volles Potenzial zu erreichen.

Befasst euch sorgfältig mit den heiligen Handlungen des Aaronischen und des Melchisedekischen Priestertums, den jeweiligen Bündnisversprechen und der Macht Gottes, zu der wir dadurch Zugang erhalten, und denkt darüber nach.

Denkt daran: Es kommt nicht nur darauf an, wer bei der heiligen Handlung amtiert – auch das, was die heilige Handlung und euer Bündnisversprechen freisetzen, verdient eure Aufmerksamkeit.

Von Brot und Wasser zu nehmen, erinnert euch jede Woche daran, dass die Macht Gottes in euch wirkt, die euch helfen soll, mit allem fertigzuwerden. Das Garment des heiligen Priestertums zu tragen, erinnert euch jeden Tag daran, dass die Gabe seiner Macht in euch wirkt, die euch helfen soll, etwas aus euch zu machen.

Wir alle haben Zugang zur Gabe der Macht Gottes.

Jedes Mal, wenn wir vom Abendmahl nehmen.

Jedes Mal, wenn wir den Tempel betreten.

Für mich ist das der Höhepunkt des Sabbats. Aus diesem Grund bedeutet mir mein Tempelschein so viel.

„In [den] Verordnungen [des Priestertums wird] die Macht des Göttlichen kundgetan.“

Für diese Gabe gebe ich Zeugnis im Namen Jesu Christi. Amen.