„7. Schritt: Den Vater im Himmel demütig darum bitten, unsere Verfehlungen und Unzulänglichkeiten von uns zu nehmen“, Heilung durch den Erretter – Programm und Anleitung zur Genesung von Sucht in 12 Schritten, 2023
„7. Schritt“, Programm und Anleitung zur Genesung von Sucht in 12 Schritten
7. Schritt: Den Vater im Himmel demütig darum bitten, unsere Verfehlungen und Unzulänglichkeiten von uns zu nehmen
Grundsatz: Demut
Alle vorherigen Schritte haben uns auf diesen Schritt vorbereitet. Der 1. Schritt half uns, demütig zu sein und uns einzugestehen, dass wir unserer Sucht gegenüber machtlos waren. Der 2. und 3. Schritt halfen uns, genügend Glauben und Vertrauen in den Herrn zu haben, um ihn um Hilfe zu bitten. Unsere Bestandsaufnahme aus dem 4. Schritt half uns, unseren Charakter und unser Verhalten klarer zu erkennen. Der 5. Schritt hat unseren Mut bewiesen, zu Gott, zu uns selbst und zu anderen ehrlich zu sein. Der 6. Schritt half uns, bereit und willens zu werden, unsere Charakterschwächen loszulassen. Jetzt können wir mit dem 7. Schritt beginnen. Wir konzentrieren uns bei jedem Schritt auf das „WIE“, nämlich: demütig, aufgeschlossen und bereitwillig sein.
Zwar erfordern alle Schritte Demut, aber für den 7. Schritt – den Vater im Himmel demütig darum bitten, unsere Verfehlungen und Unzulänglichkeiten von uns zu nehmen – brauchen wir sie am meisten. Bei den ersten Schritten der Genesung lernten wir, dass wir ohne die Hilfe des Herrn, so sehr wir uns auch allein bemühen mögen, uns nicht ändern und nicht genesen können. Bei diesem Schritt ist es nicht anders. In dem Nachschlagewerk Treu in dem Glauben wird Demut folgendermaßen beschrieben: „Wenn man demütig ist, erkennt man voller Dankbarkeit, dass man auf den Herrn angewiesen ist. Man versteht, dass man immer seiner Unterstützung bedarf.“ (Treu in dem Glauben – ein Nachschlagewerk zum Evangelium, S. 29.)
Einige von uns fielen in alte Gewohnheiten zurück und versuchten, sich auf eigene Faust zu ändern. Aber als wir unsere vielen Fehler und Schwächen erkannten, lernten wir, dass wir uns auf den Herrn verlassen müssen, wenn wir uns ändern wollen. Es wurde uns nicht abgenommen, unseren Teil zu tun, nur weil wir den 7. Schritt gingen. Wir mussten immer noch geduldig sein und „mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben“ (2 Nephi 31:20). Wir mussten immer wieder daran erinnert werden, uns Gott zuzuwenden und ihn um Hilfe zu bitten.
Wir fragten uns, wie diese Wunder bei uns wohl wahr werden könnten. Es ist für jeden von uns anders, aber es gibt einige Gemeinsamkeiten. Selten haben Menschen drastische und plötzliche Veränderungen ihres Charakters erlebt. Der allmähliche Prozess der Schritte 6 und 7 verläuft normalerweise so, wie Elder David A. Bednar es beschreibt:
„Wir als Mitglieder der Kirche neigen dazu, wunderbaren und ergreifenden Kundgebungen des Geistes so viel Gewicht beizulegen, dass wir das übliche Muster, wie der Heilige Geist sein Werk vollbringt, womöglich [verkennen, nämlich durch] schrittweise kleine geistige Eingebungen.“ („Der Geist der Offenbarung“, Liahona, Mai 2011, S. 88f.)
Wenn wir uns Gott hingeben und unseren Willen mit seinem in Einklang bringen, sind unsere Tage voller kleiner Augenblicke, in denen er uns einlädt, in unseren alten Reaktionen innezuhalten und stattdessen darauf zu vertrauen, dass er die Macht hat, zu helfen, aufzurichten und zu lieben. Schwester Rebecca L. Craven hat gesagt: „Verlieren Sie nicht den Mut. Veränderung ist ja ein lebenslanger Vorgang. … Der Herr [hat] bei unseren Bemühungen, uns zu ändern, Geduld mit uns.“ („Behalten wir unsere Wandlung bei!“, Liahona, November 2020, S. 59.)
Ganz gleich, ob wir durch Alkohol, Drogen, Glücksspiel, sexuelle Lust, selbstzerstörerische Essgewohnheiten, Kaufsucht oder andere Suchtverhalten oder Substanzen, mit denen wir Stress bewältigt haben, abhängig geworden sind – der Erretter wird uns „beistehen …gemäß [unseren] Schwächen“ (Alma 7:12). Wenn wir bereit sind, uns zu ändern, indem wir zu Jesus Christus kommen, erfahren wir seine heilende Macht.
Während wir an diesem Schritt arbeiteten, stellten viele von uns fest, dass wir dagegen angehen mussten, uns schlecht zu fühlen. Wenn wir unsere Unzulänglichkeiten betrachteten, hatten wir das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder wieder einmal versagt zu haben. Aber als wir die Schritte durcharbeiteten und zu Christus kamen, sahen wir uns mit anderen Augen. Wir spürten Gottes Liebe zu uns, seinen geliebten Söhnen und Töchtern. Diese Liebe half uns, Schamgefühl und Selbstmitleid zu überwinden.
Wir begannen, unsere Unzulänglichkeiten und Schwächen als Gelegenheit zu betrachten, Gott demütig um Hilfe zu bitten, damit wir auf dem Weg der Genesung vorankommen konnten.
Umsetzung
Bei diesem Programm geht es darum, zu handeln. Unser Fortschritt hängt davon ab, dass wir die beschriebenen Schritte im täglichen Leben konsequent anwenden. Auf diese Weise bearbeiten oder durchlaufen wir die Schritte dann. Die folgenden Handlungen helfen uns, zu Christus zu kommen und die Führung und Kraft zu erhalten, die wir brauchen, um den nächsten Schritt in unserer Genesung zu gehen.
Gott bitten, das zu tun, was wir nicht selbst tun können
Wie leben wir täglich mit dem 7. Schritt? Wir halten tagsüber inne – in Momenten, in denen unser eigener Wille zurückkehrt oder wenn wir unsere Schwächen erkennen. In solchen Momenten geben wir uns dann dem Geist hin und hören zu. Wir denken daran, dass wir uns ohne Hilfe nicht verändern können, und wir vertrauen darauf, dass der Herr uns verändern kann. Danach machen wir weiter und vertrauen dabei auf ihn. Wir lassen das los, was wir nicht tun können, und bitten Gott um Hilfe.
Dazu muss man sich im Gebet an Gott wenden. „Jeder von uns hat Probleme, die er nicht selbst lösen kann, und Schwächen, die er nicht überwinden kann, ohne sich durch das Gebet an eine höhere Quelle der Kraft zu wenden.“ (James E. Faust, „Das Gebet als Rettungsanker“, Liahona, Juli 2002, S. 62.)
Wenn wir sinnerfüllt und zielgerichtet beten, können wir Zugang zu Gottes Liebe finden. Wenn wir uns etwas Zeit nehmen, um uns an einem ruhigen Ort mit dem Göttlichen zu verbinden, können wir unsere Beziehung zu Gott aufbauen und stärken. Wenn wir ein einfaches Gebet im Herzen tragen, beispielsweise „Herr, was soll ich tun?“ (siehe Apostelgeschichte 9:6) oder „Dein Wille geschehe“ (Lehre und Bündnisse 109:44), so wird uns dies immer daran erinnern, wie abhängig wir vom Herrn sind. Unsere Liebe zu Gott und seine Liebe zu uns tragen zu einer Beziehung bei, der wir uns ganz und gar hingeben können.
Die Abendmahlsgebete studieren
Die Abendmahlsgebete sind ein wunderbarer Ausdruck der Demut und der Absicht, die hinter dem 7. Schritt steckt. Wir haben jede Woche die Gelegenheit, vom Abendmahl zu nehmen und über den Wortlaut der Abendmahlsgebete nachzusinnen.
Wir schlagen vor, Moroni 4:3 und 5:2 zu lesen und diese heiligen Worte demütig auf sich zu beziehen: „O Gott, ewiger Vater, [ich bitte] dich im Namen deines Sohnes, Jesus Christus, segne und heilige dieses Brot [für mich, der oder die ich] davon [nehme]; damit [ich] zum Gedächtnis des Leibes deines Sohnes [esse] und dir, o Gott, ewiger Vater, [bezeuge], dass [ich] willens [bin], den Namen deines Sohnes auf [mich] zu nehmen und immer an ihn zu denken und seine Gebote, die er [mir] gegeben hat, zu halten, damit sein Geist immer mit [mir] sei“ (Moroni 4:3).
Wenn wir die Abendmahlsgebete auf diese Weise betrachten, können wir uns dem Erretter persönlicher, mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist, nähern. Wenn wir an unsere Schwächen oder an Fehler denken, die wir vielleicht begangen haben, können wir ihm unser Herz zuwenden. Wir können ihn bitten, uns dabei zu helfen, umzukehren, besser zu werden und diese Mängel zu beseitigen.
Studieren und verstehen
Die folgenden Schriftstellen und Aussagen von Führern der Kirche können uns bei unserer Genesung helfen. Wir können sie auf uns wirken lassen, uns mit ihnen auseinandersetzen und sie für unser Tagebuch verwenden. Beim Schreiben müssen wir immer ehrlich und konkret sein, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.
Seine Gnade ist ausreichend
„Und wenn Menschen zu mir kommen, so zeige ich ihnen ihre Schwäche. Ich gebe den Menschen Schwäche, damit sie demütig seien; und meine Gnade ist ausreichend für alle Menschen, die sich vor mir demütigen; denn wenn sie sich vor mir demütigen und Glauben an mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark werden lassen.“ (Ether 12:27.)
Da wir sterblich und nicht vollkommen sind, sind wir alle vielen verschiedenen Schwächen unterworfen. In diesem Vers erklärt uns der Herr, dass er uns die Erfahrungen des Erdenlebens machen lässt und uns solchen Schwächen aussetzt, damit wir demütig werden. Beachten Sie, dass man sich entscheiden muss, demütig zu sein.
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Was verstehe ich unter dem Satz „meine Gnade ist ausreichend für alle Menschen“?
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Glaube ich daran, dass die Gnade des Herrn ausreichend für mich ist?
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Was bedeutet es, mich vor dem Herrn zu demütigen?
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Schreiben Sie einige Ihrer Charakterschwächen auf. Schreiben Sie daneben die Stärken auf, die daraus werden könnten, wenn Sie zu Christus kommen.
Aus eigenem Antrieb demütig sein
„Und nun, wenn ich euch gesagt habe, ihr seiet gesegnet, weil ihr gezwungen seid, demütig zu sein – meint ihr dann nicht, dass diejenigen noch mehr gesegnet sind, die sich um des Wortes willen wahrhaft demütigen?“ (Alma 32:14.)
Die meisten von uns kamen aus Verzweiflung zu den Treffen der Selbsthilfegruppe, getrieben von den Folgen unserer Sucht. Wir waren gezwungen, demütig zu sein. Die Demut, die in diesem Schritt beschrieben wird, ist eine freiwillig angenommene Haltung. Sie ist das Ergebnis unserer eigenen Entscheidung, demütig sein zu wollen.
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Inwiefern hat sich etwas an meiner Demut verändert, seit ich an meiner Genesung arbeite?
Von Freude erfüllt
„Sie hatten sich selbst in ihrem eigenen fleischlichen Zustand gesehen, geringer als selbst der Staub der Erde. Und sie alle riefen laut mit einer Stimme, nämlich: O sei barmherzig, und wende das sühnende Blut Christi an, damit wir Vergebung empfangen für unsere Sünden und uns das Herz rein gemacht werde; denn wir glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der Himmel und Erde und alles erschaffen hat, der unter die Menschenkinder herabkommen wird.
Und es begab sich: Nachdem sie diese Worte gesprochen hatten, kam der Geist des Herrn über sie, und sie wurden von Freude erfüllt und empfingen Vergebung für ihre Sünden und hatten Frieden im Gewissen wegen des überaus großen Glaubens, den sie an Jesus Christus hatten, der da kommen würde.“ (Mosia 4:2,3.)
Das Volk König Benjamins sprach die Art von Gebeten, die wir im 7. Schritt gesprochen haben. Sie empfanden Frieden und Freude, als der Geist des Herrn über sie kam und sie Vergebung ihrer Sünden erlangten.
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Bei welchen Erfahrungen habe ich Frieden und Freude empfunden?
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Wie wäre es wohl, wenn ich jeden Tag Frieden und Freude empfinden würde?
Die Gebote befolgen
„Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. …
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“ (Johannes 15:4,5,10,11.)
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Was bedeutet es für mich, dass ich, wenn ich die Gebote des Erretters halte, in seiner Liebe bleibe? (Vers 10.)
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Welche Segnungen werden uns in diesen Versen verheißen, wenn wir in ihm bleiben?
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Was denke ich heute über das Halten der Gebote des Erretters?
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Inwiefern bekunde ich meine Liebe zu Gott, indem ich die Gebote halte?
Die Liebe Gottes
„Wenn wir Gott an die erste Stelle setzen, nimmt alles andere seinen rechten Platz ein, oder es verschwindet aus unserem Leben. Unsere Gottesliebe ist dann dafür bestimmend, wer oder was unsere Zuneigung, unsere Zeit, unser Interesse beansprucht und was wir an die erste Stelle setzen“ (Ezra Taft Benson, „Das große Gebot: Liebe den Herrn“, Der Stern, Juli 1988, S. 3.)
Wahrscheinlich haben wir bereits Gottesliebe verspürt, für ihn und von ihm, da wir ja seine Barmherzigkeit und Güte bis hierher schon erfahren durften.
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Habe ich beim Durcharbeiten der einzelnen Schritte mehr Liebe verspürt? Wenn ja, warum?
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Wie hat mir der 7. Schritt geholfen, meine Prioritäten neu auszurichten und Gott an die erste Stelle zu setzen?
Den Namen Christi auf uns nehmen
„Und nun, wegen des Bundes, den ihr gemacht habt, werdet ihr die Kinder Christi genannt werden, seine Söhne und seine Töchter.
[Ich möchte], dass ihr den Namen Christi auf euch nehmt, ihr alle, die ihr mit Gott den Bund eingegangen seid, dass ihr bis zum Ende eures Lebens gehorsam sein wollt. …
Wer auch immer dies tut, wird zur rechten Hand Gottes gefunden werden, denn er wird den Namen kennen, mit dem er gerufen wird; denn er wird mit dem Namen Christi gerufen werden.“ (Mosia 5:7-9.)
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Was bedeutet es, mit dem Namen Christi gerufen zu werden und ihn zu vertreten?
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Was muss ich tun, damit mein Platz zur rechten Hand Gottes sein wird?
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Was verspreche ich bei der Taufe und wenn ich vom Abendmahl nehme? (Siehe Mosia 5:7-9; 18:8-10,13; Lehre und Bündnisse 20:77,79.)
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Wie fühle ich mich, wenn ich an die Bereitschaft des Erretters denke, mir seinen Namen zu geben, wenn ich dafür den Bund mit ihm eingehe, ihm zu gehorchen und ihm zu dienen, wozu auch gehört, dass ich meine Unzulänglichkeiten aufgebe?
Unsere Schwächen überwinden
„Eine Religion, die nicht fordert, dass man alles opfert, hat niemals die Kraft, den Glauben hervorzubringen, der zum Leben und zur Errettung führt.“ (Lectures on Faith, 1985, S. 69.)
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Manche Menschen lesen diese Worte und meinen, „alles“ bedeute allen weltlichen Besitz. Inwiefern verstehe ich besser, was es bedeutet, alles zu opfern, wenn ich all meine Schwächen dem Herrn überlasse?