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Kapitel 49: Mormon 7 bis 9


Kapitel 49

Mormon 7 bis 9

Einleitung

Wenn Sie das letzte Zeugnis Mormons und den Anfang von Moronis Schriften lesen, werden Sie den Sinn und Zweck des Buches Mormon noch besser verstehen. Moroni hat verkündet: „Siehe, ich spreche zu euch, als seiet ihr gegenwärtig, und doch seid ihr es nicht. Aber siehe, Jesus Christus hat euch mir gezeigt, und ich weiß, was ihr tut.“ (Mormon 8:35.) Dank seinem prophetischen Weitblick konnte Moroni den nephitischen Bericht in völligem Bewusstsein der zunehmenden Schlechtigkeit in der Evangeliumszeit der Fülle schreiben, aber ebenso der großen geistigen Segnungen unserer Zeit. In einer Zeit, wo manch einer vielleicht geneigt sein könnte, angesichts der großen Schwierigkeiten den Glauben zu verlieren, legt Moroni uns nahe, Wunder und Offenbarungen als Beweis dafür zu sehen, dass „Gott derselbe ist gestern, heute und immerdar“ (Mormon 9:9). Obgleich es mit den geistigen und gesellschaftlichen Umständen auf der Welt beständig bergab geht, kann das Bundesvolk Gottes voll darauf vertrauen, dass er auf ewig derselbe ist.

Kommentar

Mormon 7. Worte an den Überrest Israels in den Letzten Tagen

  • In seinen Schlussworten wendet Mormon sich an die Nachkommen der Lamaniten und bekräftigt, dass sie „ein Überrest des Hauses Israel“ sind (Mormon 7:1). Obwohl die Lamaniten seine Todfeinde waren, bewies seine Liebe zu ihnen seine geistige Reife und wie bedeutsam es ist, sämtliche Segnungen des Evangeliums zu empfangen. Sehen Sie Mormons letztes Zeugnis und seine Worte so, als spräche er direkt zu Ihnen. Er erklärte, was Sie wissen müssen (siehe Mormon 7:1-7) und was Sie tun müssen (siehe Mormon 7:8,9), damit Sie „dem Beispiel unseres Erretters“ folgen und „es am Tag des Gerichts mit [Ihnen] wohl sein“ kann (Mormon 7:10).

Mormon 7:2. Ihr seid vom Haus Israel

  • Mormons Worte an den Überrest der Lamaniten richten sich auch an alle Mitglieder des Hauses Israel (siehe Kommentar zu Helaman 3:30 auf Seite 288).

Mormon 7:2, 5. Mormons letzte Bitte, an Christus zu glauben

  • Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel fand, dass Mormon die Menschen in unserer Zeit auf bewegende Weise darum bittet, an Christus zu glauben:

    „In einem Monolog vor seinem Tod wandte Mormon sich über Zeit und Raum hinweg an alle, besonders aber an den ‚Überrest des Hauses Israel‘, der eines Tages seinen erhabenen Bericht lesen würde. Diejenigen, die zu einer anderen Zeit und einem anderen Ort leben, müssen erfahren, was diejenigen, die vor Mormon lagen, vergessen hatten: dass alle ‚an Jesus Christus glauben [müssen], dass er der Sohn Gottes ist‘, dass er nach seiner Kreuzigung in Jerusalem ‚durch die Macht des Vaters wiederauferstanden ist, wodurch er den Sieg über das Grab gewonnen hat; und in ihm ist auch der Stachel des Todes verschlungen‘ [Mormon 7:1,5]. …

    Dass wir an ‚Christus glauben‘ mögen – besonders im Kontrast zu solch tragischen, aber vermeidbaren Folgen im andern Fall – war Mormons letzte Bitte und seine einzige Hoffnung. Das ist letztlich der Zweck des gesamten Buches, das in den Letzten Tagen hervorkommen sollte und das seinen Namen trägt.“ (Christ and the New Covenant, 1997, Seite 321f.)

Mormon 7:8,9. Das Buch Mormon und die Bibel unterstützen einander

  • Die Bibel gibt Zeugnis vom Buch Mormon, und das Buch Mormon gibt Zeugnis von der Bibel. Mormon sagte: „Dieser [Bericht, das Buch Mormon] ist zu dem Zweck geschrieben, damit ihr jenem [der Bibel] glaubt und wenn ihr jenem [der Bibel] glaubt, so werdet ihr auch diesem [dem Buch Mormon] glauben“ (Mormon 7:9).

    Präsident Brigham Young (1801–1877) hat gesagt, es sei unmöglich, dass jemand, der behaupte, wirklich an die Bibel zu glauben, nicht an das Buch Mormon glaube, nachdem er sich ernsthaft mit diesem befasst und von seinen Lehren erfahren habe:

    President Brigham Young

    „Niemand kann sagen, dieses Buch [wobei er die Hand auf die Bibel legte] sei wahr, sei das Wort des Herrn, sei der Weg, der Wegweiser und der Plan, durch den wir den Willen Gottes in Erfahrung bringen können, und gleichzeitig sagen, das Buch Mormon sei nicht wahr, wenn er es hat lesen können oder er jemanden es hat vorlesen hören, und von den Lehren, die es enthält, erfahren hat. Es gibt auf dem Erdboden niemanden, der das Evangelium Jesu Christi aus diesen beiden Büchern gelernt hat, der sagen kann, das eine sei wahr und das andere nicht.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 346.)

  • Ein Zweck des Buches Mormon ist es, der Welt zu beweisen, dass die Bibel wahr ist (siehe LuB 20:11). Wenn jemand das Buch Mormon liest, wächst sein Zeugnis von der Bibel. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat darüber gesprochen, wie viel ihm die Bibel und das Buch Mormon bedeuten und dass beide davon zeugen, dass Jesus der Christus ist:

    „Die Bibel – sowohl das Alte als auch das Neue Testament – bedeutet mir viel. Sie enthält viele wahre Grundsätze. …

     Dieses überaus heilige Buch ist für die Menschenkinder seit jeher von unschätzbarem Wert. Eine Stelle aus der Bibel hat sogar den Propheten Joseph Smith dazu angeregt, in den Wald in der Nähe seines Vaterhauses zu gehen und sich dort zum Beten hinzuknien. Darauf folgte dann die herrliche Vision, die die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi auf der Erde einleitete. Mit dieser Vision nahm auch das Hervorkommen einer neuen heiligen Schrift ihren Anfang, die einer schlechten Welt gemeinsam mit der Bibel Zeugnis geben soll, dass Jesus der Messias ist, dass Gott lebt und seine Kinder liebt, und dass er immer noch eng in ihre Errettung und Erhöhung eingebunden ist.“ (Herbst-Generalkonferenz 1987.)

Mormon 8:1-6. Moroni

  • Moroni erlebte den Tod seines Vaters Mormon und die Vernichtung der ganzen nephitischen Nation mit. Doch sein Leben wurde bewahrt und er erfüllte treu seine Mission auf Erden. Der Herr bestimmte Moroni dazu, „die traurige Geschichte von der Vernichtung“ der Nephiten zu Ende zu schreiben (Mormon 8:3).

    Vor seinem Tod schrieb Moroni den letzten Teil des Buches seines Vaters (Mormon 8 und 9), kürzte den jareditischen Bericht (die Platten Ethers) ab, hielt die Vision von Jareds Bruder auf dem versiegelten Teil der Platten fest (siehe Ether 4:4,5) und schrieb außerdem sein eigenes Buch (das Buch Moroni). Aber Moronis Mission erstreckt sich bis in unsere Evangeliumszeit. Aus neuzeitlicher Offenbarung erfahren wir, dass Moroni „die Schlüssel des Berichts vom Holz Efraims“ innehat (LuB 27:5). Moroni diente als auferstandenes Wesen dem Propheten Joseph Smith geistlich und belehrte ihn mehrmals über seine Rolle bei der Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums, wozu auch das Hervorkommen des Buches Mormon gehörte (siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:30-60; History of the Church, 1:9-19). Auf den meisten Tempeln der Kirche gibt es eine Moroni-Statue, damit wird seine Rolle bei der Wiederherstellung zum Ausdruck gebracht.

  • Aus Mormon 8:1-6 geht hervor, unter welchen Umständen Moroni lebte und wie dringlich seine Botschaft ist. Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Apostel fordert uns auf, uns an die Stelle derjenigen zu versetzen, die vor langer Zeit die heiligen Schriften geschrieben haben. Er zitierte dabei Brigham Young:

    „Lest ihr die heiligen Schriften so, Brüder und Schwestern, als ob ihr sie selbst vor tausend, zweitausend oder fünftausend Jahren schreiben würdet? Lest ihr sie, als ob ihr an der Stelle der Menschen ständet, die sie geschrieben haben? Und wenn ihr nicht das Gefühl habt, es ist aber doch euer Recht, damit ihr mit dem Geist und der Bedeutung des geschriebenen Gotteswortes vertraut seid wie mit eurem täglichen Leben.“ (Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, Salt Lake City: Deseret Book Co., 1941, Seite 128; siehe auch „Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young“, Seite 119.) …

    Folgen wir doch dem Rat Brigham Youngs, und stellen wir uns vor, wir ständen an dem Platz, an dem der letzte große Prophet der Nephiten, Moroni, stand. Der Auftrag von seinem Vater, nämlich den Bericht fortzuführen, der Moronis Obhut übergeben worden war, war äußerst schwierig. Er hat sich sicher in einem Schockzustand befunden, als er von der völligen Vernichtung seines Volkes berichtete.

    Er hat sich sicher gedrängt gefühlt zu schildern, wie sein Volk von den Lamaniten gejagt und bis zum Letzten vernichtet wurde. Erfüllt von Einsamkeit berichtet er, dass sich sein Vater bei den Getöteten befand. Wir fühlen, dass Mormon nur noch für eines lebt, nämlich den Bericht abzuschließen. Er schreibt: ‚Darum will ich schreiben und die Aufzeichnungen in der Erde verbergen; und es macht nichts aus, wohin ich gehe.‘ (Mormon 8:4.)

    Alles, was er hat, ist der Glaube, dass Gott ihn lange genug bewahrt, sodass er den Bericht abschließen kann und dieser eines Tages von jemand gefunden wird, den der Herr auserwählt hat. Ihm ist klar, dass der Bericht kommenden Generationen eine Stimme der Warnung von dem sein würde, was geschieht, wenn ein Volk wie seines sich von den Lehren Gottes abwendet. Vom Grund seines Herzens ruft Moroni denen zu, die eines Tages seinen Bericht empfangen werden. Er möchte denen, die seinen Bericht lesen, das Leid und das Elend ersparen, die sich aus dem Ungehorsam ergeben.

    Er wendet sich zuerst an die Mitglieder der Kirche und dann an diejenigen, die das Evangelium Jesu Christi noch nicht angenommen haben. Moronis letzte Worte an die Mitglieder sind Worte der Warnung. Er schreibt wie einer, der sieht, wie sich die Geschichte seines Volkes in der Zukunft wiederholt.“ (Der Stern, Januar 1993, Seite 13.)

Mormon 8:14-18. „Gesegnet sei, wer dies ans Licht bringt“

  • Mormon 8:16 bezieht sich auf den Propheten Joseph Smith, der erwählt war, der Welt das Buch Mormon zu bringen (siehe LuB 3:5-10). Viele der Propheten vor alters wussten von Joseph Smith und beteten, dass er die goldenen Platten erfolgreich übersetzen und veröffentlichen und so die Absicht Gottes erfüllen möge (siehe Mormon 8:22,24,25; LuB 10:46). Präsident Boyd K. Packer, Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, sprach über die Rolle, die Joseph Smith beim Hervorkommen des Buches Mormon spielte:

    „Die Wahrheit ist ganz einfach, dass er ein Prophet Gottes war – nicht mehr und kein bisschen weniger.

    Wir haben die heiligen Schriften nicht von Joseph Smith, sondern vielmehr durch ihn erhalten. Er war der Kanal, durch den die Offenbarungen gegeben wurden. …

    Der Prophet Joseph Smith war ein ungebildeter Bauernjunge. Wer einige seiner frühen Briefe im Original liest, erkennt, dass sie orthografische und grammatikalische Mängel aufweisen und seine Ausdrucksweise ein wenig ungeschliffen war.

    Dass die Offenbarungen durch ihn in literarischer Form hervorgekommen sind, ist nichts Geringeres als ein Wunder.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1974.)

Mormon 8:19,20. „Die Rechtsprechung ist mein“

  • Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel kommentierte die Aussage „Die Rechtsprechung ist mein, spricht der Herr“: „Ich spreche vom letzten Gericht. Das ist das Ereignis, das noch bevorsteht, bei dem wir alle vor dem Richterstuhl Christi stehen werden, um nach unseren Werken gerichtet zu werden (siehe 1 Nephi 15:33; 3 Nephi 27:15; Mormon 3:20; LuB 19:3). … Ich denke, dass das Gebot in den heiligen Schriften, nämlich nicht zu richten, sich ganz deutlich auf dieses letzte Gericht bezieht. Wie es im Buch Mormon heißt: ‚Der Mensch soll … nicht richten; denn die Rechtsprechung ist mein, spricht der Herr‘ (Mormon 8:20).“ („,Judge Not‘ and Judging“, Ensign, August 1999, Seite 7.)

Mormon 8:31. Verunreinigungen in den Letzten Tagen

  • Mormon 8:31 spricht über „große Verunreinigungen“ in unserer Zeit. Als Elder Joe J. Christensen der Präsidentschaft der Siebziger angehörte, gab er zu bedenken, dass mit den besagten großen Verunreinigungen nicht nur solche in der Umwelt gemeint sind, sondern dass sie in erster Linie geistiger Natur sind:

    „Zur Zeit hören und lesen wir viel über Umweltverschmutzung: saurer Regen, Smog, Giftmüll. [Es gibt] jedoch … noch eine andere Art Verschmutzung …, die weitaus gefährlicher ist – und das ist die moralische und geistige Verschmutzung.

    Elder Boyd K. Packer sagte vor kurzem auf einer Konferenz: ,Wenn wir unsere moralische Umwelt näher betrachten, stellen wir fest, dass die Verschmutzung erschreckend zunimmt.‘ (Der Stern, Juli 1992, Seite 61.) Der Apostel Paulus hat vorausgesehen‚ dass in den Letzten Tagen schwere Zeiten anbrechen werden (siehe 2 Timotheus 3:1). Der Prophet Moroni hat über die Letzten Tage Folgendes gesagt: ‚Ja, es wird an einem Tag kommen, da es auf dem Antlitz der Erde große Verunreinigungen geben wird‘ (Mormon 8:31).

    Leider werden die Auswirkungen dieser großen Verunreinigung wohl am deutlichsten in den Massenmedien, Kinos, Fernsehen und in der Pop-Musik erkennbar. Senator Robert T. Byrd hat dazu gesagt: Wenn wir den Kindern in diesem Land weiterhin Jahr für Jahr und Tag für Tag Bilder von Mord, Gewalt, Drogenmissbrauch, Perversion und Pornografie zeigen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Grundlagen unserer Gesellschaft verfaulen, als wären sie von Lepra befallen. (In Michael Medved, Hollywood vs. America, New York: Harper Perennial, 1992, Seite 194.) …

     Die meisten Massenmedien [scheinen] fast allem den Krieg erklärt zu haben, was den meisten von uns viel bedeutet: Die Familie, Religion und Vaterlandsliebe. Die Ehe wird herabgewürdigt, während vor- und außereheliche Beziehungen gefördert und verherrlicht werden. Gottlosigkeit und schmutzigste Gossensprache bombardieren die Ohren der Zuhörer. … Das menschliche Leben an sich wird durch das ständige Sperrfeuer von Gewalt und Totschlag trivial.“ (Der Stern, Januar 1994, Seite 10.)

Mormon 8:34,35. Für uns heute geschrieben

  • Präsident Ezra Taft Benson betonte, dass wir das Buch Mormon in dem Bewusstsein studieren sollen, dass Moroni unsere Zeit sah und für uns schrieb:

    „Wir [müssen] das Buch Mormon zum Mittelpunkt unseres Studiums machen[, weil] es für unsere Zeit geschrieben worden ist. Die Nephiten hatten dieses Buch nie; auch nicht die Lamaniten in alter Zeit. Es ist für uns bestimmt. Mormon schrieb es, als die nephitische Zivilisation unterging. Durch Inspiration von Gott, der alles von Anbeginn sieht, kürzte er Berichte ab, die Jahrhunderte umfassten, wobei er die Geschichten, Reden und Ereignisse auswählte, die uns am meisten helfen würden.

    Jeder der Hauptverfasser des Buches Mormon hat bezeugt, dass er für kommende Generationen schreibe. …

    Mormon selbst schrieb: ‚Ja, ich spreche zu euch, ihr Überrest des Hauses Israel‘ (Mormon 7:1). Und Moroni, der letzte der inspirierten Verfasser, sah sogar unsere Zeit. …

    Wenn sie unsere Zeit gesehen haben und das ausgewählt haben, was für uns von größtem Wert ist, sollen wir das Buch Mormon dann nicht dementsprechend studieren? Wir müssen uns ständig fragen: Warum hat der Herr Mormon (oder Moroni oder Alma) inspiriert, gerade das in seinen Bericht aufzunehmen? Was kann ich daraus für mich lernen? Wie kann mir das dabei helfen, in der heutigen Zeit zu leben?

    Und es gibt ein Beispiel nach dem anderen dafür, wie diese Frage beantwortet wird.“ (Herbst-Generalkonferenz 1987.)

Mormon 9:1-6. Elend in der Gegenwart Gottes

  • Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat erklärt, warum diejenigen, die nicht umkehren wollen, in der Gegenwart Jesu Christi elend sein werden:

    „Ohne Umkehr kann es keine Errettung geben. Niemand kann in seinen Sünden ins Reich Gottes eingehen. Es wäre höchst unlogisch, wenn jemand in seinen Sünden in die Gegenwart des Vaters kommen und dort verbleiben würde. …

    Ich glaube, es gibt auf der Erde sehr viele Menschen – viele davon wohl in der Kirche, zumindest einige –, die meinen, sie könnten ihr Leben führen, wie es ihnen gefällt, die Gebote des Herrn übertreten und schließlich doch in seine Gegenwart eingehen. Sie glauben, dass sie eines Tages umkehren werden, vielleicht in der Geisterwelt.

    Sie sollten diese Worte Moronis lesen: ‚Meint ihr denn, ihr werdet im Bewusstsein eurer Schuld bei ihm [Christus] wohnen? Meint ihr denn, es würde euch glücklich machen, bei diesem heiligen Wesen zu wohnen, wo doch eure Seele von dem Schuldbewusstsein geplagt ist, dass ihr seine Gesetze immer missbraucht habt? [Mormon 9:3.]“ (Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 3 Bände, 1954–1956, 2:195f.)

Mormon 9:3-6. „Im Bewusstsein eurer Schuld“

  • Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat dargelegt, warum jemand, der gesündigt hat, die Last seiner Schuld verspürt und dass derjenige umkehren muss:

    „Wer umzukehren beginnt, muss sich seiner Schuld zutiefst bewusst sein, und das kann bedeuten, dass er mental und geistig und manchmal sogar körperlich leidet. Jemand, der Übertretung begeht, und nicht innerlich zerrissen werden will, hat zwei Alternativen: Entweder er tötet sein Gewissen ab oder er betäubt sein Empfindungsvermögen mit mentalen Beruhigungsmitteln, sodass er weiterhin übertreten kann. Wer diese Alternative wählt, wird schließlich abgestumpft und verliert den Wunsch umzukehren. Die andere Möglichkeit ist die, dass er sich von Reue zu völliger Traurigkeit, dann zur Umkehr und schließlich zur Vergebung führen lässt.

    Denken Sie daran, dass Vergebung niemals möglich ist, wenn man nicht umkehrt. Und umkehren kann man erst, wenn man seine Seele bloßlegt und ohne Entschuldigungen und Ausreden zugibt, was man getan hat. Man muss sich selbst eingestehen, dass man gesündigt hat, ohne die Schwere der Übertretung auch nur im Geringsten zu verharmlosen oder herunterzuspielen. Man muss zugeben, dass die Sünde so groß ist, wie sie tatsächlich ist, und sie nicht kleinreden wollen. Wer sich entschließt, die Sache in Angriff zu nehmen und sein Leben zu ändern, stellt vielleicht fest, dass die Umkehr anfangs der schwierigere Weg ist. Sobald man aber ihre Früchte genossen hat, weiß man, dass dieser Weg weitaus erstrebenswerter ist.“ („The Gospel of Repentance“, Ensign, Oktober 1982, Seite 4.)

Mormon 9:7,8. Offenbarungen und die heiligen Schriften

  • Elder Dallin H. Oaks hat den Zusammenhang zwischen den heiligen Schriften und persönlicher Offenbarung erklärt:

    „Was [Heilige der Letzten Tage] darin unterscheidet, wie wir die Bibel und andere heilige Schriften lesen und anwenden, ist unser Glaube an fortlaufende Offenbarung. Für uns sind die heiligen Schriften nicht die höchste Quelle der Erkenntnis, sondern das, was ihr vorausgeht. Die höchste Erkenntnis erfolgt durch Offenbarung. Mit Moroni versichern wir: Wer Offenbarung leugnet, ‚der kennt das Evangelium Christi nicht‘ (Mormon 9:8).

    Das Wort des Herrn in den heiligen Schriften ist wie eine Lampe, die unsere Schritte lenkt (siehe Psalm 119:105), und Offenbarung ist wie eine mächtige Kraft, die den Schein der Lampe vielfach verstärkt. Wir halten jeden an, die heiligen Schriften und die Worte der Propheten darüber sorgfältig zu studieren und gebeterfüllt nach persönlicher Offenbarung zu trachten, um ihre Bedeutung selbst zu verstehen.“ („Scripture Reading and Revelation“, Ensign, Januar 1995, Seite 7.)

Mormon 9:9,10. „Gott [ist] derselbe gestern, heute und immerdar“

  • Moroni erklärte, dass Gott ein unwandelbares Wesen ist, das „gestern, heute und immerdar“ derselbe (Mormon 9:9) ist. Neuzeitliche Offenbarung bestätigt: Das Hervorkommen des Buches Mormon beweist, dass Gott in unserer Zeit weiterhin wie in der Vergangenheit „Menschen inspiriert und sie zu seinem heiligen Werk beruft“ und damit zeigt, „dass er derselbe Gott ist, gestern, heute und immerdar“ (LuB 20:11,12).

    In den Lectures on Faith heißt es, wenn man vollkommenen Glauben an Gott haben will, muss man die richtige Vorstellung von Gottes „Charakter, Vollkommenheit und Eigenschaften“ haben (1985, Seite 38). Ein Merkmal Gottes ist, dass er sich nicht ändert. „[Gott] ist unveränderlich und in ihm ist keine Unbeständigkeit, sondern er ist immer und ewig derselbe. Seine Bahn ist eine ewige Runde, ohne Abweichung.“ (Lectures on Faith, Seite 41.) Bedenken Sie, welch ein Segen es ist zu wissen, dass Gott sein heiliges Werk auch heute fortführt und immer derselbe bleibt, gestern, heute und immerdar.

  • Moroni warnte uns, dass es Menschen gibt, die sich „einen Gott eingebildet haben, der sich ändert“ (Mormon 9:10). Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel wies darauf hin, dass wir einem Gott, der sich ändert oder noch neue Wahrheiten hinzulernt, nicht vertrauen und nicht an ihn glauben könnten:

    „Die Allwissenheit Gottes ist in den Köpfen einiger wohlmeinender Heiliger der Letzten Tage eingeschränkt durch das Konzept des ‚ewigen Fortschritts‘. Manch einer nimmt fälschlich an, dass Gottes Fortschritt damit zu tun hat, dass er noch mehr Wissen erwirbt. …

    Gott bezieht seine große, beständige Freude und Herrlichkeit nicht aus neuen intellektuellen Erfahrungen, sondern daraus, dass er mehr und mehr erschafft und das Erschaffene voranbringt und erhöht.

    Daher besteht ein riesiger Unterschied zwischen einem allwissenden Gott und der falschen Vorstellung, dass Gott gewissermaßen nach der Promotion noch weiter nach zusätzlichen wichtigen Daten und mehr Wahrheit forscht. Wäre Letzteres der Fall, könnte Gott jederzeit eine neue Wahrheit entdecken, die er noch nicht kennt und die einiges, was er vorher wusste, umordnen, schmälern oder untergraben könnte. Prophezeiung wäre dann bloße Voraussage. Planungshypothesen hinsichtlich unserer Erlösung müssten revidiert werden. Aber zum Glück für uns ist sein Erlösungsplan beständig in Anwendung und nicht beständig in Revision.“ (All These Things Shall Give Thee Experience, 1979, Seite 14f.)

Mormon 9:10-26. Wunder

  • Beachten Sie die Beweise, die Moroni anführte und die von den Wundern Gottes zeugen: die Erschaffung von Himmel und Erde (siehe Mormon 9:17), die Erschaffung des Menschen (siehe Vers 17) und die Zeugnisse in den heiligen Schriften von den Wundern, die Jesus und seine Apostel vollbrachten (siehe Vers 18). Man kann den „Gott der Wundertaten“, den Moroni beschreibt, noch immer finden. Elder Dallin H. Oaks gab Zeugnis, dass heute viele Wunder geschehen und in der wahren Kirche Jesu Christi vorhanden sind:

    „Jeden Tag geschehen viele Wunder im Werk unserer Kirche und im Leben unserer Mitglieder. Viele von Ihnen haben Wunder erlebt, vielleicht sogar mehr, als Ihnen bewusst ist.

    Ein Wunder lässt sich so definieren: ,Ein günstiges Ereignis, das durch göttliche Macht zustande kommt und das die Menschen weder verstehen noch nachahmen können.‘ [In Daniel H. Ludlow, Hg., Encyclopedia of Mormonism, 5 Bände 1992), 2:908.] Der Gedanke, etwas komme durch göttliche Macht zustande, wird von den meisten nicht religiösen Menschen verworfen, und sogar von einigen religiösen. …

    Wunder, die durch die Macht des Priestertums vollbracht werden, sind in der wahren Kirche Jesu Christi immer vorhanden. Aus dem Buch Mormon erfahren wir: ‚So hat Gott ein Mittel bereitet, wie der Mensch durch den Glauben mächtige Wundertaten vollbringen kann‘ (Mosia 8:18). Dieses ‚Mittel‘ ist das Priestertum (siehe Jakobus 5:14,15; LuB 42:43-48), und diese Macht vollbringt durch den Glauben Wunder (siehe Ether 12:12; Moroni 7:37).“ („Miracles“, Ensign, Juni 2001, Seite 6ff.)

  • Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) sprach darüber, warum Wundertaten manchmal aufhören:

    „Warum hören Wundertaten in manchen Zeitaltern auf? Warum sind sie nicht zu allen Zeiten und unter allen Völkern zu finden? Hatten die Menschen vor alters ein Anrecht auf größere Segnungen als diejenigen, die heute auf derselben Erde leben wie sie damals? Moroni antwortet darauf so: ,Der Grund, warum‘ der Gott der Wundertaten und der Gaben ‚aufhört, Wundertaten unter den Menschenkindern zu wirken‘ und seine Gaben über sie auszugießen, ‚ist der, dass sie in Unglauben verfallen und vom rechten Weg abweichen und den Gott nicht erkennen, auf den sie vertrauen sollten‘. Sie beten falsche Götter an, die sie in ihren Glaubensbekenntnissen selbst definieren, und sie wandeln nicht auf den Wegen der Heiligen in früherer Zeit.

    Es sind die Menschen, die sich verändert haben, und nicht Gott, denn er ist immerwährend derselbe. Alle Menschen, die denselben Glauben haben und nach demselben Gesetz leben, werden dieselben Segnungen ernten.“ (A New Witness for the Articles of Faith, 1985, Seite 367.)

Mormon 9:32-34. Moroni schrieb in reformiertem Ägyptisch

  • Moroni erwähnte, das er in mindestens zwei Sprachen schreiben konnte: hebräisch und ägyptisch (siehe Mormon 9:32-34). Er sagte, wenn die „Platten groß genug gewesen wären“, hätte er hebräisch geschrieben, doch diejenigen, die den Bericht führten, taten das in „reformierte[m] Ägyptisch“, weil sie nicht genügend Platz hatten (Vers 32,33). An früherer Stelle im Buch Mormon erwähnten Nephi und auch König Benjamin, dass sie ägyptisch schrieben. Nephi erklärte, dass er in „der Sprache der Ägypter“ schrieb, als er auf die kleinen Platten gravierte (1 Nephi 1:2). Als König Benjamin zu seinen Söhnen über die Wichtigkeit der Messingplatten sprach, merkte er an, dass Lehi den Bericht lesen konnte, weil er „in der Sprache der Ägypter unterwiesen worden war“ (Mosia 1:4). Deswegen unterwies Lehi seine Kinder im Evangelium und im Ägyptischen, „sodass sie dadurch ihre Kinder darin unterweisen konnten“. (Mosia 1:4). Offensichtlich gingen die darauf folgenden Generationen von Berichtsführern nach diesem Muster vor, bis Moroni die Sprache von seinem Vater lernte. Aber Moronis Feststellung, dass er in reformiertem Ägyptisch schrieb (siehe Mormon 9:32) zeigt, dass die Sprache in den tausend Jahren seit der Zeit Lehis etwas abgewandelt worden war. Das könnte erklären, warum Moroni mit dem Hinweis schloss, „dass kein anderes Volk unsere Sprache kennt“, aber dass Gott Mittel für die spätere Deutung und Übersetzung des Berichts vorbereitet hätte (Mormon 9:34).

Zum Nachdenken

  • Was entnehmen wir der Art und Weise, wie Mormon sich um andere sorgte, einschließlich seiner Feinde? (Siehe Mormon 7.)

  • Moroni war viele Jahre lang allein, aber sein Glaube und sein Zeugnis verliehen ihm Frieden. Wie kann Ihr Zeugnis Ihnen helfen, wenn Sie sich in der Welt allein fühlen?

  • Welche „geistigen Verunreinigungen“ sehen Sie heute auf der Erde? Wie können Sie vermeiden, sich davon beschmutzen zu lassen?

  • Welche Wunder haben Sie schon erlebt?

Vorschläge für Aufgaben

  • Befassen Sie sich mit den folgenden Schriftstellen und suchen Sie darin Prophezeiungen über das Hervorkommen des Buches Mormon:

    Jesaja 29:4

    2 Nephi 3:19,20

    2 Nephi 26:16

    2 Nephi 33:13

    Enos 1:15,16

    Mormon 8:23

    Mormon 9:30

    Moroni 10:27

    Mose 7:62

    Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:52,53

    Sie können aus diesen Versen eine Schriftstellenkette erstellen. Beginnen Sie dazu mit Jesaja 29:4 und schreiben Sie „weiter in 2 Nephi 3:19,20“ an den Seitenrand bei Jesaja 29:4. Dann schlagen Sie 2 Nephi 3:19,20 auf und schreiben „weiter in 2 Nephi 26:16“ an den Seitenrand bei 2 Nephi 3:19,20. Fahren Sie so mit allen Versen fort. Wenn Sie bei Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:52,53 angekommen sind, schreiben Sie „weiter in Jesaja 29:4“ an den Rand, sodass die Kette sich schließt.

  • Bereiten Sie eine fünf- bis achtminütige Ansprache darüber vor, womit man gesegnet wird, wenn man das Buch Mormon annimmt. Sie können sich dabei an den folgenden Fragen und dem Zitat orientieren:

    Womit man gesegnet wird, wenn man das Buch Mormon annimmt

    • Mormon 8:12. Wie werden diejenigen gesegnet, die das Buch Mormon nicht verdammen oder kritisieren?

    • Mormon 8:17. Warum ist es wichtig, nicht nach Fehlern im Buch Mormon zu suchen?

    • Lehre und Bündnisse 20:8-15. Welche Wahrheiten erfährt man, wenn man das Buch Mormon annimmt?

    • Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Wie sind Sie schon in geistiger Hinsicht gesegnet worden, weil Sie das Buch Mormon angenommen haben?

    • Präsident Ezra Taft Benson: „Ich segne Sie, dass Sie das Buch Mormon besser verstehen können. Ich verheiße Ihnen, dass Gott über jedes Kind Zions und die Kirche ungeahnten Segen ausgießen wird, wenn wir uns täglich an den Belehrungen des Buches Mormon erquicken und die Weisungen befolgen.“ (Der Stern, 1986, Nummer 6, Seite 78.)