Kapitel 55
Moroni 8 und 9
Einleitung
Was wird in einer Zeit, in der sich viele Nachfolger Christi von der Rechtschaffenheit abwenden, um den Verlockungen der Welt nachzugehen, von glaubenstreuen Mitgliedern der Kirche erwartet? Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat dazu erklärt: „Am Ende des Buches Mormon erteilt Mormon im letzten Brief an seinen Sohn Moroni Ratschläge, die auch für unsere Zeit gelten. Vater und Sohn haben es miterlebt, wie eine christliche Zivilisation gänzlich unterging, weil die Menschen nicht dem Gott des Landes, nämlich Jesus Christus, dienen wollten. Mormon schrieb: ‚Und nun, mein geliebter Sohn, lass uns ungeachtet ihrer Verstocktheit eifrig arbeiten; denn wenn wir aufhören zu arbeiten, setzen wir uns der Schuldigsprechung aus; denn wir haben eine Arbeit zu verrichten, solange wir in dieser irdischen Hülle weilen, damit wir den Feind aller Rechtschaffenheit besiegen und unsere Seele im Reich Gottes ausruhen kann.‘ (Moroni 9:6.) Sie und ich haben heute eine ähnliche Arbeit zu verrichten: den Feind zu besiegen und unsere Seele im Reich Gottes auszuruhen.“ (Herbst-Generalkonferenz 1987.)
Am Ende des Buches Mormon wird die Macht des Sühnopfers verkündet und wir erfahren, wie treu Mormon der Sache der Rechtschaffenheit war, selbst als die Nephiten rasch in äußerste Schlechtigkeit verfielen. Die Briefe Mormons an seinen Sohn Moroni zeigen, worin Sünde zwangsläufig resultiert und wie der Zustand, „kein Gefühl mehr“ zu haben, zu unbeschreiblicher Schlechtigkeit führt. Kapitel 8 und 9 in Moroni geben einen wertvollen Einblick darin, wie wichtig es ist, nach den ersten Grundsätzen und Verordnungen des Evangeliums zu leben.
Kommentar
Moroni 8:1-8. Die Taufe kleiner Kinder wird verboten
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Moroni 8 gibt einen Brief wieder, den Moroni von seinem Vater Mormon erhielt und in dem dieser die Frage beantwortet, ob kleine Kinder getauft werden müssen. Beachten Sie, dass Mormon die Antwort auf die Frage zu dieser Lehre direkt durch Offenbarung vom Herrn bekommen hat (siehe Moroni 8:7). Die heilige Handlung Taufe dient „zur Sündenvergebung“ (LuB 49:13). Doch kleine Kinder sind ohne Sünde. Tatsächlich sind sie gar nicht imstande zu sündigen und der Satan kann sie auch nicht versuchen, wie wir aus dem Buch Lehre und Bündnisse erfahren:
„Kleine Kinder sind von der Grundlegung der Welt an durch meinen Einziggezeugten erlöst;
darum können sie nicht sündigen, denn dem Satan ist nicht die Macht gegeben, kleine Kinder zu versuchen, ehe sie anfangen, vor mir verantwortlich zu werden.“ (LuB 29:46,47.)
Der Herr hat das Alter, ab dem ein Kind verantwortlich wird, auf acht Jahre festgesetzt (siehe JSÜ, Genesis 17:11; LuB 68:25). Diejenigen, die kleine Kinder taufen, um die Erbsünde oder den Fluch auf Adam, wie manche dazu sagen, abzuwaschen, tun dies, ohne Gott und seinen Plan richtig zu verstehen (siehe Moroni 8:8).
Moroni 8:8. „Das Gesetz der Beschneidung ist abgeschafft“
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Gott verkündete Abraham: „Und ich werde mit dir einen Bund der Beschneidung aufrichten, und es soll mein Bund zwischen mir und dir sein und deinen Nachkommen nach dir in ihren Generationen, auf dass du für immer wissest, dass Kinder vor mir nicht verantwortlich sind, bis sie acht Jahre alt sind.“ (JSÜ, Genesis 17:11.) Gott erklärte Abraham ferner, dass die Beschneidung ein „Zeichen des Bundes zwischen mir und dir“ sein soll (Genesis 17:11). Infolge des Abfalls glaubten jedoch viele Menschen in alter Zeit, dass eine Beschneidung notwendig wäre, um männliche Nachkommen zu heiligen.
Es war nicht vorgesehen, dass das Gesetz der Beschneidung auf ewig Gültigkeit hätte. Die Worte des Erlösers wurden Mormon offenbart: „Das Gesetz der Beschneidung ist in mir abgeschafft.“ (Moroni 8:8.) Im Buch Lehre und Bündnisse wird erklärt, warum das Gesetz der Beschneidung abgeschafft wurde (siehe LuB 74:2-7).
Moroni 8:9-15. Kleine Kinder zu taufen, ist „ein ernstes Gespött vor Gott“
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Mormon verurteilte es entschieden, dass kleine Kinder getauft wurden. Er erklärte, dass es „ein ernstes Gespött vor Gott ist, wenn ihr kleine Kinder tauft“ (Moroni 8:9). Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) lehrte, dass durch die Taufe kleiner Kinder das Wesen Gottes und die errettende Macht des Sühnopfers Jesu Christi verleugnet wird: „Die Lehre, Kinder zu taufen oder zu besprenkeln, damit sie nicht in der Hölle schmoren müssen, ist eine unwahre Lehre, die nicht durch die heilige Schrift gestützt wird. Sie ist auch nicht mit dem Wesen Gottes vereinbar. Alle Kinder sind durch das Blut Jesu Christi erlöst, und in dem Moment, in dem Kinder diese Welt verlassen, werden sie in Abrahams Schoß gebracht.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 104.)
Moroni 8:22-24. „Die ohne das Gesetz sind“
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Viele Menschen leben und sterben, ohne je vom Gesetz Christi zu erfahren. Ihnen wird das Evangelium in der Geisterwelt gepredigt. Dort erhalten sie die Gelegenheit, Glauben auszuüben und von ihren Sünden umzukehren. Lebende Stellvertreter auf der Erde vollziehen für sie die notwendigen heiligen Handlungen, und so können sie die Segnungen der Errettung empfangen.
Diejenigen, die nicht fähig sind, das Evangelium zu verstehen, werden nicht verantwortlich gemacht. Sie sind wie kleine Kinder „in Christus lebendig“ (Moroni 8:12; siehe auch LuB 29:49,50).
Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat dazu gesagt: „Sie werden ohne die Taufe erlöst und werden in das celestiale Reich Gottes eingehen. Wir glauben, dass dort ihre Fähigkeiten oder das, was durch Gebrechen eingeschränkt war, gemäß der Gnade und Gerechtigkeit des Vaters wiederhergestellt werden.“ (Answers to Gospel Questions, Hg. Joseph Fielding Smith Jr., 5 Bände, 1957–1966, 3:21.)
Moroni 8:25,26. „Sanftmut und Herzensdemut“
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Mormon beschreibt, wie der Glaube an Christus, die Umkehr, die Taufe, die Gabe des Heiligen Geistes und die Sündenvergebung miteinander in Verbindung stehen. Er lehrte, dass durch die Sündenvergebung Sanftmut und Herzensdemut entstehen.
Elder Francisco J. Viñas von den Siebzigern hat beschrieben, welche Eigenschaften jemand besitzt, der sanftmütig und von Herzen demütig ist: „Wer Sanftmut und Herzensdemut erlangt und den Heiligen Geist an seiner Seite hat, verspürt nicht den Wunsch, andere zu beleidigen oder zu verletzen, und lässt sich auch nicht von irgendwelchen Beleidigungen durch andere beeinflussen. Er behandelt seinen Ehepartner und seine Kinder mit Liebe und Respekt und hat zu allen, mit denen er zu tun hat, ein gutes Verhältnis. Wenn er eine Führungsposition in der Kirche innehat, wird er dieselben Grundsätze wie zu Hause anwenden und zeigen, dass er sich in den eigenen vier Wänden nicht andersverhält als im Umgang mit den Mitgliedern der Kirche.“ (Liahona, Mai 2004, Seite 39f.; Hervorhebung hinzugefügt.)
Moroni 8:28,29. „Der Geist hat aufgehört, sich mit ihnen abzumühen“
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Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass man den Beistand des Heiligen Geistes verliert, wenn man das Licht des Evangeliums und die Erkenntnis darin verwirft: „Viele entscheiden sich, auf dem Weg des Fleisches zu wandeln und dem zuwiderzuhandeln, was der Heilige Geist ihnen zuflüstert. Es ist möglich, sein Gewissen so weit abstumpfen zu lassen, dass der Heilige Geist sich zurückzieht und man von allem, was anständig und erbaulich ist, nichts mehr wissen will. ‚Denn mein Geist wird sich nicht immer mit dem Menschen abmühen, spricht der Herr der Heerscharen.‘ (LuB 1:33.)“ (A New Witness for the Articles of Faith, 1985, Seite 260.)
Moroni 9:3-5. Zorn
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Mormon schrieb, dass die Nephiten zitterten und zornig auf ihn seien (siehe Moroni 9:4), wenn er das Wort Gottes voll Deutlichkeit zu ihnen spräche. Ähnlich wird in weiteren Beispielen in den heiligen Schriften die Reaktion anderer Menschen beschrieben, die ihr Herz gegenüber den Grundsätzen der Rechtschaffenheit verhärtet hatten. Die Jarediten lehnten Ether ab und versuchten ihn zu töten (siehe Ether 13:22). Die Einwohner Jerusalems trachteten Lehi nach dem Leben (siehe 1 Nephi 1:19,20). Die sündigen Menschen von Ammoniha waren so zornig, dass sie die Gläubigen und all deren heilige Schriften verbrannten (siehe Alma 14). Diese Reaktion auf das Wort Gottes ist ein Zeichen für ein sehr fortgeschrittenes Stadium der Schlechtigkeit, das häufig der völligen Zerstörung von Städten oder Gesellschaften vorausgeht.
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Heutzutage glauben viele Menschen, sie seien Opfer ihres Zorns. Elder Lynn G. Robbins von den Siebzigern hat erklärt, dass wir wählen können, ob wir zornig reagieren wollen oder nicht:
„Ein Trick bei der Methode des Satans besteht darin, Zorn und Entscheidungsfreiheit zu trennen und uns einzureden, wir seien das Opfer eines Gefühls, das wir nicht beherrschen können. Man hört oft: ‚Ich habe die Beherrschung verloren.‘ Das ist eine interessante Wortwahl, und der Satz hat sich zu einer gebräuchlichen Redensart entwickelt. Wenn man etwas ‚verliert‘, so bedeutet das, dass es ‚unbeabsichtigt‘ beziehungsweise ‚zufällig‘, ‚unfreiwillig’, ‚ohne Schuld‘ und vielleicht fahrlässig, aber auf keinen Fall ‚eigenverantwortlich‘ geschehen ist.
‚Er hat mich wütend gemacht.‘ Auch diese Wendung wird häufig gebraucht, und auch sie deutet auf fehlende Beherrschung beziehungsweise Entscheidungsfreiheit hin. Diesem Aberglauben müssen wir entgegentreten. Niemand macht uns wütend. Niemand macht uns ärgerlich. Wir werden dazu nicht gezwungen. Vielmehr entscheiden wir uns bewusst dafür, ärgerlich zu werden. [Deshalb können wir uns auch entscheiden, nicht ärgerlich zu werden.] Wir treffen die Entscheidung!
Denjenigen, die sich damit herausreden, sie könnten nichts dafür, hält der Schriftsteller William Wilbanks entgegen: ,Unsinn.
Sich aggressiv verhalten, Wut unterdrücken, darüber reden, schreien und brüllen – das sind erlernte Methoden, mit Zorn umzugehen. Wir entscheiden uns für die Methode, die sich in der Vergangenheit als wirkungsvoll erwiesen hat. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie selten man die Beherrschung verliert, wenn man von seinem Chef enttäuscht ist, wie oft man aber die Beherrschung verliert, wenn man sich von seinen Freunden oder seiner Familie gekränkt fühlt?‘ (,The New Obscenity‘, Reader’s Digest, 24. Dezember 1988 ; Hervorhebung hinzugefügt.)“ (Siehe Der Stern, Juli 1998, Seite 91.)
Moroni 9:5. Der Verlust der Liebe
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Eine der tragischsten Folgen von Zorn und Schlechtigkeit ist der Verlust des Heiligen Geistes. Aus dem Buch Mormon geht ganz deutlich hervor, dass man damit auch die Fähigkeit verliert, andere zu lieben. Das geschah unter den schlechten Nephiten. Dieser Verlust der Liebe führt zu Problemen wie Scheidung, Missbrauch und Misshandlung und Verlassenwerden. All das greift heutzutage immer mehr um sich.
Elder David E. Sorensen von der Präsidentschaft der Siebziger hat erklärt, wie die Liebe in unserem Zuhause verloren gehen kann: „Heutzutage werden die Tugenden Freundlichkeit und Vergebungsbereitschaft im Umgang mit unseren Mitmenschen oftmals gering geschätzt; Spott, Zorn und harsche Kritik dagegen werden gefördert. Wenn wir nicht aufpassen, können wir auch bei uns zu Hause in diese Falle tappen und wir werden bald feststellen, dass wir selbst den Ehepartner, die Kinder oder die Verwandtschaft kritisieren. Verletzen wir die Menschen, die wir am meisten lieben, nicht durch selbstsüchtige Kritik! In der Familie können kleine Streitereien und kleinliche Kritik, wenn man ihnen nicht Einhalt gebietet, die Beziehung vergiften und zu Entfremdung und sogar zu Misshandlung und Scheidung führen. Stattdessen müssen wir … ‚unverzüglich darangehen‘, weniger zu streiten, einander nicht zu verspotten oder zu kritisieren und unseren Groll und Zorn abzulegen. Wir können es uns nicht leisten, solch gefährliche Emotionen brodeln zu lassen – nicht einmal einen Tag lang.“ (Liahona, Mai 2003, Seite 11.)
Moroni 9:9. Keuschheit und Tugend sind „vor allen anderen höchst teuer und kostbar“
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Der Prophet Mormon sagte, dass die Eigenschaften Keuschheit und Tugend „vor allen anderen höchst teuer und kostbar“ sind (Moroni 9:9). Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat betont, wie wichtig es ist, keusch zu bleiben:
„Und nun noch ein Wort zu dem häufigsten und schwierigsten Problem, mit dem ihr Jungen und Mädchen zu kämpfen habt. Ich meine eure Beziehung zueinander. Hier geht es um die stärksten Instinkte des Menschen. Nur der Lebenswille ist möglicherweise noch stärker.
Der Herr hat es aus einem wichtigen Grund so eingerichtet, dass wir einander anziehen. Doch diese Anziehungskraft wird zum Pulverfass, wenn man sie nicht beherrscht. Sie ist schön, wenn man richtig damit umgeht. Sie ist tödlich, wenn einem die Kontrolle entgleitet. …
Meine lieben jungen Freunde, was Sex angeht, so wisst ihr, was richtig ist. Ihr wisst, wann ihr euch auf schlüpfrigen Boden wagt, wo man schnell hinfällt und in die Grube der Übertretung schlittert. Ich bitte euch: Seid vorsichtig, haltet den Sicherheitsabstand zur Klippe der Sünde ein, über die man so leicht hinunterstürzt. Haltet euch rein von dem Übel[,] der Finsternis und der Enttäuschung[,] die sexuelle Übertretung mit sich bringt. Wandelt vielmehr im Sonnenlicht des Friedens, der einem zuteil wird, wenn man die Gebote des Herrn hält.
Nun, wenn es unter euch welche gibt, die die Grenze überschritten haben, die vielleicht schon übertreten haben – gibt es noch Hoffnung für euch? Natürlich. Wo es wahre Umkehr gibt, da gibt es auch Vergebung. Die Umkehr beginnt mit einem Gebet. Der Herr hat gesagt: ‚Wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem wird vergeben, und ich, der Herr, behalte sie nicht mehr im Gedächtnis.‘ (LuB 58:42.) Lasst eure Eltern nach Möglichkeit an eurer Last teilhaben. Und vor allem: Bekennt dem Bischof, der nur darauf wartet, euch zu helfen.“ („Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 39.)
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Falls Sie Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind, seien Sie versichert, dass Sie das Gesetz der Keuschheit nicht übertreten haben. Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:
„Ich bezeuge feierlich: Wenn die Gewalttätigkeit, die Perversion oder die blutschänderischen Handlungen eines anderen Sie gegen Ihren Willen schrecklich verletzen, dann sind Sie dafür nicht verantwortlich und brauchen sich auch nicht schuldig zu fühlen. Die Misshandlung kann bei Ihnen Narben hinterlassen, aber die Narben müssen nicht von Dauer sein. Nach dem ewigen Plan, nach dem Zeitplan des Herrn, können solche Verletzungen heilen, wenn Sie das Ihre dazu tun. …
Wenn Sie jetzt misshandelt werden oder in der Vergangenheit misshandelt worden sind, dann bemühen Sie sich jetzt um Hilfe.
Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Bischof. Seine Berufung erlaubt es ihm, als Werkzeug des Herrn für Sie tätig zu werden. Er kann Ihnen eine doktrinäre Grundlage geben, die Sie Ihr Gleichgewicht wiedererlangen lässt. Wenn Sie einen tieferen Einblick in die ewigen Gesetze erlangen und sie befolgen, kann auch die Heilung stattfinden, die Sie brauchen. Der Bischof hat das Recht, sich vom Herrn für Sie inspirieren zu lassen. Er kann das Priestertum zu Ihrem Segen gebrauchen.“ (Der Stern, Juli 1992, Seite 29f.)
Moroni 9:18-20. „Kein Gefühl mehr haben“
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Mormon beschrieb Moroni den in geistiger Hinsicht erbärmlichen Zustand ihres Volkes. Er machte seinen Sohn darauf aufmerksam, dass sie „ohne Grundsatz sind und kein Gefühl mehr haben“ (Moroni 9:20). Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass man durch Missachtung der Eingebungen des Heiligen Geistes und das Nichteinhalten der Gebote Gottes in solch einen Zustand geraten kann:
„Unser Empfindungsvermögen steuert unser Verhalten auf vielerlei Weise. Wenn wir spüren, dass wir etwas Gutes tun sollen, aber dem nicht folgen, töten wir dieses Empfindungsvermögen ab. Jesus konnte nur durch seine außergewöhnliche Sensibilität die Nöte seiner Mitmenschen erkennen und ihnen daraufhin helfen.
Auf der anderen Seite der geistigen Skala gibt es Menschen wie Nephis fehlgeleitete Brüder. Nephi erkannte, dass ihr Empfindungsvermögen für Geistiges zunehmend abnahm: ‚[Gott] hat mit einer leisen, sanften Stimme zu euch gesprochen, aber ihr hattet kein Gefühl mehr dafür, und so konntet ihr seine Worte nicht fühlen.‘ [1 Nephi 17:45.]
Wenn wir zu sehr von Fehlern überwuchert und im Irrtum erstarrt sind, bekommen unsere geistigen Antennen keinen Empfang mehr und nichts kann mehr zu uns durchdringen. Das kann bei ganzen Völkern geschehen. Mormon beklagte gegenüber seinem Sohn Moroni den Niedergang des nephitischen Volkes. Dieser zeigte sich unter anderem an so großer Schlechtigkeit, dass Mormon von den Nephiten sagte, sie hätten ‚kein Gefühl mehr‘ [Moroni 9:20]. Der Apostel Paulus beklagte die Gier und die Ausschweifungen der Mitglieder der Kirche in Ephesus, weil sie in ihrer Übersättigung so empfindungslos geworden waren, dass auch sie ‚kein Gefühl mehr‘ hatten [Epheser 4:19]. Eine von Sex durchdrungene Gesellschaft führt dazu, dass niemand wirklich nachempfinden kann, was in Not geratene Mitmenschen benötigen. In so einer Gesellschaft denkt man selbstsüchtig nur an sich, anstatt Liebe zu entwickeln, die sich anderen zuwendet. Wenn die Eingebungen der sanften, leisen Stimme Gottes nicht zu einem durchdringen, bedeutet das auch, dass man Ohren hat, die nicht hören können – weder Gottes Eingebungen, noch die Bitten der Mitmenschen.“ (A Time to Choose, 1972, Seite 59f.)
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Präsident Boyd K. Packer, Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat uns vor einem Trend der heutigen Zeit gewarnt, der zunehmend Verbreitung findet und der ebenso zu einem Verlust des Heiligen Geistes führen kann:
„Die Welt wird immer lärmender. Die Kleidung, das Äußere und das Verhalten sind lockerer, schlampiger und unordentlicher. Raue Musik mit obszönen Texten, die aus den Lautsprechern dröhnen, während Lichtblitze psychedelische Farben ausstrahlen, sind ein Kennzeichen der Drogenkultur. In abgewandelter Form wird das alles auch von unseren Jugendlichen immer mehr akzeptiert und gewinnt an Einfluss auf sie. …
Dieser Trend hin zu mehr Lärm, mehr Aufregung, mehr Streit, weniger Zurückhaltung, weniger Würde, weniger Formalität ist nicht zufällig oder unschuldig oder harmlos.
Ein militärischer Befehlshaber, der eine Invasion starten will, gibt als Erstes den Befehl, die Kommunikationskanäle des Landes, das er erobern will, zu unterbrechen.
Ehrfurchtslosigkeit nützt den Absichten des Widersachers, da sie die empfindsamen Kanäle der Offenbarung in Sinn und Geist blockiert.“ (Der Stern, Januar 1992, Seite 20.)
Moroni 9:25. „Die Hoffnung auf seine Herrlichkeit“
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Elder Neal A. Maxwell hat erläutert, dass die Hoffnung, über die Mormon sprach, mit dem Glauben an den Herrn Jesus Christus eng verbunden ist:
„So wie wir in der Alltagssprache das Wort Hoffnung verwenden, bringt es auch zum Ausdruck, dass wir zu einer bestimmten Zeit ein bestimmtes Ziel zu erreichen ‚hoffen‘. Wir ‚hoffen‘, dass sich die Weltwirtschaftslage verbessert. Wir ‚hoffen‘, dass uns ein geliebter Mensch besucht. Das ist typisch für unsere aufrichtige, aber nur annähernde Hoffnung.
Unsere Enttäuschungen sind oft die Scherben unserer zunichte gemachten annähernden Hoffnungen. Allerdings spreche ich davon, dass wir unbedingt höchste Hoffnung brauchen.
Die höchste Hoffnung ist etwas anderes, denn sie bezieht sich auf Jesus und die Segnungen seines großen Sühnopfers. Diese resultieren in der allgemeinen Auferstehung und in der kostbaren Möglichkeit, durch Umkehr frei zu werden, wodurch, wie die heiligen Schriften es ausdrücken, der ‚[vollkommene] Glanz der Hoffnung‘ ermöglicht wird (2 Nephi 31:20).
Moroni hat bestätigt: ‚Was ist es, das ihr erhofft? Siehe, ich sage euch, dass ihr durch das Sühnopfer Christi … Hoffnung haben werdet.‘ (Moroni 7:40,41; siehe auch Alma 27:28.) Wirkliche Hoffnung bezieht sich also nicht auf das Vergängliche, sondern vielmehr auf das Unsterbliche und Ewige!“ (Siehe Der Stern, Januar 1999, Seite 70.)
Moroni 9:26. Die Gnade Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesus Christus
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Mormon wusste, dass Moroni wegen der Schlechtigkeit der Nephiten vor überwältigenden Herausforderungen stand. Er wusste allerdings auch, dass Moroni mithilfe göttlicher Gnade alles überstehen konnte. Im Nachschlagewerk Treu in dem Glauben heißt es, dass Gnade uns die Kraft verleiht, die Mühen das Alltags zu bestehen:
„Gnade, wie der Begriff in den heiligen Schriften verwendet wird, bezieht sich in erster Linie auf die Hilfe und die Kraft, die Gott uns durch das Sühnopfer des Herrn Jesus Christus gewährt. …
Sie brauchen die Gnade des Herrn nicht nur dafür, schließlich errettet zu werden, sondern auch im täglichen Leben. Wenn Sie sich dem himmlischen Vater voller Eifer, Demut und Sanftmut nahen, wird er Sie durch seine Gnade erbauen und stärken.“ (Treu in dem Glauben – ein Nachschlagewerk zum Evangelium, Seite 83f.)
Zum Nachdenken
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Mit welchen deutlichen Worten hat Mormon die Kleinkindtaufe verurteilt? (Siehe Moroni 8.) Was denken Sie, warum ihn dieses Thema so sehr bewegt hat?
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Wenn die Schlechtigkeit der Lamaniten und Nephiten miteinander vergleichbar war, warum wurden die Lamaniten dann nicht ebenfalls vernichtet? (Siehe Moroni 8:27,29.)
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Welche von Mormon in den Kapiteln 8 und 9 erwähnten Schritte führten dazu, dass die Nephiten schließlich verderbt wurden? Wie können wir es vermeiden, dass wir selbst in Schlechtigkeit verfallen und abtrünnig werden?
Vorschläge für Aufgaben
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Schreiben Sie eine kurze Abhandlung über die Gründe aus der Lehre, weshalb die Taufe von kleinen Kindern unnötig ist (siehe Moroni 8:4-23).
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Bereiten Sie eine Ansprache oder einen Unterricht mit diesem Thema vor: „Wie wir in Rechtschaffenheit ausharren können, wenn wir von Schlechtigkeit umgeben sind.“ Orientieren Sie sich an den in Moroni 8 und 9 aufgeführten Grundsätzen und Lehren.