Lektion 183: Eigenständig werden

Eigenständigkeit befähigt uns, besser für andere zu sorgen

Sich vorbereiten, wie der Erretter zu dienen

Der Erretter wies seine Jünger an, den Schwachen beizustehen und die müden Knie zu stärken (siehe Lehre und Bündnisse 81:5). Wir können dieser Anweisung besser nachkommen, wenn wir selbst eigenständiger werden. Diese Lektion soll den Schülern näherbringen, dass sie durch mehr Eigenständigkeit besser in der Lage sind, dem Beispiel des Erretters zu folgen und anderen zu helfen.

Vorschläge für Lernaktivitäten

Die Fähigkeit, anderen zu helfen.

Um den Schülern zu vermitteln, wie es sich auf unsere Fähigkeit, anderen zu helfen, auswirkt, wenn wir eigenständiger werden, bitten Sie drei Schüler, jeweils eines der folgenden Fallbeispiele vorzulesen. Bitten Sie die Klasse nach jedem Fallbeispiel, verschiedene Faktoren zu nennen, die sich darauf auswirken könnten, wie gut Mandy, Nathan und Jana anderen helfen können. (Wenn Sie möchten, können Sie sich alternative Fallbeispiele überlegen, die für Ihre Schüler interessanter sind.)

1. Mandys Freundin hat Schwierigkeiten, ihre Matheaufgabe zu verstehen, und bittet Mandy um Hilfe.

2. Als neuer Missionar lernt Nathan jemanden kennen, der viele Fragen zur Wiederherstellung der Kirche des Erretters hat.

3. Jana erfährt, dass eine Familie in ihrer Gemeinde nicht in der Lage ist, ihren Kindern warme Kleidung zu kaufen.

Sie könnten den Schülern auch die folgende Aussage von Elder Robert D. Hales (1932–2017) vom Kollegium der Zwölf Apostel zeigen oder eine Kopie davon austeilen. Bitten Sie sie, in kleinen Gruppen mindestens einen Satz, der sich auf die obigen Fallbeispiele beziehen lässt, aus jedem Absatz auszuwählen und zu besprechen. (Machen Sie den Schülern gegebenenfalls bewusst, dass das Wort zeitlich, wie es in der Aussage verwendet wird, viele Bereiche der Wohlfahrt umfassen kann, wie etwa finanzielle, schulische, seelische oder körperliche Aspekte.)

Selbständigkeit heißt, dass wir Verantwortung für unsere eigene geistige und zeitliche Wohlfahrt übernehmen und auch für diejenigen, die der himmlische Vater unserer Obhut anvertraut hat. Nur wenn wir selbständig sind, können wir Jesus Christus wahrhaft darin nacheifern, anderen zu dienen und ihnen ein Segen zu sein.

Uns muss klar sein, dass Selbständigkeit ein Mittel zum Zweck ist. Letztendlich ist es unser Ziel, wie der Erlöser zu werden, und diesem Ziel kommen wir umso näher, je mehr wir anderen selbstlos dienen. Unser Vermögen, etwas für andere zu tun, vergrößert oder verringert sich, je nachdem, wie selbständig wir sind.

Wie Präsident Marion G. Romney einst sagte: „Hungrige können nicht aus leeren Regalen gespeist werden. Geld zur Unterstützung eines Bedürftigen kann nicht aus einem leeren Geldbeutel genommen werden. Unterstützung und Verständnis können von niemandem kommen, dessen Seele Hunger leidet. Unterweisung kann von niemandem kommen, der nichts gelernt hat. Und vor allem kann geistige Führung von niemandem kommen, der geistig schwach ist.“ [Herbst-Generalkonferenz 1982.] (Robert D. Hales, „Die Wohlfahrt aus dem Blickwinkel des Evangeliums: Glaube in die Tat umgesetzt“, in: Grundlagen der Wohlfahrt und Selbständigkeit, Weltweite Führerschaftsschulung, 2009, Seite 1f.; siehe auch ChurchofJesusChrist.org)

• Welche Wahrheiten entnimmst du den Worten von Elder Hales?

  Wenn die Schüler antworten, achten Sie darauf, dass sie Folgendes verstehen: Wenn wir eigenständig werden, werden wir mehr wie der Erretter und können anderen besser helfen und dienen.

  Sie können den Schülern helfen, einen persönlichen Bezug zur aktuellen Lektion herzustellen, indem Sie sie bitten, ihre Gedanken und Antworten zu Fragen wie den folgenden aufzuschreiben:

• Wie konntest du schon jemandem durch die Fähigkeiten helfen, die du dir mit Gottes Hilfe angeeignet hast?

• In welchen Bereichen der Eigenständigkeit solltest du jetzt schon an dir arbeiten, damit du in Zukunft für dich selbst und andere sorgen kannst? Was meinst du, was der Vater im Himmel in dieser Hinsicht von dir möchte?

Mehr wie der Erretter werden

Sie könnten die folgenden Anweisungen mit der dazugehörigen Frage zeigen. Lassen Sie die Schüler diese Aufgabe mit einem Partner bearbeiten und auch die Frage zu zweit besprechen.

Lies Lukas 2:40,52 und markiere die verschiedenen Bereiche, in denen sich Jesus in seiner Jugend weiterentwickelt hat.

• Inwiefern könnte sich das Wachstum und die Entwicklung des Erretters in jungen Jahren wohl auf seine Fähigkeit ausgewirkt haben, anderen zu dienen?

  Wenn die Zweiergruppen mit dem Gedankenaustausch fertig sind, bitten Sie die Klasse, gemeinsam zu besprechen, wie ein Jugendlicher in unserer Zeit in jedem der in Lukas 2:40,52 genannten Bereiche Eigenständigkeit entwickeln könnte.

  Sie könnten den Schülern Zeit geben, still für sich über Fragen wie diese nachzusinnen:

• Wem könntest du in Zukunft helfen, wenn du in einem dieser Bereiche eigenständiger wirst? Auf welche Weise könntest du helfen?

• Weshalb könnte es uns helfen, mehr wie der Erretter zu werden, wenn wir darauf hinarbeiten, eigenständiger zu werden?

Beispiele für christliches Dienen durch Eigenständigkeit

Erzählen Sie Beispiele von Menschen aus der Geschichte der Kirche, die Gott und anderen dienen konnten. Dazu können Sie die Klasse in Lerngruppen einteilen und jeder Gruppe eines der Beispiele von dem Arbeitsblatt „Beispiele für Eigenständigkeit aus der Geschichte der Kirche“ geben. Fordern Sie jede Gruppe auf, gemeinsam die vorgeschlagenen Verse zu lesen und die Frage am Ende des Absatzes zu besprechen.

Beispiele für Eigenständigkeit aus der Geschichte der Kirche

Martin Harris: 1827 war Joseph Smith Armut und Verfolgung ausgesetzt, als er dabei war, das Buch Mormon von den Goldplatten zu übersetzen. Martin Harris, ein erfolgreicher Farmer, erfuhr von Josephs Lage. Lies Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:61,62 und achte darauf, wie Martin Harris Joseph Smith helfen konnte. Lies Lehre und Bündnisse 19:26,34,35 und 104:26, um weitere Möglichkeiten zu finden, wie Martin Harris dem Herrn dienen und anderen ein Segen sein konnte. Martin hatte die finanzielle Eigenständigkeit entwickelt, die er brauchte, um im Dienst für den Herrn und andere einen wichtigen Beitrag zu leisten. Was können Jugendliche schon jetzt tun, um sich Fertigkeiten, Bildung und Mittel anzueignen, die ihnen helfen, dem Herrn und anderen in Zukunft zu dienen?

Emma Hale Smith: Als Emma Hale Joseph Smith kennenlernte, war sie belesen und eine versierte Schriftstellerin, Lehrerin und Musikerin. Lies Lehre und Bündnisse 25:5-7,11 und achte darauf, in welchen Bereichen der Herr Emma Verantwortung übertrug. Emma hatte sich die Fertigkeiten und die Ausbildung angeeignet, die ihr halfen, im Dienst für den Herrn und andere einen wichtigen Beitrag zu leisten. Was können Jugendliche schon jetzt tun, um sich Fertigkeiten, Bildung und Mittel anzueignen, die ihnen helfen, dem Herrn und anderen in Zukunft zu dienen?

William W. Phelps: Der Herr wies William W. Phelps, einen Neubekehrten, an, nach Missouri zu ziehen. Lies Lehre und Bündnisse 55:4 und 57:11-13 und achte auf die außergewöhnlichen Aufgaben, die William vom Herrn für den Dienst in seiner Kirche aufgetragen wurden. Suche unter Textdichter im Gesangbuch nach Kirchenliedern, die von William W. Phelps verfasst wurden und für die Kirche auch heute noch ein Segen sind. William hatte sich die Fertigkeiten und die Ausbildung angeeignet, die ihm halfen, im Dienst für den Herrn und andere einen wichtigen Beitrag zu leisten. Was können Jugendliche schon jetzt tun, um sich Fertigkeiten, Bildung und Mittel anzueignen, die ihnen helfen, dem Herrn und anderen in Zukunft zu dienen?

Ein Sprecher aus jeder Gruppe kann dann vortragen, was sie herausgefunden haben.

Lassen Sie die Schüler Beispiele aus der heutigen Zeit nennen, wie jemand Eigenständigkeit entwickelt hat und dadurch in der Lage war, anderen auf christliche Weise zu dienen. Sie könnten auch das Video „Stärke deine Brüder!“ (3:50) oder „On the Lord’s Errand: The Life of Thomas S. Monson“ (in englischer Sprache) von Minute 19:54 bis 24:18 zeigen. Beide finden Sie auf ChurchofJesusChrist.org.

Vielleicht möchten Sie auch selbst erzählen, wie Sie aufgrund der Fertigkeiten, Mittel und Eigenschaften, die Sie sich im Laufe des Lebens angeeignet haben, anderen helfen konnten oder wie andere Ihnen geholfen haben, weil sie dazu in der Lage waren.

Zum Abschluss des Unterrichts könnten Sie den Schülern Zeit geben, gebeterfüllt nachzusinnen oder aufzuschreiben, was sie jetzt infolge dessen, was sie heute gelernt und verspürt haben, tun sollen. Was für Eindrücke haben sie dazu, was der Vater im Himmel wohl von ihnen möchte? Freiwillige können dann einige ihrer Gedanken gerne auch der Klasse mitteilen.

Zusatzmaterial

Ist es in Ordnung, sich zuerst um sich selbst zu kümmern, bevor man anderen hilft?

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel machte deutlich:

Für diejenigen von Ihnen, die ernsthaft bemüht sind, des anderen Last zu tragen, ist es angesichts dessen, dass andere so viel von Ihnen erwarten und Sie wirklich sehr beanspruchen, wichtig, dass Sie neue Kräfte sammeln und sich regenerieren. Niemand ist so stark, dass er nicht auch einmal erschöpft oder frustriert ist oder feststellt, dass er sich um sich selbst kümmern muss. Auch Jesus verspürte gewiss solche Erschöpfung und merkte, wie seine Kraft schwand. Er gab und gab, doch das hatte auch seinen Preis. So viele Menschen verließen sich auf ihn, und er bekam die Auswirkungen davon zu spüren. Als die Frau, die an Blutungen litt, ihn in der Menge berührte, heilte er sie, stellte dabei jedoch fest, „dass eine Kraft von ihm ausströmte“ (siehe Markus 5:25-34).

Ich war schon immer davon beeindruckt, dass der Herr schlafen konnte, als der Sturm auf dem See Gennesaret so schlimm tobte, dass sogar seine Jünger – erfahrene Fischer! – glaubten, das Schiff gehe unter. Wie müde muss er wohl gewesen sein? Wie oft kann man predigen und andere segnen und heilen, ohne völlig erschöpft zu sein? Auch wer andere Menschen pflegt und sich um sie kümmert, hat Pflege und Fürsorge nötig. Man braucht Kraftstoff im eigenen Tank, um ihn mit anderen teilen zu können. (Jeffrey R. Holland, „Einer trage des anderen Last“, Liahona, Juni 2018, Seite 29f.)

Wie kümmern wir uns auf die Weise des Erretters um andere?

Präsident Dieter F. Uchtdorf, damals in der Ersten Präsidentschaft, hat erklärt:

Es gibt viele gute Menschen und Organisationen auf der Welt, die sich bemühen, den Armen und Bedürftigen überall das zu geben, was sie so dringend benötigen. Dafür sind wir dankbar, und doch unterscheidet sich die Weise des Herrn, für die Bedürftigen zu sorgen, von der Weise der Welt. Der Herr hat gesagt: „Aber es muss notwendigerweise auf meine eigene Weise geschehen.“ [Lehre und Bündnisse 104:16, siehe auch Vers 15.] Er ist nicht nur an unseren unmittelbaren Bedürfnissen interessiert, sondern ihm geht es auch um unseren ewigen Fortschritt. Aus diesem Grund haben Eigenständigkeit und Dienst am Nächsten neben der Sorge für die Armen schon immer zur Weise des Herrn gehört. (Dieter F. Uchtdorf, „Vorsorge auf die Weise des Herrn“, Liahona, November 2011, Seite 54)

Elder Joseph B. Wirthlin (1917–2008) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darauf hingewiesen:

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und ihre Mitglieder streben danach, dem Beispiel Jesu nachzueifern, um Leid zu lindern und Eigenständigkeit zu fördern. …

Der Herr verkündete in einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith: „Es ist meine Absicht, für meine Heiligen zu sorgen. … Aber es muss notwendigerweise auf meine eigene Weise geschehen; und siehe, dies ist die Weise, die ich, der Herr, beschlossen habe, um für meine Heiligen zu sorgen: Die Armen sollen erhöht werden, indem die Reichen erniedrigt werden.“ [Lehre und Bündnisse 104:15,16.] Die Weise des Herrn besteht darin, dass man den Menschen hilft, sich selbst zu helfen. Die Armen werden erhöht, weil sie für die einstweilige Unterstützung, die sie erhalten, arbeiten, ihnen werden richtige Grundsätze vermittelt, und sie können sich selbst aus der Armut emporheben und selbständig werden. Die Reichen werden erniedrigt, weil sie sich demütigen und den Bedürftigen großzügig von ihren Mitteln abgeben. (Siehe Joseph B. Wirthlin, „Das inspirierte Wohlfahrtsprogramm der Kirche“, Der Stern, Juli 1999, Seite 89f.)

Zusätzliche Lernaktivitäten

Alternativer Einstieg in den Unterricht

Bitten Sie einen Freiwilligen, an einem Anschauungsunterricht mitzuwirken. Bitten Sie den Freiwilligen, Ihnen etwas zu geben, was er nicht hat oder nicht geben kann. Sie können ihn beispielsweise bitten, jedem Schüler einen grünen Stift, ein bestimmtes Lebensmittel oder eine bestimmte Geldsumme zu geben. Wenn er dann nicht in der Lage ist, die Anweisung auszuführen, fragen Sie ihn, warum er nicht geholfen hat. (Versichern Sie dem Schüler an dieser Stelle, dass das völlig in Ordnung ist, und danken Sie ihm dafür, dass er Ihnen bei diesem Beispiel geholfen hat.)

Um den Schülern näherzubringen, dass unsere Fähigkeit, anderen zu helfen, von unserer eigenen Vorbereitung und Eigenständigkeit beeinflusst wird, fahren Sie mit dem Unterrichtsmaterial ab der Aussage von Elder Robert D. Hales fort.

Selbstfürsorge bereitet uns darauf vor, anderen zu dienen

Um zu veranschaulichen, wie wir durch Selbstfürsorge besser imstande sind, für andere da zu sein, zeigen Sie ein Bild von einem Wasserspeicher (oder weisen Sie die Schüler auf eine Wasserquelle in der Gegend hin). Fragen Sie die Schüler, wie es denen, die sich auf diese Wasserquelle verlassen, ergehen würde, wenn sie austrocknen würde.

Zeigen Sie gegebenenfalls das Video „Self-Care Made Simple“ (3:40; in englischer Sprache). Die Schüler sollen darauf achten, inwiefern sich unsere Bemühungen, uns um unsere eigene Gesundheit und unser Wohlbefinden zu kümmern, mit dem Füllen eines Wasserspeichers vergleichen lassen, mit dem wiederum anderen helfen kann.

Nachdem sich die Schüler das Video angesehen haben, können Sie sie bitten, sich mit den folgenden Schriftstellen zu befassen und zu besprechen, was sie daraus über den Dienst am Nächsten erfahren.

• Mosia 4:26,27 (König Benjamins Worte darüber, den Armen und Bedürftigen zu helfen)

• Lukas 22:31,32 (Jesus Christus gibt Petrus den Rat, sich darauf vorzubereiten, den Menschen in seinem Umfeld beizustehen)