Kommt zu Christus
Bei der Einladung, zu Christus zu kommen, handelt es sich nicht um eine Einladung zu einem einmaligen Ereignis, sondern um die Aufforderung, an einem fortlaufenden Prozeß teilzunehmen.
Der Herr hat gesagt, es sei sein Werk und seine Herrlichkeit, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen” (Mose 1:39). Er hat seine Kirche gegründet, damit sie bei diesem großen Werk hilft. Demzufolge ist es die Mission der Kirche, alle einzuladen, zu Christus zu kommen (siehe LuB 20:59) und in ihm vollkommen zu werden (siehe Moroni 10:32; Handbuch Führung im Melchisedekischen Priestertum, Seite 3).
Ich möchte ein wenig darauf eingehen, wozu die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Menschen auffordert, wenn sie sie einlädt, „zu Christus zu kommen” (LuB 20:59). Eins muß dabei klar sein: Es handelt sich nicht um eine Einladung zu einem einmaligen Ereignis, sondern um die Aufforderung, an einem fortlaufenden Prozeß teilzunehmen.
Dieser Prozeß führt den Menschen bis hin zum ewigen Leben, „und das ist die größte aller Gaben Gottes; denn es gibt keine größere Gabe als die Gabe der Errettung” (LuB 6:13).
Wie beginnen wir nun diesen überaus spannenden und wichtigen Prozeß? Im Buch Mormon sind die Ereignisse verzeichnet, die sich zugetragen haben, als Christus nach seiner Auferstehung im Land Überfluß dem Volk Nephi erschien. Dieses Ereignis war so wichtig, daß sein Vater ihn vorstellte und sagte: „Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe - ihn höret!” (3 Nephi 11:7; Hervorhebung hinzugefügt.)
Dieser Vorstellung entnehmen wir, was wir als erstes tun müssen, nämlich: „Ihn höret!” Wenn wir zu Christus kommen wollen, müssen wir ihm als erstes zuhören. Wir müssen in Erfahrung bringen, wer er ist. Im Anschluß an die Vorstellung durch seinen Vater erklärte er den Menschen:
„Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen.
Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus dem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten.” (3 Nephi 11:10,11.)
Dann forderte er die Menschen auf, einer nach dem anderen zu ihm zu kommen und ihn mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Händen zu fühlen (siehe 3 Nephi 11:15). Diese Menschen verschafften sich selbst Erkenntnis darüber, wer er war. Allerdings erinnerte Jesus sie daran, daß es noch annehmbarer ist, wenn man durch den Glauben zu ihm kommt.
„Und weiter, mehr gesegnet sind die, die an eure Worte glauben, weil ihr bezeugen werdet, daß ihr mich gesehen habt und daß ihr wißt, daß ich bin. Ja, gesegnet sind die, die an eure Worte glauben.” (3 Nephi 12:2; Hervorhebung hinzugefügt.)
Zum Glück haben wir die heiligen Schriften, die die Worte der Apostel und Propheten aus alter Zeit enthalten, und können zuhören, wie die Apostel und Propheten unserer Zeit von Christus Zeugnis geben.
Was sagte Jesus den Menschen im Land Überfluß als nächstes? Denken Sie doch einmal darüber nach, was er alles hätte sagen können. Er ist der Schöpfer dieser Erde und zahlloser weiterer Erden; er hatte gerade das unbegrenzte Sühnopfer vollbracht; er hatte gerade die Fesseln des Todes gesprengt; er war gerade bei seinem Vater im Himmel gewesen. Er hätte über viele, viele wunderbare und wichtige Themen sprechen können, aber er entschied sich dafür, seine Lehre zu verkünden, nämlich:
„Und abermals sage ich euch: Ihr müßt umkehren und euch in meinem Namen taufen lassen und wie kleine Kinder werden, sonst könnt ihr keinesfalls das Reich Gottes ererben.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Dies ist meine Lehre, und wer darauf baut, der baut auf meinen Felsen, und die Pforten der Hölle werden nicht obsiegen gegen ihn.” (3 Nephi 11:38,39.)
Der Herr lehrte nicht nur, daß die Taufe notwendig ist, sondern er berief auch besondere Jünger und übertrug ihnen die Vollmacht, zu taufen. Auch lehrte er sie den richtigen Vollzug der Taufe.
Es ist also auf dem Weg zum ewigen Leben offensichtlich ganz wesentlich, daß wir Glauben an den Herrn Jesus Christus üben, von unseren Sünden umkehren und uns auf die richtige Weise taufen lassen, und zwar von jemandem, der die rechtmäßige Vollmacht dazu besitzt und dabei das vorgeschriebene Gebet spricht. Nach dieser Form der Taufe können dann „Feuer und der Heilige Geist” über uns kommen und können wir „Vergebung empfangen für [unsere] Sünden” (3 Nephi 12:2). Allerdings müssen wir, um weiterzukommen, den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgeben, den natürlichen Menschen ablegen und durch die Sühne Christi, des Herrn, ein Heiliger werden (siehe Mosia 3:19).
Wenn wir zu Christus kommen, müssen wir unsere weltlichen Wege, unseren Stolz und Egoismus aufgeben. Wenn wir auf die Eingebungen des Heiligen Geistes hören, müssen wir eine „mächtige Wandlung im Herzen” erleben (siehe Alma 5:14) und bereit sein, uns allem zu unterwerfen, alles anzunehmen, „was der Herr für richtig hält, [uns] aufzuerlegen” (siehe Mosia 3:19).
Das Leben ist oft schwer. Es gibt Prüfungen, Enttäuschungen, Herausforderungen, Krankheit, Arbeitslosigkeit, auch für die Heiligen. All das muß man ergeben und geduldig ertragen, denn oft sind solche Prüfungen ein Beweis dafür, daß die Hand des Herrn uns darauf vorbereitet, daß wir einmal würdig sind, bei ihm zu leben. Christus nachgeben heißt, ihn und seine Lehren an die erste Stelle zu setzen. Die völlige Unterordnung unseres Willens unter den seinen ist eins der schwersten Hindernisse, die wir auf dem Weg zum ewigen Leben zu überwinden haben. Den Lohn für solche Unterwerfung schildert Präsident Ezra Taft Benson sehr schön:
„Jemand, der sein Leben Gott übergibt, macht die Erfahrung, daß Gott sehr viel mehr aus seinem Leben machen kann als er selbst. Er schenkt ihm innigere Freude, erweitert seinen Horizont, belebt seinen Verstand, stärkt ihm die Muskeln, baut ihn geistig auf, schenkt ihm überreichen Segen und neue Möglichkeiten, tröstet ihn, erweckt ihm Freunde und gießt Frieden über ihn aus.” (The Teachings of Ezra Taft Benson, Sah Lake City, 1988, Seite 361.)
Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin sind wichtige Tugenden, die man sich aneignen muß, wenn man zu Christus kommen will. Wenn ich als Jugendlicher zu einer Aktivität gegangen bin, haben meine Eltern immer gesagt: „Vergiß nicht, wer du bist.” Kommt Ihnen das bekannt vor? Dieser kurze Satz hat mich immer daran erinnert, daß meine Eltern mir vertrauten, daß meine Großeltern, die mich liebten, meine Onkel, Tanten und Priestertumsführer, denen ich wichtig war, gewisse Erwartungen in mich setzten. Er hat mich daran erinnert, daß ich meinen jüngeren Geschwistern ein Vorbild sein mußte.
Der himmlische Vater richtet eine ähnliche Aufforderung an uns. Er möchte, daß wir immer an ihn denken (siehe LuB 20:77,79) und daß wir allzeit und in allem, wo auch immer wir uns befinden mögen, als Zeugen für ihn auftreten (siehe Mosia 18:9).
Diese Aufforderungen sind bei Entscheidungen ein einfaches, aber sehr wirksames Hilfsmittel, das uns helfen kann, die nötige Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin zu entwickeln.
Jeder Gedanke, jede Tätigkeit, die mit dem Namen, dem Leben und den Lehren Jesu Christi vereinbar sind, sind annehmbar. Jedes Verhalten, das mit seinem Namen, seinem Leben und seinen Lehren nicht vereinbar ist, ist nicht annehmbar und ist zu meiden.
Der Prozeß der Vervollkommnung erfordert von uns, daß wir besondere Unterweisung erhalten, heilige Bündnisse eingehen und die höchsten Verordnungen des Priestertums empfangen. Diese Segnungen erhalten wir nur in einem Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Wer zu Christus kommen will, muß auch zu seinem Tempel kommen.
Ich bete, daß wir alle über unser Leben nachdenken und uns überlegen, wo wir in dem Prozeß stehen, durch den wir zu Christus kommen und in ihm vollkommen werden. Das Buch Mormon verheißt, daß wir, wenn wir zu Christus kommen und ihm unsere ganze Seele als Opfer darbringen und mit Fasten und Beten fortfahren und bis ans Ende ausharren, errettet werden (siehe Omni 1:26).
Wenn Sie die Einladung, zu ihm zu kommen, noch nicht angenommen haben, dann tun Sie das doch bitte jetzt. Die Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind darauf vorbereitet und möchten Sie gern in der Lehre Christi unterweisen. Sie haben die rechtmäßige Vollmacht, taufen auf die rechtmäßige Weise und verwenden das vorgeschriebene Gebet.
Wenn Sie schon einmal den Prozeß begonnen haben, zu Christus zu kommen, sich dann aber verirrt oder einen Umweg genommen haben, so verzweifeln Sie nicht; fangen Sie noch einmal an. Kommen Sie zurück, kommen Sie jetzt zurück! Kommen Sie zu Christus, und erfreuen Sie sich an der „Frucht des Geistes”, nämlich „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung”, und beginnen Sie, „aus dem Geist zu leben” (siehe Galater 5:22,23,25), und „jede gute Gabe festzuhalten” (siehe Moroni 10:30).
Ich bezeuge, daß er lebt, daß er das Licht und das Leben der Welt ist, daß er unser Erretter und Erlöser ist, und das tue ich im Namen Jesu Christi. Amen.