Christen dem Glauben und dem Handeln nach
Durch unseren Gehorsam, der einer tiefen Liebe zu Gott entspringt, kommen wir ganz zu Christus und können durch seine Gnade und mittels des Sühnopfers zur Vollkommenheit geführt werden.
Meine lieben Brüder und Schwestern, ich freue mich, daß ich heute nachmittag zu Ihnen sprechen kann, und ich bete, der Geist, der in dieser Konferenz bisher mit uns war, möge auch jetzt mit uns sein.
Manche Menschen nehmen fälschlicherweise an, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und ihre Mitglieder seien keine Christen. Es fällt schwer zu begreifen, wie jemand dieser Ansicht sein und sie weiterverbreiten kann, da sie doch alles andere als wahr ist. Präsident Gordon B. Hinckley hat die Mitglieder der Kirche als Menschen beschrieben, die „verbunden sind durch ihre Liebe zum Herrn, der der Sohn Gottes ist, der Erlöser der Welt. Wir sind ein Bundesvolk, das seinen heiligen Namen auf sich genommen hat.”1
Was wir glauben und tun, mag sich vom Glauben und Tun anderer unterscheiden, aber als gute Christen kritisieren wir andere Religionen und ihre Anhänger nicht. „Wir beanspruchen für uns das Recht, Gott den Allmächtigen zu verehren, wie es uns das Gewissen gebietet, und wir gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.” 2
Ein Christ ist jemand, der sich zum Glauben an Jesus als den Messias bekennt oder einer Religion angehört, die auf dem Leben und den Lehren Jesu beruht, aber auch jemand, der nach den Lehren Jesu lebt. Ein Christ zeichnet sich also durch zwei Eigenschaften aus: erstens bekennt er sich zum Glauben an den Erretter, und zweitens handelt er im Einklang mit den Lehren des Erretters. Auf die glaubenstreuen Mitglieder der Kirche, auch Heilige oder Heilige der Letzten Tage genannt, treffen eindeutig beide Eigenschaften zu. Im Glauben und im Verhalten zeigen wir, daß der Schlußstein unseres Glaubens „Christus Jesus selbst” ist.3
Unser Glaubensbekenntnis
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage trägt den Namen Christi. Er steht an der Spitze der Kirche und führt sie durch seine erwählten Propheten.
Wir glauben, daß der erste Grundsatz des Evangeliums „der Glaube an den Herrn Jesus Christus”4 ist. „Niemand kommt zum Vater außer durch [ihn].”5 Als seine Jünger schließen wir uns unerschrocken den deutlichen Worten des Petrus an, der von seinem Meister Zeugnis gab: „Du bist der Messias.”6 Das Zeugnis des Heiligen Geistes, das uns tief im Herzen brennt, drängt uns, dies in Demut und Dankbarkeit zu sagen. Wenn wir erklären, wie wir zu Jesus stehen, bezeugen wir voll Liebe und ganz einfach: „Du bist der Heilige Gottes.”7
Wir freuen uns daran, daß wir ganz sicher wissen: „Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.”8 Mit gehorsamem Herzen und gläubigem Blick „sehen wir, daß das Tor des Himmels allen offen ist, nämlich denen, die an den Namen Jesu Christi glauben, der der Sohn Gottes ist.”9
Wir verkünden, daß Jesus der erstgeborene Sohn des himmlischen Vaters im Geist und der einziggezeugte Sohn Gottes in der Sterblichkeit ist. Er ist ein Gott, einer jener drei, die die Gottheit bilden. In einer Ratsversammlung im Himmel, in der wir alle anwesend waren, hat er den großen Plan des Glücklichseins angenommen, den unser Vater für seine Kinder aufgestellt hatte. Er wurde vom Vater auserwählt, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Er führte die Mächte des Guten gegen den Satan und dessen Anhänger und focht einen Kampf um die Menschenseelen aus, der schon begann, bevor diese Welt geformt worden war, und der sich auch heute noch fortsetzt. Heute wie damals stehen wir auf der Seite Jesu.
Das Sühnopfer Jesu Christi, aus reiner Liebe vollbracht, hat die Wirkung des Falls aufgehoben und für die gesamte Menschheit den Weg bereitet, so daß alle in die Gegenwart Gottes zurückkehren können. Zum Sühnopfer gehört es auch, daß der Erretter den physischen Tod besiegt und durch die Auferstehung für jedes Kind Gottes die Unsterblichkeit zustandegebracht hat. Er besiegte auch den geistigen Tod und ermöglichte ewiges Leben - das Leben, das Gott führt und das die größte von allen Gaben Gottes ist. Das vollbrachte er, indem er für die Sünden der gesamten Menschheit litt.
Auf Weisung seines Vaters erschuf Jesus diese Welt und viele andere Welten. Er kam als der Sohn Gottes, des ewigen Vaters, und der sterblichen Jungfrau Maria zur Erde. Er lebte ein Leben ohne Sünde. Er hat die Menschen dieser Welt mehr beeinflußt als jeder andere, der je gelebt hat und leben wird. Es „steht dieser Mensch unter Menschen einsam und allein an vorderster Stelle - eine Persönlichkeit, die den Fortschritt der Welt lenkt.”10 Er wurde gekreuzigt, stand von den Toten auf und stieg zu seinem Vater in den Himmel auf. Nach seiner Auferstehung diente er den Bewohnern des amerikanischen Kontinents.
Nach dem allgemeinen Abfall vom Glauben leitete er die Wiederherstellung des Evangeliums ein, als er mit seinem Vater an einem Frühlingstag des Jahres 1820 dem jungen Joseph Smith erschien. Auf seine Weisung wurde am 6. April 1830 seine wiederhergestellte Kirche gegründet.
Er wird in Herrlichkeit wiederkommen, um tausend Jahre lang in Rechtschaffenheit zu regieren, und danach wird er das Reich seinem Vater übergeben.11
Unser Glaube und unsere Überzeugung vom göttlichen Wesen und der göttlichen Mission des Herrn Jesus Christus stützen sich auf die heiligen Schriften und die kontinuierliche Offenbarung, die an die Propheten der Letzten Tage ergeht.
„Wir glauben, daß die Bibel … das Wort Gottes ist.”12 Wir freuen uns an der Erkenntnis vom Herrn, die im Alten und im Neuen Testament zu finden ist. Wir wissen, daß Jahwe, der Gott des Alten Testaments, und der Jesus des Neuen Testaments ein und derselbe sind. Wir sind dankbar, daß dieser heilige Bericht, der vom Wirken des Herrn bei den Menschen im alten Israel und von seinem Wirken in der Sterblichkeit Kunde gibt, erhalten geblieben und uns überliefert worden ist, denn dadurch wird unser Sinn erleuchtet und unser Geist gestärkt. Unser Glaube daran, daß die Bibel, „soweit richtig üxbersetzt”,13 das Wort Gottes ist, wird auch dadurch nicht geschmälert, daß der Bericht nur bruchstückhaft erhalten ist und sich darin Fehler finden, die auf das viele Abschreiben, Übersetzen und Auslegen zurückzuführen sind. Wir lesen die Bibel, wir studieren sie, wir lehren und predigen daraus und bemühen uns, den ewigen Wahrheiten gemäß zu leben, die darin enthalten sind. Wir lieben diese heilige Schrift.
„Wir glauben auch, daß das Buch Mormon das Wort Gottes ist.”14 Das Buch Mormon ist ein weiterer Zeuge für Jesus Christus, es wurde „geschrieben auf ein Gebot hin und auch durch den Geist der Prophezeiung und Offenbarung. … Auch sollen [alle Menschen] davon überzeugt werden, daß Jesus der Christus ist, der ewige Gott, der sich allen Nationen kundtut.”15 Gott hat das Buch Mormon als weiteren Zeugen hervorgebracht, um damit das Zeugnis der Bibel vom Erretter zu erhärten und zu bestätigen. Das Buch Mormon ist kein Ersatz für die Bibel. Es fügt unserem Wissen vom Erretter etwas hinzu, es erweitert, erklärt und verdeutlicht. Dieser weitere Zeuge müßte doch für alle Christen ein Grund sein, sich zu freuen.
Wir laden unsere Freunde, die nicht unserem Glauben angehören, ein, das Buch Mormon zu lesen und mit viel Beten darüber nachzusinnen. Wir geben ihnen diese Verheißung aus den heiligen Schriften: „Und nun, meine geliebten Brüder … und all ihr Enden der Erde: Hört auf diese Worte und glaubt an Christus; und wenn ihr schon nicht diesen Worten glaubt, so glaubt doch an Christus! Und wenn ihr an Christus glaubt, so werdet ihr diesen Worten glauben, denn es sind die Worte von Christus, und er hat sie mir gegeben; und sie lehren alle Menschen, das Gute zu tun.”16
Die Heiligen der Letzten Tage glauben „alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; und wir glauben, daß er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, was das Reich Gottes betrifft.”17 Wir fühlen uns gesegnet, weil wir wissen, daß Gott zu allen Zeiten durch lebende Propheten zu seinen Kindern spricht.18
Gott hat Joseph Smith, den Propheten der Wiederherstellung, berufen, vorbereitet und bestätigt. Ein Prophet hat keinen anderen Auftrag, keine andere Berufung, als Gott zu dienen. Präsident Gordon B. Hinckley sagt über seine heilige Verantwortung und Berufung: „Mein einziger Wunsch ist es, das zu tun, was der Herr von mir erwartet. Ich bin sein Diener, der dazu berufen ist, seinem Volk zu dienen. Dies ist seine Kirche. Wir sind nur Treuhänder dessen, was ihm gehört.”19
Auch im Buch Lehre und Bündnisse sind Offenbarungen enthalten, „aus denen die sanfte und doch feste Stimme des Herrn Jesus Christus zu vernehmen ist, der in der Evangeliumszeit der Fülle erneut spricht …, wodurch die Worte aller heiligen Propheten seit Anbeginn der Welt erfüllt und bestätigt werden.”20
Dieses Buch mit Offenbarungen ist „für die Menschheit von großem Wert und kostbarer als alle Reichtümer der ganzen Erde”, denn darin wird „Zeugnis gegeben von Jesus Christus, von seiner Göttlichkeit, seiner Majestät, seiner Vollkommenheit, seiner Liebe und seiner erlösenden Macht”.21
Die Köstliche Perle vermittelt die Erkenntnis, daß Jesus Christus in jeder Evangeliumszeit im Mittelpunkt steht von Adam bis Joseph Smith und weiter bis Präsident Gordon B. Hinckley.
Unsere Lebensweise
Ich möchte nochmals wiederholen: Ein Christ ist per definitionem jemand, der sich nicht nur zum Glauben an den Erretter bekennt, sondern auch gemäß den Lehren und Geboten Jesu Christi lebt und danach handelt. Der Herr hat gesagt: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.”22 Außerdem hat Jesus gesagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.”23 Er hat uns geboten, unser Leben nach seinem Leben auszurichten.24 Ein wahrer Jünger des Herrn darf nicht nur bloß das Wort hören, „sondern handelt danach”.25
Unser Glaube an den Herrn bringt uns zum zweiten Grundsatz des Evangeliums: zur Umkehr.26 Wir entwickeln den Wunsch, uns zu reinigen und zu heiligen, damit wir würdig sind, in die Gegenwart Gottes zurückzukehren. Wir erfahren vom großen Plan des Glücklichseins, den unser Vater für seine Kinder aufgestellt hat, und wir trachten danach, mit Frieden und Freude gesegnet zu sein, was unwiderruflich darauf bedingt ist, daß wir den Gesetzen Gottes gehorchen.27 Durch die wunderbare Macht des Sühnopfers Jesu Christi - eine Macht, die in unserem Leben durch Gehorsam zu seinen Geboten
zum Tragen kommt - können wir von unseren Sünden reingewaschen werden. Seine grenzenlose Barmherzigkeit kann den „Forderungen der Gerechtigkeit”28 Genüge tun - für jeden, der umkehrt. Eine der großen Wahrheiten, die durch neuzeitliche Offenbarung wieder auf der Erde zu finden ist, ist die, daß das Sühnopfer Jesu Christi allumfassend ist! Die errettende Macht des Evangeliums erstreckt sich auf alle Generationen der Zeit und auf alle Nationen, Geschlechter, Sprachen und Völker. Wer demütig umkehrt, bringt dem Herrn ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist als Opfer dar, und das ist es, was der Herr von uns fordert, bevor wir uns taufen lassen können.29
Unser Glaube an den Herrn bringt uns zum dritten Grundsatz des Evangeliums: zur „Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung”.30 Der Erretter hat geboten, daß wir alle von neuem geboren werden müssen: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.”31 Für die Heiligen der Letzten Tage ist die Taufe eine unumgängliche errettende Verordnung, die von allen Menschen vollzogen werden muß. Durch die Taufe geloben wir dem Herrn, seinen Namen auf uns zu nehmen und diesem Namen Ehre zu machen, indem wir seine Gebote halten. Er wiederum verheißt uns die Gegenwart seines Geistes, der uns leitet, uns Kraft spendet, uns erleuchtet und uns tröstet. Der vierte Grundsatz des Evangeliums ist „das Händeauflegen zur Gabe des Heiligen Geistes”.32
Da wir seinen Namen auf uns nehmen, sind wir doch bestimmt Christen, denn wir tragen ja den Namen Christi. Jede Woche nehmen wir das Abendmahl, Brot und Wasser, zum Andenken an ihn. Wir erneuern damit unseren Bund, daß wir „willens sind, den Namen [des] Sohnes auf uns zu nehmen und immer an ihn zu denken und seine Gebote, die er [uns] gegeben hat, zu halten”.33
Durch den Glauben an den Herrn, die Umkehr, die Taufe und das Empfangen der Gabe des Heiligen Geistes werden wir von neuem geboren. Wir erfahren „eine mächtige Wandlung”34 im Herzen und werden „im inneren Menschen belebt”.35 Wenn wir glaubenstreu und gehorsam sind, führt diese mächtige Wandlung dazu, daß wir „keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern ständig Gutes zu tun”.36
Wenn wir Gottes Gebote halten, verzichten wir auf alles, was ungöttlich ist. Durch unseren Gehorsam, der der tiefen Liebe zu Gott entspringt, kommen wir ganz zu Christus und können durch seine Gnade und dank dem Sühnopfer zur Vollkommenheit geführt werden.37
Die Heiligen der Letzten Tage geloben, die Gebote des Herrn zu halten. Auch wenn uns das nicht immer ganz gelingt, so sind wir doch von dem Wunsch beseelt, uns ernsthaft zu bemühen, gehorsam zu sein. Wir befolgen die Lehren des Erretters. Wir versuchen immer, die zweite Meile zu gehen, zu fasten, auch für unsere Feinde zu beten, uns der Armen anzunehmen und ungesehen von anderen in Liebe zu dienen. Wir versuchen, dem Beispiel zu folgen, das uns im Gleichnis vom barmherzigen Samariter gegeben wurde. Wir fluchen nicht. Wir nörgeln nicht herum, wir heiligen den Sabbat, und wir bemühen uns, mit unserem Nächsten in Frieden zu leben. Geduldig und vergebungsbereit versuchen wir, die andere Wange hinzuhalten, denn wir wissen, daß wir entsprechend dem gerichtet werden, wie wir andere richten. Uns ist klar, welche Gefahren Materialismus und Schulden in sich bergen. Wir bemühen uns, das Reich Gottes und seine Rechtschaffenheit in unserem Leben an die erste Stelle zu setzen, denn wir wissen, daß unser Herz dort ist, wo unser Schatz ist. Wir wissen, daß das Tor eng und der Weg schmal ist, daher arbeiten wir daran, Selbstdisziplin zu entwickeln, um dem Herrn nachzufolgen.
Wir lieben unseren Nächsten. Wir trachten danach, anderen mit Höflichkeit und Achtung zu begegnen, sie so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch daheim in der Familie. Wir bemühen uns um Anteilnahme und um Höflichkeit bei allem, was wir tun, selbst dann, wenn wir gerade im Stau stecken. Wir wissen, „aus etwas Kleinem geht das Große hervor”.38 Und weil wir uns an dem, was wir wissen, und an der Art, wie wir leben, freuen, lassen wir auch gern andere am Evangelium teilhaben.
Bestehen da noch Zweifel, daß die Heiligen der Letzten Tage sich zu einem tiefverwurzelten Glauben an Jesus Christus bekennen und einer Religion angehören, die auf dem Leben und den Lehren des Erretters basiert? Er ist ja ohne Frage „der Urheber und Vollender des Glaubens”.39 Präsident Hinckley hat eindrucksvoll von unserem Erlöser Zeugnis gegeben, als er sagte: „Alle Menschen überragend steht da Jesus Christus, der König der Herrlichkeit, der makellose Messias, der Herr Immanuel. … Er ist unser König, unser Herr, unser Meister, der lebendige Christus, der zur Rechten des Vaters steht. Er lebt! Er lebt, strahlend und wunderbar, der lebendige Sohn des lebendigen Gottes.”40
Ich füge mein Zeugnis den Zeugnissen hinzu, die Sie schon gehört haben. Jesus ist der Messias, der Sohn Gottes, der Erretter und Erlöser aller Menschen, unser Mittler beim Vater, unser vollkommenes Vorbild. Ich liebe ihn und diene ihm und bin nur bemüht, seinen Willen zu tun. Gott lebt, und er liebt seine Kinder. Das Evangelium Jesu Christi ist durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellt worden. Präsident Gordon B. Hinckley ist heute der erwählte Prophet des Herrn. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi, amen.