1990–1999
Heutige Pioniere
April 1997


Heutige Pioniere

Wir müssen genug Glauben aufbringen, uns von dem abzuwenden, was uns vernichtet. … Wir müssen jeden Schritt im Glauben gehen.

Ich bekunde heute Abend diesen drei jungen Pionieren und euch allen - den Pionieren dieser Generation - meine Hochachtung. Ihr Pioniere müßt genauso jeden Schritt im Glauben gehen wie die Pioniere der Vergangenheit, von denen wir gehört haben. Ich bin so stolz auf euch, wenn ich sehe, wie die Jungen Damen durch ihren Mut und ihre Rechtschaffenheit vorangehen. Euer Glaube an den Herrn hilft mit, andere zu stärken, die in euch ein Vorbild sehen.

Der Apostel Paulus hat einem Jugendlichen seiner Zeit geraten, Pionier zu sein. Er hat gesagt: „Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen. Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.” (l Timotheus 4:12.) Das ist das Motto meiner Ausführungen für den heutigen Abend.

Ob ihr ein Bienenkorbmädchen, ein Rosenmädchen oder ein Lorbeermädchen seid, ihr könnt anderen ein Vorbild sein ihr könnt den Gläubigen ein Vorbild sein. Die Verpflichtung, die Gebote zu halten, ist in jeder Generation die gleiche.

Ihr Mädchen habt oft genauso schwere Kämpfe zu bestehen wie die Pioniere von früher. Ein Mädchen hat geschrieben: „Man hört immer, wie die Menschen heute sagen, sie wüßten nicht, wie die Pioniere all ihre Mühsal ertragen konnten, aber ich bin sicher, daß manche, die jetzt im Himmel sind, über uns heute das gleiche sagen.”

Den Mut, im Glauben voranzugehen, brauchen wir heute wie nie zuvor. Für viele von euch bestand der erste Schritt im Glauben in der Taufe. LeeAnn war fünfzehn Jahre alt, als sie das Buch Mormon las und über das Evangelium betete und ein Zeugnis davon erlangte. Sie wollte sich der Kirche anschließen, aber ihre Mutter sagte nein. LeeAnn und die Missionare fasteten und beteten. Noch am selben Tag gab ihre Mutter die Einwilligung zur Taufe, und LeeAnn ließ sich taufen. Als ihre Freundinnen davon erfuhren, lachten sie sie aus und wandten sich von ihr ab. Sogar die Rektorin der kirchlichen Schule, die sie besuchte, rief sie zu sich und erklärte ihr, sie begehe einen törichten Fehler. Aber sie blieb dem Herrn treu. Sie hatte die ewige Perspektive vor Augen, und schließlich wurde sie damit gesegnet, daß sie im Tempel einen rechtschaffenen jungen Mann heiratete. Ihre Mutter ließ sich später auch taufen.

Auch Kara wurde in ihrer Familie zum Pionier. Sie kam aus einer Familie, die nie die Versammlungen der Kirche besuchte. Ihr achter Geburtstag verging, ohne daß sie getauft wurde. Aber mit demselben Mut, wie die glaubenstreuen Pioniere ihn hatten, wandte sie sich, als sie zwölf Jahre alt wurde, an ihren Vater und fragte, ob sie sich taufen lassen könne. Er sagte ja. Jetzt hat sie im Tempel geheiratet und kann nun ihre Pionierskraft, ihre Redlichkeit und ihren Glauben an ihre Kinder weitergeben. Welch ein wundervolles Pioniersvermächtnis sie ihnen mitgibt!

So wie die frühen Pioniere Opfer gebracht haben, um zu den Rocky Mountains zu gelangen, so befinden sich auch die heutigen Pioniere - wie LeeAnn, Kara und ihr alle auf dem Weg zu einem Berg dem „Berg mit dem Haus des Herrn” (siehe Jesja 2:2). So hat der Prophet Jesaja über die Tempel der Letzten Tage gesprochen, in denen wir heilige Bündnisse mit dem himmlischen Vater schließen. Das ist das wichtigste Ziel, das wir hier auf der Erde haben. Wenn wir im Tempel mit dem himmlischen Vater heilige Bündnisse schließen, verheißt er uns, daß wir einmal wieder bei ihm leben können. Wenn ihr euch vornehmt, in den Tempel zu gehen, und euch darauf vorbereitet, kann euer Beispiel euch zum Pionier für eure Freunde und ebenso für eure Familie machen.

Ein wichtiger Schritt im Glauben für euch als Pionier besteht darin, daß ihr der Versuchung widersteht, mit der Menge zu gehen - auf Wegen, die euch in die Irre führen. Ein heutiger Pionier hält auch andere dazu an, auf dem Weg zu bleiben. Wenn ihr in Rechtschaffenheit vorangeht, folgen andere euch nach.

Ein Mädchen namens Allison hat uns von einer Freundin erzählt, die ihr ein Vorbild ist, weil sie sich dazu entschlossen hat, nicht zu tratschen. Sie hat auch ihre anderen Freundinnen dazu angehalten, das nicht mehr zu tun. Sie haben auf sie gehört, und jetzt tratschen Allison und ihre Freundinnen nicht mehr.

Als Rachel Teenager wurde, fingen ihre Freunde an, immer mehr zu fluchen. Sie wußte, daß das falsch war. Rachel hatte den Mut, sich gegen das zu stellen, was die anderen taten, und sie entschloß sich, nicht zu fluchen. Durch ihr Beispiel war sie ein heutiger Pionier.

Danielle ist Klassenpräsidentin der Bienenkorbmädchen und bemüht sich, den Mädchen in ihrer Klasse ein Vorbild zu sein, indem sie alle Versammlungen besucht. Sie wohnt in einer Gegend, wo Drogen und Gewalt ein großes Problem darstellen. „Ich habe mich entschlossen, mich nicht mit solchen Menschen einzulassen”, schrieb sie. „Ich will mein Leben nicht ruinieren. Ich habe mich entschlossen, die Gebote zu halten und dem himmlischen Vater zu folgen, indem ich das tue, was richtig ist, und auf seinen Wegen gehe.”

Melinda, ein anderes Mädchen, war etwa vierzehn Jahre alt, als ein paar Jungen ihr und ihrer Freundin in einem Einkaufszentrum Alkohol anboten. Melinda wußte nicht, was sie tun sollte, aber ihre beste Freundin erklärte den Jungen, sie und Melinda tränken nicht. Die Jungen machten sich über sie lustig, aber das machte nichts. Melinda sagte: „[Meine Freundin] geht anderen voran. … so wie ein Pionier. … Die Pioniere der Letzten Tage sorgen dafür, daß ich auf dem rechten Weg zum celestialen Reich bleibe, und ich bin so dankbar für sie.”

So viele von euch Mädchen sind ein großartiges Vorbild. Ich weiß von einer Gruppe von Mädchen, die sich vorgenommen haben, sich beim Mittagessen in der Schule immer zu einem Mädchen zu setzen, das allein sitzt, und zu diesem Mädchen freundlich zu sein. Manche von euch leben in einer schwierigen familiären Situation, aber ihr bleibt im Evangelium stark. Manche von euch sind die einzigen in eurer Familie, die in der Kirche aktiv sind. Ein Mädchen in einer großen Stadt muß dreimal in einen anderen Bus umsteigen, um allein zur Abendmahlsversammlung zu kommen.

Der Herr liebt euch um eurer Stärke und eures Mutes willen. Er ist immer für euch da. Ihr seid niemals allein. Für den Fall, daß wir uns bemühen, rechtschaffen zu leben und ihm zu dienen, hat er uns verheißen: „Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel rings um euch, um euch zu stützen.” (LuB 84:88.)

Wir haben ein paar von euch Mädchen gebeten, uns von den edlen Eigenschaften der Pioniere in eurem Umfeld zu berichten, und es überrascht nicht, daß ihr häufig Mitglieder eurer Familie beschrieben habt - Mutter oder Vater, Großmutter oder Großvater, eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder. Ihr betrachtet häufig auch eure Führer als Pioniere, ob es sich um eure Beraterin, eure Zeltlagerleiterin oder euren Bischof handelt.

Ein Mädchen hat gesagt: „Ich bin dankbar für meine Mutter. Auch sie ist ein Pionier. Sie hat mit der Tradition des Alkoholismus in ihrer Familie gebrochen. Sie hat sich mit fünfzehn Jahren der Kirche angeschlossen, als sie den Sommer bei Verwandten verbrachte, die Mitglieder der Kirche waren. Sie hat sich in der Schule angestrengt und sich eine Selbstverpflichtung angeeignet, die ihrer Familie die Segnungen des Lebens nach dem Evangelium verschafft hat.

Unsere Priestertumsführer, die heute abend hier auf dem Podium sitzen, sind Väter und Großväter. Ihre Kinder und Enkelkinder betrachten sie gewiß als Pioniere. Ein Mädchen namens Tarynn hat uns berichtet, ihr Großvater sei der Pionier in ihrem Leben gewesen. Sein Leben war schwer, und er hatte viele Prüfungen und Bedrängnisse, aber so schwer das alles auch war, er blieb dem Glauben immer treu. Ein Pionier, so sagt sie, ist jemand, der einen anderen positiv beeinflußt.

Wir sind sehr dankbar, daß wir heute Abend ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft, nämlich Präsident Thomas S. Monson, hören dürfen. Er ist ein großer Pionier unserer Zeit, der schon viele Menschen positiv beeinflußt hat. Als ich als JD-Präsidentin berufen wurde, hat Präsident Monson gesagt: „Sagen Sie den Mädchen, daß sie die Gebote halten sollen, damit sie alle Segnungen erhalten können, die der himmlische Vater ihnen so gern schenken möchte.” Die Worte unserer Propheten können uns helfen, darauf zu achten, daß wir auf dem sicheren Weg bleiben.

Ein Mädchen hat gesagt: „Mein Bruder hat beschlossen, den Rat des Propheten zu befolgen, sich nicht zu früh mit einem einzigen Mädchen anzufreunden.” Er wußte darum, daß viele Jugendliche in einer Atmosphäre leben, wo man den Eindruck hat, daß nur noch Pärchen da sind. Sie schrieb weiter: „Er war sehr kreativ und immer darauf bedacht, hohe Grundsätze zu wahren und sich nur in guter Gesellschaft aufzuhalten. Das mag zwar wie eine Kleinigkeit aussehen, aber es hat mich beeindruckt und mir geholfen, das gleiche zu tun, als ich anfing, mit Jungen auszugehen. Wenn man sich für Rechtschaffenheit einsetzt, ist man für jemand anderen ein Held.”

Es wird in diesem Jahr viele Gelegenheiten geben, an die Pioniere der Vergangenheit zu denken, und wir alle - die Pioniere von heute - müssen den gleichen Charakter und die gleiche Entschlußkraft haben. Wir müssen genug Glauben aufbringen, uns von dem abzuwenden, was uns vernichtet oder von unserem Ziel abbringt. Wir alle müssen jeden Schritt im Glauben gehen. Wir müssen auf die Worte unserer Propheten hören und den Herrn lieben und seine Gebote halten.

Ein Mädchen namens Stephanie hat begriffen, was es bedeutet, in ewiger Hinsicht ein Pionier zu sein. Sie sagt: „Wie die Pioniere, die über die Prärie zogen und schließlich in den Bergen ihr Zion fanden, werde ich, wenn ich rechtschaffen lebe, letztlich an meinem Ziel ankommen, nämlich bei Jesus Christus und dem himmlischen Vater zu leben. Es wird nicht leicht sein, aber ich weiß, daß ich es schaffen kann und werde.”

Ihr jungen Schwestern könnt es schaffen. Der himmlische Vater möchte, daß ihr es schafft. Euer Glaube und Mut und eure Entschlossenheit werden euch zum „Berg mit dem Haus des Herrn” - zum heiligen Tempel - bringen, wenn ihr euch darauf vorbereitet, die heiligen Bündnisse einzugehen und zu halten, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen und die Segnungen der Erhöhung zu erlangen. Die Schritte, die ihr im Glauben geht, werden künftigen Generationen zum Segen gereichen. Durch euch werden eure Kinder und Enkelkinder die Segnungen erlangen, die der Herr denen verheißen hat, die ihm nachfolgen. Wenn ihr diejenigen, auf die ihr Einfluß ausübt, bloß sehen könntet - nämlich nicht nur eure Freunde, sondern auch eure Kinder und deren Kinder!

Ich glaube fest an euch Mädchen. Ich sehe, wie ihr darum ringt, eure Schwierigkeiten zu überwinden. Ich sehe, wie so viele von euch rechtschaffen leben und mutig unsere Werte hochhalten. Ihr haltet an den JD-Idealen fest und zeigt anderen den Weg, den sie gehen sollen, und helft einander, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Ihr seid wahrhaftig die Pioniere dieser Generation. Ich liebe euch alle so sehr! Und ich weiß, wie sehr der himmlische Vater euch liebt.

Als ich vor vielen Jahren an einem JD-Zeltlager teilgenommen habe, bin ich an einem Morgen früh mit den Mädchen und ihren Führerinnen in einem Wald zusammengekommen, den sie als ihren heiligen Wald bezeichneten. Ich schaute ihnen ins Gesicht, und mir wurde klar, daß ich einen wundervollen Segen erhalten hatte, der mich nie verlassen hat. Ich kann das göttliche Wesen sehen. Ich schaue euch ins Gesicht und sehe, was der himmlische Vater sieht - eure gottgegebenen Möglichkeiten. Seid den Gläubigen ein Vorbild. Tretet als Zeugen Gottes auf und geht im Glauben vorwärts.

Hört noch einmal die Worte des Apostels Paulus, der zu euch jungen Menschen gesagt hat: „Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen. Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.” (l Timotheus 4:12.) Mögen wir, die Pioniere dieser Generation, im Glauben fest auf dem Weg zum ewigen Leben bleiben. Das erflehe ich im Namen Jesu Christi. Amen.