1990–1999
Im Namen Jesu Christi zum Vater beten
April 1997


Im Namen Jesu Christi zum Vater beten

Wenn wir diese heiligen Worte, „im Namen Jesu Christi”, benutzen, … stehen wir auf heiligem Boden.

Als unser Meister, der Herr Jesus Christus, mit seinen Jüngern am See von Galiläa war, lehrte er sie, wie sie beten sollten. Dieses Gebet, das wir das Vaterunser nennen, ist es wert, daß wir uns gründlich damit befassen (siehe Matthäus 6:9-13; 3 Nephi 13:9-13).

Der Herr riet oder vielleicht gebot er sogar: „So sollt ihr beten/’ (Matthäus 6:9.) Konzentrieren Sie jetzt Ihren Sinn und Ihr Herz darauf, wie er dieses wundervolle Gebet begonnen hat. „So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel.” (Vers 9.) Welch ein erstaunlicher Augenblick das war. Welche Offenbarung! „Unser Vater”, sagte er, „unser Vater”.

Ach, er hätte noch so viele andere Möglichkeiten gehabt, das Gebet zu beginnen: „O mächtiger Schöpfer des Himmels und der Erde, O mächtiger Gott, der allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist.” Diese Anreden enthalten erhabene, wahre Aussagen. In einem einzigen Wort „Vater” lehrte er so vieles, was wir wissen müssen, ja, wonach wir uns sehnen. Gott ist unser Vater. Und wir sind seine Kinder.

Die Propheten Gottes verkünden: „Alle Menschen - Mann und Frau - sind als Abbild Gottes erschaffen. Jeder Mensch

ist ein geliebter Geistsohn beziehungsweise eine geliebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung.” („Die Familie, eine Proklamation an die Welt”, Der Stern, Januar 1996,93.)

So, wie ein Kind eine befriedigende Beziehung zu seinem leiblichen Vater hat, in der es sich geborgen fühlt, kann es auch zu seinem himmlischen Vater stehen. Das Kind spürt, daß es ein Kind Gottes ist und daß Gott sein Vater ist. Das kommt uns normal und richtig vor, weil es richtig ist. Wir verkünden: „Im vorirdischen Dasein kannten und verehrten die Geistsöhne und - töchter ihren ewigen Vater.” (Der Stern, Januar 1996, 93.) Sie kannten ihn damals. Sie kennen ihn jetzt auf natürliche und intuitive Weise. Wie entsetzlich traurig es doch ist, wenn ein unschuldiges Kind so mißhandelt wird, daß es ihm schwerfällt, den himmlischen Vater zu suchen und ihm zu vertrauen.

Vor einigen Jahren liehen uns gute Freunde ihre Hütte in Island Park in Idaho. Als wir an der Hütte ankamen, stellten wir fest, daß wir einen falschen Schlüssel bekommen hatten. Er paßte einfach nicht. Wir versuchten, ein Fenster oder eine Tür zu öffnen, aber es gelang nicht.

Plötzlich rief unser Sohn Steven, der damals etwa sieben Jahre alt war, uns zu, er habe die Haustür aufbekommen. Tatsächlich stand Steven mit einem triumphierenden Lächeln in der offenen Tür. Ich war begeistert und überrascht und fragte ihn, wie er das geschafft habe.

Er antwortete herrlich spontan und kindlich: „Ich habe den Kopf gesenkt und gebetet. Als ich wieder aufschaute, sah ich den großen Stein neben der Stufe und dachte:, Da ist ein Schlüssel unter dem Stein.’ Und da war er auch.” Das Gebet des Kindes war erhört worden. Ich danke dem Herrn für die Mutter, die ihn gelehrt hat, im kritischen Augenblick den Schlüssel zu finden.

Liebe Brüder, Schwestern und Freunde, ich gebe Ihnen feierlich Zeugnis, daß der Herr mit uns spricht. Er kann und will mit Ihnen in Verbindung sein. Verfallen Sie nie auf den schrecklichen Gedanken, daß er sich nicht um Sie sorgt, daß er Sie nicht kennt. Das ist eine satanische Lüge, die Sie vernichten soll.

Es ist gerade zwei Wochen her, daß ich aus unser Wohnung in Japan mit dem Computer per Email Briefe an einen Neffen in China, einen Sohn in Pocatello in Idaho und einen anderen Neffen in Longview in Washington schickte. Mittendrin geschah ein Wunder. Unser Schwiegersohn schickte uns aus Salt Lake City eine Botschaft, die sofort auf dem Bildschirm erschien. Er fragte nur: „Bist Du da?” Ich antwortete sofort: „Ich bin da.” So „sprachen” wir durch das Wunder Email miteinander.

Natürlich kann Gott sich mit uns in Verbindung setzen, und er tut es auch. Laut Lehre und Bündnisse, Abschnitt 88:6-13, geht ein Licht „von der Gegenwart Gottes aus und erfüllt die Unermeßlichkeit des Raumes”. Ein Licht, „das in allem ist, das allem Leben gibt, das das Gesetz ist, wodurch alles regiert wird, ja, die Kraft Gottes.” Dies Licht, das „euch Licht gibt, kommt durch ihn, der euch die Augen erleuchtet, und das ist dasselbe Licht, das euch das Verständnis belebt.”

Unser Vater hat ein vortreffliches Kommunikationssystem, durch das er Botschaften und Gefühle übermittelt. „Ja, siehe, ich werde es dir im Verstand und im Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der … in deinem Herzen wohnen wird … dies ist der Geist der Offenbarung.” (LuB 8:2,3.) Er kennt seine Schafe und setzt sich mit ihnen in Verbindung, und sie hören seine Stimme. (Johannes 10:14-16.)

Der Herr Jesus Christus lehrt uns beten. Er verheißt uns, daß wir auch Antworten erhalten. „Darum müßt ihr immer in meinem Namen zum Vater beten” (3 Nephi

18:19), verkündet er. „Betet in euren Familien immer in meinem Namen zum Vater, damit eure Frauen und Kinder gesegnet seien.” (3 Nephi 18:21.)

Bemerken Sie, wie er darauf besteht, „ihr [müßt] immer in meinem Namen zum Vater beten”. „Es wird kein anderer Name … gegeben, wodurch den Menschenkindern Errettung zuteil werden kann, als nur im und durch den Namen Christi, des Herrn, des Allmächtigen.” (Mosia 3:17.)

Den folgenden eindrucksvollen Bericht lesen wir im Buch Mose im ersten Kapitel. In Vers 3 verkündet der Herr: „Siehe, ich bin der Herr, der allmächtige Gott, und Endlos ist mein Name; denn ich bin ohne Anfang der Tage und ohne Ende der Jahre - und ist das nicht endlos?” Mose war bestimmt überwältigt. Stellen Sie sich vor, was für ein Gefühl er wohl bei den nächsten Worten hatte, die in Vers 4 stehen: „Und siehe, du bist mein Sohn” (Mose 1:4.) Dies ist der allmächtige Gott, und „Endlos ist sein Name”. Und dann sagt er zu Mose: „Du bist mein Sohn.” Was für ein Augenblick. Wenn der Herr Ihnen erscheinen würde, würde er dasselbe sagen.

Nachdem der Herr dem Mose erschienen war, kam der Satan und versuchte ihn. Er gebot ihm: „Mose, Menschensohn, bete mich an!” (Mose 1:12.) Mose schaute den Satan an und wies ihn zurecht: „Wer bist du? Denn siehe, ich bin ein Sohn Gottes, nach dem Ebenbild seines Einziggezeugten; und wo ist deine Herrlichkeit, daß ich dich anbeten sollte?” (Mose 1:13.)

Mose hatte etwas über sich selbst erfahren. Er war ein Sohn Gottes. Es ist so überaus wichtig, daß unsere Kinder an diese Wahrheit erinnert werden! Mose gebot dem Satan, ihn zu verlassen, aber vergeblich. Der Satan war wütend. Wieder gebot Mose ihm, sich zu entfernen, und der Satan schrie und tobte auf der Erde und ging nicht weg. (Siehe Mose 1:19.)

Da wurde Mose klar, daß es sich hier um eine größere Herausforderung handelte. Dies war keine gewöhnliche Person. Hier war jemand, der furchteinflößend, wütend und mächtig war. Mose wollte nichts damit zu tun haben und befahl kühn: „Weiche von mir, Satan, denn allein diesen Gott will ich anbeten, nämlich den Gott der Herrlichkeit. Und nun fing der Satan zu zittern an, und die Erde bebte.” (Mose 1:20,21.)

Hier war eine finstere und erbitterte Macht. Wie konnte Mose ihr widerstehen? In diesem kritischen Augenblick geschah es: „Mose empfing Kraft und rief Gott an, nämlich: Im Namen des Einziggezeugten, weiche von hier, Satan!” (Mose 1:21.) Jetzt rief er eine Macht an, die über seine Macht hinausging. Er schöpfte durch den Herrn Jesus Christus aus einer Quelle der Kraft und Vollmacht, der der Satan nicht trotzen konnte. „Und es begab sich: Der Satan schrie mit lauter Stimme - mit Weinen und Wehklagen und Zähneknirschen; und er wich hinweg, ja, aus der Gegenwart des Mose, so daß er ihn nicht mehr sah.” (Mose 1:22.)

Vor Jahren hat einer unserer Kollegen uns dieses rührende Erlebnis erzählt: Seine kleine Tochter Kim hatte gerade zählen gelernt. Sie konnte tatsächlich von eins bis zehn zählen. Sie waren so begeistert, daß sie Oma anriefen, damit sie Kim auch zählen hörte.

„Hallo, Oma. Möchtest du hören, wie ich zähle?” Dann fing sie an zu zählen: „Eins, zwei, drei”, bis zehn, „im Namen Jesu Christi, amen.” Vielleicht hat der Erretter gelächelt und sich gefreut, daß Kim von eins bis zehn zählen konnte.

Wenn wir diese heiligen Worte, „im Namen Jesu Christi”, benutzen, so ist das viel mehr als die Möglichkeit, mit dem Beten, einem Zeugnis oder einer Ansprache aufzuhören. Wir stehen auf heiligem Boden. Wir benutzen einen sehr erhabenen, höchst heiligen und höchst wunderbaren Namen - den Namen des Sohnes Gottes. Wir können nun durch seinen geliebten Sohn zum Vater kommen. Welche Kraft, welche Sicherheit, welchen Frieden erhalten wir, wenn wir wirklich in seinem Namen beten. Dieser Abschluß des Gebets kann auf mancherlei Art der wichtigste Teil des Gebets sein. Wir können den Vater durch seinen siegreichen Sohn mit der Zuversicht anrufen, daß unser Gebet gehört wird. Wir können bitten und erhalten, suchen und finden, anklopfen und danach die offene Tür finden.

Ich bezeuge Ihnen im heiligen Namen Jesu Christi, daß Gott unser Vater ist. Wir sind seine Kinder. Jesus Christus ist sein einziggezeugter Sohn im Fleisch. Er ist unser geliebter Erretter und Erlöser. Im Namen Jesu Christi. Amen.