Durch das Seminar gesegnet
Als ich 17 war, lud mich July, eine Freundin von mir, zum Seminar in ihrer Gemeinde in Lima ein. Weil ich mich gerade ein wenig für das Alte Testament interessierte, ging ich hin.
Die Tante meiner Freundin, Schwester Rosa de Arriaga, war die Seminarlehrerin. Sie begann den Unterricht jeden Tag damit, dass sie jemanden zum Beten aufforderte. Als ich regelmäßig weiter teilnahm, entwickelte ich nicht nur eine größere Liebe zu den heiligen Schriften, sondern lernte auch, wie man betet. Eines Tages bat Schwester Rosa mich dann, vor der Klasse das Gebet zu sprechen. Was ich da erlebte, war unglaublich. Mir begann das Herz zu brennen und ein Gefühl der Wärme durchströmte meinen Körper. Ich hätte vor Freude weinen können.
An einem Samstag entschied ich mich, ein Jugendtreffen zu besuchen. Ich lernte viele Jugendliche kennen und hatte viel Spaß bei der Veranstaltung. Als ich zu einer Versammlung später am Nachmittag in Jeans und Turnschuhen auftauchte, sah ich zu meiner Überraschung, dass die anderen Anzug und Krawatte trugen. Ich fühlte mich nicht wohl in meinem Aufzug, doch einer der Männer lächelte und gab mir ein Zeichen, dass ich hereinkommen solle. Was in der Versammlung gesagt wurde, schien mir alles sehr vertraut.
Danach besuchte ich Schwester Rosa zu Hause und erzählte ihr, was geschehen war. Ihr Sohn sagte mir mit einem Lächeln: „In dem Aufzug kannst du aber morgen nicht zur Sonntagsversammlung kommen.“
Am nächsten Tag trug ich, als ich zur Versammlung ging, zum ersten Mal in meinem Leben eine Krawatte. Ich war davon beeindruckt, wie geordnet die Versammlung ablief und wie freundlich die Leute zu mir waren. Wieder verspürte ich das warme Gefühl in meiner Brust und es hielt die ganze Versammlung über an. Als der Chor sang, war ich den Tränen nahe. Es war so ein wunderbares Gefühl, dass ich es für immer haben wollte.
Einen Monat nach meinem ersten Seminarbesuch begannen die Missionare, mich zu unterweisen, und am 28. April 1996 schloss ich mich durch die Taufe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Meine Mutter und meine Schwestern ließen sich sechs Monate später taufen und mein Vater folgte einen Monat später. Am 31. Januar 1998 ließ sich meine Familie im Lima-Tempel in Peru siegeln.
Später erfüllte ich eine Mission in der Peru-Mission Lima Nord. Nach meiner Mission unterrichtete ich drei Jahre lang an der Missionarsschule in Peru. Was mir früher so ungewohnt vorgekommen war, nämlich eine Krawatte zu tragen, war nun etwas Alltägliches für mich.
Ich werde meiner Freundin July und meiner Seminarlehrerin, Schwester Rosa, immer dankbar dafür sein, dass sie dazu beigetragen haben, dass diese Reihe von Segnungen mir und meiner Familie zuteil werden konnte.
Juan Miguel Aguirre Encarnación gehört zur Gemeinde Los Laureles im Pfahl Lima Chorillos, Peru.