Scout in Kapstadt setzt neuen Rekord
Er ist in der Geschichte Südafrikas erst der Dritte, dem die höchste Scout-Auszeichnung dreifach verliehen wird, aber er ist der Erste, der dazu auch die Auszeichnung Pflicht vor Gott erhält.
In welchem Land man auch lebt – die höchste Scout-Auszeichnung zu verdienen kostet große Mühe. Stellt euch also vor, wie viel Mühe es kostet, sich diese Auszeichnung gleich dreifach zu verdienen. Rocco du Plessis ist der erste Scout in der 26-jährigen Geschichte der Edgemead-Scouttruppe, der die höchste Auszeichnung erhält. Diese Auszeichnung dreifach zu verdienen ist also eine gewaltige Leistung.
Doch Rocco erwarb sich im letzten Jahr noch eine andere Auszeichnung, die ihm ebenso viel bedeutet. „Durch das Programm Pflicht vor Gott habe ich im Hinblick auf meine persönliche und geistige Entwicklung sogar noch mehr erreicht“, sagt er. „Dabei geht es näm- lich um meine Beziehung zum himmlischen Vater.“
„Das Scoutprogramm hier ist sehr anspruchsvoll“, erzählt Rocco, der zur Gemeinde Panorama im Pfahl Kapstadt gehört. Es ist schwer, die höchste Auszeichnung, den Springbock, zu verdienen. Natürlich helfen einem die Scoutführer dabei. Aber es ist trotzdem hart. „Wenn man sich nicht wirklich anstrengt und seinen Beitrag leistet, schafft man es nicht“, meint Rocco. Jede Auszeichnung im Scoutprogramm, das in Südafrika nicht von der Kirche durchgeführt wird, erfordert sehr viel Zeit, Planung und Anstrengung.
Was die Auszeichnung Pflicht vor Gott betrifft, sagt Rocco, war die Unterstützung seiner Eltern und der JM-Führer ausschlaggebend. „Sie wollen ja, dass man die Auszeichnung Pflicht vor Gott verdient“, sagt er, „und vieles, was darin gefordert wird, macht man sowieso jeden Tag.“ Dann bleibt noch, dass man mit den Eltern und den Führern zusammenarbeitet, um den Fortschritt in diesen Bereichen festzuhalten. „Der gewöhnliche Alltag eines Mitglieds der Kirche entspricht vielen Anforderungen in dem Programm Pflicht vor Gott – man muss es nur machen.“ Mit anderen Worten: Wenn ein junger Mann die Versammlungen der Kirche besucht, regelmäßig betet, in den heiligen Schriften liest und seine Aufgaben im Priestertum erfüllt, ist er bereits auf dem richtigen Weg.
Die höchste Auszeichnung: der Springbock
Nur etwa ein, zwei Prozent aller Scouts in Südafrika erhalten die höchste Scout-Auszeichnung. Und wiederum nur ein, zwei Prozent derer, die den Springbock erhalten, erfüllen mehr als eine der drei möglichen Anforderungen. Rocco erfüllte alle drei Anforderungen und wurde damit erst der dritte Scout in Südafrika, der diese Meisterleistung vollbrachte.
In Südafrika gibt es im Scoutprogramm zunächst die Pfadfinder, dann die Abenteurer, die Erste Klasse und schließlich die Entdecker. Das Entdecker-Abzeichen hat drei Kategorien: Land, Luft und See. Normalerweise wählt der Scout eine dieser Kategorien aus und arbeitet in diesem Bereich auf die letzte Auszeichnung, den Springbock, hin. Rocco befasste sich mit allen drei Bereichen.
Neben den anderen Abzeichen und Aufgaben gibt es beim Entdecker für jede Kategorie bestimmte Pflichtabzeichen: Der Landentdecker erarbeitet die Abzeichen Waldbewohner und Kartografie. Der Luftentdecker erarbeitet die Abzeichen Luftnavigator und Fluglotse. Der Seeentdecker schließlich erarbeitet die Abzeichen Steuermann und Bootsmann für das Segeln und das Rudern.
Rocco erzählt, dass man für jedes Abzeichen meist zwei Wochenenden mit entsprechenden Kursen braucht. Es gibt weiße Abzeichen für die theoretische Ausbildung. Und es gibt die grünen Abzeichen für die praktische Anwendung. Um beispielsweise das Abzeichen Waldbewohner zu erhalten, lernt man zunächst die Theorie: wie man in der Wildnis überlebt, sich anhand der Sterne orientiert und ohne Streichhölzer ein Feuer anzündet. Dann folgt die praktische Anwendung. Man wird für 48 Stunden allein im Busch ausgesetzt.
Rocco ist also schon seit vielen Jahren eifrig mit dem Scoutprogramm beschäftigt. Beispielsweise war er im letzten Jahr von Februar bis Dezember an vielen Wochenenden unterwegs. „Ich habe ständig Kurse für die Abzeichen besucht“, sagt er. Außerdem war Rocco in den letzten fünf Jahren Truppführer. Das bedeutet, dass er die ganzen Trupplager organisiert hat. Er musste den Essensplan aufstellen, einkaufen, Treffen koordinieren und Einwilligungserklärungen tippen, und er hatte die Aufsicht über die Zeltlager.
Eine wertvolle Eigenschaft, die Rocco sich dabei angeeignet hat, ist Ausdauer. „Mindestens die Hälfte der Abzeichen habe ich nicht gleich nach dem ersten Kurs geschafft“, erzählt er. „Innerhalb von sechs Monaten kann man die Prüfung wiederholen oder sich von einem Erwachsenen prüfen lassen, der das Abzeichen hat.“ Um das Abzeichen für Erste Hilfe zu erhalten, muss man beispielsweise einen Verband anlegen können. „Ich fiel durch, weil bei meinem Verband ein Teil des Knotens sichtbar war“, erzählt Rocco. „Also musste ich das Bandagieren wiederholen, um die zweite Auszeichnung in Erster Hilfe zu erhalten.“
Zusätzlich zu den Abzeichen muss ein Scout auch bestimmte Projekte ausführen, um den Springbock zu erwerben. Dazu gehört auch ein Bauprojekt. Rocco entschied sich, eine Brücke zu bauen. Zuerst musste er ein maßstabsgetreues Modell entwerfen und bauen. Dann musste Rocco gemeinsam mit sechs anderen Scouts die Brücke in Originalgröße bauen, sechs Meter hoch und neun Meter lang. Es dauerte fast neun Stunden, die Brücke zu bauen und dann wieder zu zerlegen.
Dann ist da noch der Dienst im Gemeinwesen, der sowohl im Scoutprogramm als auch im Programm Pflicht vor Gott einen bedeutenden Teil ausmacht. Um den Springbock zu verdienen, besuchte Rocco über vierzig ältere Menschen zu Hause, um bei verschiedenen Arbeiten und Reparaturen zu helfen. „Die einzige größere Aktion, die ich für beide Programme verwenden konnte, war das 40-Stunden-Dienstprojekt“, sagt Rocco.
Von all den Anforderungen, die Rocco erfüllt hat, um seine Auszeichnungen zu erhalten, nennt er vor allem eine, die für sein persönliches Wachstum am wertvollsten war: „Das Buch Mormon zu lesen“, antwortet Rocco ohne zu zögern. „Das war die größte und lohnendste Anfor-derung.“
Er wird Missionar
„Ich hatte das Buch Mormon schon einmal gelesen, etwa vor einem Jahr, aber damals las ich es nur, damit ich es gemacht hatte“, erklärt Rocco. „Als ich es nun wieder las, wollte ich wirklich etwas lernen und ein Zeugnis davon erhalten.“ Er ging ganz anders vor, als er das Buch Mormon zum zweiten Mal ganz las. „Wenn ich jetzt lese, bete ich vorher und bitte den himmlischen Vater, dass ich beim Lesen seinen Geist bei mir habe.“
Rocco hat sein nächstes großes Projekt bereits in Angriff genommen: Er bereitet sich auf eine Vollzeitmission vor und bemüht sich mehr darum, Zeugnis zu geben. Seine Erfahrungen im Scoutprogramm und im Programm Pflicht vor Gott haben ihm geholfen, sich weiterzuentwickeln und sich auf eine Mission vorzubereiten. „Wenn ich das Evangelium verkünden will, muss ich wissen, was im Buch Mormon steht, und ich muss wissen, dass es wahr ist“, sagt er. „Nachdem ich das Buch Mormon das zweite Mal gelesen hatte, erhielt ich ein Zeugnis davon.“
Selbst wenn es das Programm Pflicht vor Gott nicht gäbe, hätte Rocco die meisten Anforderungen erfüllt, sagt er, ganz einfach, weil er sich auf eine Vollzeitmission vorbereiten wollte. In die Kirche zu gehen, in den heiligen Schriften zu lesen, täglich zu beten und anderen zu helfen, das ist einfach Teil von Roccos Wesen, ein Teil dessen, was ein Heiliger der Letzten Tage sein sollte.
Inzwischen hat Elder du Plessis seine Missionsberufung erhalten. Das Zeugnis, das er erlangt hat, ist für seine Mission viel nützlicher als die Brücke, die er als Bauprojekt für den Springbock aus Seilen und Brettern gebaut hat. Aber manche der Fertigkeiten, die er als Waldbewohner gelernt hat, könnten sich noch als nützlich erweisen, wenn er als Missionar in Simbabwe, Sambia und Malawi arbeitet.