2008
Nach 75 Jahren immer mehr Vorratshäuser des Bischofs in aller Welt
Januar 2008


Nach 75 Jahren immer mehr Vorratshäuser des Bischofs in aller Welt

Mit 16 Jahren brachte Glen L. Rudd für seinen Vater etwa 350 bis 400 kg Hähnchenfleisch zum Vorratshaus des Bischofs im Pfahl Pioneer in der Innenstadt von Salt Lake City.

Er sah zu, als die schwere Ladung auf die Laderampe des ihm bekannten Gebäudes gehievt wurde. Er hatte einiges darüber gehört, was darin vorging, aber er hatte es noch nie selbst gesehen. Er kannte die Lebensumstände vieler Familien in seinem Pfahl; die Väter der meisten seiner Freunde waren wegen der Weltwirtschaftskrise arbeitslos.

Aber an jenem Tag sah er, was wirklich vorging. „Ich wusste, dass wir den Bedürftigen helfen, den Menschen in Not“, erinnert sich Elder Rudd, ein ehemaliges Mitglied der Siebziger. 25 Jahre lang hatte er den Welfare Square geleitet, der aus diesem ersten Vorratshaus hervorgegangen ist.

Als junger Mann hatte er erfahren, dass die Kirche Hilfe bot. Die Weltwirtschaftskrise hatte ihren Höhepunkt erreicht, und fast 70 Prozent der Männer in seinem Pfahl hatten keine Arbeit. Zum Vorratshaus gehörten ein Kohle- und Holzlager, eine Möbeltischlerei, eine Konservenfabrik, ein Nähsaal und Lebensmittel – die meisten davon wurden von Leuten wie seinem Vater gespendet, der eine Geflügelfleischfabrik besaß.

Am 19. August 2007 jährte sich die Eröffnung dieses Vorratshauses, des ersten der Kirche, zum 75. Mal. Heute betreibt die Kirche 108 Vorratshäuser in den Vereinigten Staaten und Kanada und weitere 29 in Lateinamerika. Es gibt Vorratshäuser in Argentinien, Brasilien, Chile, der Dominikanischen Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela.

Außerdem betreibt die Kirche weltweit 285 Arbeitsvermittlungsstellen, 44 Deseret-Industries-Supermärkte für Hilfsbedürftige und 100 Vorratszentren. Gemäß der Statistik des Wohlfahrtsdienstes für das Jahr 2006 wurden von Mitgliedern der Kirche unentgeltlich 623 153 Tage Arbeit in den Wohlfahrtseinrichtungen erbracht, und 239 410 Menschen in aller Welt wurden Bildungsmaßnahmen und Arbeitsplätze vermittelt.

„Ich bin tausende Male hier vorbeigekommen“, meint Elder Rudd im Gespräch über das erste Vorratshaus der Kirche und seine Bedeutung. „Der Ort erweckt in mir nach wie vor starke Emotionen. Hier fing alles an.“

Das Vorratshaus wurde Anfang 1932 in Betrieb genommen, als der damalige Pfahlpräsident Harold B. Lee (1899–1973; später der elfte Präsident der Kirche) und seine Ratgeber sich mit den Bischöfen im Pfahl Pioneer berieten. „Nach einer ausführlichen Besprechung wurde beschlossen, dass etwas unternommen werden müsse, und zwar schnell“, so Elder Rudd. „Es wurde der Entschluss gefasst, ein Vorratshaus zu errichten und herauszufinden, wie man es füllt.“

Den Führern des Pfahles wurde ein Gebäude an der Pierpont Avenue zur kostenlosen Nutzung überlassen, und Freiwillige richteten das Gebäude her. Die Mitglieder des Pfahles Pioneer fasteten am Tag der offiziellen Eröffnung und brachten ihre Spenden in das Vorratshaus.

„Das Interessante war: Kaum war das Vorratshaus fertig, waren auch genug Lebensmittel und andere Spenden vorhanden, um es zu füllen“, schreibt Elder Rudd in einem Bericht über das Vorratshaus. „Außerdem herrschte im Pfahl ein Geist, der nie zuvor da gewesen war, nämlich reine, brüderliche Liebe.“

Das Vorratshaus, das die gleiche Funktion hatte wie die früheren Zehntenbüros, wurde nach den gleichen Grundsätzen betrieben wie die heutigen Vorratshäuser der Kirche. „Von jedem wurde erwartet, dass er arbeitete. Das war das Ziel der Kirche: Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, so Elder Rudd.

Elder Rudd zufolge konnten viele Farmer in den 30er Jahren aufgrund der niedrigen Preise für Agrarprodukte keine Helfer einstellen. Die meisten ernteten so viel, wie sie konnten, und den Rest ließen sie verderben. Die Leiter des Vorratshauses, darunter Präsident Lees Ratgeber Paul C. Child und der Geschäftsführer, Bischof Jesse M. Drury, beauftragten Fred J. Heath und andere Arbeitslose, Kontakt zu den Farmern aufzunehmen. Daraufhin wurden viele Männer auf Farmen entlang der Wasatch-Berge und bis nach Idaho gesandt, um bei der Ernte zu helfen, von der sie dann einen Anteil erhielten.

Lastwagen kamen zum Vorratshaus, beladen mit Obst und anderen Gütern. Das meiste Obst wurde zu Konserven verarbeitet, erinnert sich Elder Rudd.

Er sagt, einmal seien so viele Konserven und Zwiebeln, von denen reichlich gespendet worden war, im Obergeschoss des Vorratshauses gelagert worden, dass die Decke sich durchbog. Sie musste abgestützt werden, damit sie nicht einbrach. Die Zwiebeln tauschte man gegen andere benötigte Güter ein. Das Vorratshaus half jedem, nie sei jemand fortgeschickt worden.

Bald fragte der Pfahl Salt Lake nach, ob er sich dem Vorratshaus des Pfahles Pioneer anschließen könne, und vier Jahre später wurde das Vorratshaus in einem größeren Gebäude untergebracht. In den Pfählen Murray und Liberty wurden weitere Vorratshäuser eingerichtet. Außerdem wurden in allen sechs Pfählen, die es im Salzseetal gab, Arbeitsvermittlungen eingerichtet.

„Das Vorratshaus des Pfahles Pioneer wurde zum Muster für alle weiteren Vorratshäuser“, sagt Elder Rudd, „auch für die großen Vorratshäuser, die 1938 und 1939 vom Hauptwohlfahrtskomitee gebaut wurden, und zwar auf dem Areal, das heute Welfare Square heißt.“

Nach einem Artikel der Church News vom 25. August 2007.