PV-Lieder brachten mir Segen
Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Berufung als Musikbeauftragte mir helfen würde. Jetzt fällt mir nichts ein, wobei sie mir nicht geholfen hätte.
Sie hat nur noch 24 Stunden zu leben, und auch wenn sie überlebt, wird sie von den Augen abwärts gelähmt sein, ohne Aussicht auf Besserung.“ Das war die düstere Prognose, die die Ärzte meiner Familie im März 2004 mitteilten. Mit nur dreißig Jahren hatte ich einen Schlaganfall erlitten, in dessen Folge ich weder sprechen noch mich bewegen konnte. Doch in diesen dunklen, einsamen Stunden gaben mir Erfahrungen aus meiner vorherigen Berufung als PV-Musikbeauftragte neue Hoffnung.
Ich habe die Musik immer geliebt, und die Worte der Kirchenlieder haben mich gestärkt. Doch vor meinem Schlaganfall, als ich zur PV-Musikbeauftragten der Gemeinde berufen wurde, war ich sehr besorgt. Was sollte ich tun, um dem Leben der Kinder eine neue Richtung zu geben? In meiner musikpädagogischen Ausbildung hatte ich gelernt, mir für meinen Unterricht Ziele zu setzen, und so beschloss ich, den Kindern zu helfen, beim Singen den Geist zu verspüren. Wenn wir Lieder sangen wie „Mein früheres Leben im Himmel“1, war ich erstaunt, wie stark der Heilige Geist im Raum zu spüren war, und ich wunderte mich über die tiefgehenden, wohlüberlegten Fragen, die die Kinder zum Text stellten.
Eine meiner liebsten Lehrmethoden war es, die Gebärdensprache zu verwenden. Ich machte die Erfahrung, dass die Kinder die Lieder besser verstanden, wenn wir darüber sprachen, wie die Gebärden den Text bildlich darstellen. Es machte mir Freude, wenn die Kinder das Lied „Ich möchte so sein wie Jesus“2 sangen und dazu die Gebärden machten. Im Herzen verspür-te ich die Wahrheit der Botschaft und erkannte, dass mir der Geist, dem die Kinder sich öffneten, zugutekam. Ich spürte, wie mein Zeugnis wuchs, und ich fühlte mich vom Herrn gesegnet.
Die Segnungen aufgrund meiner Berufung als PV-Musikbeauftragte waren aber nicht nur auf die Primarvereinigung begrenzt. Ich muss- te für meine Berufung üben und die Musik zuhause spielen, um am Sonntag gut vorbereitet zu sein. Dadurch wuchs bei meinen Kindern die Freude an den PV-Liedern. Die Worte dieser Lieder schafften eine friedliche, ruhige Atmosphäre, sie trösteten unsere Kinder, wenn ihnen etwas weh tat, und wiegten sie jeden Abend in den Schlaf. Sie wollten im Auto immer die CDs vom Liederbuch für Kinder3 hören, auch wenn die Fahrt nur kurz war, und daher lernten sie die Lieder bald auswendig.
Doch erst nach meinem Schlaganfall wurde mir bewusst, welch weitreichenden Einfluss diese Musik auf mein Leben hatte. All die Erlebnisse, die ich beim Singen der PV-Lieder gehabt hatte, halfen mir jetzt, meine Bedrängnisse durchzustehen. In meinen dunkelsten Stunden betete ich und sang in Gedanken das „Gebet eines Kindes“4. Wenn ich wie das Kind in der ersten Strophe ausrief: „Himmlischer Vater, bist du wirklich da?“, dann antwortete er voller Barmherzigkeit und gab mir das sichere Gefühl, dass ich nicht allein war und dass er nahe bei mir war, wie es in der zweiten Strophe des Liedes heißt. Welche Kraft und welche Beruhigung!
Während meiner Genesung kamen mein Mann und meine Kinder zu mir, wir hielten in meinem Krankenzimmer den Familienabend ab, und sie sangen oft: „Liebe umgibt mich hier“5. Das war das letzte Lied, das ich den PV-Kindern beigebracht hatte, und es war wunderbar zu hören, wie meine Kinder es sangen, wusste ich doch, dass ich diese Saat ausgesät hatte. Als sie sangen, fühlte ich mich wie die Mutter in dem Lied, die kniet und betet (wie sehr wünschte ich, dass ich knien könnte!). Ihre Bitten zum himmlischen Vater waren wie meine eigenen. Auch ich war dankbar für die Macht des Priestertums in meiner Familie. Zwar konnte ich mit meiner Familie nicht über diese Gefühle sprechen, aber die PV-Lieder übernahmen das für mich.
Es ist jetzt fast vier Jahre her, seit ich diesen Schlaganfall erlitten habe, und ich habe weit mehr Fähigkeiten wiedererlangt, als die Ärzte erwartet hatten. Ich kann meinen rechten Arm ein wenig bewegen, so kann ich auf meinem Computer tippen und einen elektrischen Rollstuhl bedienen. Ich verständige mich mit einer abgeänderten Form der Gebärdensprache, die ich ursprünglich für meine PV-Berufung gelernt hatte. So kann ich noch immer mit meinen Kindern PV-Lieder „singen“ und meine Gefühle für meine Familie und meine Freunde ausdrücken.
Vor meinem Schlaganfall hatte ich geplant, bei der Taufe meiner Kinder zu singen. Im August 2005 ließ sich mein ältester Sohn, Zach, taufen. Ich konnte mit meiner rechten Hand „Bei meiner Taufe“6 klimpern, mein Mann stützte mich währenddessen auf der Klavierbank. Es war ein schönes Gefühl, meine innersten Gefühle zur Taufe durch Musik auszudrücken, und zwar so, dass es auch Zach verstehen konnte.
Als ich in meiner Berufung als PV-Musikbeauftragte noch neu war, dachte ich nicht, dass sie mir einmal helfen würde. Aber offensichtlich hat sie das! Durch die PV-Lieder habe ich ein besseres Verständnis der Evangeliumsgrundsätze gewonnen und ein stärkeres Zeugnis. Sie gaben mir die Fähigkeit, mit meiner Familie zu kommunizieren, und die Kraft, nicht aufzugeben. Der Text und die Melodie der PV-Lieder mögen schlicht sein, aber jedes dieser Lieder hat eine klare Botschaft und Kraft.
Vielleicht verstehen wir nicht immer, warum uns der Herr eine bestimmte Aufgabe gibt. Trotzdem müssen wir dem Herrn vertrauen und in ihn und seine Eingebungen unsere Zuversicht setzen. Ich bin so dankbar, dass ich vor meinem Schlaganfall PV-Musikbeauftragte war! Ich kann die Lieder zwar nicht mehr singen, aber durch sie kann ich anderen noch immer verdeutlichen, was mir das Evangelium bedeutet. Jedes Mal, wenn ich meine Kinder die PV-Lieder singen höre, weiß ich, dass ihr Zeugnis gestärkt wird und dass sie meine Liebe zum Herrn und zu seinem Evangelium teilen.