Dienst in der Kirche
Zum Dienst berufen und eingesetzt
Eine formelle Berufung in der Kirche ist erst dann abgeschlossen, wenn wir von jemandem mit der richtigen Priestertumsvollmacht eingesetzt worden sind.
In einer Vision, die dem Propheten Joseph Smith und Sidney Rigdon am 16. Februar 1832 in Hiram/Ohio gegeben wurde, finden wir diese tröstlichen, aufbauenden Worte:
„Ich, der Herr, bin barmherzig und gnädig zu denen, die mich fürchten1, und es freut mich, die zu ehren, die mir in Rechtschaffenheit und in Wahrheit bis ans Ende dienen.
Groß wird ihr Lohn sein und ewig wird ihre Herrlichkeit sein.“ (LuB 76:5,6.)
In meinen Jahren als Mitglied der Kirche ist meine Dankbarkeit dafür, was es bedeutet, von Gott berufen zu sein, immer größer geworden. Ich bin dankbar für die verheißenen Segnungen, die damit verbunden sind, dass man der Aufforderung des Herrn, ihm zu dienen, nachkommt.
Wenn Führer der Kirche beten, um den Willen des Herrn zu erfahren, ehe sie eine Berufung aussprechen, spüren sie eine Gewissheit, die bestätigt, wie sie vorgehen sollen. Es ist notwendig und auch sehr befriedigend, durch das Gebet ein persönliches Zeugnis zu empfangen, dass wir von Gott berufen worden sind. Durch seine Diener fordert uns der Herr auf, uns an seinem Werk zu beteiligen, damit wir ihn besser kennenlernen und unsere Liebe zu ihm inniger wird (siehe Mosia 5:13).
Wenn wir eine Berufung erhalten, kommt es vor, dass wir uns unzulänglich fühlen, ähnlich wie Henoch, als er vom Herrn beauftragt wurde, das Volk zu führen und zu lehren (siehe Mose 6:31). Die Worte „mein Geist ruht auf dir, darum werde ich alle deine Worte rechtfertigen“ (Mose 6:34) müssen Henoch Zuversicht geschenkt haben. Er bekam eine Vorstellung davon, wie der Herr ihn befähigen würde, seinen heiligen Auftrag zu erfüllen. In den heiligen Schriften wird außerdem berichtet, dass Henoch mit Gott wandelte und ein großer Führer wurde (siehe Mose 6:39). Wir alle können für unseren Dienst in der Kirche des Herrn aus Henochs Erfahrung etwas Wertvolles lernen.
Das Prinzip, dass jemand, der berufen wird, auch eingesetzt wird, kommt in dieser Weisung des Herrn an Mose zum Ausdruck: „Leg [Josua] deine Hand auf! … Gib ihm einen Teil deiner Würde ab.“ (Numeri 27:18,20.)
Auf diese von Gott vorgegebene Weise können wir uns über unsere Schwächen, Einschränkungen, ja, selbst innere Widerstände erheben. Bedenken Sie, was Nephi und Lehi, die Söhne Helamans, erlebt haben: „Der Heilige Geist Gottes kam vom Himmel herab und drang ihnen ins Herz, und sie wurden wie mit Feuer erfüllt, und sie konnten wunderbare Worte aussprechen.“ (Helaman 5:45; siehe auch Vers 17-19.)
Durch den Geist lehren
In einer Offenbarung an Joseph Smith stellte der Herr eine Frage: „Darum stelle ich, der Herr, euch diese Frage: Wozu seid ihr ordiniert worden?“2 (LuB 50:13.) Der Herr antwortet: „Dass ihr mein Evangelium durch den Geist predigt, nämlich den Tröster, der ausgesandt wurde, um die Wahrheit zu lehren.“ (LuB 50:14.)
Offensichtlich gibt es Einschränkungen, was die Art und Weise angeht, wie wir heilige Wahrheit lehren sollen:
„Denkt daran: Das, was von oben kommt, ist heilig und muss mit Sorgfalt und unter dem Drängen des Geistes gesprochen werden.“ (LuB 63:64.)
„Wer von mir ordiniert und ausgesandt ist, das Wort der Wahrheit durch den Tröster zu predigen, im Geist der Wahrheit, predigt er es durch den Geist der Wahrheit oder auf eine andere Weise?
Und wenn es auf eine andere Weise geschieht, ist es nicht von Gott.“ (LuB 50:17,18.)
Wenn wir zu einem Amt als Führer oder Lehrer in der Kirche berufen werden, dann haben wir den Auftrag, das Wort Gottes durch den Geist Gottes zu lehren, nicht „Menschenlehren vermischt mit ein paar Schriftstellen“.3 Wie Henoch, Nephi und Lehi können auch wir durch die Eingebungen des Heiligen Geistes Hilfe vom Himmel erhalten.
Wir mögen daraus schließen, dass es genügt, etwas über eine Lehre oder einen Grundsatz gehört oder gelesen zu haben. Das würde jedoch bedeuten, dass man eines nicht erkannt hat: Ein tieferes Verständnis der Grundsätze erlangt man durch persönliche Offenbarung (siehe Ijob 32:8). Denken Sie über diese inspirierte Aussage von Hyrum Smith, dem Bruder des Propheten, nach: „Verkünden Sie die ersten Grundsätze des Evangeliums – verkünden Sie sie immer wieder. Dann werden Sie feststellen, dass Ihnen Tag für Tag neue Gedanken und weiteres Licht in Bezug darauf offenbart werden. Sie können Ihr Verständnis von diesen Grundsätzen erweitern, bis Sie sie voll und ganz erfassen.“4
Wir folgen dem Beispiel des Erretters
Unser größtes Vorbild in allem ist der Herr Jesus Christus, über den geschrieben wurde:
„Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre;
denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“ (Matthäus 7:28,29.)
Alma, der große Prophet im Buch Mormon, ging ebenso vor: „Und nun, da das Predigen des Wortes sehr dazu führte, dass das Volk das tat, was gerecht war – ja, es hatte eine mächtigere Wirkung auf den Sinn des Volkes gehabt als das Schwert oder sonst etwas, was ihnen zugestoßen war –, darum dachte Alma, es sei ratsam, dass sie die Kraft des Gotteswortes erprobten.“ (Alma 31:5.)
Wenn uns die heilige Aufgabe, das Evangelium zu lehren, anvertraut wurde, dann wollen wir dem Beispiel Jesu folgen und mit ihm verkünden: „Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.“ (Johannes 7:16.)