Schalt den Fernseher aus!
Jonathan H. Westover, Utah
Am Samstagabend nach Thanksgiving war ich allein in meiner Wohnung, die außerhalb des Campus lag. Da ich nicht viel zu tun hatte, schaltete ich den Fernseher von einem Kanal zum nächsten, bis ich einen Film fand, der gerade begonnen hatte.
Schon nach wenigen Minuten war mir klar, dass es sich um keinen guten Film handelte. Einen Moment lang dachte ich: „Was macht das schon? Niemand ist hier. Wenn der Film in Fernsehen kommt, müssen ja die schlimmsten Stellen herausgeschnitten sein.“
Doch der Heilige Geist gab mir ein, ich solle den Fernseher ausschalten. Also beschloss ich, ein Buch zu lesen.
Etwa eine halbe Stunde später klopfte jemand an meine Tür. Es war ein Mitglied meines Ältestenkollegiums. Er sagte mir, eine junge Frau, bei der er Heimlehrer sei, sei krank und brauche einen Segen. Dreißig Minuten lang habe er versucht, jemanden zu erreichen, der ihn begleiten könne, doch vergeblich. Deshalb sei er jetzt hier. Ich willigte ein, ihn zu begleiten, und zog rasch meine Sonntagskleidung an.
Unterwegs fragte ich, was der jungen Frau fehlte. Er wusste aber nur, dass ihre Mitbewohnerin angerufen und ihn dringend gebeten hatte, sofort zu kommen.
Als wir ankamen, sahen wir, dass es der jungen Frau offensichtlich nicht gut ging. Sie hatte hohes Fieber und sah blass aus. Ihre Mitbewohnerin sagte, es ginge ihr schon seit einigen Stunden so schlecht. Sie sei ganz schwach, habe Bauchschmerzen und könne nichts essen.
Ich hatte angenommen, ich würde die Salbung vornehmen, aber der Bruder aus meinem Ältestenkollegium bat mich, den Segen zu spenden. Ich fühlte mich unzulänglich und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte keine Zeit gehabt, mich geistig darauf einzustimmen, einen Segen zu geben, aber ich betete im Stillen, dass Gott mich leiten und mir die richtigen Worte eingeben würde.
Nach der Salbung nannte ich die junge Frau beim Namen und gab ihr einen Segen. Ich sprach Verheißungen aus, dass sie wieder gesund werden würde, und Worte des Trostes, die nicht von mir kamen. Dann beendete ich den Segen. Als wir die Augen öffneten, sah ich auf dem Gesicht der jungen Frau ein strahlendes Lächeln. Sie dankte uns für den Segen. Sie wurde bald wieder gesund und konnte ihr Studium fortsetzen und das Semester zu Ende bringen.
Wenn ich an dieses Erlebnis zurückdenke, spüre ich große Dankbarkeit dafür, dass ich das Priestertum tragen darf. Das Ganze dauerte etwa nur zehn Minuten, und die junge Frau denkt sicher schon gar nicht mehr daran. Aber ich habe diese Erfahrung nicht vergessen.
Ich bin dankbar für die Eingebungen des Geistes, die mich veranlassten, der Versuchung zu widerstehen und geistig bereit zu bleiben. Außerdem bin ich dankbar, dass der Heilige Geist den Bruder aus meinem Ältestenkollegium zu mir geführt hatte.
Vor allem aber bin ich meinem gütigen, barmherzigen Vater im Himmel dankbar, der mir trotz meiner Unzulänglichkeit Kraft gab, mir die Worte des Segens eingab und diese Worte, die er mich hatte sprechen lassen, dann in Erfüllung gehen ließ. Ich weiß: Wenn wir würdig bleiben, führt der Heilige Geist uns auf unserem Weg, damit wir bereit sind, unseren Mitmenschen zu dienen.