2010
Eine Einladung zu einer Tragödie
Juni 2010


Eine Einladung zu einer Tragödie

Cesar A. Minutti, Brasilien

Kurz nachdem ich meinen freiwilligen Dienst in der brasilianischen Armee begonnen hatte, wurde ich zum Unteroffizier ernannt und hatte ein Dutzend Männer unter meinem Kommando. Leider schienen meine zwölf jungen Kameraden überhaupt keine Wertvorstellungen zu haben. Ich musste feststellen, dass sie mit Drogen und Diebstahl zu tun gehabt und sexuelle und andere schwerwiegende Sünden begangen hatten.

Doch ich ließ mich von ihrer Einstellung nicht beeinflussen, sondern nutzte jede Gelegenheit, ihnen vom Evangelium zu erzählen. Beispielsweise sprach ich in den Pausen oder bei der gemeinsamen Gewehrreinigung mit ihnen über das Evangelium. Ich dachte, sie würden sich über meine Grundsätze lustig machen und mich verspotten, aber sie hörten mir zu und behandelten mich zunehmend mit Achtung. Doch trotz meiner Versuche, ihnen die Lehren des Evangeliums nahezubringen, änderten sie weder ihre Einstellung noch ihr Verhalten.

Schließlich neigte sich unsere Armeezeit dem Ende zu, und am letzten Tag luden mich die Männer ein, mit ihnen auf einer kleinen Ranch zu feiern. „Sie müssen zu unserer Party kommen“, drängte mich einer von ihnen. „Sie wollen uns doch sicher nicht beleidigen, indem Sie wegbleiben?“

Ich wollte die Einladung schon annehmen, um sie nicht zu beleidigen. Doch ich musste daran denken, dass ihre Art zu feiern ganz sicher nicht den Maßstäben der Kirche entsprechen würde. Ich erinnerte mich daran, dass ich im Seminar gelernt hatte, ich solle nicht an Orte gehen, wo der Heilige Geist nicht sein konnte. Obwohl ich sie damit vor den Kopf stieß, sagte ich ihnen, dass ich nicht zur Party kommen würde. Ich verabschiedete mich und machte mich auf die Heimreise.

Monate später traf ich einen der Soldaten wieder. Was er mir erzählte, machte mich sehr dankbar, dass ich nicht an der Abschiedsfeier teilgenommen hatte, auf der viel getrunken worden war. Unter Alkoholeinfluss hatten die Männer begonnen, sich gegenseitig mit Alkohol zu überschütten. Dann warf einer zum Spaß ein Streichholz auf seinen Kameraden, der daraufhin so schlimme Verbrennungen erlitt, dass er ein paar Tage später starb. Infolgedessen waren alle, die an der Party teilgenommen hatten, wegen Totschlags angeklagt wurden.

Wäre ich auf der Party gewesen, wäre ich ebenfalls angeklagt worden, auch wenn ich selbst keinen Alkohol getrunken hätte. Dieser Vorfall hätte mich mein Leben lang verfolgt und meine Zukunft beeinträchtigt. Ich trauerte um den jungen Mann, der gestorben war, aber war dankbar, dass ich die Eingebungen des Geistes und den Rat der Führer der Kirche beachtet hatte.