Wir sprechen von Christus
Bringen wir Christus zu uns nach Hause
Als ich vor einigen Jahren hörte, wie eine Junge Dame in unserer Gemeinde das Zeugnis der Apostel – „Der lebendige Christus“1 – aufsagte, beschloss ich, es ebenfalls auswendig zu lernen. Ich nahm eine verkleinerte Kopie des Schriftstücks mit, wenn ich frühmorgens Joggen ging. Da ich allein war und kaum abgelenkt wurde, war dies für mich ein idealer Moment, um nachzudenken. Nachdem ich das einige Monate praktiziert hatte, war ich körperlich fit – und ich hatte mein Ziel erreicht, den Text auswendig zu lernen.
So angenehm es auch war, das Ziel erreicht zu haben – langfristig profitierte ich noch mehr. Ich stellte fest, dass ich mehr über Jesus Christus, sein Leben und seine Mission nachdachte und den Wunsch hatte, ihm noch ähnlicher zu sein. Ich hatte mit meinem Mann und unseren Kindern mehr Geduld und behandelte sie liebevoller. In allem, was ich tat, fand ich größeren Frieden und größeres Glück. Und ich empfand größere Freude daran, mich um meine Mitmenschen zu kümmern und sie zu lieben. Dann wollte ich auch – so wie Lehi, der von der Frucht des Baums des Lebens aß –, dass meine Familie von dem kostete, was ich hatte (siehe 1 Nephi 8:12).
Ich begann darüber nachzudenken, wie ich unseren Kindern das Zeugnis „Der lebendige Christus“ näherbringen konnte. Mir war klar, dass sie noch klein waren (unser Ältester war elf) und dieser wertvolle Text ziemlich lang war. Dennoch hatte ich diesen Wunsch, und nachdem ich gebetet und oft darüber nachgedacht hatte, zeigte mir der Geist, wie ich meine Familie lehren konnte.
Schon seit langem sammelte ich Bilder, die ich aus den Zeitschriften der Kirche ausgeschnitten hatte. Ich öffnete die Schachtel, in der ich sie aufbewahrte, und suchte mir Bilder aus, die zu den verschiedenen Aussagen im Zeugnis „Der lebendige Christus“ zu passen schienen. Beispielsweise fand ich für die Aussage „Er war der große Jahwe des Alten Testaments“ ein Bild von Christus, das ihn als Jehova zeigt, wie er zu Mose spricht. Für den nächsten Satz, „Auf Weisung seines Vaters“, fand ich ein Bild, das den Vater im Himmel und Jesus Christus zusammen zeigt. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich viele Bilder ausgesucht und sie den entsprechenden Aussagen aus dem Zeugnis „Der lebendige Christus“ zugeordnet.
Der Dezember erschien mir als der ideale Zeitpunkt, dass meine Familie anfing, sich mit dem Zeugnis „Der lebendige Christus“ zu beschäftigen. Unsere Kinder waren ganz begeistert und wollten unbedingt mitmachen. Die Bilder, an denen wir gerade arbeiteten, hängten wir in der Küche auf. Ich bemerkte, dass die Kinder im Vorbeigehen die zu den Bildern gehörenden Sätze aus dem Zeugnis aufsagten. Wenn jeder die zu den Bildern an der Wand gehörenden Passagen auswendig gelernt hatte, hängten wir sie ab und nahmen uns die nächsten Bilder vor.
Bei jedem Bild sprachen wir über das Evangelium und das Leben Jesu Christi. Bei unseren Familienabenden gab es jede Menge Geschichten und Lektionen über den Erretter. Mein Mann erläuterte uns einige der im Zeugnis „Der lebendige Christus“ enthaltenen Grundgedanken, was uns neue Erkenntnisse brachte.
Unsere Familiengebete nahmen an Bedeutung zu, weil die Kinder mehr an Jesus dachten, in dessen Namen sie ja beteten. Der Geist erfüllte unser Zuhause. Wir fühlten uns wie Nephi, als er schrieb: „Und wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen von Christus.“ (2 Nephi 25:26.) Bei uns daheim gab es mehr Frieden.
Es wurden Segnungen auf eine Weise ausgeschüttet, wie ich es mir zuvor nie hätte vorstellen können. Ich hatte zum Beispiel versucht, einige der Begriffe für unseren Jüngsten, den vierjährigen Joseph, zu vereinfachen. Er bestand jedoch darauf, das gesamte Zeugnis Wort für Wort auswendig zu lernen. Als wir eines Tages in der Kirche waren, zeigte sich das auf besonders eindrucksvolle Weise. Auf der Vorderseite des Programms für die Abendmahlsversammlung war ein Bild, das wir auch für das Auswendiglernen verwendet hatten und das den Erretter in Getsemani zeigte. Joseph zeigte auf das Bild und sagte: „Guck mal, Mami. ‚Er gab sein Leben hin, um für die Sünden aller Menschen zu sühnen‘.“
Ein andermal war es mit den Kindern schwierig in der Kirche, weil sie unruhiger als sonst waren, vor allem während des Abendmahls. Am darauffolgenden Montagabend sprachen wir beim Familienabend dann über das Abendmahl. Wir besprachen den Zweck und wie wir uns benehmen sollen, wenn das Abendmahl ausgeteilt wird. Ich fragte die Kinder, woran sie beim Abendmahl gedacht hatten. Unsere zehnjährige Tochter Sharanne erzählte, sie habe an das Leben Jesu Christi und die Worte aus dem Zeugnis „Der lebendige Christus“ gedacht. Dem war nichts mehr hinzuzufügen.
Ein andermal wollte Joseph abends nicht zu Bett gehen. Er sträubte sich und war gereizt. Da bat ich ihn, mir etwas aus dem Zeugnis „Der lebendige Christus“ aufzusagen. Als er begann, konnte ich spüren, wie der Geist in den Raum trat. Joseph beruhigte sich und war wieder ganz normal und glücklich. Als er sich einige Zeit später abends beim Zubettgehen wieder sträubte, probierte ich es erneut. Diesmal fiel seine Reaktion ganz anders aus: „Nein! Ich will nicht glücklich sein!“ Unser Jüngster hatte gelernt, was es bewirken kann, an Jesus Christus zu denken. Ja, der Heiland ist für uns alle realer geworden.
Am darauffolgenden Osterfest hatte jeder in unserer Familie das Zeugnis „Der lebendige Christus“ auswendig gelernt. Es dauerte vier Monate und war das schönste Erlebnis, das wir je hatten. Obwohl das Projekt vorüber ist, weiß ich, dass das Gelernte bei jedem Familienmitglied verbleiben und sich auf das weitere Leben jedes Einzelnen auswirken kann.
Ich weiß, dass es den Vater im Himmel und Jesus Christus wirklich gibt. Ich bin dankbar dafür, dass ich ihr Wirken besser verstehen und ihre Liebe inniger verspüren kann. Ich danke Gott für das unvergleichliche Geschenk, das er uns mit seinem göttlichen Sohn gemacht hat, und für das schöne Erlebnis, von ihm zu lernen und zu versuchen, ihm ähnlicher zu werden.