Die humanitäre Hilfe der Kirche: Jünger Christi in Aktion
In den vier Evangelien finden wir unzählige Berichte davon, wie der Erretter Kranke, Blinde und Lahme heilt. In den Schriften steht auch an vielen Stellen, dass der Herr uns auffordert, ihm nachzufolgen, sein Werk zu tun und so zu werden, wie er ist. Dazu müssen auch wir Mitgefühl entwickeln und uns bemühen, anderen zu helfen und sie zu heilen, ihre Last leichter zu machen und Schmerz und Leid zu lindern.
Derartige Bemühungen sind die treibende Kraft hinter der humanitären Hilfe, die die Kirche in aller Welt leistet – und die in großem Maße durch die freiwilligen Spenden der Mitglieder möglich wird, die denselben Wunsch hegen.
In den vergangenen Jahren kamen die humanitären Hilfsaktionen der Kirche Millionen Menschen in über 100 Ländern zugute: Abgelegene Dörfer erhielten eine Trinkwasserversorgung, Gehbehinderte bekamen Hilfsgeräte für mehr Bewegungsfreiheit, Blindheit wurde behandelt oder vorgebeugt, kranke Neugeborene konnten gerettet werden, Impfkampagnen wurden durchgeführt und sowohl Ernteerträge als auch Ernährung konnten verbessert werden.
Trinkwasserversorgung
Wasser zum Trinken, zum Kochen, zur Körperpflege und zur Bewässerung ist in vielen Ländern der Welt sehr rar. Oftmals können nur ein paar Liter auf einmal aus Flüssen, Teichen oder Brunnen mit niedrigem Wasserpegel geschöpft werden. Diese sind dann oft mit Parasiten oder Krankheitserregern verseucht. Die Beschaffung von Wasser nimmt Zeit in Anspruch. Viele Erwachsene werden dadurch von produktiveren Arbeiten abgehalten, mit denen sie für den Unterhalt ihrer Familie sorgen könnten.
Die Helfer bei den Trinkwasserprojekten der Kirche sorgen nicht nur für sichere Wasserleitungen, sondern bauen auch sanitäre Einrichtungen und bringen den Leuten grundlegende Regeln der Hygiene bei. Je nach den örtlichen Gegebenheiten kann das Wasser aus einem Wasserloch stammen, das in einen Grundwasserträger gebohrt wurde, aus einem von Hand gegrabenen Brunnen, der ausgegossen und abgedeckt wurde, oder aus Quellwasser, das aufgefangen und ins Dorf weitergeleitet wurde.
Örtliche Bauunternehmen führen die Projekte aus. Diejenigen, zu denen das Wasser dann gelangen wird, verrichten ihre Arbeit unentgeltlich. Wasserkomitees vor Ort betreiben die Anlagen, die so konstruiert sind, dass sie noch von späteren Generationen genutzt werden können. Matt Heaps, der für die Trinkwasserinitiative zuständig ist, sagt: „Eigentlich geht es bei den Projekten mehr um die Menschen als um das Wasser. Alles ist darauf ausgerichtet, dem Einzelnen und dem Dorf zur Selbstversorgung zu verhelfen.“
Seit 2002 konnte mit 235 Projekten in 54 Ländern über fünf Millionen Menschen die Versorgung mit Trinkwasser ermöglicht werden.
Beweglichkeit – ein Geschenk
Wenn jemand, der sich nicht ohne Hilfe frei bewegen kann, einen Rollstuhl, eine Gehhilfe oder eine Beinprothese erhält, dann ist es so, als verleihe man ihm Flügel. Ausbildung, Arbeit, Besuch der Versammlungen, Kontakt zu anderen und Dienst am Nächsten – das alles ist nun plötzlich möglich.
Leider sind in vielen Ländern selbst die einfachsten Gehhilfen entweder gar nicht erhältlich oder unerschwinglich. Durch die Bereitstellung dieser Geräte sorgt LDS Charities dafür, dass körperliche Grenzen, aufgrund derer viele Menschen ihr Potenzial nicht ausschöpfen können, überwunden werden. Man arbeitet mit Einrichtungen vor Ort zusammen und kauft nach Möglichkeit bei regionalen Herstellern ein. So wird durch die Rollstuhlaktion sichergestellt, dass jeder Empfänger das Gerät erhält, was am besten auf ihn abgestimmt ist. Es wird auch gewährleistet, dass jeder, der einen Rollstuhl erhält, sich einer Nachbehandlung unterziehen kann, und dass Ersatzteile und Fachleute zur Wartung der Rollstühle zur Verfügung stehen. In den vergangenen neun Jahren erlangten dank dieses Programms über 300.000 Menschen mehr Bewegungsfreiheit.
Augenbehandlung
In der heutigen Zeit lassen sich einige Ursachen für Erblindung durch medizinische Verfahren behandeln, beheben oder lindern. Durch das Programm der Kirche zur Schulung in der Augenbehandlung sollen das Sehvermögen verbessert und Augenkrankheiten verhindert werden. Dazu werden medizinische Hilfsmittel bereitgestellt, und es erfolgen Schulungen durch Spezialisten, die für kurze Zeit vor Ort sind. Diese Fachkräfte stellen den Ärzten dort Geräte und Zubehör zur Verfügung und schulen sie, damit diese die Patienten weiterhin versorgen können, nachdem die Spezialisten wieder abgereist sind. In der Mongolei beispielsweise kann medizinisches Personal, das im Rahmen dieses Programms geschult wurde, nun kostenlos Vorsorgeuntersuchungen zur diabetisbedingten Netzhautablösung durchführen.
Wiederbelebung von Neugeborenen
Der erste Schrei eines Kindes ist für seine Mutter wie Musik. An viel zu vielen Orten vernimmt man oftmals anstelle eines Schreis und der freudig klingenden Krankenschwester oder Hebamme jedoch nur Stille – und zwar, weil die Atemwege des Kindes blockiert sind. Das ist deshalb so tragisch, weil Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen mit einem preisgünstigen Nasenschleimsauger und bewährten Beatmungstechniken oftmals ein Neugeborenes retten könnten, das andernfalls sterben würde.
Im Rahmen des Schulungsprogramms für die Wiederbelebung von Neugeborenen werden Fachkräfte für kurze Zeit eingeladen, Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen vor Ort in diesen Techniken auszubilden. Das Programm sieht vor, dass jeder, der an einer solchen Schulung teilgenommen hat, wiederum andere Geburtshelfer in seiner Gegend schult.
Dadurch, dass jeder das weitergibt, was er selbst gelernt hat, können sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden und das lebensrettende Wissen und die dazugehörigen Geräte weitergegeben werden. Die Arbeit der Mediziner wird besser, die Geburtshelfer müssen nicht mehr hilflos zusehen, wie ein Neugeborenes um Luft ringt, und alle Familien profitieren davon. Liz Howell, Gesundheitskoordinatorin bei LDS Charities, sagt: „Es ist ein Programm, das das Leben verändert und Leben rettet.“
Gesundheit und Kraft
Krankheiten, die in entwickelten Ländern für Kinder keine Bedrohung mehr darstellen, sorgen in anderen Ländern nach wie vor für große Not. Masern sind laut der Weltgesundheitsorganisation einer der Hauptgründe, warum Kleinkinder sterben.1
Hunger und Unterernährung sind ebenfalls weit verbreitet, beeinträchtigen die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und erhöhen deren Anfälligkeit für Krankheiten wie Masern erheblich. Laut der Welternährungsorganisation „kosten Unterernährung und Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen jedes Jahr über fünf Millionen Kinder das Leben“.2
2003 schloss sich die Kirche der internationalen Arbeitsgruppe für die Masern-Initiative an. Neben finanziellen Zuschüssen hat die Kirche auch einen bedeutenden Beitrag geleistet, dass ehrenamtliche Helfer aus der Kirche Impfkampagnen auf die Beine stellen, dafür werben und sie durchführen. Seit 2003 haben schätzungsweise 56.000 Mitglieder der Kirche über 600.000 Arbeitsstunden in 32 Ländern geleistet. Seit 2001 wurden im Zuge der Masern-Initiative 600 Millionen Kinder und Jugendliche geimpft. Die Todesfälle durch Masern sind von 750.000 im Jahr 2000 auf 197.000 im Jahr 2007 gesunken.3
Zu den humanitären Bemühungen der Kirche hat schon immer gehört, dass die Hungrigen gespeist werden. Nun befasst sich jedoch auch eine Initiative für Ernährung mit chronischem Hunger und Unterernährung. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt werden Schulungen durchgeführt, wie man Gemüse anbaut und Kleintiere züchtet, damit die Eiweißversorgung gesichert ist. Viele der vermittelten Techniken basieren auf jahrelangen Forschungen des Benson-Instituts, das seit 2007 zu LDS Charities gehört.
Der Leiter der Initiative, Wade Sperry, meint, dass sich auch die seelische und geistige Gesundheit verbessere, wenn es dem Körper besser gehe.
Jesus Christus nachfolgen
Ein Nachfolger Christi verspürt instinktiv den Wunsch, anderen zu helfen, wenn er das Leid und die Not sieht, die in der Welt herrschen. Die humanitären Programme sind eine strukturierte und wirkungsvolle Art, wie Mitglieder der Kirche ihrem Wunsch nachkommen können, dieser Ermahnung des Erlösers zu folgen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Dies ist mein Evangelium; und ihr wisst, was ihr in meiner Kirche tun müsst; denn die Werke, die ihr mich habt tun sehen, die sollt ihr auch tun; denn das, was ihr mich habt tun sehen, ja, das sollt ihr tun.“ (3 Nephi 27:21.)