2015
Der Rat eines Propheten und die Segnungen des Tempels
Januar 2015


Der Rat eines Propheten und die Segnungen des Tempels

Ich bezeuge: Wenn wir um Führung beten, den lebenden Propheten folgen und dem Tempel einen hohen Stellenwert einräumen, dann führt und segnet uns der Vater im Himmel.

Exterior of the Salt Lake Temple.

Als junger Mann nahm ich an einer Konferenz teil, auf der Elder Spencer W. Kimball (1895–1985), damals Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, anlässlich eines Japanbesuchs sprach. Ich erinnere mich noch gut an seinen Rat: „Junge Menschen sollen auf Mission gehen, und sie sollen im Tempel heiraten.“

Ich verspürte damals den Heiligen Geist und fasste den Entschluss, eine Mission zu erfüllen und im Tempel zu heiraten. Zu der Zeit gab es allerdings in Japan noch keinen Tempel.

Ich war 19 Jahre alt und studierte im zweiten Jahr an der Universität. Meine Eltern, die nicht der Kirche angehörten, lehnten meinen Wunsch, auf Mission zu gehen, strikt ab. Tag für Tag betete ich darum, dass sie mir ihre Erlaubnis und ihren Segen geben mögen. Sechs Monate später erhörte der Herr mein Gebet.

„Wir stecken gerade in finanziellen Schwierigkeiten und können dein Studium und deinen Lebensunterhalt nicht mehr bezahlen“, erklärten mir meine Eltern. „Von jetzt an bist du auf dich allein gestellt. Wir haben auch nichts dagegen, dass du auf Mission gehst!“

Nun hatte ich den Segen meiner Eltern. Also verließ ich die Uni, erfüllte eine Baumission für die Kirche und suchte dann nach Arbeit, um Geld für eine reguläre Mission zu verdienen. Mit der Hilfe des Herrn fand ich drei Jobs! Ein Jahr lang trug ich jeden Tag außer sonntags von 3 bis 7 Uhr Zeitungen aus, arbeitete von 9 bis 16 Uhr bei einer Gebäudereinigungsfirma und von 17 bis 19:30 Uhr als Koch. Dann zog ich mich um und widmete mich am Abend meinen Aufgaben als Distriktsmissionar.

Mit 22 wurde ich in die Mission Fernost Nord berufen. Durch den Missionsdienst erfuhr ich die größte Freude, die ich je empfunden hatte. Ich hatte viele Gelegenheiten, Gottes Liebe zu spüren, und empfing viele Segnungen. Auch meine Familie wurde während meiner Mission gesegnet: Meine Eltern konnten ihre finanziellen Probleme lösen.

Ich folgte dem Propheten

Nach meiner Mission gab mir der Heilige Geist ein, dass ich auch den zweiten Teil des Rates, den Präsident Kimball gegeben hatte, befolgen und die Eheschließung im Tempel nicht hinauszögern solle. Ein Jahr zuvor hatten einige Mitglieder in Japan damit begonnen, eine Reise zum Salt-Lake-Tempel zu planen. Es waren noch drei Monate bis zur Abreise. Deshalb betete und fastete ich, der Herr möge mich zu einer würdigen jungen Frau führen, die ich im Tempel heiraten könne.

Kurz darauf nahm ich in meiner Heimatstadt Matsumoto an einer Veranstaltung der Kirche teil. Dabei traf ich Shiroko Momose wieder, die zu der Zeit, als ich mich der Kirche anschloss, die gleiche Schule besucht hatte wie ich. Der Geist bestätigte mir sofort, dass sie diejenige war, die für mich vorgesehen war.

Schon nach einigen Verabredungen machte ich Shiroko einen Heiratsantrag. Sie machte mich glücklich, denn sie nahm meinen Antrag an. Aber wie überrascht war ich erst, als sie mir gleich darauf erklärte:

„Ich freue mich sehr, dass ich jetzt weiß, dass dein Gott auch mein Gott ist. Als die Reise zum Salt-Lake-Tempel angekündigt wurde, sehnte ich mich danach, auch hinzugehen. Ich betete immer wieder darum, der Herr möge mir helfen, jemanden zu finden, den ich im Tempel heiraten kann. Etwa vor einem Jahr hat mir der Geist, während ich betete, kundgetan, dass ich auf dich warten solle und dass du mir einen Antrag machen werdest, wenn du von deiner Mission zurückkommst.“

Das war für uns beide ein beeindruckendes geistiges Erlebnis, das uns in unserem Entschluss bestärkte, im Salt-Lake-Tempel zu heiraten. Wir hatten fast kein Geld für die Reise, aber davon ließen wir uns nicht entmutigen. Inzwischen wussten wir, dass uns der Herr – wenn wir auf ihn vertrauen und seine Gebote halten – hilft, so manches zu vollbringen, was wir sonst nicht schaffen könnten.

Wir wandten uns im Gebet an den Vater im Himmel und unternahmen jede Anstrengung, um das nötige Geld aufzubringen. Unsere Anstrengungen und ein Zuschuss von einer Freundin von Shiroko machten es möglich, dass wir gemeinsam mit den anderen japanischen Mitgliedern die Reise zum Salt-Lake-Tempel antraten.

Die Freude, die uns erfüllte, als wir dort im Tempel als Paar für die Ewigkeit gesiegelt wurden, lässt sich nicht beschreiben. Dieses Erlebnis werden wir nie vergessen. Unsere Freude wurde noch dadurch vermehrt, dass wir fünf Generationen unserer Vorfahren erforscht und ihre Namen für die Tempelarbeit vorbereitet hatten. Während wir in Salt Lake City waren, ließen wir die heiligen Handlungen für unsere Vorfahren stellvertretend an uns vollziehen. Dadurch fühlten wir uns ihnen sehr nahe. Wir spürten, dass sie infolge unserer Bemühungen voller Freude waren.

Wir waren jungverheiratet und hatten kaum Geld, aber der Tempelbesuch war uns sehr wichtig, und später besuchten wir den Laie-Tempel in Hawaii, sooft uns das finanziell möglich war.

Gesegnet durch den Tempel

„Wir brauchen den Tempel mehr als alles andere“, sagte der Prophet Joseph Smith.1

In Gottes Erlösungsplan ist der Tempel für unser ewiges Glück unerlässlich, da darin heilige Handlungen und errettende Verordnungen vollzogen werden. Im Bible Dictionary steht, dass der Tempel die allerheiligste Stätte der Anbetung auf Erden und „ein Ort [sei], wohin der Herr kommen könne“2.

Wenn wir unsere Tempelbündnisse treu halten und „mit demütigem Herzen, in Reinheit, Ehrfurcht und Redlichkeit“3 zum Tempel kommen, spüren wir den Heiligen Geist und empfangen mehr Licht und Erkenntnis. Wenn wir dann den Tempel wieder verlassen, sind wir mit Macht vom Herrn ausgerüstet, sein Name ruht auf uns, seine Herrlichkeit ist rings um uns und seine Engel wachen über uns (siehe LuB 109:13,22).

Als wir nach unserer Eheschließung nach Japan zurückkehrten, erfüllten sich die Verheißungen des Herrn bei meiner Suche nach einer Vollzeitstelle.

Der Herr erfüllt seine Verheißungen

Als unser erstes Kind auf die Welt kam, arbeitete ich nur Teilzeit. Wir waren überglücklich, aber ich wusste, dass ich meine wachsende Familie ohne eine Vollzeitstelle nicht ernähren konnte. Wir beteten inniglich um Gottes Hilfe.

Vor meiner Mission war es mein Wunsch gewesen, im Außenhandel zu arbeiten. Bei einer Handelsfirma wurde man aber gewöhnlich nur mit einem Universitätsabschluss und bestimmten Qualifikationen eingestellt. Ich hatte aber mein Studium nicht abgeschlossen und mir fehlten die entsprechenden Qualifikationen. Aber wenn wir beteten, spürten wir, dass der Herr uns segnen und mir eine Stelle bereiten werde.

Ich beschloss also, trotz der fehlenden Ausbildung bei einer Reihe von Handelsfirmen die Einstellungstests abzulegen. Die ersten zwei Firmen wiesen mich ab, aber als ich mich bei der dritten Firma bewarb, erlebte ich etwas Außergewöhnliches.

Es gab damals nur wenige japanische Mitglieder der Kirche, und viele Menschen waren sehr gegen die Kirche voreingenommen. Als drei Mitarbeiter der dritten Handelsfirma das Bewerbungsgespräch mit mir führten, sahen sie sich meinen Lebenslauf an und stellten fest, dass ich Heiliger der Letzten Tage bin. Daraufhin stellten sie mir Fragen über die Kirche und erwarteten ausführliche Antworten. Da meine Mission ja noch nicht allzu lange zurücklag, fiel es mir nicht schwer, über die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi zu sprechen.

Es müssen mindestens vierzig Minuten gewesen sein, in denen ich über das Evangelium redete und vom Leben Jesu Christi, vom Abfall vom Glauben, von Joseph Smiths erster Vision, vom Buch Mormon, von der Wiederherstellung der wahren Kirche Jesu Christi und von den Lehren der Kirche Zeugnis gab.

Nicht einer meiner Interviewpartner unterbrach mich. Ein paar Tage später bot mir die Handelsfirma eine Stelle mit einem erstaunlich hohen Gehalt an. Als ich später meinen Chef fragte, warum man mich eingestellt hatte, erwiderte er: „Während des Bewerbungsgesprächs kam ich zu der Überzeugung, dass Sie gewissenhaft, ehrlich und loyal sind und diese Eigenschaften auch in unserer Firma an den Tag legen werden.“

Ich bezeuge, dass der Herr seine Verheißungen wahr werden lässt. Während meines Bewerbungsgesprächs spürte ich, dass die Macht und der Geist des Herrn bei mir waren, wie es ja denen verheißen ist, die den Tempel besuchen und ihre Tempelbündnisse treu halten. Auch bei meiner Arbeit für die Firma spürte ich den Geist bei mir, und ich konnte dort wertvolle Beiträge leisten.

Ein Tempel in Japan

Daytime photograph of the Tokyo Japan Temple.

Präsident Kimball kündigte 1975 bei einer Regionskonferenz in Tokio den Bau des Tokio-Tempels an. Die japanischen Mitglieder waren so begeistert, dass sie spontan applaudierten, um ihrer Freude und Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.

Der Tokio-Tempel wurde 1980 fertiggestellt. Während der Tage der offenen Tür und während der Weihungssessionen wurden die Mitglieder mit wundervollen geistigen Erlebnissen und großer Freude gesegnet. Diese Erlebnisse setzten sich nach der Weihung fort, als die Mitglieder die heiligen Handlungen empfingen und ihren verstorbenen Vorfahren als Stellvertreter dienten.

Heute, fast 45 Jahre nachdem Shiroko und ich geheiratet haben, hat meine Entscheidung, dem Rat des Propheten zu folgen, weiterhin segensreichen Einfluss auf uns und unsere Kinder. Wir haben auf die Weise des Herrn eine wunderbare Familie aufgebaut – gegründet auf das Evangelium Jesu Christi, wozu auch die Tempelbündnisse gehören.

Ich bezeuge: Wenn wir um Führung beten, den lebenden Propheten folgen und dem Tempel einen hohen Stellenwert einräumen, dann führt und segnet uns der Vater im Himmel.

Anmerkungen

  1. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 463

  2. Bible Dictionary, „Temple“

  3. Spencer W. Kimball, aus dem Weihungsgebet für den Tokio-Tempel, in 2013 Church Almanac, Seite 297