Frauen am Rednerpult
Körbe und Gläser
Gott hat uns viele Gaben, große Vielfalt und viele Unterschiede gegeben, doch am wichtigsten ist, was wir voneinander wissen, nämlich dass wir alle seine Kinder sind.
Als Mitglieder der Kirche stehen wir allesamt vor der Herausforderung, voneinander zu lernen, damit wir alle einander lieben und gemeinsam Fortschritt machen.
Die Lehren des Evangeliums sind unentbehrlich. Sie sind unverzichtbar, doch wie sie verpackt werden, ist nicht fest vorgegeben. Ich möchte anhand eines einfachen Beispiels den Unterschied zwischen den Lehren der Kirche und ihrer kulturellen Verpackung herausstellen. Hier ist ein Glas mit Pfirsichen aus Utah, eingekocht von einer Hausfrau in Utah, damit ihre Familie in der kalten Jahreszeit zu essen hat. Hausfrauen in Hawaii hingegen kochen kein Obst ein. Sie pflücken genug Früchte für ein paar Tage und lagern sie für ihre Familie in Körben wie diesem hier. In diesem Korb sind Mangos, Bananen, eine Ananas und eine Papaya. Gepflückt wurden sie von einer polynesischen Hausfrau, damit ihre Familie in einem Klima, wo das ganze Jahr über Früchte reifen, zu essen hat.
Der Korb und das Glas sind unterschiedliche Behälter, aber der Inhalt ist derselbe, nämlich Früchte für eine Familie. Ist nun das Glas richtig und der Korb falsch? Nein, beide sind richtig. Die Behälter sind der Kultur und den Bedürfnissen der Menschen angepasst. Und sie eignen sich beide für ihren Inhalt – die Früchte.
Was sind denn nun die Früchte? Paulus hat gesagt: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Galater 5:22,23.) Als Schwestern in der Frauenhilfsvereinigung, als Brüder in den Priestertumskollegien und wenn wir andächtig zusammenkommen, um vom Abendmahl zu nehmen, vereint uns die Frucht des Geistes in Liebe, Freude und Frieden – sei es in der Frauenhilfsvereinigung in Taipeh oder Tonga, im Priestertumskollegium in Montana oder Mexiko oder bei der Abendmahlsversammlung in Fidschi oder in den Philippinen.
Als ich in die Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung berufen wurde, sagte Präsident Gordon B. Hinckley zu mir: „Sie bringen eine besondere Eigenschaft in diese Präsidentschaft mit. Man wird Sie als Repräsentantin derer ansehen, die außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas leben. An Ihnen werden sie sehen, dass auch sie mit der Kirche eins sind.“ Er gab mir einen Segen, dass meine Zunge gelöst werden würde, wenn ich zu den Menschen spreche.4
Wenn ich dann in anderen Ländern Ansprachen hielt, konnte ich spüren, wie der Geist ihnen meine Worte ins Herz trug, und ich konnte spüren, wie „die Frucht des Geistes“ mir im Gegenzug ihre Liebe, ihre Freude und ihren Glauben zutrug. Ich konnte spüren, wie wir im Geist eins wurden.
Brüder und Schwestern, ob Ihre Früchte nun Pfirsiche oder Papayas sind und ob Sie sie nun in Gläsern oder Körben mitbringen, wir danken Ihnen für Ihr liebevolles Opfer. Vater im Himmel, mögen wir eins sein und mögen wir dein sein.5 Das erbitte ich im heiligen Namen unseres Erretters, Jesus Christus. Amen.