Glück ist mehr als eine Stimmung
Es heißt, dass Freude zu haben der Zweck unseres Daseins ist (siehe 2 Nephi 2:25). Warum scheint es dann manchmal so schwer, glücklich zu sein? Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht verstehen, was Glück eigentlich ist – und was es nicht ist.
Was ist Glück?
Im Grunde ist Glück ein vorübergehendes Hoch unseres seelischen Befindens, das unseren gewohnten Gemütszustand übersteigt.1 Mit anderen Worten: Es bedeutet, dass man sich gut fühlt.
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Stimmungshoch auszulösen – mit einem Freund scherzen, ein lustiges Spiel spielen oder auch ein Stück Torte essen –, aber das hält nie lange an. Oft springen wir von einem Vergnügen zum nächsten, um dieses Stimmungshoch wieder zu erreichen. Gibt denn nicht auch Glück, das von Dauer ist?
Das gibt es, aber es ist oft viel unterschwelliger, als man meint, deshalb bleibt es oft unbemerkt. Die Welt will uns weismachen, dass das Leben voller Abenteuer sein muss, um lebenswert zu sein, dass Tag um Tag einer nie endenden, aufregenden Vergnügungsreise ohne jegliche Hindernisse gleichen sollte. In Wirklichkeit müssen wir nicht ständig etwas Aufregendes erleben, um „nach der Weise der Glückseligkeit“ zu leben (2 Nephi 5:27). Dauerhaftes Glück – das wir auch als wahres Glück bezeichnen könnten – ist eher ein stilles, anhaltendes Gefühl des Wohlbefindens als ein offensichtliches Gefühl der Euphorie. Spaß und Vergnügen verblassen, aber wahres Glück ist keine vergängliche Stimmung; es dauert viel länger an. Vergnügen mag unsere Stimmung über unseren gewohnten Gemütszustand hinaus anheben; wahres Glück hingegen hebt unseren gewohnten Gemütszustand selbst an.2
Man könnte meinen, beständiges Glück setze beständigen Wohlstand und Freiheit von Schmerz oder Bedrängnissen voraus. Forschungen zufolge garantieren günstige Umstände jedoch kein Glück, und ungünstige machen es nicht unmöglich. Nein, unter allen Faktoren, die sich auf unser Glück auswirken, haben unsere Entscheidungen mit den größten Einfluss.3 Elder Ulisses Soares von der Präsidentschaft der Siebziger hat gesagt: „Glück wird durch Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Gedankenmuster bestimmt, die wir durch bewusste Handlungen steuern können.“ Glück ist mehr als nur eine gute Stimmung oder ein sorgenfreies Leben – es ist eine Denk- und Lebensweise, die wir beeinflussen können. Genetik und unsere Erziehung können unsere allgemeinen Gemütslagen zwar sicherlich beeinflussen, aber unsere persönlichen Entscheidungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle dabei. Kurz gesagt: „Glück ist eine Entscheidung, die jeder treffen kann.“4
Wie kann ich glücklich sein?
Wie genau „entscheiden“ wir uns nun dafür, glücklich zu sein? Was ist das Geheimrezept für unser Glück? Elder Soares zufolge erfordert wahres Glück, dass „man sich über eine lange Zeit hinweg anstrengt, etwas Wichtigeres zu erreichen“. Laut Viktor Frankl, einem bekannten Holocaust-Überlebenden und Psychiater, ist Glück „Nebenwirkung der eigenen Hingabe an eine Sache, die größer ist als man selbst“5.
Und welche Sache könnte größer sein als die, die Gott für uns vorgesehen hat? Bei unserer Suche nach Glück brauchen wir uns nur den Plan des Vaters im Himmel anzuschauen. Schließlich gibt es ja einen Grund dafür, dass er „Plan des Glücklichseins“ (Alma 42:8,16) genannt wird. In unzähligen Schriftstellen wird bezeugt: Wenn wir Gottes Plan folgen, erlangen wir wahres Glück (siehe 2 Nephi 2:13; Helaman 13:38). Ein rechtschaffenes Leben bewahrt uns zwar nicht vor jedem Kummer, aber es legt den Grundstein dafür, dass wir in diesem Leben eher Glück erfahren, und führt zu Erhöhung und ewiger Freude in der künftigen Welt.
Wie der Glaube kann auch unser Glück gestärkt oder geschwächt werden, je nachdem wie wir handeln. Wenn wir unsere Zeit damit verbringen, kurzweiligem Vergnügen nachzujagen, wird unser Glück wie „ein Spiel der Wellen … hin- und hergetrieben“ (Epheser 4:14). Bemühen wir uns jedoch, rechtschaffen zu leben, verspüren wir immer tiefer und öfter, dass Frieden und Wohlbefinden eben darauf gegründet sind und uns jedem Sturm standhalten lassen. Und wenn Sie Glauben eine höhere Priorität einräumen als Spaß, können Sie wahre Freude finden – die Freude, die nur der empfängt, „der wahrhaft reumütig und demütig nach Glückseligkeit trachtet“ (Alma 27:18).