Interview mit dem aus der Adria-Mission Süd zurückgekehrten Missionspräsidenten Louis Weidmann
1. Präsident Weidmann, Sie und Ihre Frau sind seit dem 1. Juli 2017 wieder zurück in der Schweiz. Was ist rückblickend unvergesslich für Sie?
Durch die Arbeit als Missionspräsident habe ich erkannt, was der Herr meint, wenn er sich als Gott der Wunder bezeichnet. Es ist ein Wunder zu sehen, wie sich junge Menschen zwischen 18 und 23 Jahren völlig selbstlos aufopfern, um mit grosser Hingabe den Menschen die Lehre Christi näherzubringen und sie einzuladen, zu Christus zu kommen. Ich sah den Mut und den Glauben der Missionare, Menschen anzusprechen, auch wenn sie oft Tag für Tag schroff abgewiesen wurden. Sie arbeiteten hart bei Regen oder Hitze. Ich sah ihre Begeisterung und Freude, wenn sie jemandem Zeugnis geben konnten und dabei den Geist des Herrn verspüren durften. Ich konnte oft miterleben, dass Jesus wirklich das Licht der Welt ist. Das Buch Mormon hat wahrhaftig die Kraft, uns die Kenntnis zu vermitteln, dass Jesus Christus der Erlöser der Welt, dass Joseph Smith sein Prophet und Offenbarer und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wahr ist.
2. Welches war Ihr schönster Moment als Missionspräsident?
Eigentlich war die ganze Mission der schönste Moment. Sei es, dass wir zusammen mit den Missionaren den Geist sehr stark verspüren durften, wenn wir Schulungen hatten, wenn wir von Wundern in einer Bekehrung hören durften und zusammen beteten oder wenn Zeugnisse von Neugetauften gegeben wurden über ihren Glauben an Christus, über Joseph Smith, das Buch Mormon und unseren heutigen Propheten. Was mich demütig, dankbar sowie freudig stimmte, war das Bewusstsein, dass wir mit einigen der besten seiner Töchter und Söhne dienen durften und dass nichts es je ändern wird, dass ich ihr Missionspräsident sein durfte.
3. Welches war Ihre grösste Herausforderung?
Die fremde Sprache, die ich gerne gelernt und fliessend gesprochen hätte, um den Menschen näherzukommen. Unsere Missionare zu motivieren, die Menschen unermüdlich einzuladen, zu Christus zu kommen, und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn der Erfolg ausblieb. Wir mussten lernen, dass wir niemanden zwingen können, umzukehren und sich taufen zu lassen. Es war nicht einfach, wenn kurz vor dem geplanten Termin Einzelne oder ganze Familien die Taufe absagten. Es war auch schmerzhaft, wenn Mitglieder sich vom Evangelium abwandten, weil sie sich gekränkt fühlten.
4. Was zeichnet die Menschen in Ihrem Missionsgebiet aus?
Ihre herzliche Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Es war schön zu sehen, wie eng ihre Familienbande sind; wie stark ihr Glaube an Gott sich ausdrückte, indem sie offen darüber sprachen. Ihre Fähigkeit, in aussergewöhnlichen Situationen zu improvisieren, bewunderten wir. Dies gilt nicht nur für die Albaner, sondern auch für die Mazedonier.
5. Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Zurück an die Arbeit! Ich hoffe und glaube, dass ich das Erfahrene und Gelernte nie vergessen werde und ich durch mein Verhalten meinem Erlöser immer näher kommen kann. Meine Frau und ich sind dem himmlischen Vater sehr dankbar, dass wir drei Jahre lang über die Adria-Mission Süd präsidieren durften.