2019
Vom Gewichtheben und einem festen Stand
Januar 2019


Vom Gewichtheben und einem festen Stand

Die Verfasserin lebt in Kalifornien.

Eine Schriftstelle kann viel ausmachen – sogar beim Wettkampf im Gewichtheben.

Kuinini in a weightlifting competition

Im ersten Jahr an der Highschool fragte der Trainer der Gewichtheber, ob ich nicht dort mitmachen wolle.

Ich lehnte dankend ab. Das war nun wirklich nicht mein Ding.

Aber er ließ nicht locker – und zwar wochenlang.

Schließlich probierte ich es einmal aus. Er hatte recht: Gewichtheben machte mir tatsächlich Spaß. Anfangs war es etwas gewöhnungsbedürftig, immerhin hatte mein Körper noch nie so etwas gemacht. Aber nach und nach gewöhnte ich mich an das Training. Auch verstand ich mich mit den anderen aus dem Team, und mir gefielen die Wettkämpfe. Mit der Zeit wurde ich richtig gut.

Inzwischen nimmt das Gewichtheben einen großen Teil meines Lebens ein. Ich trainiere jeden Tag mindestens zwei bis drei Stunden: Kniebeugen, Umsetzen und Stoßen, Reißen. (Und keine Angst, falls du nicht weißt, was das sein soll – mir ging es nicht anders!)

Wie vieles erfordert auch das Gewichtheben Zeit und Geduld und ist manchmal schwierig. Zum Glück motiviert mich meine Familie immer, sogar wenn ich herumjammere, wie sehr mir alles wehtut (was ziemlich oft vorkommt). Wenn ich vom Training komme, hat mein Vater stets Kältekompressen und aufmunternde Worte für mich parat. Meine Mutter wiederum opfert sich immer auf, damit ich an den Wettkämpfen teilnehmen kann.

Vor ein paar Jahren nahm ich an einem Wettbewerb in Philadelphia teil. Zwar fand ich es total aufregend, gegen Gewichtheberinnen aus dem gesamten Land antreten zu können, machte mir aber auch Sorgen, weil meine Familie so weit weg war. Meine Mutter wollte mir die Situation leichter machen und versprach, mir jeden Tag SMS mit Schriftstellen und inspirierenden Botschaften zu schicken.

Am Abend vor dem Wettkampf veranstalteten einige Jugendliche eine Party. Eigentlich hatte ich Lust darauf, und meine Zimmergenossin und ich wollten zumindest mal vorbeischauen. Ich merkte aber sofort, dass ich mich auf dieser Art Party nicht wohlfühlen würde. Einige Jugendliche betranken sich, rauchten, redeten derb und tanzten unsittlich. Ich wusste, dass ich dort weg musste, machte mir aber Sorgen, was meine Zimmergenossin oder die anderen Wettkampfteilnehmerinnen denken würden.

Dann jedoch kam mir etwas in den Sinn:

„Steht an heiligen Stätten.“

Der Satz stammte aus meiner Lieblingsschriftstelle in Lehre und Bündnisse 87:8, die mir meine Mutter genau an diesem Morgen geschickt hatte: „Darum steht an heiligen Stätten und wankt nicht, bis der Tag des Herrn kommt; denn siehe, er kommt schnell, spricht der Herr. Amen.“

Ich weiß nicht, warum mir meine Mutter diese Schriftstelle an diesem Tag schickte, aber ich hatte sie schon immer gemocht. Ich hatte sie mit acht Jahren auswendig gelernt, und sie erinnerte mich immer wieder daran, mutig und gehorsam zu sein und für das einzustehen, woran ich glaube.

„Steht an heiligen Stätten.“

„Ich bleib hier nicht länger“, sagte ich zu meiner Zimmergenossin. Ich berichtete ihr von der Schriftstelle, die mir meine Mutter am Morgen geschickt hatte. „Das hier ist keine Stätte, an der ich stehen sollte.“

Meine Zimmergenossin erklärte, dass auch sie gar nicht dort sein wollte. Sie fühlte sich ebenfalls unwohl, wollte aber nicht alleine gehen und als Flasche abgestempelt werden. Sie dankte mir, dass ich etwas gesagt hatte, und wir verließen die Party.

Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass die Partyteilnehmer kurz nach unserem Aufbruch erwischt und vom Wettbewerb ausgeschlossen worden waren, weil sie getrunken und Drogen konsumiert hatten.

Wenn mir nicht eingegeben worden wäre, an die Schriftstelle von meiner Mutter zu denken, wäre vielleicht auch ich vom Wettbewerb ausgeschlossen worden. Ich holte den ersten Platz und bin zutiefst dankbar, dass ich dabei sein durfte. (Ich danke meiner Mutter ungefähr jeden Tag für ihre SMS.)

Der Sieg in einem Wettkampf beim Gewichtheben ist natürlich offensichtlich ein sehr schneller Segen dafür, die Gebote befolgt zu haben. Aber in Lehre und Bündnisse 87:8 heißt es ja nicht: „Steht an heiligen Stätten, damit ihr beim Gewichtheben gewinnen könnt.“ Und in Johannes 14:15 heißt es auch nicht: „Wenn ihr schnelle Segnungen haben wollt, haltet meine Gebote.“ Der Herr segnet uns, weil er uns liebt. Darum versuchen wir, heilig und gehorsam zu sein, weil wir auf den Herrn vertrauen und ihn lieben.